Oedenburger Zeitung, 1920. August (Jahrgang 52, nr. 174-198)

1920-08-07 / nr. 179

x Ein ruhmloses Ende. Dedenburg, 6. Aug. Mas wir schon seit langem voraus­­sahen und voraussagten, in nunmehr eingetreten. Der Amsterdamer Gemwers­­chaftsbund hat über eindringliche Vor­­stellungen der österreichischen Arbeiter seinen Standpunkt gegenüber Ungarn­­ geändert Hier wurden 5 Zeilen beschlagnahmt. Das ist ein­ offenfundiger Rückzug, ein Eingeständnis der Unmöglichkeit, Ungarn auf diesem Wege zu zwingen, seine innere Polität zu ändern und sie den München der Amsterdamer Gemwerf­ Hier wurden 61 Zeilen beschlagnahmt.) Schriftleitung s Dedenburg, Denkpl. 50, Verufpr. 23 Sprechstunden der Schriftleitung täglich von H—12 Uhr, Zuschriften sind stets an­ die Schriftleitung und nicht an einzelne Personen­­ derselben zu richten. Dringliche ‚Meldungen [ind uns ilephonisch zu Übermitteln, Einzelnummer Unabhängiges politisches Tonblatt Deutschiwestungaerns Verwaltung : Oedenburg, Deäkpl. 50, Fernsprecher 19. Anzeigen und Abonnements werden In unserer Ver­­waltung, Deäkplatz 50, und in unserem Stadtlokal, Grabenrunde 72, angenommen. Schluß der Anzeigen«­­, anmahme 12 Uhr mittags, an Samstagen N Uhr vorm. Gelangt mit Ausnahme. von Sonntag an jedem Tag pünktlich um­­­,5 Uhr nachmittags zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatli­ 20 R, "jährlich 60 K, "jährlich 120 K, ganzjährig 240 R frei ins Baus zugestellt. Samstag, den 7. August 1920. 1K Az. 179. " Zusammenbruch des Yb 8. August aufgehoben. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“) Wien, 6. August. Die „Arbeiter­ Zeitung“ meldet: An die Wiener Gewerkschaftskommission ist gestern folgendes Telegramm aus Amsterdam eingelangt: Fans die Leitung des internationalen Gewerkschaftsbundes beschlossen, den Boykott vom 8. August angefangen abzubrechen und bittet, die "Dazu nötigen Maßnahmen zu treffen. Nähere Motivierung erfolgt durch Manifest. Fimmen. Die „Arbeiter-Zeitung“ bemerkt zu diesem Telegramm, die internationale Arbeiterschaft habe es zum erstenmale versucht, sich mit einem spezifisch proletariatischen K­ampfmittel in die­­ inter­­nationale Politik einzumischen. Dieses Mittel habe aber nicht zum vollen Erfolge geführt. Im übrigen gibt die „Arbeiter­ Zeitung“ den vollen Miterfolg des Boykotts zu. Die Arbeiter beim Neidsvermweser. Eine bedeutsame Rede. Budapest, 6. Aug. Gestern um 5 Uhr nachmittags erschien in der gl. Burg eine aus 30 Arbeitern bestehende Abordnung der auf nationaler Basis stehenden ungarischen nationalen sozial­­demokratischen Parteien. Die Abord­­nung wurde zuerst vom Ministerpräsi­­­denten empfangen und bat der­ Führer derselben den Ministerpräsidenten, ein Memorandum entgegenzunehmen, in dem die I­nteressen der ungarischen Ar­­beiterschaft dargelegt werden. Der Füh­­rer hat die darin gemachten­ Vorschläge im Interesse, des Friedens und­ der Ord­­nung im Lande zu erledigen. Der Mi­­nisterpräsident hörte diese und noch an­­dere an ihm­ gerichtete Reden an, über­­nahm das Memorandum und erklärte in seiner Antwort, daß er alles zur Er­­ledigung der Arbeiterfrage unternehmen werde. Sodann wurde die Abordnung vom Reichsverweser empfangen, der ei nahezu eine Stunde lang mit der Depu­­tation beschäftigte. Der Führer der Deputation, Julius Ra­cjo, überreichte dem Reichsv­erweser ein Memorandum im der Angelegenheit der Interessen der Untersuchungshäftlinge und der heim­­kehrenden Kriegsgefangenen, worin für die unschuldigen, irregeführten Arbeiter Stellung genommen wird. Der Reichs­­verweser antwortete in eine Rede, die volle 30 Minuten dauerte, und erklärte unter anderem folgendes: „Es ist eine Sünde, wenn auch nur ein einziger Ungar, ein sein Vaterland wirklich lie­­bender Mensch zugrunde geht. Mir sind so wenige, daßs das Vaterland jeden einzelnen seiner Menschen unbedingt benötigt. Ich will den Schleier der Ver­­gessenheit über die Vergangenheit brei­­ten und wünsche daher die Inartifulie­­rung (Aufnahme) des Amnestierechtes im Geieg.