Oedenburger Zeitung, 1886. Februar (Jahrgang 19, nr. 26-48)

1886-02-23 / nr. 43

vr RETTET ERTTLUEEIEEDTT „„Dienfiag 23. Beßruar 1886. TER EEIERI SE HERTR GE EN SUREER Sr XIX. Jahrgang. Oedenburger lung «­­ Bot­ mar­,,Oedenburger Nachrichten«) Organ für YokitM Handel Zudustm und Jandwtrtijsajafh dann fur soziakegnteregen überhaupt. Motto: „Dem Fortjegritt zur Ehe? — Bebrühten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.” Be Be —­ x­­ee! Mas Blatt Ars täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Präanumerations:Preise: Gür 2pen: Ganzjährig g M Reese 5 fl, Bierteljährig r., Monats Sur Answärt: Sankt­or fl., Bojägeg 7 fl., Biertel­­ante für das Blatt bestimmte Kunde mit Auswa­hl von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind so die Redaktion portofrei einzusenden, == Administration, Hering und Inferatenaufnahme: Bustrukeri­n, Nomtvalter & Sohn, Grabenrude IPI, BET Einzelne Runmern Bofßen 5 Kreuer. EU Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Bogler, Walls r­­affe 10, A. Oppelit. 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Wohl ist’s ein Gefeg, welches alle Schhcten, alte Kreise der Bevölkerung berührt, denn es bedeutet eine ausgiebige Erhöhung der drühendsten aller Steuern : der Blutsteuer, eine Verlängerung der Militärdienstzeit um volle elf Jahre, also nahezu um das Doppelte. Der Mann, der bisher mit dem vollendeten zweiunddreißigsten Lebensjahre seiner Liniendienst, Neserve- und Land­­wehrpflicht Genüge gethan hatte und in Ruhe seinem Berufe und seiner Familie leben konnte, muß nun ein weiteres Jahrzehnt Hindurch, also vom neuns­­tcehnten bis zum vollendeten zweiund­­vierzigsten Sabre, jeden Moment ge­wärtig sein, dem Rufe der Trommel zu folgen und als Landsturmmann neuerdings zu kämpfen und zu bluten. Ya­s unterliegen der Landsturm­­pflicht nach Maßgabe der Waffenfähigkeit, Leute fo­­a bis zum vollendeten [ech­zig­ten Lebend­­jahre. Nämlich die dem Ruhestande und dem Verhältnisse „außer Dienste des Heeres (Kriegsmarine) und der Landwehr angehörigen P­ersonen, insoferne sie nicht in’ jenen zu der bewaffneten Macht verwendet werden. :&o drückend die neueste Institution aber auch ist, als ebenso unabwendbar erweiset sie si Teider, denn ohne den fandsturm be­füge O Oesterreich-Ungarn — mit alleiniger Ausnahme von Italien — unter allen Großmächten die weitaus feinste Heeresmacht. Es ist mit unzweifelhafter ziffermäßigen Nachweisung konstatirt, das Aufland um das Drei, His Vierfache, Deutsch­­land und Frankreich tat um das Doppelte mehr Mannschaft in’s Feld finden könnten, als Defter­­reiche Ungarn. Wir müssen also, iroß der enorm fnweren Opfer, welche das neue Landsturmgeieg der Nation auferlegt, dasjelde als ein nord­wend­iges Uebel ansehen. Allein jene Bestimmung dieses Gefeges, welche die mildeste zu sein scheint, halten wir vom wirth­­schaftlichen Standpunkte eben für die gefährlich­e. Wir meinen jene, die die Landsturmpfligt beim 19. Lebensjahre beginnen läßt. Ohne Zweifel, der neunzehnjährige Süngling ist selten der Erhalter einer Familie, ist selten der Mittelpunkt einer ganzen Gruppe zahlreiger Erxistenzen, aber er ber findet sich noch im Stadium der Entwicklung, er bedeutet eine ganze Generation, die zu schwach, um zu nügen, zu gut is, um frühzeitig geopfert zu werden. St das Vaterland in Wirklichkeit in Gefahr, so werden gewiß alle­ungen, die das Zeug