Oedenburger Zeitung, 1920. September (Jahrgang 52, nr. 199-223)
1920-09-17 / nr. 212
» «Seite 2.—Nr.2·12j ; die Abstimmung in Kärnten. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Belgrad, 16. Sept. Die Blätter melden, daß die italienischen Truppen an der Kärntner Grenze verstärkt wurden. Von Vila bis St. Veit isi eine Division aufgestellt. a Laibach, 16. Sept. Die Plebidzitkommission für die Kärntner Abstimmung hat in ihrer geitrigen Sttung beschlossen, daß die rigotaritären Truppen aus der Zone A zurüdzuziehen sind, ohne daß vorher oder gleichzeitig das italienische Militär aush Kärnten abgezogen wird. Weiter wurde beschlosjjen, daß auch die gesamte aktive Gendarmerie, die nicht aus gebürtigen Kärntnern besteht, die Zone A zu verlassen hat, ferner, daß biß zur Beendigung der Plebidzits die Staatsaufsichten über die Grundhefige zu suspendieren sind. Die Landesregierung für Slowenien hat darauf in einer außerordentlichen Stung heute vormittags ihre Demission beschlossen. Die Brüsseler Finanzkonferenz. Moraätbericht der „Oedenburger Heilung”.) Bierlin,16.Sept.(Wolff-Msel.»dunig.)Jinder amtlichen Einladungdes Völkerbundes z.iderF«inanz«konferenz in Brüssel ist eine Beschränkung der Neschst sieder Diebsgiertse von Deutschland,Oesterreichiisch Bulsgari entgegenüber dem Debesgiertsen den anderen Mächte in keiner Weise erwähnt.Es ist notwendig diseg festzustellen da die Aigierrtur Havaseine Mieldung verbreitet,nach der dise von Deutschland,Oesterreich und Burchgarisen zur Finanzkonferenz in Brüssebe wissens dessen Delegierten auf der Konferenz nur eine beratende Stimme haben sollen. * London, 16. Sept. MWMie das Reuterbüro meldet, werden sämtliche Staaten, die Vereinigten Staaten von Amerika inbegriffen, auf der Brüsseler Finanzkonferenz am 24. d. M. dürffe drei Delegierte vertreten sein. Deutschland, Desterreich und Bulgarien werden Vertreter mit beratender Stimme entsenden. (Leterer Sa scheint nach) Der vorhergehenden Meldung nicht zu stimmen. Die Scriftl.) N Dedenburger Zeitung ns der Nationaldekjammerung. (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung“.) Budapest, 16. Sept. In der heutigen Sigung der Nationalversammlung wurde die Geiegesvorlage über die Börsensteuer ohne Debatte angenommen. Hierauf wurde die Vorlage des Numerus clausus an unseren Hochschulen verhandelt, der Rap um die Adria. Direkte Verhandlungen zwingen ©.9.©. und Italien. Mien, 16. Sept. Aus Lugano wird gemeldet, daß Die direkten Verhandlungen zwischen Italien und Jugolawien zwischen dem 20. und 30. September beginnen werden. Freitag, 17. September 1920 die Entstehungsgeschicte der „Kleinen Entente“. M Wien, 17. Sept. Die „Berliner Kreuzzeitung“ bringt interessante Details über die Entstehung der Kleinen Entente. Demnach verfolgt Tschechien schon seit längerer Zeit die französisch-ungarische Annäherung mit größtem Miktrauen und wurden die französischen Beschwichtigungen in Prag äußerst skeptisch aufgenommen. Benesch betraute einen seiner Freunde mit der Kontrolle der französischen Regierung und erklärte derselben, er habe positive Kenntnis von der Doppelzüngigkeit der französischen Po- Tirt. Aus diesem Mistrauen ist Die Idee der kleinen Entente entstanden. Kurze Ausrichten. Die Vizebürgermeisterwahl in Budapest. Budapest, 16. Sept. Ansähliih der Vizebürgermeisterwahlen wurden Ludwig von Solfushänay mit 140, Desider Renys mit 187 und Dr. Johann Buzäath mit 186 Stimmen gewählt. Die liberalen Gemeinderäte haben jie der Wahl enthalten. Im ganzen wurden 188 Stimmen abgegeben. Bela Antony erhielt 48 Stimmen. Italiens Gesandter in Budapest. Budapest, 16. Sept. Aus Rom wird telegraphiert: Der derzeitige italienische Bevollmächtigte in Budapest, Regationsrat Cerrusi, wurde zum Geschäftsträger in Tiflis und zum bevollmächtigten