Oedenburger Zeitung, 1920. September (Jahrgang 52, nr. 199-223)
1920-09-17 / nr. 212
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Im einem Artikel, der ich mit dem Grsundheitszustand des Präsidenten Deschanel befaßt, schreibt der „Ligaro“, es sei möglich, daß Freitag eine wichtige Konferenz zwischen hervorragenden "politischen Persönlichkeiten stattfinden werde. Man wird die Kandidaturen ertwägen, die der dem Bersailler Kongreß vorhergehenden Worversammlung vorzulegen wären. Politische Kreise nennen bereits Namen. Jener des Ministerpräsidenten Milleramd findet bei allen Gruppen besonderen Anklang. Wenn sich der Ministerpräsident Groß aller Bitten dagegen aussprechen sollte, daß ji die zahlreichen Sympathien, die er bei allen Parteien geniekt, auf seinen Namen vereinigen, werden als mögliche Kandidaturen die von Jonnard, Pieret, Bourgeoins, Nibot, Bams und George Leygues genannt. Der „Matin“ meldet, daßs sich der Zustand Deschanels am Sektenbeitag plögli verschlimmert habe. Es habe sofort eine ärztliche Konferenztattgefunden. Minister des Innern. Steeg Hat sich dann nach Willes Bains begeben, um Millerand über die Lage zu unterrichten. * 73ürich, 16. Sept. . Die Nachrichten über den Rücktritt des Präsidenten Deshanel erhalten ss mit der größten Hartnädigkeit und besagen, daß das Ereignis unmittelbar bevorstehe. Als sein Nachfolger wird der Ministerpräsident Millerand genannt. Der Chef der neuen Regierung soll Briand sein und Finanzminister soll Proincare werden. Boltsgemeinschaft - Kulturgemeinschaft. il. Die Boltsgemeinschaft ist nir nur eine Arbeitsgemeinschaft. Die Gemeinständige, wenn fi zur Arbeitsgemeinschaft des Boltes ist erst dann eine vollhaft die Kulturgemeinschaft geselt. Nur ein Wolf, das ji dur Kultur verbunden fühlt, it stark, nur gemeinsame Arbeit und gemeinsame ein solches Bolt hat einen festen inneren Zusammenhalt. » Zwischen Arbeits-und Kulturgemeinschaft besteht eine enge Wechselwirkung,die eine ist ohne ich sie andere nit zu verwirkliccen; daher müssen neben den wirtschaftlichen zugleich auch die kulturellen Fragen gelöst werden. Nur ein beängstigend kleiner. Teil unseres Bolfes it heute im Belite wirtliche Kultur, ein weitaus größerer Teil glaubt durch „Zivilisation“ den unausgeglichenen Zustand in der Ausbildung seiner Empfindungen, Borstellungen und Gefühle und seines Charakters bemänteln zu können. Bildungsdünfel und Bildungshochmut sind die häufigen Kennzeichen dieses bloß äußerlichen Kulturanstriches. Die breiten Massen des Volkes aber, die der Pflege wahrer Kultur bedürftig sind, blieben durch fast bewachte Vernachlässigung von dem Kulturerrungenschaften so gut wie ausgeschlossen. An der Kultur, die durch Zusammenwirten aller entsteht, miüssen aber alle Anteil haben. Gleiche Verichägung aller Wolfsangehörigen ohne Unterschied des Standes und des Kleides muß plangreifen. Das Bolf muß für geistige Werte wieder ausnahmsfähig gemacht werden, es muß an ihrer Weiterentwicklung und Veredelung unmittelbar Anteil nehmen und mitarbeiten können. Die Einrichtung einer Selbstverwaltung und Mitverwaltung in allen kulturellen Angelegenheiten auf breitester Grundlage wäre ein Weg zur Erreichung dieses Zieles. Erst eine Verbreiterung der Kulturgemeinschaft wird es ermöglichen, alles geistige Leben, das heute so sehr unter der einseitigen parteimäßigen Herrschaft der politischen Machtfaktoren und unter volfsfremden Einflüssen steht, wirklich frei zu machen, es auf den fruchtbaren Boden der Wolfseigenart, auf dem allein es gedeihen kann, zurückzuführen. Die Zahl der für die Wiederaufrichtung und Verbreitung unserer Kultur Tätigen würde ss vermehren und die geizigen Höchstleistungen, deren die Kultur bedarf, wenn sie nicht erstarren oder gar absterben soll, würden begünstigt und gefördert werden. Der von fremder Geistesrichtung starr beeinflußte Liberalismus hat nur der Ausbildung des Berstandes Beachtung geschenkt, die seelische Kultur aber versümmern lassen; auch hat er infolge seiner materialistischen Wirtschaftsanschauung den Erwerbstrieb in den Vordergrund gestellt. Der Großteil unseres Volkes stand dieser einseitig verstandesmäßigen Richtung ohne innere Anteilnahme gegenüber. Es ist daher großwissenschaftlicher Höchhstleistungen und trot allgemeiner Schulbildung immer mehr ein Zustand der Gleichgültigkeit gegen die geistige Weiterentwicklung bei unserem Volfe eingetreten; zudem wurde alles überwuchert von der Gier nach Geld und Genuß. Der ebenfalls unter volfsfremder Führung stehende Internationalismus der Sozialdemokratie ist troß seiner kulturellen Forderungen ebenso wenig. F kulturfördernd, weil er ich auf den Itrwahn stößt, daß alle Nationen die gleiche geistige Veranlagung und Entwicklungsfähigkeit besäßen, und weil er daher die besonderen Entwicklungsmöglichkeiten, die auf der völfischen Eigenart beruhen, leugnet oder bewußt