Oedenburger Zeitung, 1883. November (Jahrgang 16, nr. 250-274)

1883-11-08 / nr. 255

x EEE EEE­NEN LEEREN RETTET EEE ETEERERINE REINER "onickig;‘ 8 . November­­ 1888, XV. Jahrgang. OedenburgerZei Adminiseation, Verlan und Inseratenaufnahme: MM. (H vormals „Oedenburger Nachricht Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann N soziale Interessen überhaupt. uTTTE Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — VBehnrichten auf Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Inhtenderei &, Momtwalter &K Sohn, Grabenm­e­l2i, BE 2 Ging eine Nummern Roflen 5 Streuzer. zu Inserate vernitteln: In Wien: Hafenstein & Bogler, Wal- Flapatte 10, X. Oppelif, 1, Stubenbaslei 2, Heinrig Echalet, geile 18, Roll, "Seilerflätte 2, M. zesalle 12. In ®­est :" Jaulus ©, Dorotheagaf­e al, Leop. Lang­­ee 3, 9. DB, Goldberger, Gervitenplag 3. Infertions:Gebühren: 5 fr. für die ein­, 10 fr. für die zei, 15 Tr. flie die Dreis, 30 tr. für die vier­ alige und 25 tr. für die durclaufende Bet­tzeile evclusive der Stempel, erlihr von 30 Bei mehrmaliger Einschaltung­ebeutender Rabatt: Das Blatt ersceint täglich, mit Ausnahm­e des auf einen oins oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations-Freise: Dür Loes; Ganziätrig 9 A­nina 5 fl.,, Bierteljäßrig Sie Mun­chetd: Sa my 12 u ab­fägrig 7 fl., Biertel« Ale­­ie das MM­­Fi klomte lerkraich­ mit Ausnahme von­ inferaten, Prämumerations- und Infertionsgebühren, sind an and’ edaktion portofrei einzusenden. = Dules, .., Nie n­ ers ET RE­ER Nr. 255 Boran find wir? — Sa oder Nein?! Debenburg, 7. November 1883. Unser sonst stets so­ gut informirter Budapester Berichterstatter schrieb uns unlängst (wir haben diese Korrespondenz in Nr. 244 dieser­ Blätter abge­­druckt) daß in Folge Beeinflugung unseres Minister­­präsidentens dur den in der­ Landeshauptstadt zu Besuch erschienenen ‚päpstlichen Nuntius, Zi fa sic entschlossen habe den, von­ der ‚gesammten Publizis­­tin längst urgirten Zivilehegefenentwurf entwedero ganz und gar nit, oder doch erst sehr spät:o dem Parlamente und, zwar , „in solch verwässerter“ Form zur Entscheidung zu unterbreiten, daß dadurch (wenn er auchhvollin­haltlic genehmigt werden sollte) dog beinahe nichts an den bisherigen Zuständen, in puncto Schliefung von Mischehen zwischen Chri­­sten und Judem, geändert­ würde. Dies, wolle Tipa­­thun um den­ Nömlingen zu Gefallen zu leben, denn die Bundesgenossenschaft des Klerus ist, einem Manne, der an­ der Spitze, der­ Regierung nur mehr mit einem Fuße steht,und jeden Au­­genblick zu stüärzen fürchtet, zu werthvoll, um nicht Alles daran zu fegen, sie zu erringen, — Ueber diesen Meinungsausspruch unseres_ Ger­währsmannes in­ der­ Landeshauptstadt, war, man im Wien frügig geworden und ein großes Resi­­denzblatt b­at uns die hohe Ehre an, einen­ Leit­­artikel — an unsern Korrespondenzbericht, aus Budapest anknüpfend — vom Stapel zu lassen, worin er behauptete ganz genau davon unterrichtet wor­­den zu sein) „waß man am Sige der un­garischen Regierung mit der Absight umgebe, ven Gefegentwurf üben die 9­9 ja! dur, un 8, ta8ı aber einzubelennen, dazu ist die illustre Wiener­ Journalistin viel zu­ vornehm, Bi­ilehe zwischen Christen und Ju­den, von der Tagesordnung des Ab­­geordnetenh­auses wieder abzuneh­­men, d. h­. bis ins Unabsehbare dii­nauszuschieben darum? Weil angeb­­lich die Regierung Bedenken hegt, eine so­ heille F­rage vor den Wahlen aufzu­werfen, weil die Bischöfe und der Klerus beider Wahlen ein sehr mächtiger Saltor sind, mit dem man sich um Alles in der Welt nicht ver­feinden dürfe. Also