Oedenburger Zeitung, 1883. November (Jahrgang 16, nr. 250-274)

1883-11-08 / nr. 255

&: De Er Be: En . 5 F B>: RE 5 —­­ wird ein Mitglied der Negierungspartei den An­­trag einbringen, die Vorlage jegt nicht zu ver­­handeln, weil dieselbe den Anforderungen nicht gel­nüge, zu wenig biete, denn wir brauchen die — obligatorische Zivilehe. Für die Ausarbeitung eines neuen Gelegentwurfes bleibt aber seine Zeit mehr übrig — also bekommt das Land gar sein Zivilehe-Gefäß, was zu erreichen war ! Wie soll so oft, sol also das Bessere als Feind des Guten ins Treffen geführt werden, was ein b­lauer Coup wäre, wenn man ihn nicht gar so leicht durchschaute. Es ist wohl wahr, daß den modernen Anforderungen nur die allgemein ver­­pflichtende, die sogenannte obligatorische Zivilehe entsprechen würde. Aber nicht an der Bevölkerung liegt der Fehler, daß ein ähnliches Gebet nicht schon längst geschaffen wurde. Nun handelt es sich da­­rum, daß wir mwenigstens das Mögliche schleunigst zu Stande bringen. Es ist eine Schande und eine Schmach, daß viele Familien in Ungarn dem größ­­ten Elend ausgefegt sind, weil uns ein Zivilehe­­gefeg mangelt, während es sogar in dem durchaus nicht als liberal bekannten Oesterreich schon seit Jahren besteht und sich bereits als ersprießlich be­­währt hat. Jeder ernste Mensch ist von der Noth­­wendigkeit der Vorlage überzeugt. Wir brauchen nur auf die grausame Anomalie hinzuweisen, daß ungarische Staatsbürger, um eine Bivilehe zu fliegen, ins Ausland wandern müssen. Und wenn sie dann wieder ins Vaterland zurückkommen, ist ihre im Ausland gesclosfene Ehe ungiftig und die Kinder rechtschaffener Eheleute werden im Sinne unserer Gebete als Bastarde erklärt. Dieses Him­­melschreiende Unrecht muß jeden Patrioten, möge er welcher Religion immer angehören, auf’8 Höchste empören, auf’8 Tiefste betrüben. Da thut schleu­­nige Abhilfe noth. Vor Allem aber wollen wir direkte dur die Regierungs- Organe belehrt werden, woran wir sind. EM. .­. Die Politik der Thatkraft und Konsequenz. · die­ss geben, ‚die sich das W­urzellenzen um seinen Preis Opposition zu machen, damit nur ja ihre Macht, die Macht der Privi­­legirten über die Steuerzahler, in ungeschwächter Kraft erhalten bleibe, und sie auch ferner im Stande sind, das ungarische DVBolf derart auszubeuten, daß es demnächst ebenfalls, wie Die Untertanen des serbischen Milan, sich wie Ein Mann erhebe, um die ganze Klique in die Luft zu hauen ? „Politischer Zhat fraft und Kom­sequenz“ hat Herr von Tipa fon zu wieder­­holten Malen das Motto seines Regimes, genannt. est wissen wir Ungarn ganz genau, welchen Genres solche politif ist und wohin sie gravitirt. Borerst führte sie den vertroffenen ungarischen Op­­positionsmann in das Tauffesche Lager, und der nächste Schritt wird ihn in jenes Bismarck’s drin­gen ; in dasselbe Lager, von wo der abgewirtschaf­­tete Serbenkönig vor Kurzem sich das Rezept zu seiner „Bolität der Thatkraft und der Konsequenz“ geholt hat.