Oedenburger Zeitung, 1886. September (Jahrgang 19, nr. 199-223)

1886-09-12 / nr. 208

Sonntag,12.S September 1886. XIX.M­­ah­rgang. (vormals „Oedenburger Hachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Uhr? — Betrachten zur Wehr. — Der Wahrheit eine Gaffe.“ vor & . . Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. S#räm­merafions:Preise: Für Coco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Vierteljährig » fl.50 f r.,Monatlichtfl. MeAuswärts-Ginkziiihkigie.,Hamvjiih­igrfl.,Wick­er­­jährig 3 fl. 50 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind 38 die Redaktion portofrei einzusenden. . deinistration Verlag und Inseratnaufnahmu Buchdm­aierei C.Romwalter W Sohm GrubenruutelNL EEinzelnegxummerntiosten 5 kreuzmA Des Sonntages wegen erscheint die nächste Nummer unseres Blattes Dienstag, den 14. September 1856. Inserate vermittelt In Wirm HasensteinäV d­er Waus sischgasselCIL Oppelit, 1, Stubenbastei 2, Sein Scale, 1., Wolfzeile 12, R, Moise, Seilerstätte 2, M. Dufes, 1., Nie­­mergasse 12. Su Budapest: Saulus Gy. Dorotheagasse 11, Sepp Lang, Gisellaplak 3, A. 3. Goldberger, Servitenplaß ®. SInsertions:Sebüßren: 5 fr. für die ein, 10 Tr. für die zweis, 15 fr. für die dreis, 20 Tr. für die vierschaltige und 25 Tr. für die durchaus enag Petitzeile evclusive der Stempelgebü­hr von 30. Tr. Bei mehrmaliger Einihaltung bedeutender Wabais RR­NE­ige see EEE Bas nun?! Dedenburg, 11. September. Die Abreise des Fürsten Alexander aus Bulgarien glich einem wahren Triumph:­zuge und Niemand kann heute mehr daran zweifeln, daß Dieter Zürst von der begeisterten Liebe der riesigen Me­hrheit des Bulgarischen Volkes getragen wurde. ES Steht beispielos da in der Geschichte, daß ein solcher Sürft, der überdies seltene Herrscher­­tugenden und persönliche Vorzüge in fi vereinigt, seinem Throne entsagen mußte, aus dem einzigen Grunde, weil seine Person dem Herrscher eines fremden Staates mißfäll. Wohin Alexander von Batten­­berg auf seiner Fahrt von Sophia nach Sugenheim kam, auf rumänischem Gebiete ebenso, wie auf ungarischem und öster­­reichischemn, war er Gegenstand wahrhaft großer artiger Ovationen­­ in Budapest, Preßburg, Wien, überall empfing er den enthusiarti­gen Ausdruch der Berehrung, auf jedem Bahnhofe, den er pas­­firte, wurden ihm von hervorragenden Nednern Die Empfindungen wärmster Theilnahme der Bevölke­­rung verdolmetscht, und ershhöpfte sich das Publikum in Beweisen von Bewunderung und Sympathie für den doch schädlie utrique entthronten und doch so sehr seines Herrscheramtes würdig gewesenen Fürsten. Dieser allseitigen Kundgebungen zu seinen Ehren gedenken wir übrigens nur nebenbei. Die Hauptsache, welche heute ganz Europa beschäftigt, fulminirt in der Frage: „Was nun?!" Wie sollen und werden sich die Dinge in Bulgarien jegt entwickeln ? Ueber das, wie sie sich entwickeln sollten, betrfft sein Zweifel, man sollte zur Wiederwahl A­lexander’s von Battenberg nicht nur durch den großen Regentschaftsrath in Sophia, sondern auch durch ein allgemeines Plebiszit in Bulgarien und Mumelien foreiten, denn durch die Ereignisse der legten Tage wurde es festgestellt, da­ Fürst Alexander einer der fähigsten, Hügsten, tapfersten und daher an populärsten und belichtesten Negenten war. Aber es geschieht selten dasjenige, was sein sollte, sondern meistens nur das, was ‚eben die Mächtigsten wollen. Die Frage, doch wen der erledigte Thron Bulgariens befegt werden sol, wäre