Gesandten in Budapest Marchefa. Caraccio in Castagnetta ernannt. In Die Hohmwallergefahrr. . Budapest, 16. Sept. Die Donau hat das ihr prophezeite Ma Derheberschwemmung überschritten. Der M Wasserstand ist bedeutend gestiegen und wird den Stand von 660 Zentimeter erreichen. Nach einem Berichte des Landesstrombauamtes war die Donau seit 1899 nicht mehr so hoch, doch ist die Heberschwenmung infolge der gut ausgebauten Dämme mit feiner Gefahr verbunden. Von großen Schäden sind seine Berichte eingetroffen. In den gefährdeten Gebieten snd entsprechende Verfehrungen getroffen worden. II Der unbeliebte Wiliam Wedenburger Nachrichten. . . I 44 „reine Heimat, seigemütigt! Das Wuchergericht beginnt seine Tätigkeit! Die durch den hie. Robert Wipplinger dem Präsidenten, der Naaber Gerichtstafel vorgelegte Kiste der Richter und Fachbeieikenden des Wuchergerichtes wurde genehmigt. Die Mitglieder des M Wuchergerichtes sind Mitglieder des ordentlichen Strafsenats. Der Prüfe des neuen Gerichte wird Dr. Johann Ventelenyi sein An den Verhandlungen wird immer ein Strafrichter und ein Reisigender teilnehmen. In Debenburg werden im ganzen 40 Fachhbeisitende aus dem Sreife der Urproduzenten, der Gewerbetreibenden und der Leichäftsleute tätig sein. Das Wuchergericht urteilt in allen Preißtreiberei- und Kettenhandelsfällen. Sein Wirkungskreis wird sich auf das ganze Komitat erstrecken. Die erste Verhandlung wird in den ersten Oktobertagen stattfinden. Hoffentlich ist die Tätigkeit dieses sehnlichst erwarteten Gerichtshofes eine recht ersprießliche * Pauschale für Vergnügungssteuer. Die Stadt beabsichtigte, die Vergnügungssteuer auf sämtliche betroffene Gewerbetreibenden in einer jährlichen Pauschalsumme aufzuwerfen. Mit Rücksicht auf die jeßt herrschenden BVerhältnisse legten jedoch die Gewerbetreibenden Berufung ein. &3 wird alo die Steuer in Prozenten des Umfages bemessen werden. æ& Hängt nun ganz von der Geräftstonjunktur ab, wer und in welchem Ausmaße durch Diese Art der Einholung besser auskommen wird. Schließlich ist ja dieser Vorgang bedeutend zweikdienlicher und ermöglicht eine gerechtere Verteilung der Lasten. Schriftenausflug. Sonntag den 19. September nachmittags Ausflug auf den Burgstall und in den Diebmannsgraben. Führung: ©. Graf. Zanzunterhaltung des Oedenburger Orchesterbundes. Am 19. d. M. findet um 7 Uhr abends im großen Kasinosaale eine Tanzunterhaltung statt. Der Eintrittspreis beträgt 15 Kronen. &3 ist auch eine Schönheitsfansurreng geplant. Die Schließung der Salzpreise. Die hiesige Preisbestimmungskommission hat folgende Holzpreise für den Detailverlauf im offenen Halbeleverkehr festgelegt (diese Breite müssen jedoch wo von der Landespreisbestimmungstonmission bestätigt werden): Brennholz, Scheiterholz pro Kubikmeter 400 Ktenen, gemischtes (Scheiter und Brügel) Holz 390 Kronen, Prügelholz 360 Kronen, Zweigholz 330 Stronen. Ins Haus gestellt und zerkleinert Zottet von demselben Holze das Sceiterholz pro Meterzentner 100 Stronen, das gemischte 95, das Prügel 90 und das dünne Holz 80 Kronen. Sägeabfälle ins Haus gestellt pro Meterzentner 60 Kronen. Die Mammalpreise für Bauholz sind im Sinne der in der betreffenden Ministerialverordnung enthaltenen Nichtpreise für Holzgattungen zu bemessen und darf hinzu pro Kubikmeter 60 Kronen Frachttarif und 20 Prozent bürgerlicher Nagen dazırgeschlagen werden. Für geschnigtes Bauholz sind auch die Richtpreise der Ministerialverordnung bestimmend, nur daß hieber pro Kubikmeter 70 Kronen Frachtsperen und 20 Prozent bürgerlicher Nagen dazu kommen. Der Preis für Holzkohle beträgt in großen Posten pro Meterzentner 500 Kronen, in Kleinen pro Kilogramm 6 Kronen. Fünfzig Bewerber um eine Wohnung. Auf eine aus einem Zimmer und Küche bestehende Wohnung, Wolfferstraße 22, haben sich 50 Nefleftanten gemeldet. Die Verhandlung wird am Samstag stattfinden. Im Zusammenhange mit der Wohnungsnot sind in Bälde durchgreifende Veränderungen geplant, die eine radikale Abhilfe schaffen dürften . Im Anwesenheit von etwa fünfzehn Personen wurde gestern um fünf Uhr nachmittags in unserer Schriftleitung die Ziehung der drei Preise für unser erstes Sonder-Preisausschreiben vorgenommen. Als Fortuna fungierte Fräulein Annie Deutsch, als Protokollführer Herr Adolf Balffy. Der 1. Breis — zweihundert Kronen fiel auf Wr. 8 (Stw.