Oedenburger Zeitung, 1920. Juni (Jahrgang 52, nr. 123-146)
1920-06-03 / nr. 125
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Die Lösung dieser Frage it auch für Ungarn von größter Wichtigkeit. Seit dem Umsturze tobt der Kampf um die Adria zwischen dem ©. 9. ©. Staate und Italien. Die Entente ist bemüht, eine Lösung zu suchen, die allen Beteiligten gerecht wird, sieann jedoch eine solche Lösung nicht finden. Bei Grund biezu ist sehr einfach: 8 gibt eben feine Lösung, die beide Teile befriedigen kann. Zugoslawien hat auf das geographisch un:zweifelhaft zu ihm gehörende Triieft verzichten müssten. Er hat sich mit Diesem Berluste abgefunden, weil ihm die Hoffnung blieb, Stalten werde sich mit Tricht besgnügen und ihm Fiume ohme weiterd überlassen. Doch im dieser Annahme sollte Jugoslawien arg enttäuscht werden. Italien entsandte einen seiner größten Kriegsheger, den berüchtigten Gabriele d’Annunzio mit einer Schar von Freibeutern nach Fiume und ließ es geschehen, daß er die Stadt — sich über die Beischlüffe der Entente Hinwegfegend, beziehungsweise ihnen vorgreifend — für Italien annekierte. 3 hoffte dadurch, den Obersten Rat vor eine vollzogene Tatsache zu legen, über die er nicht oder nur sehr schwer hinwegkommen könnte. Das lange Zögern der Entente, diese Trage endgültig zu entscheiden zeigt, daß diese Rechnung Italiens nicht ganz falsch war, daß man seinen Wünschen tunlichst entgegenkommen wird. Fragt fi nur, ob Jugoslawien damit einverstanden ist. In welcher Weise ist nun Ungarn an der Lösung dieser Frage beteiligt ? Der Friedensvertrag, der morgen von unseren Vertretern in Bersailles unterzeichnet wird, beraubt Ungarn u. a. auch der Meeresküfte und seines Hafens. Fiume. Ungarn ist daher in Hinkunft darauf angewiesen, jene Waren, die er zur See bekommt, in fremden Häfen zu löschen. Da kannn er ihm nicht gleichgültig sein, ob der fast ausschließlich hiefür in Betracht kommende Hafen — nämlich Fiume — in italienische oder jugoslawische Hände gerät. Denn Italien will ja, Fiume nicht wegen der paar Hundert Italiener, die im Siume leben, er will ihn nicht, weil er eine Lebensnotwendigkeit für den italienishen Staat, für den italienischen Handel ist, sondern einzig und allein, um sich eine Konkurrenz für seine zahlreichen anderen Häfen, vor allem für Venedig, vom Halfe zu Schaffen. &o hat ja auch Triest nur an diesem Grunde an sich gerissen, jenes Triest, das jegt verdorrt und dessen Bewohner sehnsüchtig an die schönen Zeiten zurückenfen, da sie so nicht unter italienischer Herrschaft waren. Das gleiche Schicksal würde Fiume ereilen, ja es wäre noch Härter, Fiume würde verelenden und unter italienischer Herrschaft oder Oberhoheit gar bald ein Fischerdorf werden. Anders unter jugoslawischer Herrschaft. | Denn Jugoslawien würde sicherlich alles Der S.H9H.Staat hat seinen einzigen |daran jegen, den Seehandel Ungarns über Hafen, der als nennendwert zu bezeichnen} Fiume zu leiten und daher zum größten wäre. Kommt nun Fiume in feinen Befig,| Handels: und wirtschaftspolitischen Ent: so ist er sonnenklar, daß er alle Mühe |gegenkommen bereit sein, aufwenden wird, um ihn lebensfähig zu Se mehr daher die Lösung der Adriamachen, um möglichst viele Schiffe in seine | frage dem Standpunkte der Zugoslawen Gewässer zu leiten. Davon Härte nicht nur | Rechnung trägt, deito gerechter, wird sie Fıume, nicht nur der S.9.©.:Staat, fon: |fein, deito besser wird diese Lösung aber denn auch das auf diesen Hafen ange lau für Ungarn fein! wiesene Ungarn die größten Vorteile. | es m ' die Getreideaufbringung. Konferenz der Steinlandwirte kam es zu Fraktionen. Die Grundlagen de Aus» Budapest, 2. Juni. Im der gestrigen einem Ausgleich der Ansichten der beiten gleiches bilden die Borschläge de ungni: Bollernährungsminister, Stefan den Szabod an Nagyardad, melde sich in folgenden Punkten zusammenfassen lassen : ‚1. Als Grundlage der Getreidewirtschaft wird das Sedelmayer: System angenommen (nur teilweise BeiDRERERBE der Getreidevorräte). 2. Landwirte, die weniger als drei Katastraljoch) besiten, Zwangsabgabe gänzlich befreit, werden von einer 3. Requiriert wird nur Weizen und Roggen, wogegen Hafer, Gerste und Mais freigegeben wird, räten. Aus den Getreidevorwelche duch Zwangsabgaben einem Mammalpreise der Regierung zur Verfügung gestellt werden, sollen nur je Staatsbeamten und jene Personen versorgt werden, deren Verpflegung im öffentlichen Interesse liegt. 4. Für die Appropisionierung dieser Kategorien wird die Regierung nach jedem Katastraljoch der bebauten Fläche 30 bis 200 Kilogramm fordern. As Grundlage der Preisberechnung wird der Selbstkostenpreis des Anbaues angenommen, wobei nach jedem Katastraljioch jedd Meererzentner Ertrag gerechnet werden. Im Falle der Ertrag ein geringerer ist, wird an die Abgabe perzentuell vermindert. Neber die Höhe der Mammalpreise wurde seiner Vereinbarung getroffen. Er verlautet jedoch, daß er beim Weizen mit 500 bis 600 Kronen festgelegt wird. Heute werden die Verhandlungen auf Grund dieses Vorschlages von Szabó aus Nagyatad fortgelegt und es dürfte noch heute eine Bereinigung zustande kommen. In Ventihböhmens Kampfanlage. Bei der heutigen Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Vrag,: 2.tuht. Sigung der Kammer erklärte der deutschnationale Lodgemann unter jubelnden Zustufen aller Deutschnationalen, daß er im Nramen der deutschnationalen parlamentarischen Verbindung gegen die jenige Kammer Protest einlege. Die Zusammenstellung widerspricht der geschichtlichen Gerechtigkeit und verdankt ihre Zustandekommen einer Irreführung der europäischen Meinung in Bezug auf das eigentliche Wesen des tschechischen Staates. Das Abgeordnetenhaus sei nur eine revolutionäre Versammlung und seine Partei werde sein Gefeg respektieren, welches in dieser Kammer angenommen wird. Auch die Ungarn befundeten dem Redner ihre Sympathien, während die Tschechen und die deutschen Sozialdemokraten heftig widersprachen, die Konferenz in Span, Zürich, 1. Juni: Laut einer Meldung des „Secolo“ hat sich Nitti im legten Augenblickk doch zur Ansicht Millerands und Lloyd Georges befehren Lassen und willigte in den ursprünglichen Termina die Konferenz von Span ein. Diese wird daher endgültig am 21. Juni eröffnet.