Oedenburger Zeitung, 1890. November (Jahrgang 23, nr. 252-276)

1890-11-08 / nr. 257

ts»sa.Y.-«sxiW-N.T..-.-’·;"«’«’«"«·-«"·«« ET, ER RETTET RETTET RN Ar. 257. xxmx Jahrgang. Ordenbar; ung eifung. Megan für Politik, Handel, Industrie und Eunamie]­schaft, Tante für Taziile Interessen, Buchdrnkeri­n, Rommwalter , Sohir, Grabeneunde 121. Einzelne Aummern hoffen 5 Streuner. Das Blatt erscheint in alle, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations: Preise: Gansjährig 10 fl., Salbjährig 5 fl., Vierteljährig fl. 50 f., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: " Samsjährig Rn­ft, „getd­äprig 7 fl., Viertel­­jährig. 3 Alle für das Blatt en e ERREER, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Nedaftion portofrei einzusenden. Für Loco: Administeation, Dem­og und Inferatenaufnahme. Inferate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wal» Beogasir 10, U. Oppelit, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, Wollzeile 12, ®. Mosse, Seilerstätte 2, M. Dufes, I., Nienter- Saite 12.0­8 Budapest: Zaulus Gp., Dorotheagafse 11, Leop. Lang, Gisellaplag­ 3, U. D. Goldberger, Servvitenplaß 5. Infersions:Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zwei-, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die bierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petit» eile ercelusive der Stempelgebühr von 30 kr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, Kleine Thorheiten im öffentlichen Leben. IT, (Straßen-Nomenclatur.) Dedenburg, 7. November. Bevor wir zu unnseren eigenen Betrachtungen über jenen Theil der kleinen Thorheiten im öffentlichen Leben übergehen, der ss in der Straßen-Nomenclatur fundgibt (wäh­­rend wir gestern an dieser Stelle die Vorurtheile, die bei Namens - Magyarisirungen vorkommen, geißelten); bevor wir also — wie gesagt — selber zum Gegenstande sprechen, lassen wir nac­hjstehend “ein und von befreundeter Seite zugekomm­enes „offenes Schreiben“ folgen. E3 Lautet: „Nach langem Erwägen hat man sich­ ent­­schlossen, die von der Bahnhofstraße in die Flan­­dorffer-Straße führende neueröffnete Gasse „Säger­­gasse“ (vadäszuteza) zu taufen. Aus welchen Gründen dies geschah, vermögen wir wahrhaftig nicht abzusehen. Vor einigen Jahren, als die Flandorffer-Straße ihren Namen erhielt, ist man von der ganz richtigen Erwägung ausgegangen, daß man den Anlaß einer Straßen- oder Gartentaufe dazu benüten kann, die Verdienste hochangesehener Mitbürger und dadurch sich selbst zu ehren; und heute zermartert man sich wieder das Gehirn, um eine Straßenbezeichnung zu finden, die man für zweientsprechend hält, gelangt aber dabei auf eine Idee, bei deren Veröffentlichung Alles den Kopf schüttelt. Wenn in Oedenburg noch einige neue Gaiten eröffnet werden, so werden wir vielleicht am Gegenstück zur Herbstgasse noch eine Frühlings­­gafse, eine Sommergasse und eine Wintergasse, eine Falchingsgasse, eine Tag- und Nachtgleichengasse, — neben der Maulbeergasse eine Brombeer-, eine Himbeer-, eine Erdbeer-, eine Heidelbeer-, oder eine Ribifelgafse, — neben der Fäger- und Fischer­­gasse eine Holzklauber- oder eine Schwammerljuc­her­­gafse erhalten als Zeichen der lebhaften Phantasie, der man sich maßgebenden Ortes erfreut. Nun fragen wir, gibt es denn weiter seine Namen von großen hervorragenden Männern oder verdienstvollen Mitbürgern, nach denen man die zu taufenden Gassen benennen konnte. Wir lassen es gerne gelten, wenn man die zum Bahnhofe oder Neuhof führenden Gassen Bahn­hof-, resp. Neuhofgasse nennt und haben gegen eine Kirchen-, eine Kloster-, eine Seminar-, eine Michaelis-Gaffe 2c. nicht­ einzuwenden, aber wel­­ches dringende Bedürfniß dazu vorliegt, um­ eine „Säger-“ oder eine „Herbst“-gafjfe zu geben — dad ist unserem beschränkten Unterthanenverstande unerfindlich und wir wären wirklich gespannt da­­rauf, den diesbezüglichen Motivenbericht zu Lesen. Wir haben einen Deafplay, einen Szehengi«­plaß, eine Elisabethgasse und fühnten Daneben ganz gut eine Franz Sojess-Gafse, eine Arany-, eine PVetöfi-, eine Andräfiggafse Haben. Das Klänge wohl auch nicht Schlechter als die geistreiche Be­­zeichnung Herbstgafje und Sägergafse. Oder ist in der Herbstgaffe der Herbst schöner als am Deaf­­play und schießen die Jäger mehr Hafen, wenn sie in der Lagergasse wohnen, als wenn sie in der Andrasiggasse wohnen würden? Oder hat e3 unter unseren Vorfahren seinen gegeben, der e3 werth geiwesen wäre, daß sein Name zum ewigen Anden­­ken eine Straße zieren würde? So arm an Ver­­diensten wird die Oedenburger Bürgerschaft der früheren Generation doch nicht gewesen sein ?!* Wir wollen uns gerne mit dem betreffenden Briefschreiber auf die Namenssuche begeben und wir dürfen gar nicht weit gehen, um einen anderen Sohn Dedenburgs zu finden, dessen Name wenigstens durch Benennung einer Garffe nach demselben in steter Erinnerung gehalten werden sollte. Wien, die Weltstadt, Hat vor einigen Wochen das Denkmal eined seiner anderen Söhne enthüllt, das Denk­­mal des Bürgermeisters dr. Liebenberg, der zur Zeit der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683 bei der Vertheidigung, Verprovianti­­rung und Befestigung der Stadt rastlos thätig war. Auch Oedenburg hatte einen Bürgermeister, der sich gelegentlich der Belagerung unserer Stadt in den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts und überhaupt während der damaligen Unruhen, wo die Stadt öfteren Angriffen ausgelöst war, rühmlichst, durch Aneiferung der Bürgerschaft zum Ausharren, hervorgethan hat. Es war dies der Bürgermeister Frdinand Dobner; — ferner wurde erst ganz fürziihh hier die hundertjährige Gedächtnißfeier weiland Johann Kis’, eines der Bahrbrecher der ungarischen Literatur gefeiert , eines Patrioten, der viele Jahrzehnte Hier unter ung lebte und wirkte. Könnte nicht eine Dobmergafse, eine Ki Sano 3­gafse anstatt der beabsichtigten Jäger-, Fischer-, Greißler- und sonstigen bedeutungslosen Gafsen­­namen, das Gedächtniß D­ieser Patrioten nach er­­halten? Dedenburgs Mittel sind zu bescheiden, um Monumente aufzuführen, auch das projektivte Mo­­nument für Franz Lißt ist hier nicht zu Stande gekommen, nun denn, so erinnere uus eine Lißt­­gasse am jenen großen und unsterblichen Sünftler, der hier in Dedenburg zuerst vor die Oeffentlichkeit getreten ist. Man würde bei einigem Nachdenken schon noch Männer von Dedenburg und dessen Umgebung finden, deren Name es werth wäre, durch Benennung einer Gasse nach ihnen, in steter Erinnerung zu bleiben. 3 wäre dann nur zu wünschen, daß die Bauhindernisse, Die dem Zu­­standekommen solcher neuer Gassen leider noch immer in dem Wege stehen, endlich beseitiget wer­­den, sonst würden sich unsere späteren Enteln be­­müssigt sehen, eine lange Bankgasse und eine V­er­­zögerungsgasse nach jenen Faktoren zu benennen, die schon bei Lebzeiten verdient hätten, in Stein ausgehauen zu werden. Merkwürdige Hinweswandlung. Oedenburg, 7. November. Eine schier verblüffende Nachricht enthält das sonst immer sehr gut informirte „N. W. Abdbl.“ vom 6. d. E. behauptet nämlich genau zu willen, daß Graf Albert Apponyi, welcher durch den Grafen Szapáry von den Vorgängen bezüglich der Verwaltungsreform verständigt wurde, nur die Einbringung dieser Reformgegegentwürfe abwartet, um mit einigen betreuen zur Regierung « Feuilleton, Irma. Ein Ne Lebensbild? von Maria Antoinette von Mark­ovics. Nahdrud verboten). (Sortfegung.) Aber — 88 gibt doch nur ein Ungar­­land, teremt ugyse!