eigentlich in erster Linie Sache der Türkei, in zweiter der Oesterreich-Ungarns und Deutsch­­lands, allein es­st anzunehmen, daß die Mächte nunmehr Bulgarien ganz der Willführ Rußlands überlassen. Eigentlich gibt der Berliner Vertrag bestimmte Direktiven an die Hand, im Sinne dieses Ver­­trages muß die Wahl eines neuen Fürsten von Bulgarien, falls die fürstliche Würde erledigt wird, unter denselben Bedingungen und Formen vorges­nommen werden, unter welchen die Wahl des ersten Fürsten stattfand, d. h. der Fürst wird frei duch die bulgarische Nation ge­­wählt, durch die Hohe Pforte mit Zur Stimmung der Mächte bestätigt. Die Bewegung des Thrones von Bulgarien ist demnach, wie bee­reits oben bemerkt, Sache eines Plebiszits und seineswegs eine Angelegenheit Rußglands. Die bulgarische Seite ist demnach mit der faktischen Erledigung des Thrones in ein Stadium getreten, welches ein weiteres Schweigen Seitens der Mächte ausschließt. Aber das eben vermehrt nur die Schwie­­rigkeiten in der Röfung der durch die Thronentlas­sung Alexanders geschaffenen Lage auf dem Balkan. Gerade der Umstand, dag die Mächte, die Türkei voran, den entstandenen Konflikt nun zu entwirren berufen sind, verwidert ihn noch mehr,­­ « denn Rußland sieht in der Einmengung der­ Pforte und Mitteleuropas gleichsam einen Eingriff in seine Rechte(?)und wäre nicht über geneigt einen casus belli daraus zu machen Es geht be­­reits so weit,daß sogar halbamtliche rus­­sische Blätter unverfroren erklären,das Land müsse von Rußland sofort annektirt werden. Allerdings ist dieses Verlangen vorläufig nur von Journalen gestellt,allein es ist bezeichnend für die russische Stimmi­. Die Bulgaren ihrerseits sehnen nicht nur die russische Herrschaft nicht herbei,sondern per Korress ziren dieselbe auf das Entschied­enste Die ihres Fürsten gewaltsam bere­uchte Nai­tion,welche noch vor Kurzem als politisch unmün­­dig betrachtet worden ist,zeigt jetzt eine würdige taktvolle,achtunggebietende Haltung,sie ist sich vollkommen der Gefahr bewußt,welche ihrer Na­­tionalität Seitens der Moskowiter droht und der Verlauf der Fürstenkrise hat auf die bulgarischens Masse­ kleinen tiefen Eindruck gemacht,und gerade durch dieses unerhörte Attentat gegen die staatliche Existenz Bulga­riens hat diese junge Nation gewis­­serm­aßen ihre politische Volljährigkeit erlangt.Die zwei mitteleuropäischen Großmächte waren schwach genug,die Person des Fürsten Alexander der Rache DesCzaren auszuliefern,werden sie nun auch das bulgarische Volk der panslavisti­­schen Propaganda überliefern.Eine absolute poli­­­tische Nothwen­digkeit ist die Auslieferung Bulgari­ .­««­ — ET re a VE mehr 27 seienjgkåkketoa Yepi und gosepljine (Fortlesung) »Mein Josefinchen ist aber doch schon alt genug,um sich über Zuckerwerk und Spielsachen freuen zu können.Daß ich nicht daran dachtet kann d­och geschehen!« Er wollte nach seinem Ueberrock greifen,als der Mann unten ihm sein Gesicht zuwandte,zum Fenster emporblickte und hinaufdeutete.Der Ecken­­steher nickte und näherte sich mit dem Strauße dem Hause.Eine Minute später stand ihm der Doktor in der Thüre gegenüber. »Für die gnädige Frau,Heeroktor!