Pannonia, 1873 (nr. 12-91)

1873-02-23 / nr. 16

.­­ .. - Seite 2 ° Kaschau, Sonntag „PANNONIA, 23. Februar 1873. — diesem Falle die ganze Sammlung, die für jeden Hüttenmann. unstreitig großes Interesse haben wird, dem oberungarischen Museum übertragen werde, wo sie in der ursprünglich festgesezten Art auf­­gestellt, im Mittelpunkte Oberungarns eine interessante Illustration des oberungarischen Erzreichthums bieten würde. — Es steht demnan mit Bestimmtheit zu er­­warten, daß­ diese umfassende, reiche Sammlung jeden­­falls zur öffentlichen Ausstellung gelangen wird. [Ungarische Salzfdingereien auf der Wiener Beltausstellung.] In den Marmaroser Salzbergwerken, besonders in Ronapek und Akna-Szlatina, werden große Vorbereitungen für die Wiener Ausstellung gemacht. In Ronapek hat Florian, ein wahrer Meister in der­­ Salzschnitzerkunst,­­ den ganzen Franzensshaht in Salz nachgebildet und nebenbei mehrere Statuen, Medaillen und Kreuze ver­­fertigt. Der genannte Künstler schon auf der Pariser Ausstellung hat für seine Werke die goldene Medaille erhalten. . . . Nr. 16 Tagesneuigkeiten. hat [Ernennungen.] Das ung. Justiz-Ministerium beim Herrn Dionysius Z8arnay zum Grundbuchsadjunkten königlichen Gerichtshofe in Kaschau ernannt ; ferner wurde durch das Finanzministerium der bei der Finanzdirektion in Kasc­hau angestellte Concipist Michael Latabar zum Offizial beim Eperieser Steueramte ernannt.­­Der Landtagsdeputirte der k. Frei­­stadt Kassau] Herr Franz Eder hat beim Landtage um einen­­ wöchentlichen Urlaub angesucht. [Die Wahl eines städtischen Repräsen­­tanten] im III. Bezirke fand in Feinde am 20. Febr. am Stadthause von der hiesigen Ge­ 8 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends statt. Als Candidaten wurden auf­­gestellt : Julius Szent-Leleky von der Rechten und Ale­­xander Gleviczky von der Linken. Für Alexander Gleviczky wurden 146, für Julius Szent-Leleky 61 Stimmen­­ abgegeben. — Leere Stimmzettel wurden 3 vorgefun­­den. — Herr Alexander Gleviczky erscheint Jonach mit einer Majorität von 85 Stimmen zum Gemeinde- Repräsentanten der Stadt Kaschau erwählt. [An der hiesigen landwirthsc­haftlichen Lehranstalt] ist die Obergärtnerstelle zu besetzen. Bewerber haben ihre­ Gesuche bis 15. März an das Handelsministerium einzureihen und ihre Kenntnisse im Gartenbau im allgemeinen, namentlich ihre practischen Erfahrungen in der Obstbaumkunde, Gemüse-, Blumen­­und Ziergärtnerei nachzuweisen. Die Stelle wird vor­­läufig provisorisch besezt und hat der betreffende Aspi­­rant eine Probe zu bestehen, welcher (mit der im Herbst 1874 erfolgenden Eröffnung) eventuell eine definitive Ernennung folgt. Mit dieser Stelle sind 500 fl. Gehalt eine­­ später erst zu bestimmende Tantieme und ferner Naturalquartier verbunden. [Unsere Wohlthätigkeits- Anstalten] wirken mit ihren bescheidenen Mitteln in der wohl­­thuendsten Weise, und ist es hauptsächlich der Opfer­­willigkeit des Publikums und den un­ermüdlichen Anstrengungen des Frauenvereines zu und verdanken, daß das hiesige Armen- und Waisenhaus die Kleinkinderbewahr-Anstalt in der Lage ist, eine beträchtliche Anzahl von Hilfsbedürftigen, Verarmten und Erwerbsunfähigen zu versorgen, die Erziehung und Verpflegung von Waisenkindern zu übernehmen und die Beaufsichtigung und den Unterricht einer großen Zahl von unmündigen Kindern der Arbeiterklassen zu leiten. Nach dem uns vorliegenden Ausweise beträgt die Anzahl der gegenwärtig in­ diesen Anstalten Pflege und Unterricht Genießenden 200­­ Köpfe, bei welchen sich ein Beamten- und Aufseherpersonale von 9 Indivi­­duen angestellt befindet. Von diesen Anstalten verfügt das Armenhaus über ein Capital von 26,655 fl., das Waisenhaus über ein