aus purer Bar­­teitaftit soll eine vom ganzen Lan­­de dringend verlangte, vom Parla­mente selbst seit mehr als­ einem Sahrzehbnt geforderte Reform hin­tertrieben werden!" Wir­ würden nit auf­ diesen Gegenstand, an leitender Stelle zu­­rückgekommen sein, — auch nicht die eitle. Sucht dem bewußten Desidenzblatt Etwas am Zeuge zu fliefen und s und der Priorität in der­ Meinungsabs­gabe über einen bestimmten politischen Fall zu, bes rühmen, hat; ung veranlaßt hier abermals, die Che­­gefeg-Angelegenheit­ zu besprechen, — allein e8 wun­­dert und, daß die Regierung zu der jetz­schen, wien­­derholt aufgetauchten Behauptung von der Ablegung der Zivilehe vom Programm, der parlamenta­­rischen Vorlagen [zweigt. Das­ Schweigen wird als Zustimmung be­­trachtet. So lautet ein bekannter Grundlag im römischen Rechte. Darum ist es auch in konstitutio­­nellen Staaten Brauch, das die Regierungen nit schweigen, wenn etwas über sie unter Die Leute gebracht wird, was ihnen, unangenehm ist, selbst wenn die Behauptung wahr sein sollte. Die amtlichen und regierungsfreundligen Zeitungen besorgen die Verbreitung der Regierungsnagrichten, sie strafen Alles lügen, was dem Herrn und Meister nit in den Kram paßt. Kommt es also vor, daß eine auf Maßnahmen oder Absichten des Ministe­­riums­ bezügliche Werttheilung dementirt wird, so ist damit noc­h nicht der Beweis geliefert, daß sie auch, falsch sei. Kommt, er aber vor, daß eine auf­ Maßnahmen oder Absichten der Regierung bezüg­­liche Mittheilung nicht Dementirt wird, troßdem dieselbe von verschiedenen hochansehnlichen Blättern, intlusive der bei beiden ganz demüthig vorange­­gangenen kleinen „Oedenburger Zeitung“ ver­breitet wurde , so ist,das höchst auffällig und nach dem römischen Rechtslage, eine indirekte Bestätigung der fraglichen Nachrichten. Heute auf einmal erklärt das „P. Hirl.“ seinen Lesern: „Die­ Kunde von der Abstellung der Civilehe-Vorlage von der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses gehöre blos in die Neihe der ferommen oder, richtiger , unfrommen Wünsche eines Theiles des Klerus und des­ Häufleins von Anti­­semiten. Koloman Tipa, welcher dem ungarischen sozialen Wirrwarr den Krieg erklärt hat, halte die Bor»­lage über die Ehe zwischen Christen und Juden heute für ebenso nothwendig, wie damals, als er dieselde dur den Justizminister dem Parlamente unterbreiten­ ließ.“ Das „BP. Hirl.“ in Ehren, aber besaß er ein Mandat zu bevorstehender Erklärung ? ft er von Tifa zur öffentlichen Verbreitung dieser an­­geblichen Gesinnung des Ministerpräsidenten auto­­risirt worden? Wir glauben solches nit und wissen demnach immer nicht woran wir sind. Wird die Regierung dem längst gehegten Wunsche der Nation, den unerbittlichen Forderungen einer ‚freisinnig gearteten Zeit endlich nachgeben? Ya, oder nein? Das „Pol. Vlfhlt.“ gibt vor zu wissen, was geschehen werde. Die Regierung werde zuvar die Vorlage­ nicht geradezu zurückziehen, wohl aber — Seuffleton. Der Graf und sein. Doppelgänger. Bon RL. M. (Fortfegung ) Am folgenden Tage miethete fi der Graf sammt Begleitern auf einem jener großen bequemen Donautgifte ein, welche von Passau nach Krems und Wien fuhren und sonst stets mit reichen Han­­delsgütern belastet zu sein pflegten. 