Oedenburger Zeitung, 1882. Dezember (Jahrgang 15, nr. 277-299)

1882-12-03 / nr. 279

.-ountag, 3 Dezember 1882, XV. SUOBRORB mine 10, Masain. Sedenburger Zeitung. (V­ormals „Bedenburger Machrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Den Fortschritt zur Ehe? — Betrachten auf Wehr” — Der Wahrheit eine Gaffe.” Az. 279. " Alle für das Blatt "Bestmmte ehe mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Das Blatt sei täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig g fr­übe­r 5 fl., Bierteljährig Mona Für Auswärts: Senjeit .. fl., atjägeig 7 fl., Biertel= Administension, Verlag und Inseratenaufnahme: Buhiinkerei &, Homm­alter & So, Grabenrunde 121, KE> Einzelne Nummern Rotten 5 srenzer. —un Aalen vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­u­e 10, U. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrich Scalet, olfzeile 5 R. Babahı Seilerstätte 2, MM. Dates, ı., Ries ginge 18, eft: Jaulus &. Dorotheagafse 11, Leop. Yang, Öfeaniae 3,1. 2 Goldberger, Servitenplag 3) Infersions-Gebühren:­s­en ar die eins, 10 fr. für die zweis, 15 Tr. für die drei», für die vierspaltige und 25 Tr. für die durchlaufende " Bet­tzeile erclusive der­en von 30 Tr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt­ des” Des Sonntages wegen erscheint die nächste Nummer unseres Blattes Dienstag, den 5. Dezember, SE Montegrinische Kampfluf. Budapest, den 1. Dezember. Die Montenegriner sind wieder einmal kampf­­lustig geworden. Die h­ungrigen Flüchtlinge aus Bosnien und der Herzegowina haben den Brod­­fa der ohnehin armen Bevölkerung der Schwar­­zen Berge noch leichter gemacht und man denkt in Betinje wieder ernstlich an einen W Raubzug auf türkisches Gebiet. Dort werden zur Zeit die schön­­sten Hammelheerden, welche schon lange, zu lange ungefchoren geblieben sind, so daß es nur billig ist, wenn das Heldenwolk Nikita’s seine Zehenten von ihnen nimmt. Kurz, Montenegro rüstet seit einigen Monaten, seine Truppen sind bereits bis zur Grenze vorgeschoben und können jeden Augens­chlid den geplanten Einfall in Albanien unter­­nehmen. Die Avantgarden werden die Flüchtlinge aus den offupirten Provinzen unserer Monarchie bilden. Sie haben nichts zu ossen. Haben aber Toldmesser und Gewehre — nun wohl, so mögen sie sich durch eine tüchtige Kriegsarbeit — es ist die einzige, die sie verstehen — verh­affen, was sie brauchen ! So mag man in­ Getinje argumentiren. Selbstverständlich ruhen die Helden nach einem Vorwande zum Einbruche auf türkisches Gebiet. Einen solchen könnten im äußerten Nothfalle die berrngenden Feindseligkeiten zwischen Albanesen und M­ontenegrinern bieten. Der Haß der beiden Bolid­­stämme gegen­einander ist uralt und nahm seit dem Frühjahre bedenkliche Dimensionen an. Dar­mals wurde nämlich auf dem Markte von Pod»­goriga ein Montenegriner aus dem Stamme der Pideri duch einen Albanesen ermordet und seit­­dem findet zwischen den albanesischen Stämmen der Holti und Grutti, mit welchen der Mörder in verwandtschaftlichen Beziehungen gestanden ist, und den Piberi’S nur no­ ein Verkehr mit dem Dolch­­messer statt. Die Blutrache wird von beiden Geis­ten in leidenschaftlicher Weise geübt, und da sein Theil zuerst ein Ende damit machen will, ist die türkischs montenegrinische Grenze seit Monaten der C Shauplag der gräulichten Blutthaten. Fürst Nir­fita, der gewohnt ist, für