Capital von 19,767 fl. 50 kr., und die Kleinkinder-Bewahranstalt über einen Fond von 10,899 fl., in Summa 57,321­ fl. 50­ fl., deren jährliche Interessen mit 4391 fl. 24 kr. nicht einmal für den dritten Theil der Auslagen ausreichen würden, wenn nicht durc neuerliche Vermächtnisse, Geschenke, durc milde Sammlungen, Theatervorstellungen, Bazar­s, Handarbeiten der Waisenkinder, Bürgertaxen, Straf­­­­gelder, und­­­ andere kleine Zuflüsse eine Uebereinnahme von 7331 fl. 30 fl. erzielt worden wäre, welche mit dem Caffareste von 216 fl. 78 kr. des vorigen Jahres den Betrag von 11,939 fl. 32 fl. ausmachen. — Zur Bestreitung sämmtlicher Auslagen­ im Jahre 1872 wur­­den verwendet: 11,534 fl. 40 fl.­­ Mithin verbleibt ein baarer Kassarest von 404 fl. 92 kr. — Möge das Werk der Nächstenliebe auch in diesem Jahre gedeihen und diese Wohlthätigkeits-Institute von edlen Men­­schenfreunden in die angenehme Lage versetzt werden, durch milde Beisteuer ihre barmherzige Thätigkeit nicht nur fortzusetzen, sondern den Kreis ihres wohlthätigen Wirkens nur mehr zu erweitern. [Die baierische Hofpianistin] Frl. Sophie Menter wird in Begleitung des Herrn Popper Mitte März in Kasc­hau eintreffen, um hier ein Conzert zu veranstalten. Der Ruf, welcher dem Künstlerpaare vorausgeht, läßt uns daher einen gefeierten beson­­deren Kunstgenuß erwarten. [Das Quartett-Conzert,­ welches Herr Klar am 1. März im Nedoutensaale zu­­ Gunsten des verdienstvollen Musikers Ignacz Novak veranstaltet, wird folgendes Programm zur Aufführung bringen: 1. D-moll Quartett von Mozart 2. a) An­­dante cantabile aus dem O-dur Quartett von Haydn ; b) Scherzo aus dem Es-dur Quartett von Mendels­­sohn; 3. C-dur Quartett, opus 59 von Beethoven. Preise der Pläte : Cercle-Sig 2 fl., numerischer Sit 1 fl., Entree 60 fr. 8. Buchhandlungen der Herrn F. Haymann und A. Maurer vom 24. an,­ und am Concert-Abende an der Cassa zu haben. Ein goldener Siegelring] mit einem Carniol, befindet sich in Verwahrung bei der hiesigen Stadthauptmannschaft. Der­­ Eigenthümer wolle sich unter Nahmweisung seines Besitzrechtes bei diesem Amte me­lden. [Das Concert der Militärkapelle), welches das Offizier-Corps der Garnison am 20. Febr. im­­ hiesigen Redouten-Saale veranstaltete, fiel äußerst glänzend aus. Das Arrangement ließ nicht­s zu wün­­schen übrig, umso mehr, als für den Ausfall des Tanzvergnügens durch erhöhten musikalischen Genüsse und doch die Möglichkeit einer gemüthlichen Conversation gesorgt werden mußte. Das zahlreich vertretene seine Geschlecht, sowie die Herrenwelt wur­­den aber auch wirklich durch die vorzüglichen Leistungen der Musikkapelle für den Verlust der Tanzfreuden nach besten Kräften entschädigt. Besonderen Beifall fanden die „Mediatio sui le Prelude de S. Bach" von Gou­­nod, „Die sc­hönen Cotillone“, Walzer von K. Scheber, dann der Chor und Lied: „An den Abendstern“ aus der Oper : „Der Tannhäuser" von R. Wagner und mußten erstere und leitere Siege unter stürmischem Beifalle wiederholt werden. zu „Egmont“ von Beethoven Die­ herrlichen Ouvertüren und zu „Fra Diavolo“ von Auber fanden umbegreiflicher Weise weniger Anklang, tr andem ein sehr musikalisch gebildetes Publi­­kum den Saal erfüllte. Für die classischen­ Tonwerke scheint man sich hier noch immer nicht ver begeistern zu wollen, weshalb man die leichtere italienische ‚und Tanzmusik mit größerer Acclamation begrüßte. — Es herrschte eine sehr heitere Stimmung im Saale und „lieferte der zahlreiche Besuch dieses Concertes den Be­­weis, daß uns das gesellige und musikalische Vergnügen immer mehr zum Bedürfnisse wird. — Hoffentlich wird das am 22. März stattfindende zweite Concert den versprochenen doppelten Genuß gewähren. [Ein