-Phil. 9. Baintner); der « 2.Preis—fünfundfiebzingneu fiel agur.5(Lu·dwigJu—nsgrei ß); der « 3. Breis — fünfundzwanzig Kronen fiel auf Nr. 1 (Brig Bergmann). Der bei der Ziehung anwesende Herr Bergmann nahm seinen Preis gleich an Ort und Stelle in Empfang, den beiden anderen Gewinnern wird er mittels Bejtanweisung zugerehtet werden. Die Wenigen, die ihre Romane noch nicht abgeholt haben, ersuhen wir, dies ehestens zu tun . Der Verlag der „Oedenburger Zeitung“. us *) Die Sommerzeitrechnung hört mit der zweiten Morgenstunde des 20. September auf. Wenn es nach der Sommerzeit 3 Uhr morgens ist, wird die Uhr auf 2 Uhr zurückgerichte. E38 werden also hintereinander zwei Stunden mit 2 Uhr bezeichnet. Um jeder Verwechslung vorzubeugen, wird die erste Stunde Sommerzeit mit 2A Uhr, Die zweite (bürgerliche Zeit) mit 2B Uhr bezeichnet werden. Der MWechsel geht also in der Nacht vom Sonntag auf den Montag vor fi und ein Verblasen kann in diesem Sale nicht gut stattfinden, dennm diese Nacht ist um eine Stunde länger als ihre übrigen Schwestern und der 20. hat ausnahmemeile 25 Stunden. &o kann si also niemand auf seine Vergeßlichkeit in Bezug auf das Uhrenrichten audreden, wenn er sich an diesen Tage versipäten sollte. Die Vorbereitungen zum Randes- Sängerfest. Der Vizepräses des ungarischen „Berfidalör“, Nemes, fährt nach Budapest, um für das Sängerfest die erforderlichen Opernkräfte zu verpflichten. Außerdem wird er, mit dem Sekretär des Sängerverbandes, Dr. Homonay, Besprechungen über die Anzahl der Gäste aus Budapest pflegen. — Quartiere für 250 Sänger, burg erscheinen werden, sind nur teilweise gesichert. 63 sind noch 100 Quartiergelegenheiten erforderlich. Mit Rücksicht auf den hehren Ziwed wird die Bevölkerung gebeten, geeignete Quartiere dem ersten Vizenotär Zoltan Almäsfy am Nathause anzermelden. „Hermonie in Lied und Leben!“ Die zwischen dem ungarischen „Ferstdalför” und dem „Liederfranz” bestandenen Gegenzüge wurden mun endlich vollkommen geschlichtet, wobei Entschuldigungen ausgesprochen wurden. Als Zeichen der Versöhnung hat man der „Ferfidalter” den Bruderverein zum Sängerfest eingeladen und denselben um seine Mitwirkung ersucht. « « L"ondon«16«Sem’Dl«e"Tim«egi die am 26.d.M.zum Landes-Sängerfest in Oedens mseldsetaquashinsgtomd saß die Diemokratencei den örtlichen Wahlen im Staate Meynie einer«ernichten)die Niederlage erlitten s haben.Der republikanische Gouverneur wurde mit einer Mehrheit von 60.000 Stimmen gewählt. Alle Kongreßmitglieder und die Behörden von Meyne werden nunmehr republikansich sein. An der Niederlage scheint die Unbeliebtheit Miltons schuld zu sein.: — — Nachdruch verboten. „Bergibl” Originalroman von S. Baurichs-Mahler. (65. Sortlegung.) Sie pachte sorgsam ihre Arbeit zusammen und trat an das Fenster. So still und friedlich war es hier — Dienken und drinnen in Tante Marias vornehmem, harmonischem Heim. Und Zorn war so voll Liebe in Diesem Heim aufgenommen worden. Alles tat Tante Maria, um ihr Hohenstein vergessen zu machen. Aber das Herz ist ein gar rebellisches Ding, es wollte sich nicht mit Dem Tausch zufrieden neben. Sekt hielt draußen ein Wagen. — Tante Maria kam heim. Lori lief ihr entgegen und half ihr im Restibül aus dem Pelze, den sie Dem Diener übergab. „Da bin ich, Lori!