Oedenburger Zeitung, 1888. September (Jahrgang 21, nr. 201-225)

1888-09-12 / nr. 209

“ september, 1888. _ ERERTERT, Jahrgang, eenburger Zeitung (vormals „Diedenburger Nachrichten“) ae für Solitik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. , Motto: „Dem Fortstritt zur Ehr! — Betrücten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ _— Das Blatt erscheint täglich, mit Ausna­me des auf einen om­= oder Feiertag folgenden Tages,­­Pränumerations:Preise: im Loco: Ganzjähri­g „« Halbjährig 5 fl, Vierteljähri­­­gi­n » ‚ Monatlich­ 1 fl. ” 9 Für Auswärts: am 12 Is Halbjährig 7 fl., Viertel- Alte für das se­ch­te Geitimgln­; mit Ausnahme von Inferaten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind „an die Rebastion portofrei einzusenden, ERBEN Ar. 200. un Adminisention, erlag und Inferatenaufnahme: Buchdrukerei­­, Nomm­alter & Sohn, Grabenrunde 121. RK Einzelne Nummern Rotten 5 Areuger. U Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall» a 10, U. Oppelit, 1., Stubenbastei 2, Heinrich Scale, Sollzeile 12, R. Moffe,­­Seilerstätte 2, M. 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Wir übergehen aber die Schilderung der Fest­­lichkeiten, die so großartig waren, als es in Beh­­‚prim­är immer möglich, gemacht werden kan, wollen auch, nicht weiter auf die Jubelfundgebungen „der­ Bevölkerung während des Einzu­ges“ de3 Prä­­­laten­ verleftiren, sondern nur als sehr wichtig­­ an­­führen, daß. Seine­ Eminenz der Fürst­ Primas von ‚Ungarn, Kardinal Dr. Simor das unvergeliche Fest durch seine Theilnahme an demselben verherrlichte und jonach ; tm . jo. mehr die schöne, reiche und hochintelligente Stadt Alles aufbot, um in wü­rdig­­ster Weise die­­ Einlegung, ihres Bischofs in sein hohes Amt zur feiern. ALS Baron Hornig in der Kathedrale die­­ Insignien seines heiligen SHirtenamtes aus den Händen des Kardinal Fürsten­ Brimas empfangen hatte, bestieg er im bischöflichen Ornato die Kanzel und hielt eine Antrittsrede, die entschieden einen­ polemischen Grundton beisaß und haupt­­lich in einer Verherrlichung der Arbeit als ist eines jeden Menschen, in welcher Lebens­­‚stellung immer, ausflang. Schon am Abende vor ‚der "eigentlichen Kirchenfeier, als ® Bischof Baron ‚Hornigs Einzugsfestlickeiten stattfanden, sprach ‘der Gefeierte mit Hinweis auf dem amwesenden Fürsten­ Primas, daß er „selbstverständlich“ die dar­­­gebrachte glänzende Ovation als ausschließlich Leb­­»terem gewidmet ansehe und er — der Bischof — ° e8 begreiflich finde, daß die Weßprimer, wie alle warmfühlenden Patrioten, sich durch das große Leben Johann Sim­or’s angezogen fühlen, und der Größe huldigen. „Wo findet man eben diese Größe mehr, als in dem Oberhirten, der nach vieljährigen patrio­­tischen Bemühungen dem Könige die Krone aufs Haupt seßen und so unsere konstitutionellen Kämpfe abschließen durfte? Wo gibt 8 Einen, der dur sein Leben, der, Wort und That, durch die größten Opfer für die Kultur und für die humanitären Zwecke für Kirche und Vaterland so viel that, als Fürstprimas Simor?" So äußerte sich der Bischof, der dann Tags darauf von der Kanzel wie folgt, redete: Ich weiß sehr gut, daß die mündliche oder schriftliche V­erständigung des Wortes Gottes durch­­aus nicht den ganzen Wirkungskreis des katholischen Wirkens, noch weniger aber des katholischen