jugendliches Brautpaar.) Johann Kadar, Gemeinderichter in Tot-Ludas, welcher gegen­­wärtig 92 Jahre zählt, führt demnächst eine 32 Jahre alte Frau zum Altare. Der Mann mit schneeweißem Haare, doch jugendlichem Gemüthe meidet den Umgang mit bejahrten Leuten und sucht stets in Gesellschaft junger Menschen zu sein. — Seiner Berechnung nach hat er während seiner bisherigen Lebenslaufbahn 12.955 ungarische (2591 niederösterreichische) Eimer Wein mit Sauerwasser den Weg durch die Kehle zurücklegen lassen. [Der­ Fleischauer-Strike] in Eperies hat zu einem Reccurs der Fleischauer gegen die An­­n des Magistrates beim Ministerium geführt. von dieser hohen Stelle herabgelangte Bescheid beruft sich auf 8. 104 des Gewerbegesetes, nach welchem die Städte nicht mehr das Rec­ht befigen die Fleisch­­preise zu limitiren. Nachdem jedoch das neue Gewerbe­­geseß laut 8. 30 den Municipien auch das Medt ein­­räumt, bei Mißbrauch des freien Gewerbes zu G­un­­sten des Publicums­ die geeigneten Maß­­regeln zu ergreifen, so wird die Stadt gegen den Be­­scheid des „Ministeriums eine Repräsentation ein­wee­i­­hen, und um Aufrechthaltung und Billigung­ der außergewöhnlich getroffenen "Maßregeln ersuchen. [Das Leichenbegängniß], des­ ordentlichen Mitgliedes der hiesigen „Freiwilligen Feuerwehr“, respec­­tive des Sprigenmannes, Johann Dudovits, findet heute Nachmittags zwei Uhr statt. Sämmtliche Mitglieder der Feuerwehr, sowohl Gründer, als auch unterstoßende und ausübende Mitglieder werden daher höflich ersucht, sich bei der Leichenfeier, (die Feuerwehr-Mannsc­haft in Uniform) möglich zahlreich zu betheiligen. Die Ver­­sammlung der Vereinsmitglieder erfolgt um *­,2 Nach­ Mittags auf dem Stadthause. [Im Novajer Walde] (unweit Szikp0) feuerte ein dortiger Waldheger beide Läufe seines Doppel­­gewehres auf einen im Walde befindlichen Bauer ab, welcher sogleich todt nied­erstürzte. Der Heger wurde verhaftet und wird erst die Untersuchung herausstellen, ob hier ein Mord, oder ein Akt der Notdwehr vorliegt. Für einen allenfalls beg­angenen Waldfrevel wäre ein derartiger Mißbrauch der Schußwaffe ganz ungerecht­­fertigt. [Einbruc­hdiebstahl.] In der Nacht vom 20 auf­ den 21. wurde durc unbekannte Thäter die Hauptniederlage der ersten Kashauer-Dampfmühle­­ an der Pester Landstraße erbrochen und aus derselben eine größere Quantität Mehl, 30 Packete Tabak und das­ in­ der Geldlade befindliche Kleingeld, im Betrage von 4 fl. entwendet. [Aus Nagy -Karoly,] wird uns vom 19. Februar folgendes Ereigniß mitgetheilt : „Vor ungefähr drei Monaten stürzte sich der zweite Rabbi­­— die­­ Herren haben zwar alle Holzgattungen höher taxirt ; W. Billets sind in den­­ . . s in Feuilleton. Spirikistisce Briefe an eine Dame. Siebenter Brief. Meine werthe Freundin! JG übersetze wörtlich aus dem französischen Texte : 1. Die Frau eines meiner Freunde sah zu wie­­derholten Malen in­ der Nacht, ob Licht angebunden war oder nicht, eine Obstfrau in ihr Zimmer treten, die sie wohl vom Sehen kannte, mit der sie aber nie ein Wort gesprochen hatte. Diese Erscheinung ver­­ursachte der Frau um so größeren Schrecen, als sie von Spiritismus nichts wußte, die Erscheinung aber öfter kam. Die Oebstlerin schlief wahrscheinlich in­­ diesem Augenblicke und während ihr Körper der Ruhe pflegte, hatte sich ihr Nervengeist und der Geist ent­­fernt. Der Grund weßhalb­­ blieb unbekannt. Ein in­­ der Geisterlehre Bewanderter, würde den Geist befragt haben, aber daran dachte sie gar nicht. Jedesmal ver­­dunkelte sich die Gestalt, ohne daß sie es sich erklären konnte und jedesmal ging sie nach dem Verschwinden „Untersuchen, ob auch alle Thüren und Fenster geschlossen waren, und sie überzeugte sich, daß auf