­­ Erwägt man dieses Fortschreiten auf der Bahn der Opportunität mit nüchternem Verstande, so ergibt sich zur Evidenz, daß der ungarische Pre­­mier mit seinen Sateliten heute bereits ganz ges­nau auf demselbden Punkte angelangt ist, wie vor etlichen Jahren die drüßigen — „Herbstzeitlosen“. Diesen rief man damals fortwährend zu: „hr seid schuld daran, daß wir reaktionär werden, denn hr drängt uns durch Eure unberechtigte, Alles er­ringende Opposition in die Arme der Feudalen, Ultramontanen und Slaven ! — Wir sind in tief­ster Seele überzeugt, daß all die gloriosen Stüßer des „verfloffenen ungarischen Oppositionsmannes“, nämlich die seinerzeit unendlich viel Freiheitsphra­­sen von Stapel gelassen habenden Fall’s und Kon­­sorten, ganz dieselben Entschuldigungsgründe für ihr heutige Treiben in petto haben, wie seinerzeit die drübigen weisen Negierer, als diese, um auf ihren Furuliigen Sigen bleiben zu können, fort und fort mit den privilegirten Kaften und deren flavischen Freunden paftirten, bis erstere spließlich da auf die Erde zu figen kamen. Und al ganz dieselben Gründe erbieten sich für die gegenwärti­­gen Vernewerer der ungarischen Freiheit, wie da­­mals für jene der transleithanischen. Denn so lange Diesen die österreichischen Volksvertreter in allen Dingen zu Willen waren, herrsgte eitel Liebe und Freundschaft; bei der leifesten Opposition brach aber das oberwähnte Gewinfel 108. Und ganz ebenso machen es heute die Falk und Konsorten. Weil das ungarische Volk endlich erwacht ist und sich von dieser Sippe nicht länger will am Nar­­renfeile herumführen, nicht länger aussaugen und ausbeuten lassen, ziehen sie mit klingendem Spiele und wehenden Fahnen in das Taaffersche Lager und schliegen mit den erbittertsten Feinden des ungari­­sen Bulfes einen Pakt, damit nur die „große, ausermwählte Nation“ auch fernerhin im Stande sei, Szene, denen das Wohl Ungarns Höher steht, als das „goldene Kalb“ und deren Anbeter, auf’8 Höchste zu frustifiziren. Und so betonen wir es denn heute zum hun­­dertsten Male: „Ziga und Konsorten haben gegen­­wärtig nur Ein Ziel vor Augen, und dieses lau­­tet: regieren um jeden Preis, regieren auf Kosten der Freiheit Ungarns, regieren auf Kosten des Wohles der ungarischen Staatsbürger , regieren auf den Trümmern der Selbstständigkeit und Kon­­stitution unseres Vaterlandes, und endlich: Enge Alianz zwischen allen Privilegirten, um die Rechte der ungarifgen Nation in Atome zu zerlälagen“ Das ist Tipa’s und seiner Satelliten wahres Programm ; darin gipfelt derselben „Politik der Thatkraft und Kon­­sequenz“. ... Wir sind sicher nicht mehr weit von jener Stunde entfernt, wo Bismard’s Mamelusen an dem gloriosen Herrn von Ziga und dessen bekannten Stügen , den Falks und Konforten ein Belebungsdefret ausstellen werden. O Allerhöchste Auszeichnungen. Seine Ma­­jestät der König hat dem­ Obergespan des Belt. Bilis-Solt-Klein-Kumanier Komitats, Stefan Gra­­fen- Szapáry, in Anerkennung seiner um die öffentlichen Angelegenheiten erworbenen hervorragen­­den Verdienste die Würde eines geheimen Nathes tarfrei verliehen. — Der, Hoflieferant Anton v. Eberling, Chef der wohlrenommir­­ten Leinwandhandlung Adam. — Eberling ist für seine vielfachen, im öffentlichen Leben erworbenen Verdienste, der die Verleihung­ des­ Ritterkreuzes des Franz-Josef- Ordens ausgezeichnet wor­­den. — Auf die Funktionäre der Wiener elektrischen Ausstellung ging auch ein Heiner Or­densregen nieder. Vorläufig schreibt man uns darüber, daß Vizepräsident Klaps das veftor Pfaff den eisernen Kronenorden dritter Klasse erhalten habe. o Ein Geschenk der Kronprinzessin. Aus Waag-Neustadtl wird uns geschrieben : Frau Kronprinzessin Stefanie hat ein von der In­­dustrielehrerin Frau Rosa Szirmai in Waag- Neustadtl kunftvoll gefttetes Taschentuch Huld­­volk­ entgegengenommen und