“ Der Reichsverweser wies weiter darauf hin, daß das Land volls­tändig ausgeraubt sei und das daher jeder mit seiner ganzen Kraft arbeiten müsse, auch­ dann, wenn er den verdien­­ten Lohn für seine Arbeit augenbliclic nicht erhalte. Einheit, Geduld und Ausdauer­ fünnen unser vom ShHidjale niedergeschlagenes Land wie­­der aufrichten. Jeder Ungar, jeder Ar­­beiter, muß zur Scholle gelangen und an sie geknüpft werden, denn das wird der zündende Zunfe der Vaterlandsliebe rein. Hier wurden auch der Nede des Neid­e­­verweierd 5 Zeilen beschlagnahmt. Man darf nicht verzagen. Die Flüsse fliegen nur bergauf. Das Land besigt die von der Natur verliehe­­nen heilgen Grenzen und diese können weder mit Gewalt, noch mit kurzsichti­­gen Maßnahmen vernichtet werden. Die auf naturaler Basis stehenden Ar­­beiter werden in mir stets eine verständ­­nisvolle Seele und ein aufrichtiges Herz finden. Ihre Bitte höre ich mit offenem Döhre an und ermächtige Sie, sich stets mit aufrichtigem Vertrauen an mir zu wenden. Ye Bolen geben nach. Warschau, 6. Aug. Der nationale Verteidigungsrat hat nach Anhörung der aus Baranowitschi zurückgekührten Delegation , bes­chlossen, den russischen­­ Vorschlag auf­ Friedensverhandlungen­ zu akzeptieren. Doch werde er von der bolschewistischen Regierung ver­­langen, den freien Ver­ehl der­ polnischen Delegation... mit der Warsc­hauer Regierung zu garantieren. ar Warshau, 6. Aug. Die polnische Regierung hat erklärt, auf seine Friedensverhandlungen­­ einzugehen, an welchen England und Frankreich seine Vertretung haben. Einzelnummer 11K 32. Jahrgang. Boplolts, der Staatsanwalt verkängt Friedrichs Auslieferung. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 6. Aug. Die Fgl. ung. Staatsantwaltschaft hat an das Präsidium der Nationalversamm­­­lung eine Zuschrift gerichtet, in der um die Aufhebung der Immunität Stephan Friedrichs angesucht wird. Der Immunitätsausschuß wird heute 12 Uhr mittags zusammentreten, w­o­­bei auch­ Stephan Friedrich erscheinen wird, um, wie verlautet, den Aus­ Hehuß selbst um die Aufhebung seiner Immunität zu bitten. an Englische Drohungen. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“,) London, 6. Yug. Nach einer Mel­dung der „Times“ in Die Note Lord Burtons an Tshitiherin in sehr bestimmtem Zone gehalten. In dieser Note wird die Sowjetregierung verständigt, daß, wenn die Sowjetregie­­rung eine ausweichende oder unbefriedi­­ ­gewdAntwortge-be,dieMisssionKa-­­ rückg­eschickt werden wü­rde.Die Note meneff-Rraslin sofort nach Rußland zos er seine bestimmte Srcht an, um die Arm eines Ultimatums zu vermeiden. Von der Diktatur zum Parlamentarismus.­ ­Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“. Moskau, 6. Aug. Bei der gestri­­gen Beratung des Sowjetkongresses kam es zu einer lebhaften Debatte über den Parlamentarismus, für welchen sich Bucharin und Lenin aussprachen. Der Kongreß jakte mit sehr großer Mehrheit den Beschluß zugunsten des Parlamentarismus. “ 8 Graf Tipas Ermordung. _ Ein Lofalaugenschein. (Drahtbericht der „Oedenburger­ Zeitung“.) Budapest, 6. Aug. Auf Anordnung des Gerichtshofes wurde gestern das Bechör der Angeklagten­­ unterbrochen­ und ein Sofalaugenschein in der Vila Roheim vorgenommen. Noch vor Ankunft der Mit­­glieder des Gerichtshofes entdeckte ein im die Villa entsendeter Oberbüchsenmeister in der Hal eine neue Kugelspur, von der die bisherige Untersuchung nichts gewußt hatte. Man fand später auch die Kugel in der Wand unter der Holztäfelung. So wurden sodann Hüttner, Sztanfopgfy und Dobs an Ort und Stelle verhört, wo sie genau erzählten, wie sie in die Billa gekommen seien und wie die Lage damals in der Die Angeklagten sagten nicht ‚1 Billa war,­­ gang übereinstimmend aus. So sagte einer 's der Angeklagten, daß er seinen Gendarmen bei der Tür, bemerkt habe,­ der andere will einen dort gesehen haben. Die Angeklagten wiederholten, daß den ersten Schuß. PB­o­­aandy abgegeben habe. . H

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