Pannonia, 1894 (nr. 1-25)

1894-01-04 / nr. 1

SCEE SCEE "X = a dn ——— Erscheint jeden Donnerstag u. Sonntag Inserate werden bei der Administration des Blattes und bei allen Annoncen - Expediti­­onen des­­ In- und Auslandes jederzeit entgegengenommen. a­­ we PR­A BEE | Pränumerations- Für preise Kaschau:] Ganzjährig" Halbjährig fl. 5.— ,, 2.50 Vierteljährig,, 1.25 Mit Postversendung: Ganzjährig fl. 6.— Halbjährig , 3.— Vierteljährig ,, 1.50 54 Zeitschrift für focale, soziale und industrielle Interessen Oberungarns. Erkina vedeckt in Nr. 1 MWE 38350 _ Kalchau, Donnerstag den 4. Jänner. # Unter dem Zeichen des Mondes. Das neue Jahr steht unten dem Zei­­chen Des Mondes. Der bleiche schweigsame Geselle, der allnächtlich am Firmament ausgeht und von einer so guten Konstitu­­tion ist, daß ihm das tausendjährige An­­geschwärmt- und Angedichtetwerden nicht schadet, ist Jahresregent des jungen Jah­­res, das uns am Montag seine Aufwar­­tung macht. Nun wäre guter Rath theuer, zu sagen, was der Mond als Jahresre­­gent bedeutet. Mars bedeutet Krieg, Venus sensationelle Skandalgeschichten, Saturn ein Auffressen der Kinder durch die eige­­nen Väter, kurz, jeder Jahresregent be­­deutet etwas, wenn man gerade will. Man kann ungefähr voraussagen, was ein durch den Jahresregenten im Vorhinein kompro­­mittirtes Jahr bringen wird. Wenn es al dann nicht zutrifft! Man wurde selbst im Zeitalter der Inquisition nur fürs Prophezeien verbrannt, für das unrichtige Wahrsagen hat es nie eine Strafe gege­­ben. Die besten Politiker und tüchtigsten Aerzte sind oft schlechte“ Wahrsager. Die­ Irrthümer der Politiker bedect die Zeit, die Irrthümer der Aerzte bededt die Erde.­­ Der Mond ist der neutralste Bewohner des Weltalls. Die ältesten alten Weiber wissen ihm nichts Schlechtes nachzusagen und bis auf seine, von allen Verliebten gerühmte Diskretion weiß man ihm auch nichts „Gutes nachzusagen. Ein farbloser­­ Jahresregent! Es kann so sein und kann so sein! Ich hätte nur gemeint, daß es im Mondjahr viel Mondesfinsternisse geben muß, aber ein Astronom, wem gegenüber ich diese tiefsinnige Aeußerung that, sah mich an, als ob ich ein Mondkalb wäre. Die Mondesfinsternisse haben mit der Jahresregentschaft nichts­ zu thun. Das hätte einen ganz anderen Zusammenhang: Der für uns Nichtastronomen bedeutungs­­los wäre, also deutlicher gesagt, der uns nichts angeht. So ganz bedeutungslos kann das doch nicht sein. Der Kalender lehrt uns, daß das Mondjahr Jahren aufweist, viele Vorzüge vor anderen Es beginnt vor Allem an einem Montag. Die Woche fängt also gut an, wie der Delinquent sagte, der Montag Früh zum Galgen geführt wurde. Wie der Mond schon ein­ guter Kerl ist, erweist er sich dem scheidenden Jahre galant und läßt es am Sonntag seine Seele aufhauche­n. Das heißt doch schön gestorben! Das große Publikum hatte Zeit, dem scheidenden Jahre ein solennes Geleite zu geben, es würde auf was scheidende­­­bensmüde auf Krüden von dannen hum­­melt, und das neue Jahr ist ein junges Frauenzimmer, um dessen Gunst Jeder buhlt. So ist's Weibern! Frage ja immer mit den jungen man aber inen „Aste“ N schen auf Ehre und Gewissen, so weiß er dem alten Jahre nichts Schlimmeres nach­­zusagen, als daß es alt geworden ist. Las­­sen wir 23 in Frieden geschieden sein. Ein schätzens­werther Bezug des neuen Jahres ist der kurze Fasching! Er umfaßt heuer bloß 32 Tage. Töchtergesegnete Väter werden das Mondjahr loben. Je länger der Fasching, je länger der Katzenjammer, je mehr Tage getanzt wird, umso mehr Enttäuschungen folgen hinterdrein, das Heirathen ist heute nicht mehr eine Spe­­zialität des Fasching38. Man heirathet sich das ganze Jahr und Elend oder ins Glüc­k hinein. Sonst hat es in bürgerlichen Krei­­­sen immer geheißen: Zum nächsten Fa­­sching wird geheirathet! Jetzt wird die Sache sofort abgethan, wenn die finanzi­­ellen Angelegenheiten des Herzens in Ord­­nung­ sind. Zum Fasching wird oft schon Scheidungsfrage eingereicht. Wir leben ebensoviel getrunken, als auf das neue,­­ schneller und haben Feine Zeit lange zu Sonst wurde das alte Jahr, das drei­­ warten, hundert und fünfundsechzigeinhalb Tage | Das Mondjahr bringt, und zwei Son­­in Freud und Leid mit uns gelaufen ist,­­ neu­ und zwei Mondfinsternisse. Nur eine, mit