Oedenburger Zeitung, 1920. Mai (Jahrgang 52, nr. 100-122)
1920-05-26 / nr. 118
-«»i-,»-.·s»·J.-"(-·s"-«».j Be -«· i i Schriftleitung k0ec1enbung.Dujka50.«Fernspr.25 Sprechsinnelender schrifileiiimg täglich von ul—17 Uhr. ziischrisiensinilsieis an die schrifileliing und sieht in einzelne personenierselben znrichi em Dringliche melaniigensliiaunsielephonisch zu liberni undtm Illllllllllllllllllllll denburgirenun tlllllllllr Einzelnummer 1K Kr. 118. Unabhängiges politisches Tagblatt Deutschwestungarns Verwaltung: Oedenburg, Denkpl. 56, Fernsprecher IQ, Anzeigen und Abonnements werden in unserer Verwaltung, Denkplatz 56, und in unserem Stadtlokal, Grabenrunde 72, angenommen, Schluß der Anzeigenannahme 12 Uhr mittags, an Samstagen 11 Uhr vorm. 52. Jahrgang. Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag pünktlich um,5 Uhr nachmittags zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 20 R, "jährlich 60 R, "jährlich 120 R, ganzjährig 240 R frei ins Baus zugestellt. Mittwoch, den 26. Mai 1920. Bollsabstimmung in Reitungarn? Budapest, 25. Mai. „Az Ujság“ meldet: Sogleich nach Unterzeichnung des Friedensvertrages durch Ungarn wird in Budapest eine Reparationskommission der Entente eintreffen, deren erste Aufgabe die Regelung der westungarischen Frage sein wird. Westungarn sol durch Bolfsabstimmung, die innerhalb sechs Monaten vorzunehmen wäre, darüber entscheiden, ob es bei Ungarn verbleiben oder zu Oesterreich kommen will. Für den Fall, daß sich Westungarn für Ungarn entscheidet, will legteres den Deutschösterreichern wirtschaftliche Kompensationen auf dem Gebiete der Lebensmittelversorgung gewähren. (Eine amtliche Betätigung dieser Meldung steht noch aus. Die Schriftleitung.) der Biblismus in Oedenburg. Oedenburg, 25. Dia. Der interessanteste Punkt in Der Tagesordnung der Donnerstag, den 27.2. M. stattfindenden städtischen Generalversammlung verdient wegen der großen volfswirtschaftlichen und Verwaltungsfragen, welche mit dieser Lage im Zusammenhange stehen, einige Worte. Da sehr viel von der richtigen Löitung dieses Problems abhängt, muß jeder Bürger von Dedenburg über die ganze Tragweite der in dieser Angelegenheit zu fallenden Beichlüfse ins flare kommen. "Es liegt nämlich ein Antrag den Vitilismus Virilismus besteht darin, daß alle diejenigen, die entsprechend hohe Steuerabgaben leisten, im Gemeinderate Sig und Stimme haben, ohne sich einer Wahl unterziehen zu müssen und ohne Rücksicht darauf, ob sie ihren Geistes- oder Charaktereigenschaften nah für eine solche Rolle geeignet erscheinen oder nicht. Darüber, ob im von heutigen Zeiten der Virilismus überhaupt eine Daseinsberechtigung hat oder nicht, gehen die Meinungen sehr starr auseinander. Was uns betrifft, stehen wir auf die Standpunkte, daß der Virilismus als sozial äußert ungerecht um undemokratisch überhaupt abzuschaffen sei. Wir glauben nicht fehlzugehen, wenn wir behaupten, daß die Bevölkerung Ungarns kulturell und politisch den Südlawen um vieleöd voraus it. Und trog dem wurde dort vor einigen Tagen dom Negenten eine Verfügung über die Gemeindewahlordnung für Slowenien unterzeichnet, die auf folgende Grundlage aufgebaut ist: Gewählt wird nach dem allgemeinen und gleichen Wahlrecht unter Anwendung des Proporzes. Das Wahlrecht hat jeder Staatsbürger