Bi­­schofs umfaßt. Und mit Gottes Hilfe will ich mich auch nicht darauf beschränken, wohl wissend, daß ich dadurch nur einen, vielleicht den Kleineren Theil meiner Pflichten erfüllen würde. Doch eben darum, weil meine Pflichten gegen Euch und die mir von Gott zu deren Erfüllung verliehenen Rechte weit darüber herausgeben, und weil denselben auch von Eurer, meiner geliebten Gläubigen Seite gewisse heilige Pflichten und Nechte entsprechen, deshalb will ich heute, da ich mich zum ersten Male an Euch wende, von Diesen gemeinsamen Pflichten sprechen, Euch zeigend, welche meine Pflichten Euch, und h­inwieder welche Pflichten mir gegen­­über sind. Ich bitte — und bittet auch Ihr im Verein mit mir — vom allgütigen Gott, der jedes ehrliche Streben mit feinem Segen begleitet, erbitten wir die Fürsprache der Jungfrau Maria und aller Heiligen Gottes, daß mein Wort in Eurem Herzen freundlichen Widerhall wece ! Gewiß Habt Ihr schon vielmals das Wort ge­­hört: „Wenn Jemand ein Bischofamt verlangt, so ‚verlangt er ein gutes Werk.“ (Tim. I. 3, 1.) Ihr habt es,gehört, sage ich, und vielleicht oft mit einer olchen Deutung, welche eben das Gegentheil von dem eigentlichen Sinne dieses Wortes herausbringt, wie wenn sich der, welcher Bischof zu sein wünscht, es deshalb verlangt, damit er fortan, wie es nach der ungarischen Lebensart heißt: „es gut habe“ („6 dolga legyen“). Und Hier erkläre ich zunächst, daß ich nie­mals gewünscht habe Bischof zu wer­­den! Es gibt seinen Menschen auf der Welt, der dies mit Grund von mir zu behaupten wagen künnte. Doc gibt es allerdings genug und darun­­ter sehr angesehene Herren, durch welche ich wann immer das Gegentheil beweisen künnte. Der Stand der Welt ist auch nicht darnach, daß der katholische Priester sie Heutzutage nach der bischöflichen Wü­rde besonders sehnen könnte , weshalb hätte ich Bischof zu werden wünschen sollen ? . Dur­ Gottes Güte war ich, seitdem ich Priester bin, immer in solchen Stellungen, welche, so wie sie meinen Fähigkeiten und Charakter ent­­sprachen, ebenso ausreichend, jedenfalls über meine Verdiente hinaus, mir das boten, was zur Er­­haltung des täglichen Lebens nöthig war. Sehet, diese glückliche Einsamkeit wechselt nun auf einmal mit dem Lärm eines schweren, mit vieler Verant­­wortlichkeit und noch mehr Gefahr verbundenen Rntes ab! Und ich hätte wünschen sollen Bischof zu werden, damit, wie der ungarische Ausdruck meint, „ich es gut habe“ ?! Ja, um wie viel besser wird es mir jeßt gehen, als früher? Weiß ich doch auch nicht für meine Bersen mehr auszugeben, als vordem; auch Habe ich nit solche Ver­­wandte, die ich aus den Einkünften der bischöflichen Güter wenigstens so lange dieselben in meiner Hand sein werden gegen die klaren und strengen Geseße der katholischen Kirche bereichern müßte. Und dennoch, meine geliebten Gläubigen in Christo, wenn ich e8 gew­ünscht hätte, Bischof zu werden, Dann hätte ich e8 nach dem richtigen und wahren Sinne der eben zitirten Worte des heiligen Apostels Paulus deshalb gethan, weil ich mir ein gutes Werk gewünscht . Ein gutes Werk, das heißt Arbeit, eine ehrenhafte, Schöne, verdienstvolle und darum, wenngleich gefährliche und mü­hevolle, doch fir mich und Euch segenbrin­­gende und des ewigen himmlischen L­ohnes wiürdige Arbeit! So versteht der heilige Apostel Paulus . Und besonders ich, .. . ‚Feuilleton. Sang eine Wirthschaft. (Wiener Skizze.) (Fortlegung).