der Legieren eine mit Diamanten belegte goldene Brode, welche eine Krone und die Namensciffre der hohen Frau trägt, im Wege des Obergespans des Neutraer Komitats übersenden lassen, : © He. Majestät der König traf Dien­­tag 6 Uhr 20 Minuten Früh, aus Göpdöllö in Wien ein und bleibt fünf bis sechs Tage lang, um dann wieder in © ödHLLÖ zu residiren. Bis zu der einige Tage vor Weihnachten erfolgenden Uebersiedlung des Hofes nach Wien wird Seine Majestät noch ein- bis zweimal nach Budapest (re­­spektive Gödöld) zurückkehren. O Kourtoisie mit politischen Demonstra­­tionen im Hintergrunde. Der russische Großfürst Wladimir jagt nir mit dem Kronprinzen Rudolf, dafür jagen die wufsischen Groß­fürsten mit dem Herzog von Aumale und dem französischen Republik­-Präsidenten Gre&ny; eine drastischere Illustration unseres „notre malen" “Verhältnisses zu Rußland läst sich nit denken. Man kann den Parallelismus noch weiter fortfegen und jenes Diner, bei welchem der Ezar die verbündete französische Nation hochteden ließ und den scheidenden französischen Botschafter Jaures so außergewöhnlich auszeich­­nete, dem Galadiner in Berlin gegenüberstellen, wo unser Kronprinzgenpaar vom deuts­chen Kaiser mit einem ganz ungewöhnlich, fast Kuna­are herzlichen Zinnfspruche begrüßt wurde. oÖ Hohe Würdenträger. Das Tön­­ung. Amtsblatt publizirt die an von uns schon lange vorher gemeldete Enthebung des Grafen Géza Szapáry von der Stelle eins Goupler­­neurs der Stadt Fiume und des unga­­rischefrontischen Littorales, sowie die Ernennung des Grafen August Zichy an dessen Stelle. Graf Zihhy wird auch das Amt eines Präsi­­denten der Fiumaner Mariniebeh­örde befleiden. Ferner verlieh der Monarch dem Grafen Leo Szapáry die Würde eines ungarischen­­­bersthofmeisters . Die Regierung hat dem FZM, F­ranz Freiherrn von Philippo­­vic, ehemaligen Kommandirenden in Kroatien, die Banuimwürde amgetragen. Freiherr von Philippovics sei jedoch die Annahme dieses Postens von der vorherigen Erfüllung mehrerer von ihm gestellten Bedingungen, die sich insbeson­­dere auf die Ernennung der Sektionschefs beziehen, abhängig gemacht haben und demzufolge sein die Unterhandlungen noch im Zuge. Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß die Nachricht von der eventi tuellen Ernennung des Freiherrn von Philip­­povics schon vorgestern in Agram verbreitet war und dort eine günstige Aufnahme fand.­­ Aus den Verhandlungen der unga­­rischen Delegationen in Wien, zu der am 6. d. stattgehabten Sagung des Heeres-Auß- Schhisses der ungarischen Delegation wurde der Bericht des Referenten Stephan Ra = £ovszE&y nach kurzer Debatte authentizirt. Den Borsig führte Ludwig v. Tisa. Seitens der Regierung waren anwesend : die gemeinsamen Mi­­nister Graf Kalhofy, Graf Bylandt und Kallay, der Minister - Präsident Tipa, die Sektionschefs Szögyeny ud Mercy, General Intendant Lambert, die Oberstlieutenants BP ä­­pay und Pitreid. Zu Beginn der Weiltung stellten in Folge Aufforderung des Ausschuß-Präs­­­d­enten mehrere Delegarte, darunter Ferdinand Eber, Mar Falk und Thaddäus Prilesty, verschiedene auf das Budget, sowie auf die­­­er­­hältnisse in Bosnien bezughabende Fragen an die Regierung, in deren Namen sodann der gemein­­same Finanzminister Kallay in ausführlichster Weise antwortete. Bezüglich des Heeres-Bud­­gets, wie dasselbe der Reichskriegsminister vors­iegte, wurde eine Streichung einzelner Posten