Oedenburger Zeitung, 1920. Juni (Jahrgang 52, nr. 123-146)

1920-06-03 / nr. 125

. Schriftleistung i0et­enburg,Dedlepl.50,kernspr.25 sprechstunden der Schriftleitung täglich von u­—12 Uhr­. Zuschriften sind stets an die Schriftleitung und nicht an einzelne Personen derselben zu richten. Dringliche Meldungen sind uns telephonisch zu übermitteln. Als Unabhängiges politisches Tagblatt Deutschwestungarns Verwaltung: Oedenburg, Denkpl. 50, Fernsprecher 19. Anzeigen und Abonnements werden in unserer Ver­­waltung, Denkplatz 56, und in unserem Stadtlokal, Grabenrunde 72, angenommen. Schluß der Anzeigen­­annahme 12 Uhr mittags, an Samstagen 11 Uhr vorm. Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag pünktlich um­­­,5 Uhr nachmittags zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 20 K, "jährlich 60 R, "jährlich 120 RK, ganzjährig 240 K frei ins Baus zugestellt. "Sonnerstag, den 3. Juni 1920. JK 52. = benennen EEE Ungarn und die Adriafrage. Dedenburg, 2. Juni. Die Adriafrage ist ein Problem, das nit nur die unmittelbar an der Adria liegenden Staaten, nämlich­­ Jugoslawien und Italien angeht. Die Lösung dieser Frage it auch für Ungarn von größter Wich­­tigkeit. Seit dem Umsturze tobt der Kampf um die Adria zwischen dem ©. 9. ©. Staate und Italien. Die Entente ist be­­müht, eine Lösung zu suchen, die allen Beteiligten gerecht wird, sie­ann jedoch­ eine solche Lösung nicht finden. Bei Grund biezu ist sehr einfach: 8 gibt eben feine Lösung, die beide Teile befriedigen kann. Zugoslawien hat auf das geographisch un:­zweifelhaft zu ihm gehörende Triieft verzichten müssten. Er hat sich mit Diesem Berluste abgefunden, weil ihm die Hoffnung blieb, Stalten werde sich mit Tricht bes­gnügen und ihm Fiume ohme weiterd überlassen. Doch im dieser Annahme sollte Jugo­­slawien arg enttäuscht werden. Italien entsandte einen seiner größten Kriegsheger, den berüchtigten Gabriele d’Annunzio mit einer Schar von Freibeutern nach Fiume und ließ es geschehen, daß er die Stadt — sich über die Beischlüffe der Entente Hin­wegfegend, beziehungsweise ihnen vorgreifend — für Italien annek­­­ierte. 3 hoffte dadurch, den Obersten Rat vor eine vollzogene Tatsache zu legen, über die er nicht oder nur sehr schwer hinwegkommen könnte. Das lange Zögern der Entente, diese Trage endgültig zu entscheiden zeigt, daß diese Rechnung Italiens nicht ganz falsch war, daß man seinen Wünschen tunlichst entgegenkommen wird. Fragt fi nur, ob Jugoslawien damit einverstanden ist. In welcher Weise ist nun Ungarn an der Lösung dieser Frage beteiligt ? Der Friedensvertrag, der morgen von unseren Vertretern in Bersailles unterzeich­net wird, beraubt Ungarn u. a. auch der Meeresküfte und seines Hafens. Fiume. Ungarn ist daher in Hinkunft darauf an­­gewiesen, jene Waren, die er zur See be­­kommt, in fremden Häfen zu löschen. Da kannn er ihm nicht gleichgültig sein, ob der fast ausschließlich hiefür in Betracht kom­­mende Hafen — nämlich Fiume — in italienische oder jugoslawische Hände gerät. Denn Italien will ja, Fiume nicht wegen der paar Hundert Italiener, die im Siume leben, er will ihn nicht, weil er eine Lebensnotwendigkeit für­ den italieni­­shen Staat, für den italienischen Handel ist, sondern einzig und allein, um sich eine Konkurrenz für seine zahlreichen anderen Häfen, vor allem für Venedig, vom Halfe zu Schaffen. &o hat ja auch Triest nur an diesem Grunde an sich gerissen, jenes Triest, das jegt verdorrt und dessen Bewohner sehnsüchtig an die s­chönen Zeiten zurückenfen, da sie so nicht unter ita­­lienischer Herrschaft waren. Das gleiche Schicksal würde Fiume ereilen, ja es wäre noch Härter, Fiume würde verelenden und unter italienischer