­­ „So schön, was than m’r denn jet,” "sagte der Vater Fleinlaut­ und bliche Hilfesuchend sein elfjähriges Töchterchen an. Dieses, mit dem richtige Instinkte des Weibes ausgestattet, ließ ich von der Schwierigkeit des Falles nicht beirren und sagte resolut: „freuden legen.“ Der Franzi spielte ganz fidel m­it der Rodel und sagte: „to — to!“ „Sa, to — to," brummte der Vater: „Du­­ kannst feicht to — to jag'n, was soll i denn jegt mit Dir anfan­­‚gen? Wart’, Schlimmer Bua, fringst glei: „Brafi, Pak!‘ Das nahm mun Franzi wieder fürchterlich ‚übel und fing zu heulen an, was den Vater voll­­ends zur Verzweiflung brachte. Er nahm den Buben auf den Arm, fing zu pfeifen und zu singen an und schwenkte ihn, wie die große Gloce: „Sei gutat, Stanzerl, Sei guat.“ schrie er mit einem Tone, in Wenn man ihn beauftragt hätte, die ponti­­nischen Sümpfe teoden zu legen, so hätte er auch nicht vathloser dreingeschaut, dem man einem betrunfenen Saft zum Berlaffen des Lokales auffordert. Als dies nicht verlangen wollte, sang er sein Lieblingslied: „es ich neulich spät wie immmer, Ging durch’s Lerchenfeld herein, Hörte ich in einem Zimmer Schimpfen, fluchen, poltern, schrei­n. Reugier hieß mich stille stehen, Um’ zu sehen was geschah, Doch um etwas auszuspähen, War sein Licht im Zimmer da. Eben kam der Mann, vom Weine Ganz besoffen sternhagelvoll, Kaum noch trugen ihn die Beine —* Bum! da stieß er mit dem Kopfe des Franzi an den Kasten an, was diesen auch nicht versöhn­­licher stimmte. Endlich beruhigte er si und die schwierige Prozedur des „Irockenlegens“ konnte be­­ginnen. Pepi und Lift, die beiden Assistenten, stan­­den mit Zavoir, Schwamm und frü­her Wäsche zur Seite ; der Vater band die Schürze vor, strebte die Aermel auf — ganz so, wie Billroth, wenn er eine Neubildung operirt, mir daß dieser nicht so zaghaft is. Der Schweiß trat ihm auf die Stirne, während Franzi vergnügt an seinem Daumen lutschte und nur zuweilen migmuthig glungte, wenn die Restaurir-Arbeiten gar zu stürmisch wurden. End­­lich lag er wieder da, wie ein Werk der Früh- Renaissance, zierlich und heiter. Der Vater athmete tief auf, aber er wollte sich nichts merken lassen. Ein beflemmender Raum drang aus der Küche herein. „Haft Schon Feuer g’macht,“ fragte der Vater die kleine Vize-Hausfrau. „Sa,“ sagte die Lisi feinlaut ; „aber e8 will net brenna.“ „Alles muaß ma selber thuan,“ brummte der Vater, ging zum Herde, öffnete das eiserne Thür­­chen zur Feuerstelle und blies hinein. Ein Furcht­barer Qualm und ein Funfenregen waren der Danf für seine Bemühungen. Sorgfältig fonderte er mit dem „Schürhafen“ und 309 endlich einen glimmen­­den Feben heraus, nach dessen Beseitigung das euer luftig zu prallen anfing. Nun nahm er, eingedenf der Weisungen seiner Ehehälfte, die Kaffee bu­chte herunter, fü­llte das kleine Becherchen zwei­­mal voll und schüttete die Bohnen in das siedende Wasser. „S bitt’ um an Kaffee,“ sagte die Lift, welche die Kaffeemühle geholt hatte. „Sind’t schon, find’t Schon,” jagte der Vater stoss und deutete auf das Hefen, in welchem die Bohnen brodelten. „Sa, 1 hab’­n aber no gar net g’rieb’n,“ wen­­­dete die Lift ein. (Schluß folgt.) ar re ER age su

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