Alles die Pforte ver­­antwortlich zu machen, hat bei derselben wiederholt gegen die Albanesen Klage geführt und Abhilfe verlangt. Die Pforte hat mit Hecht geltend ge­­macht, daß sie gegen die liebenswürdigen National­­sitten an der türkisch-montenegrinischen Grenze, wie beispielsweise die Blutrade ist, welche sich seit Jahrhunderten in jenen Gegenden eingelebt hat, machtlos sei, indem sie darauf verwies, daß ja auch Fürst Nikita die unseligen Sitten seiner Un­­terthanen nit anzutasten wage. Die traurigen Folgen solcher Sitten können sebstverständlich seinen casus belli bilden. Aber es gibt eine andere Angelegenheit, welche den Mon­­tenegrinern eventuell den Vorwand zu einem Kriegszuge gegen die Türkei hätte liefern können. Das ist die Grenzberichtigung. Eine Kommission der Mächte sollte schon längst die Ausstellung der Grenze vorgenommen haben. Sie hat auch im vergangenen Jahre einen Theil ihrer Arbeiten vollendet, mußte jedoch bei Einbruch des Winters dieselben einstellen. m Frühjahre vergaß aber die Kommission, sie wieder aufzunehmen. Unger­eihts der drohenden Nützungen Deontenegro’s ver­­fiel die Pforte auf den Gedanken, daß ihr viel­leicht aus der u­nerledigten Grenzfrage Schwierig­­keiten erwahren könnten und sie beeilte sich, am 17. und 25. vorigen Monats zwei Rundschreiben an die Mächte zu richten, im welchen sie dieselben zur Entsendung ihrer Kommissäre in die Brenz­­kommission aufforderte, damit die unterbrochene Ausstellung der montenegrinischen Grenze wieder aufgenom­men werden köünne. Zwar ist es nicht wahrscheinlich, daß die Kommission im Winter 1883 die Arbeiten vornehmen könne, die sie im Winter 1882 wegen des unwirb­ligen Klima’s einstellen mußte. Doch die Mächte würdigten das Motiv, welches die Türkei leitete, und nahmen ihren Aus­trag an. Die Delegirung der Grenzkommissäre wird demnach in den näcsten Tagen erfolgen. Von Seite unserer Monarchie wird wahrscheinlic­her Generalfonsul in Skutari, Herr v. Lippid, designirt werden; die Pforte entsendete Badry Bey in die Kommission. Der einzig existirende Kriegsvorwand, dem die Montenegriner vorbringen könnten, ist damit aus dem Weg geräumt und wir sind neugierig, unter wehen Rechtstitel das „Heldenvolf“ der Schwarzen Berge nunmehr den geplanten Raub­­zug gegen die Türkei ausführen könnte. Daß die Montenegriner eventuell für ihren Friedensbruch mit blutigen Köpfen heimgefchicht werden würden, dafür bürgt die drohende Haltung der Albanesen ebenso wie das­­ Beobachtungskorps, welches die türkische Regierung für alle Fälle bereits an der montenegrinischen Grenze aufgestelt hat. „P. V.* Dom Lage, O In militärischen Streifen verlautet bes­­timmt, es werde Kronprinz Rudolf gegen Mitte Dezember zum Feldpmarschallstieutenant befördert werden. Jeuiffelon. Eine Scene aus dem Leben. Nach dem Französli­hen bearbeitet von einer Deydenburger Dane. 1. (Fortlegung.) Deshalb schellte sie Heute so frühzeitig, und auch, um Gedanken in die Flucht zu f­lagen, welche wie drohende Gespenster sie umscwirrten, und ihr Gemüth beängstigten. Sie fühlte schon im Boraus die Strafe des Verbrechens, das sie erst begehen wollte, in der schmerzhaften Aufregung welche sie niederdrücke. Zwanzig Weal hatte Elise schon beschlossen, bei dem verhängnißvollen Rendez­­vous sich nit einzustellen, allein das Bild des Weibes, welches den Sieg üiber sie davontragend, die