* (Meiner Seel). Der Mond hHuschte wieder einen ns aus dem Gewölfe und mit feiner Hilfe, d. h. feinem Lichte und dem guten Willen der Braumen, die sie nach einer gefüllten Krippe und einem trockenen Stalle sechnen mochten, langte die alte Kutsche endlich vor dem großen Thore des Prachthofes an. Sufjuf sprang vom Bode. Die lange Beiuiche in der Hand, trat er an die kleine Nebenthür und begann energisch zu klopfen.­­ Zut­ufch, der Hofgund Hatte die­­ Fremden längst gewittert. Er fegte sie außerhalb der Hütte in Politur und begann zu bellen. Nach längerem vergeblichen Klopfen kam ein Knecht quer über den Hof und rief: „Ki van itt?* Wer ist da?) Adjunkt Tüpfel im Wagen athmete af: Das war doch ein menschliches Wesen. Vielleicht nahm man Sie hier auf. Sufjuf Hopfte nochmals: „Ha! Hajra ! nines itt senki ehren ?* Holla !" It denn Niemand hier wach ?) Noch wie der Knecht eine Antwort erteilt, ffnete sie ein enster im Stodwerf de Wirth- Haftsgebäudes, da von hohen Maulbeerbäumen umgeben war, und die Stimme einer jungen Frau rief herunter: „Ki­az?“ (Wer ist das?) Suffufs3 Augen leuchteten auf, als er diese Stimme hörte. „Jaj, die Földesne! sagte er zu fi selbst. Laut aber rief er: „Hajlekot kernenk !“ (Wir bitten um Obdah!) Auch die Frau schien die Stimme des jungen Kutschers zu erkennen. „Bist Du e3 Suffuf Bido­y ?* fragte sie. a nichte eifrig; dann Spudte er aus und schwang die Bestsche: „Isten nyilät! (Gottes Blch) Ich bins schon, Földesne! Und Hier im Wagen sind zwei hohe Herren: Der Albire­ur und der Herr Mdjunft aus Uermenyhäza. Wenn ihr da Rath Schaffen Fünntet, Földesne — edesem — —", „Sleich, gleich! Ich komme fon!" rief die Frau und schloß das Fenster. Fünf Minuten später — die dem maroden Adjunkten Tüpfel eine Ewigkeit schienen, öffnete der Knecht das große „Kapu“ (Thor) und Juljuf leitete den Wagen an eine Art Freitreppe, auf der man die noch Halb fahren überwinterten Oleander schon aufgestellt hatte. Auf der obersten Stufe der Treppe stand die Földesne. Sie hatte einen großen Schwal über ihren unvollendeten Anzug geworfen und Stopf und Gesicht in ein schwarzseidenes Tuch mit breiten Goldseigen verstedt, aber ihre weißen zwei und dreißig Zähne und ihre schwarzen Aırgen birgten trägß Nadıt und Finsterniß. Der Bezirksrichter Arvay stieg aus der Kutihe und trat der Földesne näher, das heißt, er stieg die acht Stufen der Treppe hinauf, wäh­­rend auch Herr von Tüpfel langsam das Vehikel verließ. „Dieb ist ja wohl das Gut de Herrn von S3avofjy?“ — fragte Arvay die junge Frau die da fladernde Licht mit der Hand beschütte — „Ist der Herr im Hause? Und schläft er bereits ?“ Die Feldesne Ffnizte: „Igen! (ja) Ew. Gnaden. Der Bachthof ist’s Ion. Aber der Gnädigste wohnt nicht hier —­­don seit drei Jahren nicht mehr, er lebt gern in der Stadt und auf Neisen. Seit die nagysäga (gnädige rau) gestorben ist, hat er nirgend recht Ruh’ und jet ist er auch fün den ganzen Winter in Paris und dann in­­ Budapest — — doc ich bitte unter­­thänigst einzutreten! Die Fremdenzimmer sind immer in Ordnung.“ Der Bezirksrichter ah sich nach seinem Ad­­junkten um: „Her! Wohin zum Teufel ist er gekommen ?* — Herr von Tüpfel war Hinter die Kutsche ge­ treten und begann sein Gesicht mit dem ‚Taschen­­tuche zu reinigen, nachdem ihn Qufjuf, der seinen Dentschen leiden konnte, fast ausgelacht hätte, wenn der Neipelt und die Furcht vor dem Bezirksrichter dies gestattet. Endlich glaubte der Adjunkt sich, Halbwegs zeigen zu künnen. Er folgte Herrn von Arvay, der von der­ reichen Ungarin geleitet, in das ziemlich große Gebäude trat. (Forti. folgt.)

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