in sich spüren, freiwillig zu den Fahnen eilen, aber eben bei unseren Verhältnissen, wo si die Frauen so früh und die Männer spät entwickeln, wäre­n doch zu überlegen, ob in diesem Punkte nit mindestend von­ der imperativen Kriegenbe­­stimmung Umgang genommen werden könnte. Lies fern ja doch schon die älteren Jahrgänge vom 32. bis zum 42. Lebensjahre­­ einen Landpsturm von­ weit über eine Million Mann; man könnte daher das Recht des freiwilligen Eintritts vielleicht nit nur den Männern über 42, sondern auch den jüngeren Brüdern der socben eingereihten Rel­uten einräumen. Er genügt, wenn der Krieg die Gegenwart mordet, er soll uns nicht an um die zukünftigen Generationen bringen. Wenn auch Deutschlands Landsturm sogar an die 1Tjährigen Knaben appellirt, so mag das in der früheren Musterentwicklung der norddeutschen Race vielleicht begründet sein. Teineswegs aber wäre es ein Grund für uns, die Berücksichtigung unserer anthropologischen Verhältnisse außer Art zu lassen und unsere Gymnasien zu Gunsten des Krieges zu entvölkern. Ein ungemein beunruhigender GT Paragraph ist auch jener, weiter besagt, daß bei besonders ernsten Verhältnissen ein Theil des Lande­sturmes auch außerhalb der Grenzen der Hemath gegen den anstürmenden Feind verwendet werden. Dünne, Was uns aber am meisten nachdeutlich mal ist die Durchführu­ng des Gefeges, von der es erst abhängen wird, ob dasselbe Gegenstand des Gegend Aller oder des Yludes der Mehrheit sein wird. Wir wissen, mit welchen Unzukömmlichkeiten ion die sind und dies trog der strengstens Regierungsverfü­­gungen ; wir wissen, daß viele ungezählte Tausende ich jährlich der Dienstpligt per nefas zu entzie­­hen wissen und dies bei Affentirungen, wo «8 fi in beiden Staaten der Monarchie zusammen um die Situation gestalten wird, wenn den Behörden 95.000 Rekruten handelt. Nun dente man wie ich die Untersuchung von mehr als einer Milli­­on Männer auf ihre körperliche­re zur Aufgabe gemacht werden wird. Gefegt den Zal, daß die Konskription der Landsturmpfligtigen noch in Friedenszeit ordnungsmäßig vor sich gegangen war, daß Fein Pflichtiger aus Versehen vergessen und fein der Piiit Entwachsener aus derselben Ursache einregistrirt wu­rde, wo wird der Staat die Or­gane bernehmen, welche die körperliche Kriegs« tä­tigkeit der Einzelnen im Mor­mente des wirklichen Bedarfes gewissenhaft werden bestimmen können ? Die Auf­rufung des Landsturms erfolgt nicht sofort nach dem Erlaß des Kriegs­manifests , sind zu Felde gezogen, die Organisirung der Nade AR lag sich seinen Augenblick verzögern, und­ gewöhnlien Affentirungen verbunden die Militärärzte ._ un SEI EHEM­­­­ M­a­N Jeuiileton. Die Staufenburg. Oiginal-Roman von M. Romany. Erstes Kapitel. (Fortlegung.) Plöglich richtete sie sich empor. „Gib mir Deinen Arm“ sprach sie tonlos, „ich will zu meinem Gatten hinuntergeben.“ Und so gefragt auf die alte Dienerin verlieh die Gräfin ihr Zimmer und schritt über den langen Korridor und die Treppe hinab. Man hatte die redte Hülle des Grafen auf ein Ruhebett gelegt und «­ in der Mitte des Saales aufgestelt. — Die Gräfin, immer auf Barbara gefragt, trat herein. — Kaum aber war sie des Ieblosen Körpers ansichtig geworden, als sie mit dem Berzzerreigenden Ausrufe : „Mein Udo ! mein Gatte!