nirgends beantragt. (So war im­­mer so!!) Ueberhaupt bietet der Bericht im Dro»­fen und Ganzen wenige interessante Bemerkungen. Eine Erwähnung verdient jedoch die Stelle betreffs Errichtung einr ungarischen Militär- Akademie. Der ungarische Heeres-Ausschuß gibt nämlich seiner Uederzeugung Ausdruck, daß die Er­­richtung einer Militär-Akademie in Ungarn zweck­­mäßig und nothwendig sei. Nachdem die­jenigen Ausschüsse der ungarischen Delegation, welche bis vor gestern Dienstag ihre Arbeiten so nicht beendet hatten, ersucht wurden, ihre Berathun­­gen abzuschließen, so konnten bereits gestern Deu­t­­­­soh in der ersten Plenarfigung der um Dedenburg, 7. November 1883. (H. G.) König Milan von Serbien hat so­­eben von dem Leiborgane Biernard’s ein Wohl­­verhaltungszeugnis ausgestellt erhalten und «8 scheint Edemnach, als ob der genannte tharfächlic sein allerneuertes Regierungsrezept von dem deutschen Reichskanzler verschrieben bekommen habe. Denn wenn der Berliner Mameluse sagt: „Die serbische Negie­­rung würde durch Ohmwade gegen den Geist der Widerleglichkeit ihren Bankerott erklären, hingegen zeige sie durch ihr Vorgehen, daß die Politik der Thatkraft und Konsequenz in Belgrad gesiegt habe“ — so beweist da diese Tirade (welche ebenso gut am Wiener Ballhausplage fabrizirt sein könnte), dag man in den preußischen Negierungstreffen mit vielem Wohlgefallen auf den gelehrigen serbischen Schüler blicht. Mer das, was jener Bismarc’sche Preskorak da in die Welt hinausposaunt, paßt Feinesmegs blos auf das­ jüngste Neis der Obrenepics und dessen­­­ Regierungsfuift, sondern er hat auch in vieler Rücksicht eine Bedeutung für uns Ungarn. Denn seit dem Zurückeh­en des Herren von ZTipa vor den „gemäßigten“ Kroaten, bringt jede kom­­mende Stunde mehr ans Licht, daß der gloriose unga­­­rische Premier es mit seinem politischen Glaubens­­bekenntnisse vollkommen vereinbarlich findet, sich den Feinden unseres Vaterlandes zu nähern, diesen freundschaftlich die Hand zu drüden, mit ihnen zu berathen und auf diese Weise nach und nach ihrer würdig zu werden, um endlich dahin zu gelan­­gen, in Ungarn ebenfalls eine „politis der Thatstraft und Konsequenz,“ näm­­der Bajonnette und Kanonen, „gegen den Geist der Widerleglichkeit“ zu inauguriren. Nun, und wenn d­ieser Zeitpunkt einmal gekommen sein wird, dann dürfte der Bismard’sche Mameluse in Spree-Athen sicher unt­ermangeln, auch dem „vere flossenen ungarischen Oppositionsmanne,“ nämlich dem gegenwärtigen wohlbestellten Regierungsfünftler in Bisleithanien, ein­­ ähnliches Belobungsdekret auszustellen, wie solches jett eben der Heine, Orden mit vollen Händen spendende, ferbi­ge Milan er­­halten hat. Wenn man sich der etmas undanfbaren Arbeit unterzieht, täglich die Berichte über Tia’s glorioses Wirken, sowie über die Bandeleien, deren sich feine Liebwerthen Anhänger und Stüten in Wien hingeben, mit Aufmerksamkeit zu Iesen, so ergreift den wahren Patrioten wol nicht zu be­­schreibender Esel über das Treiben all dieser Herren, und man muß, um vor Wuth nicht zu erft­den, ausrufen: „Das wollen Ungarn sein, die mit einem Zaaffe, Rieger und Konforten a wechseln, mit diesen Aposteln der Volksunter­­brücung Tonferenzeln, mit solchen Leuten über das Wohl des ungarischen Vaterlandes be­rathen ? Das wollen Vertreter Ungarns distoshmsgsiideissikru».-»i:k«o;k-;sises«.iji:-« Dom Tage. w 7 s-« Si ENTE Zr wi Er .

Next