einem Fußtritte abgethan. E38 mag sich am 15. September erfolgende Mondfiu­­no< so gut aufgeführt haben, freut man | sterniß wird bei uns sichtbar sein, so daß ich, daß man es los wird. Das scheidende uns die anderen Mondfinsternisse nichts Jahr ist immer das8 alte Weib, das lc­­s weiter kümmern. x Feuilleton. Hundert-Meilen- Stiefel. Das Märchen von dem­­ Manne mit den „Sieben-Meilen-Stiefeln“ hat unsere von nerv­öser Hast erfüllte Zeit längst antiquirt. Die Cabeldepeschen, vermittelst welchen man­nerhalb wenigen Stunden aus San Fran­­­co oder Melbourne Antwort erhält, die ioliche Erscheinung telephonischer Plaudereien uf sech 38­, siebenhundert Kilometer Entfernung as betäubende Dahinsausen der Expreßzüge, die Schnellfahrten über den Ocean und nicht zuieit die Weltreisen mittelst des Zweirades sind uns gewöhnliche Dinge geworden, daß uns schließlich auf das Unmögliche möglich erscheint. Ingenieur Lilienthal ist unlängst mit einem von ihm construirten Flugapparat mehrere hundert Meter weit geflogen — und schon rechnen uns die Flugmathematiker vor, daß man in einigen Jahren ganz gefahrlos nach Amerika fliegen werde. Warum auch nicht? Die Schwalben traver­­siren in einer halben Nacht das Mittelmeer, und ein vom Sturme verschlagener Pariser Luftschiffer, der noch um Mitternacht in das Flammenmeer der Seinestadt herabschaute, begrüßte in der Morgendämmerung die Schnee­­höhen von Skandinavien. Aber zn diesen Regionen wollen wir uns diesmal nicht bewegen. Um kurz zu sein, Den Engländern und Amerikanern imponiren die mit den regelmäßigen Eisenbahnfahrten ver­­bundenen Geschwindigkeiten scon lange nicht mehr. Auch auf dem Continente macht sich zuwei­­len die Anschaung geltend, daß zwischen der Fahrt danex mancher Züge und der seligen Thurn und Zar’schen Schwedenpost eine ge­­wisse Verwandtschaft bestehe, die unserer Zeit»­verhältnisse unwürdig sei. Wie undankbar ! In 31 Stunden von Wien in Paris, in 42 Stunden von ebendort in Konstantinopel sein zu können, ist doch wahrlich kein Puppen­­stiel. Man verschwindet eines schönen Tages aus seiner Gesellschaft oder seinem Club, und ehe fünf Tage um sind ist man wieder da­­heim am Stammtisch und wartet seinen Freun­­den mit dem schlechten Regietabak auf, wels­chen man im Stambuler Behestan eingehan­­delt hat. Innerhalb dieser fünf Tage kann man den Sultan und den Coburger gesehen haben, von Räubern angeschossen­ worden sein, und als Daraufgabe in der „Stadt und Festung Belgrad.“ bei der Lectüre der feierspeienden „Srpska Nezawisnost“ den Zug versäumt haben. 7 - Gewiß ist, daß einst Alexander der Große als sein Fahrbillet von Wien nach Stambulow, etwas schwieriger hatte, um seinen Spazier­­gang nach Indien zu unternehmen. Infolge der Erreichung, das Fortbewegungs­vermögen der Locomotive besser auszuwügen, haben im legten Jahrzehnte sowohl in Eng­­land, als in Amerife wiederholt sehr verwe­­gene Schnellfahrten stattgefunden. In England, wo auf verhältnismäßig beschränktem Terrain zahlreiche Concurrenzlinien laufen, entwickelte sich eine Art Eisenbahn Rennsportes, an wel­­chem das zu allem Abenteuerlichen, die Ner­­ven Kigelnden hinneigende englische publicum wenigstens die erste Zeit hindurch, ganz be­­sonderen Gefallen fand. Es gab aber noch immer Zaghafte genug, welche dagegen remonstrirten, und so fährt man in den vereinigten Königreichen noch im­­mer schnell, ohne vorher in die Nothwendig­­keit verseßt zu werden, vor einem Ausfluge sein testament machen zu müssen. Auch bei ung wurde man durch das fremde Beispiel angestelt, und sprach etwas schüchtern das Wort „Hundert-Kilometer-Geschwindigkeit“ aus. Aber so weit sind wir noch nicht. Als schnellster Expreßzug auf dem Festlande gilt gegenwärtig der Berlin-Hamburger Expreßzug, der die 286 Kilometer lange Entfernung mit einer Geschwindigkeit von 788 Kilometer in der Stunde zurückgelegt. Kein anderer Zug erreicht diese Fahrgeschwindigkeit. Der Berlin. Kölner Schnellzug verkehrt mit einer durch­­schnittlichen Fahrgeschwindigkeit von 60 Kilo­­meter, jener zwischen Berlin und Hannover mit­­ der am Ende auch so viel weich ist, e3 en ER­ 4l Tél SZET ve it ég ft A A DN Br FEN ERTL REN 55000 EEE kzt AAL RER BER ED] tási­­ x HE IE IT

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