“ Dame. Lori 309 sie ins Zimmer. Sie schob Der alten Dame einen Geisel hin und legte ihr ein Kiffen in Den Rüden. . «—Exzellenz Nobbingens stirich sich das weiße,bauschige Haar aus dem frischen Gesicht ,,Aik,uimdchen,egitzumollig,— wenn Ich jetztsheimkeimimse und finde dich hier.Gleich ist mirs behan gliich um dich Als sie allein war, öffnete sie das schlichte weiße Kunert. Sich aufatmend zumutie. So ein junges Gesicht ist wie ein Sonnenrchein. Wir waren heute lauter alte Damen bei der Gräfin Tondern, da Habe ich mich nach deinem jungen Gesicht gesehnt. Nun freue ich mich auf den gemütlichen Abend. Wir plaudern und du hielt mir ein Stündchen vor.“ · Ein Ossenser trat ein und sichwächste i dhe Abendpost Zwei Brisesselingen ausf der silbernen Platte,dereinein-elegantem Kluvert wars sürze ellei in Nosbbingen Der andere Brief zeigtes es in nichtgievade eles ganteg Aenseefreundi war an Lori gerichtet. »Da,Kintdchiemda isst eine Epistel Von Mutter Klim(schien firt dich«,sagte Tante Maria. Lori fahte Hastig Dana) und eine freudige Note stieg ihr ins Gesicht. . Die alte Dame erhob sich mit einem gütigen Lächeln. „Ich will mir inzwischen ein bequemes Hauskleid anziehen lassen“, sagte Tante Maria. „Heute Abend stört uns sein Besuch. Also vertiefe dich ungehtört in Mutter KAlimchens Brief. Du erzählst mir nachher, was es in Hohenstein Neues gibt.“ „Sa, Tantchen, das will ich tun“, antwortete Lori, seit ihren Brief umfassend. » Armin Arm schritten die beiden Damen in das Speisezimmer und ließen ich an dem einladend gedechten Til nieder. „Sonst nichts Neues in Hohenstein, Zori?“ fragte Tante Maria, Zori mit forgenden Bliden betrachtend. „Mutter KAlimihen schreibt, Trautes jüngster Bruder, Leo, Habe sich mit einer reichen Berlinerin, Hilde von Herder, verlobt, Traute sei jeit viel in Lanfwiß. Leos Braut ist zu Besuch dort und wird anscheinend sehr gefeiert.“ „So so! Dann wird Frau von Lanfwiß natürlich alles aufbieten, die gewih in einen Sessel schmiegelnd,begann sie zu lesens,swa.g Mutter Klimsche m in ihren ungelensken Buschstasben gemalts hatte Eine lange«Geistelhastte Mutter« Klimschen geschrieben,von Weihnachstem von den Leuten und von der Stimmung im Hause. Soralich hatte dabei die alte einfache Frau vermieden, Lor aufzuregen und zu beunruhigen. Tante Maria trat wieder ein: „Run, Klindehen, ‚gute Nachrichten von Hohenstein?“ „Mutter Klimihen avisiert mir allerlei Herrlichkeiten, Türe Ledereien und Weihnachtssuchen.“ Die alte Dame late: „Ei, da lade ich mich bei dir zu Gaste. Ich Hoffe, du gibst mir etwas ab“, scherzte sie, verwöhnte Großstädterin zu unterhalten. Und Traute wird nicht böse sein, daß sie davon profitieren kann.“ „Sie will ‚nach Weihnachten mit ihrer Mutter längere Zeit nach Berlin fahren, um Leos Braut zu besuchen.“ „Geht Hans-Georg mit nach Ber=nee „Ich glaube nit, Mutter Klimiken schreibt nichts davon.“ .. Die alte Dame merkte, daß Lori jegt beim Nennen von Hans-Georgs Namen gedrüht war. Um sie aufzuheitern, erzählte sie allerlei Neuigkeiten, die sie heute bei der Gräfin Tondern gehört hatte. . „Im Januar findet ein großes M Wohltätigkeitsfest unter dem Protektorat der Herzogin statt. Prinz Christian Hat ein ejtspiel geschrieben, das soll von Herren und Damen der Aristokratie aufgeführt werden. Das müssen wir uns ansehen, Lori. Ich Habe Einlaßsarten für uns bestellt. Du bekommst da den ganzen Hof zu sehen, Kindchen, und Die ganze gute Gesellschaft, ohne das wir uns in den Trubel zu mischen brauchen. Nächten Winter bist du mitten drin im Feittrubel. Ich freue mich schon Darauf, mein reizendes Pflegetöchterchen in hübschen Toiletten ausführen zu können. Wirst, das Leben dann schon wieder lieb gewinnen, fleine 2ori.“ (Fortlegung folgt.) rief Die alte .