Herrschaft oder Ober­­­hoheit gar bald ein Fischerdorf werden. Anders unter jugoslawischer Herrschaft. | Denn Jugoslawien würde sicherlich alles Der S.H9H.Staat hat seinen einzigen |daran jegen, den Seehandel Ungarns über Hafen, der als nennendwert zu bezeichnen} Fiume zu leiten und daher zum größten wäre. Kommt­ nun Fiume in feinen Befig,| Handels: und wirtschaftspolitischen Ent: so ist er sonnenklar, daß er alle Mühe |gegenkommen bereit sein, aufwenden wird, um ihn lebensfähig zu Se mehr daher die Lösung der Adria­­machen, um möglichst viele Schiffe in seine | frage dem Standpunkte der­ Zugoslawen Gewässer zu leiten. Davon Härte nicht nur | Rechnung trägt, deito gerechter, wird sie Fıume, nicht nur der S.9.©.:Staat, fon: |fein, deito besser wird diese Lösung aber denn auch das auf diesen Hafen ange­ lau für Ungarn fein! wiesene Ungarn die größten Vorteile. | es m ' die Getreideaufbringung. Konferenz der Steinlandwirte kam es zu Fraktionen. Die Grundlagen de Aus» Budapest, 2. Juni. Im der gestrigen einem Ausgleich der Ansichten der beiten gleiches bilden die Borschläge de ungni: Bollernährungsminister, Stefan d­en Szabod an Nagyardad, melde sich in folgenden Punkten zusammenfassen lassen : ‚1. Als Grundlage der Getreidewirt­­schaft wird das Sedelmayer: System­ ange­­­­nommen (nur teilweise BeiDRERERBE der Getreidevorräte). 2. Landwirte, die weniger als drei­ Katastraljoch) besiten, Zwangsabgabe gänzlich befreit, werden von einer 3. Requiriert wird nur Weizen und Roggen, wogegen Hafer, Gerste und Mais freigegeben wird, räten.­­ Aus den Getreidevor­welche­­ duch Zwangsabgabe­n einem Mam­malpreise der Regierung zur Verfügung gestellt werden, sollen nur je Staatsbeamten und jene Personen versorgt werden, deren Verpflegung im öffentlichen Interesse liegt. 4. Für die Appropisionierung dieser Kategorien wird die Regierung nach jedem Katastraljoch der bebauten Fläche 30 bis­­ 200 Kilogramm fordern. As Grundlage der Preisberechnung wird der Selbstkosten­­preis des Anbaues angenommen, wobei nach jedem Katastraljioch jed­d Meererzentner Ertrag gerechnet werden. Im Falle der Ertrag ein geringerer ist, wird an die Abgabe perzentuell vermindert. Neber die Höhe der Mam­malpreise wurde seine­r Vereinbarung getroffen. Er verlautet jedoch, daß er beim Weizen mit 500 bis 600 Kronen festgelegt wird. Heute werden die Verhandlungen auf Grund dieses Vorschlages von Szabó aus Nagyatad fortgelegt und es dürfte noch heute eine Bereinigung zustande kommen. In Ventihböhmens Kampfanlage. Bei der heutigen­­ Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Vrag,: 2­.tuht. Sigung der Kammer erklärte der deutsch­­nationale Lodgemann unter jubelnden Zus­tufen aller Deutschnationalen, daß er im Nramen der deutschnationalen parlamenta­­rischen Verbindung gegen die jenige Kam­mer Protest einlege. Die Zusam­menstellung widerspricht der geschichtlichen Gerechtigkeit und verdankt ihr­e Zustandekommen einer Irreführung der europäischen Meinung in Bezug auf das eigentliche Wesen des tschechischen Staates. Das Abgeordneten­­haus sei nur eine revolutionäre Versamm­­lung und seine Partei werde sein Gefeg respektieren, welches in dieser Kammer an­­genommen wird. Auch die Ungarn befun­­deten dem Redner ihre­­ S­ympathien, während die Tschechen und die deutschen Sozialdemokraten heftig widersprachen, die Konferenz in Span, Zürich, 1. Juni: Laut einer Meldung des „Secolo“ hat sich Nitti im legten Augenblickk doch zur Ansicht Millerands und Lloyd Georges befehren Lassen und willigte in den ursprünglichen Termin­a die Konferenz von Span ein. Die­se wird daher endgültig am­ 21. Juni eröffnet.

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