« sagte der Dienstmann,übergab den Strauß und ging seines Weges. Der Doktor hatte in dem Absender der Blu­­men den Schauspieler Robert erkannt. Von einem peinigenden Mittrauen erfaßt, zerstörte er den Strauß und fand ein Konvert mit der Adresse : Frau Sofefine R. . . Der Doktor schlug sich vor die Stirne. Er hatte seine gegenwärtige Frau völlig gedankenlos erst Bepfa und dann Pepi genannt, ohne je ihres fastischen Namens zu gedenken. Heute war also ihr Namenstag und er hatte dessen nicht gedacht. Aber jener Mann, der sie vor drei Jahren aus dem Hause gelobt, gedachte dieses ZTage“. “ Des Doktor bemächtigte sich ein neues, „quälendes Gefühl, das sich zu einem bösen Verdacht gestaltete. Pepi hatte ihr unlöbliches V­erhältnis mit dem Schauspieler ihn gegenüber mit seinem Worte entsculdigt. Er selbst hatte freilich dessen nicht erwähnt, aber dennoch hätte sie müssen frei­­willig reden, wenn — ja, wenn er ganz und gar der Vergangenheit angehören würde, wenn sie ihn nit hinterginge. Sein Blut wallte auf. Um Begriffe das Konvert zu erbrechen, sah er sein Töchterlein an der Hand Pepi’s eintreten. Beide waren in Trauer gekleidet. „Ich geh’ mit Mama in die Kirche, beten für todte Mama,“ plapperte die Kleine, fröhlich, als gelte es, zum Ningelspiel zu gehen. Dewegt reichte der Doktor seiner Frau die Hand und ließ in ihrer Hand den gefundenen Brief zurück. Bepi öffnete ihn verwundert und scheindbar ahnungslos, von wen er sei. Der Dok­­tor athmete auf. Sie mußte Robert’s Schrift be fennen, also war das Schreiben nicht von feiner Hand ! So weiter aber Pepi las, desto bleicher wur­­den ihre Wangen und zitternd nahm sie das Kind an si, in der Absicht, sich zu entfernen. „Bepi !“ rief der Doktor und seine Stimme hatte einen seltsamen Klang. Wie eine flehende Bitte kam er von seinen Pippen : „PBepi ! Jh weiß, wer der Schreiber des Briefes ist. Hast Du mir Nichts zu sagen ?“ „Nein, Nichts“, sang es im gebrochenen Tone zurück. Die Thüre Schloß fi Hinter ihr und der Doktor sank ährend in einen Stuhl. Ein freu­­­­ender Schrecensruf seines Kindes machte ihn wieder emporfahren. Aus seinem Zimmer stürzend, gewahrte er im Nebengemache Pepi beim Ofen am Boden liegen, von lodernden Slammen umzüngelt. Seine Geistesgegenwart bewahrend, gelang es ihm bald, die Flammen zu erftiden. Sie hatte ent­­weder aus Schweden die Besinnung verloren, oder, was ihm wahrschein­iger dünkte, war sie in der Nähe des glühenden Dfene, von einer Obhnmacht erfaßt, gestürzt und hatten ihre Scleicher Hierbei Teuer gefangen. Am Boden lag unversehrt der geheimungvolle Brief den sie offenbar verbrennen wollte. Der Doktor glaubte nun nicht allein das 4 Net, sondern auch die Pflicht zu haben, in dessen Anhalt Einsicht zu nehmen. Derfelde war kurz und lautete: „Snädige Frau! SH bin in Wagerhände gerathen und bitte um Ihre Hilfe, die Sie mir gewähren werden, wenn Sie mir auch noch zürnen solltten, da ich eine Anzahl Briefen in Händen habe, mit deren Auslieferung ich Ihre Güte quit­­tiren will. She ergebenster Robert.“ „Dies ist Alles I­ athmete der Leser auf: „Hält mich mein Täubchen für einen folgen eier, daß er sich vor meiner Erinnerung an einen us gendirrthum so gefürchtet ? Ya, ja, ich war mit dem sanften Wesen und so, als ich es hätte sein sollen! So will aber meine Sünden gewiß gut machen. Wache mir nur wieder auf, mein gutes Weib !* Er drücke einen innigen Kuß auf die feitge- Diese belebten sich und flüsters­chloffenen Lippen. ten leife:: „Lieber Gott, lasfe mich fortträumen oder sterben“. (Wortregung folgt.) Hiezu ein halber Bogen Beilage und das „Illustrirte Sonntagsblatt”. | ET Be = = a Kae Er bei Mt alte a 2 BEER SEEN £ »ewh­ re gr a EEE ER BEN,

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