Huldigungen eines mit versü­hrerischer Unmuth ausgestatteten Mannes empfängt, verdrängte immer wieder den Fugen, edlen Borsatz. Sie stand­ daher, obgleich abgeschlagen durch Erm­üdung und Schlaf­­losigkeit, früh auf, und übergab ihren, von quälen­­den Gedanken erhigten Kopf der Sorgfalt Agathens. Madame gehen ohne Zweifel ins Bad ? sagte das Kammermädchen mit der Freiheit, welche eine Frau, die nichts zu verbergen hat, leicht zugesteht. Ich werde daher die Haare nur einfach über der Stirne scheiteln, und — Ich coiffire mich selbst, unterbrach sie Elise mit etwas Ungeduld, gib mir nur eine Toilette und Halbstiefel, Ach, da dauert ja das Zu und Auffgnüren so lange! Madame können übrigens nicht zu Fuß gehen, es ist zu kalt. Darf ich Sie begleiten ? Nein, ich muß Madame E. noch abholen — auch werde ich bei ihr frühftücken, und ohne Zwei­­fel erst spät zurückehren. Elisens Wangen färbten sle­iegt purpurroth; bald darauf bedecte sie jedoch eine auffallende Bluffe. Sie thun nicht gut daran, auszugehen, meine liebe gnädige Frau, wagte Agathe slüchtern zu ber­merken; Sie feinen unwol und sind aufgeregt, wie ich noch niemals er bemerkte. Ach legen Sie sich wieder zu Bette: etwas Falmirende Arznei — SH will in’s Bad gehen, verfeite Elise hef­­tig. Ueberhaupt Agathe, warte, bis ich Dich um Rath frage, ehe Du mir werden gibst. Das arme Mädchen antwortete nichts, doch Elise sah durch den Spiegel, wie sie eine Zähre sich abtrocknete. hr Herz seufzte selbst unter einem schmerzhaften Drude ; er bedurfte einer Linderung, und suhte sie in Thränen. Elise jrügte jei den fransen Kopf auf den falten Marmor des Kamins, und weinte bitterli. Agathe wagte nicht, si ihr zu nähern, sondern sie stellte nur ganz Jachte ein Glas Wasser und ein Fläschen mit Krampfstillen­­den Tropfen auf den nebenstehenden Tisch, und blieb dann in einiger Entfernung vor ihrer Herrin stehen. Gutes Mädchen, sagte diese, sie zu sich win­­fend, und ihr dann die Hand reichend, ich habe Dich ohne Grund angefahren. E38 ist das erste Mal seit zwei Jahren, Ma­­dame, und ich sehe wohl, daß Sie leiden — — ich fürchte nur, Sie werden frans; er wäre schredlich besonders jetzt, während der Abwesenheit Syhres Gemials. Warum entfernt er sich so oft, erwiderte Elise mit Bitterkeit. Gewiß bestimmen ihn wichtige Geschäfte dazu , ab­er liebt Sie ja so innig. Elise schüttelte traurig den Kopf. An, daran ist gar nicht zu zweifeln, meine gute gnädige Frau! Erinnern Sie sich nur an seine Sorgfalt und Zärtligkeit, während hier gefähr­­licn schweren Krankheit. Tag und Nacht verließ er nicht ihr Zimmer, jeden Tropfen Arznei reichte er selbst ihnen dar, und nur dann ruhte er ein wenig auf dem­ Divan, wenn ein milder Schlums­mer Sie umfing. Und wie groß war seine Verzweife­lung, als die Aerzte unruhig wurden, und für ihr Leben zu fürchten begannen; allein wie uners­teßlich zeigte sich auch seine Freude, als Sie wie­­der außer Gefahr waren ! Theurer Heinrich­ ! sagte She, den Schleier zurückwerfend; ja er liebte mich ! Ah, Madame, er liebt Sie täglich mehr. Seit Sie frank waren, wacht er über Sie, wie über ein theures Kind. Ihre Wünfe sind für ihn Gefege, ja er möchte sie unausgesprogen fon errathen können. (Sortregung folgt.) E> SHiezu ein halber Bogen Beilage und das „Sllufritze Sonntagsblatt.” EIN

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