diesem Wege Niemand, hätte eintreten können. Diese Vorsicht be­­s lehrte sie, daß sie nicht träumte, sondern vollkommen­­ wach war. Verschiedene Male sah sie auf dieselbe Weise einen „Mann, der ihr unbekannt war, und eines Tages ihren­­ Bruder, der si damals in Californien befand. Im­­ ersten Augenblick meinte sie, er wäre es wirklich und sie wollte ihn schon ansprechen, aber er verschwand plößlich. Durc einen Brief erfuhr sie, daß er noch lebte. Diese Frau war ein natürliches Sehmedium, aber zu jener Zeit war von Medien noch nicht die Rede. Eine andere Dame vom Lande sah eines Abends gegen 10 Uhr, da sie ziemlich ernstlich krank im Bette lag, einen Herrn, dem sie wohl manchmal in Gesell­­schaft begegnete, mit dem sie aber sonst in gar keiner Beziehung­ stand. Er saß in einem Fauteuil, an dem Fußende ihres Bettes und schien sie bewachen zu wollen. Üeberrascht von diesem späten Besuch, will sie ihn um den Grund seiner Anwesenheit befragen,­­er aber gibt ihr ein Zeichen, zu schweigen und zu schlafen. Mehr­­mals versucht sie ihn Wink von seiner Seite­ anzusprechen ; jedesmal derselbe Endlich schlief sie ein. Nach einigen Tagen hatte sie denselben Besuch, aber zu einer passenderen Stunde, und diesmal war es wirklich der betreffende Herr; er war ebenso gekleidet ,und auch sein Benehmen war dasselbe. Ueberzeugt, daß er es war, der sie auch während ihrer Krankheit besucht hatte, danfte sie ihm­ für seine Theilnahme, worauf der Herr ganz erstaunt betheuerte, er habe schon ziemlich lange nicht das Vergnügen ihrer Gegenwart genossen. Die Dam­e, welche die spiritischen Phänomen kannte, wußte nun, woran sie war; da sie­ aber nichts merken lassen wollte, meinte sie, sie­ hätte wahrscheinlich nur geträumt. Ja wohl war es ein Traum, oder aber eine Ge­sichtstäuschung, werden die Uneingeweihten und die sor genannten „starken Köpfe" bemerken ; indeß ist es aus­­gemacht, daß­ diese Dame nicht schlief, sondern vollkom­­men nach und bei Sinnen war, die“ keine Täuschung zuließen. Die folgende Geschichte ist sogar ziemlich ergeßlich : Ein Herr vom Lande wollte sich Groß alles Zus redens seiner Verwandten nicht ins Job der Ehe be­­geben. Dieser hatte es insbesondere auf ein Mädchen­­ abgesehen, das in einer benachbarten Stadt wohnte. Eines Tages, da er in sein Zimmer trat, war er überrascht, ein Mädchen zu sehen, deren Haupt mit einem Kranze geschmüct war. Sie sagte, daß sie seine Braut wäre und reichte ihm die Hand, an welcher ein Trauring stete. Nach einigen Augenbliken verschwand sie. Erstaunt über diese Erscheinung, und sicher, daß er nicht träumte, erkundigte er sich, ob nicht jemand im Verlaufe des Tages seine Wohnung betreten hätte. Aber es war Niemand gesehen worden. Ein Jahr später, da er dem Zureden eines seiner Verwandten nicht mehr widerstehen konnte, begab er sich in die Nachbarstadt, um diejenige zu sehen, die man für ihn bestimmt hatte. Es war gerade Pfingsten, und man kam von der Prozession nach Hause; eine der ersten Personen nun, die ihm ins Auge fallen, ist das Fräu­­lein, welches er gerade heute ein Jahr in seiner Woh­­nung gesehen hatte. Ganz verbußt bleibt er stehen, aber auch das Mädchen stößt einen Schrei der Uever­­raschung aus und fällt in Ohnmacht. Wieder zu sich gekommen, sagt sie, sie habe denselben Herrn vor einem Jahre am gleichen Tage gesehen. Die Heirath, wurde geschlossen. So geschehen im Jahre des Herrn 1835, also zu einer Zeit, da von Spiritismus noch nicht die Rede war,­­und überdies waren die beiden Leuthen von außerordentlicher Nüchternheit, so daß von überspannter Einbildungskraft nicht die Rede sein kann. Man wird vielleicht behaupten woll­en, daß das

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