Pannonia, 1873 (nr. 12-91)
1873-02-23 / nr. 16
! - - Redaktion , Administration und Druckerei, Hauptgasse, Nr. 7, im Gebumder der Pfandleih-Anstalt. Inserationspreis eine 5-spalt. Petitzeile 5 kr. DE“ Inserate ag werden angenommen bei der Administration des Blattes; ferner bei Haasenstein & Vogler in Pest, Wien, Berlin, München, Frankfurt a.M., Stuttgart, Hamburg u. Bern. Rudolf Mosse in Wien, Prag, München, Hamburg, Nürnberg, Frankfurt a. M., Strassburg, Berlin, Zürich, Breslau und Nürnberg. — E. Lang’s internationale Annoncenexpedition in Pest. Süddeutsche Annoncenexpedition in Stuttgart. — Jäger’sche in Frankfurt. Buchhandlung E. Schlotte in Bremen. — Eugen Fort in Leipzig. PANNONIA Organ der KASCHAUER HANDELS- GEWERBEKAMMER Interessen, Erscheint jedem Sonntag u. Donnerstag. Pränumerationspreis : Ganzjährig A. 5.— Halbjährig . . . , 2.50 Vierteljährig . . . , 1.25 Mit Postversendung 25 kr. pr. Quartal mehr. Einzelne Blätter 6 kr. Pränumerationen können mit 1. und 15. eines jeden Monats beginnen und werden in der Administration des Blattes und bei sämmtlichen Postämtern u. Buchhandlungen des In- und Auslands angenommen. EINSENDUNGEN zur Aufnahme geeignet Manuscripte in keinem Falle zurückgestellt. 3 SSE EE AE EE EE Kaschau, Sonntag den 23. Februar Az. 16. 1873. Zeitschrift für sociale und volkswirthschaftliche YVolitische Aebersicht. Se. Majestät wird dieser Tage in Ofen erwartet. Bei Höcst dessen Ankunft soll ein Ministerrath abgehalten werden, um über die Besetzung des durch den Rücktritt des Ministers des Innern, Wilhelm v. Toth erledigten Postens einen definitiven Beschluß zu fassen. m Abgeordnetenhause dauert die Debatte über das Budget des Communications-Ministeriums fort. Zsedenyi beantragte die Zusammenfassung aller auf die Weltausstellung bezüglichen Budgetposten, was einer Streichung derselben gleichgekommen wäre. . Das Haus lehnte diesen Antrag, jedoch nur mit einer Stimme ab. Mehrere, von den Abgeordneten „pro domo" gestellte Interpellationen wurden von den betreffenden Ressort-Ministern beantwortet, bis auf die Interpellation Widliczki's, um Aufschluß über die Verhandlungen in der Bankfrage, deren Beantwortung wegen Abwesenheit des Finanz-Ministers in suspenso blieb. Die krontischen Ausgleichspropositionen wurden von der ungarischen Regnicolar-Deputation für unannehmbar erklärt. Die Kroaten drohen mit dem Uebertritt zur Opposition und mit dem Austritte aus dem ungarischen Ageordnetenhause. Die noch durch den Grafen Lonyay ins Werk gesetzte Revision des Ausgleichs ist ein Angebinde für das Cabinet Szlavy, an dem es noch lange zu leiden haben wird. Im ungarischen Ministerrath wird gegenwärtig der Gesetzentwurf über die Organisirung des Königsbodens verhandelt. Die Vorlage des Wahlreform-Gefegentwurfes im österreichischen Abgeordnetenhause hat die verfassungstreuen Kreise über die endlich zum Ausbruck gelangten Intentionen der Regierung beruhigt. Der Rettungsanker für die einheitliche Verfassung wird zwar auch jetzt nur an einem so wachen Ankertau festgehalten, doch ist wenigstens der Anfang gemacht worden, um das von den Wogen des Föderalismus, des Ultramontanismus und der Reaction umhergeschleuderte Staatsschiff so lange in den sicheren Hafen zu bergen, bis man alle Havarien auszubessern im Stande sein wird, welche durc das schwankende System und durch die ungeschi>ten Steuermänner an demselben entstanden sind. Die unglückeligen Verhandlungen mit den Polen dauern fort, und werden groß aller für die Staatsgesammtheit schädlichen Concessionen, endlich dahin führen, daß die edlen Vertreter Galiziens aus dem Neidsrathe ausscheiden werden. — Die staatliche Kurpfuscherei ist in der andern Reichshälfte zur ironischen Krankheit geworden und mißglühen alle Experimente durch den Mangel von Energie aller, seit 1848 debutirenden Staatsmänner, welche nur immer ein Fli>werk zu Stande brachten und Palliativ-Mittel anwendeten, anstatt die Genesung des Staates duch ein drastisches Mittel zu versuchen. Die verfassungstreue Presse Cisleithaniens plaidirt für schleunige Durchsezung der Wahlreform. Hoffentlich