* Aber denselben stürgte” und dann an der Geile des Huhebettes niederfiel. Sie nt. ihn „print: _ "Die Pak: von des­­ Grafen Ungladejak ver­­breitetete sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Um­­gebung, und so fanden si zur Stunde der Be­erdigung unzählige Theilnehmende jeden Wanges und Standes auf der Fransenburg ein. — Es war ein endloser Zug von Fußpgängern und Ka­­offen, der dem Berbl­enen, als man ihn zur Ruhe bestattete, das Geleite gab ; selbst die Gesell­­setzs@aft, der Hauptstadt hatte ihre Vertreter ger­­­wendet ; eine unabsehbare Menge von Blumen und Kränzen war auf und um die Grabstätte verstreut ; die alte Familiengruft, der von G Sternenberg’s wußte sie nicht zu entsinnen, daß jemals eine solche Theilnahme für einen ihrer Tochten an den Tag gelegt worden sei. Zweites Kapitel. Sehs Wochen seit dem Tode des Grafen Udo waren dahin. Die Kondolenzbefuge hatten aufgehört, die junge Witwe in ihrer ruhigen Zurückgezogenheit zu stören .­Klothilde lebte nur sich selbst und ihrem Kinde ; und wenn hin und wieder wo ein dritter Gedanke sich in die Monotonie ihrer einsamen Tage mischte, so war «8 die Erinnerung an den Gatten und das vieleicht unfreiwillig hervorgebrachte Ver­ständniß, welches er am letzten Tage seines Lebens abgelegt hatte. Klothilde, eine Kindin aller irrreführenden Gedanken, hatte sich niemals um die Entzifferung jener rätbselhaften Worte bemüht. Der Ausspruch, weldgen Udo gethan, blieb für sie absichtli ein Geheimnig, dessen Lösung sie aus keinerlei Grün­­den ersehnte; und dennog — — das Schicsal wollte er so — — sollte die Stunde schlagen, Die sie in die Verhältnisse, melche ihr Dasein erlätter­­ten, Einsicht thun lieg. Zwei lange Stunden waren jegt verfroffen, seitdem sich sie in dem alten Bibliothekzimmer des Hauses eingesperrt hielt ; ihr Kopf ruhte gedans­­envoll in den Händen; ihre Lippen fieberten, tiefe Seufzer entrangen sie ihrer Brust. — Sie hielt die Ellenbogen auf ein paar auseinanderger­legte Briefe gestüßt ; Jn Spien­ale wolle sie die verräterischen Papiere hindern, ihren Befug zu ente gleiten; von Zeit zu Zeit erhch sie das Antlig und warf einen prüfenden Blick über die Zeilen, wor­­auf sie dann mechanisch das Haupt wieder in die frühere Stellung zurückfinden lieg. ne8 : Der Inhalt dieser beiden Briefe war o­ie „Mein inniggeliebter Udo!* — (so Hieß es in dem ersten.) „Es sind jegt mehr als at Wos den verstricgen, seitdem Du mich verließest, um Deine Heimat zu sehen. — Bis jegt habe ich außer der ersten, die zwei Tage nach Deiner Abreise, von bei mir eintraf, seine Nachricht erhalten. — Hast Du denn noch nicht die der Schweiz aus­datirt, Einwilligung Deines Raters zu meiner Aufnahme­­ erlangt ? Sende mir einige Zeilen, denn Du­­ weißt Wiewohl ich nit weiß, oD_diese Zeilen je­­mals in Deinen Befig gelangen werden, so fonn wüthet, Ausdruch zu verleihen, ich doch nigt umhin, dem Schmerz, der in mir nit, wie ängstlich ich um Dich und Deinetwegen — JG mögte um mein V­erhältnis zu Dir Bin, ja Alles tun, um nur Di glüdlich zu sehen. No Eins, — Der Kleine V­orrath an Karem ist nahezu verzehrt. — JG werde daher, um auf Gelde, den Du mir bei Deiner Abreise gelassen, jeden all Berlegenheiten aus dem Wege zu geben, in meine Heimat zurückehren und dort Deinem lieben Briefe und lieber no Deiner N­üdkehr ent­gegensehen. Deine Annetta.* Das zweite Schreiben, fünf Jahre später von Bergamo aus datirt, lautete : „Mein lieber Udo ! “a IT ARE P

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