183, war­ dies eine trübselige Yahıt. Philipp fiel zwar in einen tiefen Schlaf, aber der Graf tritt rastlos in der engen Stube auf und nieder. Er bangte für Mutter und Braut. Sein Vater war schon vor zehn Jahren verstorben, er sollte der Mutter Trost in der sehredlichen ‚Heit sein, von al’ dem Elende, das die Pest einem Lande gebracht, mußte er erst seit Wochen. Lange hatte die Mutter von all diesenm Schreden geschwiegen und die Länder und Menschen waren damals weit, weit von­einander entfernt. Der junge Kavalier hatte seine Zeit zu seinem Nagen und zu seinem Vergnügen verbracht, die seltenen Zeitungen waren ihm kaum vor das Gesicht gekommen, die vagen Nachrichten von der Pest hatte er für Uebertrei­­bungen genommen, da die sonst ängstliche Mutter nichts darüber geschrieben. Nur deren Iegter Brief, welchen er in Irland erhalten, war von Jammer und Klage, ihren theuren Sohn vielleicht niemals wiedersehen zu können, erfüllt gewesen. Der Brief hatte den zärtlichen Sohn Trant Die Stunden fhlihen dahin. Philipp­ hatte wenig Herz, seinen zarten Sinn bewiesen. Er hätte den Grafen herausgehauen mit dem Schwerte, aber ihm Trost zuzusprechen, wäre ihm weiblich erschienen. Philipp fürchtete eben gar nichts auf der Welt, er lebte in den Tag hinein und freute sie gehäbig seiner eisernen Mannes­kraft, wenn er gerade nicht seiner niedrigen Stellung im Leben fragte. Denn diese Stellung war dem ehrgeizigen jungen Manne eine Bein. Die lange Nacht machte einem Talten Mor­­gen Plag. Der bleiche, junge Graf T. trat ins Freie hinaus. Die Nebel hatten si ein wenig ver­­zogen.­­ Der Graf erweckte Philipp aus feinem end­­toten Schlafe. Wo sind wir denn? Hier sieht es ja ganz anders aus, als in Baiern, Schwaben und Ober­­österreich, wo Einem die Wolfen in den Mund hinein hingen. Hier Tob’ ich mir’S! So rief Phi­­lipp gegnend und stieg mit dem Grafen ans Land. Aber in dem sonnigen, warmen Lande herrsgte seine Luft. Man sah nur bleiche, verstörte Gesidwis­ter, eilende Menschen, als ob si­­eder fürchtete dor­t den Anderen. Die entjegliche Krankheit, der Tod, hatte seit einigen Tagen erst hier ihren Einzug gehalten. Der Stadtbürger floh den Bauer, der Bauer den Stadtbewohner als jähen Todbringer. Der Schiffer hatte dem Grafen bereits in Linz angekündigt, daß er in Krems einige Stun­­den Rast halten werde. Sei aber erklärte er, um seinen Preis die Reise nach M Wien fortfegen zu gemacht­ wollen. Philipp drohte den­ Schiffer zu erschießen, wenn er das" gegebene Wort nicht, "einlösen werde, aber Graf T. empfand menschlicher. Er wollte den Tod keines Menschen auf dem Gewissen haben und bedang ei einzig aus, am anderen Stromufer and Land gefeßt zu werden, um zw­­effe seine Reise über den Wienerberg fortfegen zu können. Dazu verstand sich der Schiffer. Die Ueberfahrt fand so­­glei statt und eine halbe Stunde, später 309, lie Heine Neitershaar auf­ sonnigen Weldwegen den Hügeln des großen Wienerwaldes zu. Der Kamm des langgedehnten Bergrüdens war endlich­ überstiegen. Die Reiter drangen thal­­wärts ein, in die prächtigen, jegt­entlaubten Buchen­wäl­der. Da murde der mürrische Philipp munter und guter Dinge,­ den Grafen aber fröstelte im rauhen Winde und er hüllte sich tiefer in feinen Reitermantel, Philipp sang ein Reiterlied, der nach­­trabende Diener jauchrte, er hatte auf Bett und Angst vergessen. Im nächsten Dorfe wurde­ der Pferde wegen Raft' gehalten. " Graf klagte über KRopfschmerz' und Uebelfein. "Er strebte sich auf die Dosenbanf der Dorffchenke hin und fiel in dumpfen Schlummer. Philipp sah erst zornig drein, dann beugte er si über den­­ Grafen und seine Augen bligten. Hat er etwa gar die Pet? Er empfand nicht Raft nn Ruhe. Der Wirth kam in die Stube. Grafen wahrnahm, rief er: — Sefus, Maria und Joseph ! das kenn’ ich! Philipp frug. — Der lebt seine zwei­­ Stunden mehr! war Als er den die Antwort. (Sortjegung folgt.) :-:I.J«-,r.c.:s .).-«.0.:·«,«. BE : =

Next