männlichen und weiblichen Geschlechtes, wer das 21. Lebensjahr volendet hat. Auch Frauen können kandidiert werden, doch mit der Sinnkränfung, daß nur jede zehnte Frau aus der S Kandidatenliste gewählt werden kann. Mit diesem unserem Standpunkte stehen wir durchaus nicht allein. In Budapest, zum Beispiel, wird der Virilismus abgeschafft. Desgleichen in Debregzin. Im Herbste des vergangenen Jahres wandte sie sogar ein transdanubisches Komitatsmunizipium (und das will viel jagen) an alle übrigen Munizipien mit dem Bor: ichlage, es möge der Birilismus allgemein abgeschafft werden. Andererseits aber findet der Birilismus sehr viele Fürsprecher, deren Gedankengänge uns zwar nicht Des Näheren bekannt sind, von deren großer Anzahl in den Munizipien uns aber die schroffe Ablehnung einen Beweiß liefert, welche das obenerwähnte Rundschreiben des einen virilismusfeindlichen Komitatsmunizipiums bei allen übrigen Munizipien fand. · .Der Antrag,der in unserer nächsten städtischen Generalversammlung zur Verratung kommt,läss zwischen den beiden Bremen die MiteDerViriliSmuS grundsätzlich bestehen bleiben. JPirikis lissten aber,dassinsd jene erteuerten, die in Diejer ‚ihrer Eigenschaft Sig und Stimme in der städtischen Generalversammlung haben, sollen einer Prüfung auf Herz und Hirn unterzogen werden. Kriegsgewinnler, Nachkriegsgewinnler und Leute. Die nicht den nötigen Bildungsgrad, nicht die notwendige Verstandshärte oder das allgemeine Wohl besagen, sollen nach diesem Antrage aus den Reihen der Viriliten gestrichen werden. Wenn man ich schon nicht entschliegen kann, den Biblismus überhaupt abzuschaffen, so ist dies da als ein kleiner Fortschritt zu bezeichnen. Wir fürchten aber, daß solche Prüfungen enden werden, wie das Hornberger Schießen, das heißt, es werden derer, denen Das Recht aberkannt wird, als Virilisten über das Mahl und Wehe der Gemeinde zu entscheiden, sehr, sehr wenige sein. Denn das Solidaritätsgefühl der Höchstbesteuerten wird stärker sein als etwaige Bedenken gegen die moralische oder geistige Beschaffenheit eines ihrer Genosser. Es wird also, auch wenn ein derartiger Reformantrag angenommen wird, das ganze nur mehr oder weniger eine Augenauswischerei sein, welche dazu dienen soll, die große Masse der Mähler nit auf den Gedanken kommen zu Lassen, den Virilismus überhaupt abzuschaffen. · ». Es trägt daher die kommende städtische Generalversammlung bei der Beratung der Vorlagebetrieffends den Virilismus eine große Verantwortung. Möge sie sie dieser Verantwortung bei der Beratung dieser heislen Frage voll bewußt sein, möge sie eine gerechte Entscheidung treffen, Die alle Bürger und Bewohner unserer Stadt befriedigt. «betreffen«dvor.-Der. fein Herz für OR A En N ee ee BE AR URT ER a. dns neue therhiiche Rabineft. Praß, 25. Mat. Bräsidens" Masaryk hat auf Vorschlag des3 mit der Bildung des Ministeriumd beiranten#Ministerpräsidenten Isar folgendes Kabinett ernannt: Präsidium Tufar, der auch, das Worte: feuille für nationaler Verteidigung übernimmt. Inneres: BHehla. Aeußered: Dr. Beneich. Finanzens Dr. Engelich. Gesundheit: Stobar. Kot und Telegraphen : Stanef. * Sozielle Fürsorge: Dr. Winkler. Schulwesen :Dr. Habermann. Eisenbahnen: Strieberny Justiz: Meiner. Oeffentliche Arbeiten? Dr. BVBrhendky. Handel: Dr. = Sonntag. Approsisionierung: Sohamis. Landwirtschaft: Nafhel. Minister ohne Bortefeuilles (für die Slowakei): Dr. Derer. Minister ohne Bortefeuilles (für Außenhandel): Dr. Hotovec. Ss ! Bürgerliche Einheitsfront in Bayern. Wien, 25. Mai. Wie das „Neue Wiener Journal” aus München aieldet, ist es gelungen, für Bayern eine Einheitsfront aller bürgerlichen Parteien gegen die Kommunisten und Sozialisten zustande zu,„bringen auf die Antwort der Friedensdelegation an die Entente. (Dialektbericht der „Oedenburger Zeitung”) Das ungarische Telegraphenkorrespondenzbüro erfährt, das die ungarische Regierung bei gleichzeitiger Kundgebung ihres Protestes, unter dem Imwange der Verhältnisse ihre Bereitwilligkeit zur Unterzeichnung des Friedensvertrages angemeldet habe. Die Regierung hat vor der Entscheidung alle außerpolitischen, wirtschaftlichen und miltärischen Sorgen einer Verweigerung der Unterfertigung des Friedensvertrages aufs ‚eingehendste erwogen. Abgesehen von den militärischen Rüstungen unserer une mittelbaren Nachbarn und von dem Umistande, daß es auch die volfswirtschaftliche Lage des Landes nicht zulasse, Ungarn vor der Ernte in ein Abenteuer zu stürzen, behielt die Weberzeugung Oberhand, so künne das Land eine länger andauernde Blodade nicht ertragen, weil völliger Mangel an zahlreichen allgemeinen Bedarfsartikeln herrsche. Uebrigens ist die Unterfertigung des Stiebensvertrages nur Kormsache, weil, wie dies auch in der Note der Regierug zum Ausdruckk kommt, "Durchführung der unerträglichen Bedingungen auch bei der größten Gutgläubigkeit unmöglich ist. Als das Risifo, welchem die Regierung durch die Verweigerung der Unterschrift das Land auslegen würde, mit den aus der Unterfertigung entstehenden Folgen verglichen wurde, kam die Regierung zur Ueberzeugung, da die Unterfertigung des Vertrages nicht verweigert werden dürfe. Auf diese politischen Gründe hatte übrigens schon Graf Apponyi in seinem Nebenscaftsberichte hingewiesen, indem er andeutete, daß die Entscheidung der Regierung durch die politische Opportunität geleitet werden müse. Auch im übrigen Schlag ich die Regierung der Auffassung Upponyis an, der sich gegen die Gewaltmaßnahmen des Friedensvertrages entschieden verwahrt hatte. Die Antiwortnote. ‚„(UTKB.) Der bevollmächtigte Minister Praznooffy überreichte Paris folgende Antwortnote der Sties venspelegation: „Herr Bräfident! Am 6. Mai teilte der Oberjte Rat L. I. der alliierten ' Nation die Antwort bezüglich der seitens Mächte der ungarischen Friedensdele Ungarn gemachten Bemerkungen zum Sriedensvertrag mit; desgleichen auch den endgültigen Teil desriedensvertrages und die Aufforderung, die Delegation möge ich binnen zehn Tagen äußern, ob sie berechtigt sei, den Friedensvertrag — so wie er vorliegt — zu unterfertigen. Die ungarische Friedensdelegation hält sie aus weiter unten ausgeführten Gründen zur Unterfertigung, nicht ermächtigt. Es sei vor allem erlaubt, auf die in der Sitzung vom 16. Januar, 1920 abgegebene Erklätung des Präses der Friedensdelegation hinzuweisen, aus welcher wir folgende Stelle anführen: „Durchdrungen von der Wucht der auf mir lastenden Verantwortung, wenn ich das erste Wort Ungarns zu den vorliegenden Friedensbedingungen ausspreche, kann ich nir zögern, Ihnen zu erklären, daß die Friede in