vernachlässigt. Dasselbe gilt ans vom römisch-hierarchischen Internationalismus, der überdies duch die Bindung der Horinung an Dogmatisch vorausbestimmte Endergebnisse die freie,geistige Entwirlung hemmt und nationale Eigenart als Hindernis für sein Streben nach Weltherrschaft betrauen und besämpfen muß. So, im wahrsten Sinne des Wortes entwurzelt, in einander bekämpfende Gruppen zersplittert, ist unser Volk unfähig geworden, seinen gemeinsamen Kulturbefig zu pflegen. Weder Die historisch-materialistische, noch die römischshierarchische M Weltanschauung Hat unserem Bolte jene Aufstiegsmöglichkeit verschafft, die auf Grund seines Jahrhunderte währenden Ringens um die Güter des Geistes zu erwarten gewesen wäre. Mir wurden Verächter unserer kulturellen Eigenart, wurden Nachahmer fremden Denkens und gerieten schließlich vollständig unter die Herrschaft des wolfsfremden Geistes. Mir müssen Daher neue Wege beschreiten. Wir müssen überall die fremden Einflüsse aufrieden und bekämpfen, die wölfische Eigenart entwickeln und pflegen. Nur so kann unser Bolf aus dem allgemeinen Zusammenbruch wieder Herausgeführt werden. Wiefriedensverhandlungen. (Deaktbericht der „Oedenburger Zeitung“) Malihau, 16. Sept. Das Prehbüro des Ministeriums des Weußers verlautbart: Gestern erhielt der Außenminister Fürst Sapieha von dem polnischen Gesandten in Riga die Mitteilung, daß ji die Lettische Regierung erbötig gemacht habe, zwischen Polen und Litauen zu vermitteln. Diese Vermittlung habe zum Zweckk, die zwischen den beiden Staaten bestehenden Streitfragen in freundschaftlicher und friedlicher Weise zu bereinigen. Die Lettische Regierung schlage vor, daß die polnische und litauische Abordnung in Riga zur Jammentreffe. In Beantwortung dieses Vorschlages beauftragte Fürst Sapieha den polnischen Gesandten in Riga, der lettischen Regierung seinen Dank für ihre Anregung auszubrücken und Dieselbe zu verständigen, daß sie in Uebereinstimmung mit den Entschließungen der polnischen und litanischen Regierungen die beiderseitigen Einleitungen zu Verhandlungen am 14. September in Calvaria eröffnen werden, wohin js die polnischen Bevollmächtigten bereits begeben haben. Die polnische Regierung werde der Litauischen Regierung die Verlegung der Verhandlungen von Calvaria nach Riga binnen fürzester Zeit in Vorschlag bringen. Bolen verlangt Bilne. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Genf, 16. Sept. Aus Paris wird gemeldet, daßs die polnische Regierung Komweno begehen will. Im französischen Kriegsministerium wird der polnisch litauische Konflikt lebhaft debattiert. Die Polen stehen auf dem Standpunkt, der sie Wilna unbedingt erhalten müssen, der bolnische Frontbericht. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Warschau, 16. Sept. Frontbericht vom 14. Sept. Bolschemwijtische Abteilungen, denen es gelungen war, in die Gegend von Krohatyn einzudringen, wurden auf der Linie Scherz aufgehalten. An den übrigen Frontteilen im Gebiete von Sofal haben unsere Truppen den Bug überschritten, dem Feinde in schweren Kämpfen blutige Verluste beigebracht und die Ortschaft Tartafow belegt. Unsere im Kampfe mit der Reiterei Budjenis vorgehenden Divisionen belegten Wladimir-Molinst. seine besonderen Ereignisse. Diobilisierung in Litauen. (Drahtberiegt der „Dedenburger Zeitung“,) Stansfut a. M., 16. Sept. Aus Stocholm wird gemeldet: Die litauische Regierung hat nach einer Meldung des „Artonbladet“ auf Grund der Entwicklung der polnisch-litauischen Grenzstreitigkeiten die " Schleunige Mobilisierung aller Yitauer von 17 bis 35 Jahren beschlossen. « ..--.-- Kamenemvisiorwenen (Drahtbericht der „Debdenburger Zeitung“.) Christiania, 16. Sept. Ramenew erhielt die Erlaubnis, sich drei Tage in Norwegen aufzuhalten und er wird während dieser Zeit mit Litwinow verhandeln. Die tschechische Kabinettstrife, (Dualtbericht der „Debenburger Zeitung“.) Prag, 16. Sept. Der Präsident der Republik hat heute das neue Kabinett ernannt. Der Präsident der politischen Landesverwaltung von Mähren, Czerny, erhielt das Portefeuille des nnern und wurde zugleich als Mitvoligender in der Regierung betraut. * Prag, 16. Sept. Zu den Meldungen von dem Rücktritt des bisherigen tschechischen Gesandten in Berlin, Dr. Körner, erfährt das „Prager Tagblatt“, was Tujar den Berliner Gesandtenposten übernehmen werde. ” Prag, 16. Sept. Der Präsident der Republik hat heute an den Ministerpräsidenten ein Handschreiben gerichtet, worin er den Rücktritt der Regierung genehmigt und allen Mitgliedern seinen Dank ausspricht. „Sie scheiden“, heißt es in dem Schreiben, „in einen Augenblick, wo Ihre Politik sehr bedeutende Erfolge im Auslande und in der Heimat erzielt hat. Die sogenannte „Kleine Entente“.ist wirklich ein besdeutender Erfolg.“ ' - su a # » .. -.s e«-’ . --«·--! ««..» .-is... .-.«.-3«».L-«-s«.Æ-g ...-· ask-Les RR hER re a —Ä—s«-.h- Fi TERROR ERLERNEN