wird die Redefaht der Abgeordneten die Annahme des Gesetzentwurfes nicht allzu lange verzögern, da die Feinde der Wahlreform bereits duch den zur Mode gewordenen „Reichsraths Strike“ aus dem Parlamente ausgetreten sind. Die Hoffnung einer en bloc Annahme der Wahlreform ist aber doch etwas zu sanguinisch und werden sich die Verfassungstreuen damit begnügen, wenn die Redefluth der Debatte nicht allzu viel kostbare Zeit hinwegs<wemmt. In Tyrol und Vorarlberg suchen die Clericalen die in Aussicht stehenden Nathwahlen im föderalistischen Sinne zu beeinflußen, damit die Neugewählten neuerdings die Komödie des Stickens fortlegen können. Die Laskerischen Enthüllungen haben dem staunenden Europa den Beweis geliefert, daß auch im Staate Preußen etwas faul sei. — Die Art und Weise, wie die Untersuchung gegen den Eisenbahn Concessions- Schwindel eingeleiet wird, läßt aber befürchten, daß man die ganze Angelegenheit nicht allzu sehr aufrühren und in die Oeffentlichkeit gelangen lassen will. nomen Die 400jährige Geburtsfeier des berühmten Astro- Nikolaus Kopernikus wurde am 19. Februar mit nur in der Geburtsstadt des Gefeierten, der preußischen Festung Thorn, sondern hauptsächlich in allen zu dem ehemaligen Königreich Polen gehörigen Städten, wie Warschau, Krakau, Lemberg 2c. festlich begangen. Die in den deutschen Städten begangene Festfeier galt dem Andenken des Genius des großen Gelehrten, welcher das Ptolemäische Weltsystem über den Haufen warf und unserer Erde in dem Sonnensystem ihren bescheidenen aber richtigen Plan anwies. Es bedurfte schwerer Kämpfe, bis die Wissenschaft über die biblischen Traditionen den Sieg davon trug, und deshalb ist die Kopernikus-Feier eine Festfeier für alle Bewohner der Erde. In Frankreich ist in letzer Stunde ein Compromiß der Regierung mit der Dreißiger-Commission erfolgt. Justizminister Dufaure hat einen Antrag eingebracht, welcher folgendermaßen lautet: „Die Nationalversammlung wird not, bevor sie sie auflöst, über die Organisation und den Modus der Uebertragung der geseßgebenden und der executiven Gewalt, dann über die Errichtung und die Befugnisse der zweiten Kammer, sowie über das Wahlgesetz Beschlüsse fassen. — Dieser Antrag wurde von der Kammer mit einer Majorität von 19 Stimmen angenommen, ebenso das Amendement Picards : „daß die Regierung der Kammer die diesbezüglichen Gesetzentwürfe des ehestens vorzulegen habe." “ : Die Abdankungs-Urkunde des Königs Amadeus von Spanien zeugt von dessen Characterfestigkeit. Getreu seinem geleisteten Eide verzichtet er lieber, ohne jeden Vorbehalt für sich und seine Kinder, auf die Krone Spaniens, als daß er sich zu einer Verletzung der beschworenen Constitution verleiten läßt. Nicht durch einen Staatsstreich will er seine Regierung befleden und kehrt an den Herd der savoyischen Königsfamilie zurück, um als Herzog von Aosta den Befehl über die Kriegsflotte von Italien, als einfacher Unterthan des Königreiches zu übernehmen. — Die von Emilio Castelar verfaßte Antwortadresse der Cortes- Versammlung anerkennt die Loyalität und den erhabenen Charakter Amadeo's, bedauert dessen Scheiden aus Spanien und bietet ihn für die ausgeschlagene Königskrone die schönste Gabe eines freien Volkes: — die Bürgerkrone. — Die ersten Aeußerungen, welche Figuera's unmittelbar nach Proclamirung der Republik machte, waren ganz geeignet, Besorgnisse im Auslande zu erregen, umso mehr, als er die Gefihde der lateinischen Race für solidaris erklärte. Auch die Abschaffung des Adels und der Privilegien wirkte anfangs betäubend ; doch ist der Castelar's Memorandum, in welchem erklärt wird, daß die Republik nur ein Ziel verfolge : „Die innere Freiheit und Ordnung zu wahren, und sich jeder Einmischung in die Angelegenheiten anderer Staaten zu enthalten” — sehr beruhigend, besonders für Frankreich und Italien. — Die Nordarmee in Spanien hat sich der Souveränität der Cortes unbedingt unterworfen. Von Seite der Kronprätendenten nur im Lager ist noch keine offizielle Kundgebung erfolgt, der Carlistenbanden herrscht eine ungewöhnliche Rührigkeit, die einen größeren Handstreich befürsten läßt. — Die Regierung macht alle Anstrengungen, zur Aufrechterhaltung der Ordnung. Der Kriegsminister verlangt den nöthigen „Kredit zur allgemeinen Volksbewaffnung, da die verfügbaren Waffen bereits vertheilt sind. “ Nach diesem gemäßigten Vorgehen der Republik ist eine baldige Anerkennung derselben von Seite der auswärtigen Mächte demnächst zu erwarten. Der ewige Wechsel in den höchsten Staatsstellen bei der türkischen Pforte gibt ein Zeugniß von der Unhaltbarkeit europäischer Staatsformen auf dem asiatischen Haremboden. — Abdul Aziz will seine Lieblingsidee daraus nicht aufgeben, entgegen den Landes-Gelegen seinem Erstgebornen die Thronnachfolge zu sichern. — Bis jetzt hat sich außer dem Sheikh ul Islam kein Mann gefunden, welcher sich als williges Werkzeug für die Pläne des Sultans gebrauchen ließe, und so ist der Herrscherlame des Großtürken wieder einer der fähigsten Jungtürken geopfert worden. Mehmed Rudschi Pascha ist seiner Würde als Großvezier enthoben und durc Essad Pascha ersezt worden, von welchem man eine größere Gefügigkeit in den Willen des Sultans erwartet. . Wiener Welt-Ausstellung 1873. [Das hiesige Local-Comite der Wiener Weltausstellung] für 1873 ist erst fett in den Besitz der Uebersicht über die Vertheilung des Raumes für die Exposition der ungarischen männlichen Producte Berg- und hüttengelangt. Wir glauben einem allgemeinen Wunsche unserer geehrten auswärtigen Leser zu willfahren, wenn wir den dies betreffenden Plan und eine Legende über die Raumvertheilung als Separatbeilage unserem heutigen Blatte beigeben. Für Ungarns Berg: „und Hätten 'oducte» die zweite Quergallerie von der Ostseite des ulungsgebäudes, und zwar das südliche Ende derselben angewiesen, wo 5 Felder dieser Ausstellungsabtheilung gewidmet wurden. Diese Räumlichkeiten sind in der Beilage mit Bezeichnung der für die einzelnen Aussteller angewiesenen Ausstellungstische im Grundrisse dargestellt. Für die beabsichtigte „Collectivausstellung“ der metallführenden Mineralien des oberungarischen Erzdistrictes hat das ungarische Commissariat die Räumlichkeit so sehr beengt und weiter derselben eine solche Form gegeben, daß man nicht im Stande ist, darin ein einigermaßen entsprechendes Bild des Erzvorkommens zu bieten. Ueberdies wurde für den Raum als Platzmiethe, ein Betrag von 77 fl.“ gefordert. Da die genannte Collectivausstellung eigentlich ohne jedes spezielle Interesse, ja mit Opfer für den Einzelnen und eigentlich im Interesse des ganzen Landes beabsichtigt wurde, so ungarische Commissariat hat das hiesige Local-Comite das erfuhr von einer Platiniethe abzusehen, oder die Collectivausstellung zu löschen. Die Räumlichkeit für die einzelnen Expositionen wurden gegenüber den gestellten Anforderungen mehr oder weniger beschränkt. (Es wird nun darauf ankommen, daß die Eisenwerke sich einen Commissär bestellen, der ihre einzelnen Gegenstände aufs beste rangirt, und diese auf den zugestandenen Raum unterbringt. Auf diese Weise dürfte es möglich sein, Groß der Beschränkung an Raum, doch die Zwece der Aussteller zu erreichen. Das hiesige Local-Comits hält es nun für angezeigt, daß die Eisenwerks-Industriellen sich in nächster Zeit zu einer Berathung vereinen, um jene Maßregel zu vereinbaren, welche zur entsprechenden Ausführung führt. Wäre es den Interessenten möglich, ihre Versammlung in Kaskau zu halten, so könnten bei dieser Gelegenheit auch wichtige Fragen über den Koblenztransport auf den Eisenbahnen besprochen werden, wozu ein Substrat bei der hiesigen Kammer vorhanden ist. welche Das Local-Comite hat die betreffenden Aussteller, das „Vorkommen metallführender Mineralien des oberungarischen Erzdistrictes" in einer Collectivausstellung veranschaulichen wollten, von der Sachlage verständigt, gleichzeitig aber die ganze Expositions- Nummer für den Fall zurückzuziehen beschlossen, als man für dieselbe nicht den geeigneten Platz gewähren könnte. Sollte daher die beabsichtigte Collectivausstellung für Wien nicht zu Stande kommen, so hat das Local- Komite sich Mühe gegeben, dahin zu wirken, daß in