Pester Lloyd, Mai 1854 (Jahrgang 1, nr. 105-130)

1854-05-23 / nr. 123

REN­EN . Die Handelsverhältnisse der Walachei. 5 .. P·0·Bei dem allgemeinen europäischen I­nteresse,welches die Do­­naufürstenthümer durch die Ereignisse der letzten­ Zeit erregt haben, dürften unseren Lesern einige aus den zuverlässigstehuellen geschöpfte Notizka über die Handelsverhältnisse der Walachei nicht unwillkommen sein­.Es ist jedoch von vornh­erein zu bemerken,daß es überhaupt sehr schwer hält,eini­­germaßen genaue Angaben über den dortigen Verkehr, namentlich über den dortigen Einfuhrhandel zu bekommen, weil für die Statistik des Landes noch wenig geschehen ist. Die Zölle merden von der Regierung dem Meist­­bietenden in Pacht gegeben, und die Zollpächter kümmern sich um den Urs­­prung der Waaren nicht, da diese ohne Unterschied gegen einen Zoll von 5 pCt. des Werthes eingeführt werden. Der Ausfuhrzoll beträgt ebenfalls 5 pCt., wird aber nach den im vereinbarten Tarif für die Moldau und Mar Iachei für 1848 bis 1853 festgelegten Schälungspreisen entrichtet. Ausge­­schlossen hiervon sind Getreide und Vieh, wofür feste, in dem vereinbarten Tarif für die Moldau und Walachei nicht enthaltene Ausfuhrzollfäse beste­­hen, so wie Salz und Blutegel, welche als Monopole einer besonderen ein­­schränkel­den Behanplung unterworfen sind. Die Ausfuhrzölle für Getreide und Vieh sind seit April 1853 erhöht worden, für das fila (= 12 Soeffel I Mesen) Weizen und Roggen von 3 Piafter 15 Para auf 4 Piafter Dein Piafter hat 40 Para und gilt unge­­fähr 3 Silbergroschen) ; für Mais von 19.379. auf 2­9. 20­9.; für Gerste und Hafer von 1 P.7P. auf 1P.20­9. ; für Hirse ist der Zoll 29.25­9. geblieben ; für das Stüd Großvieh (Diehsen und Kühe) wurde derselbe von 15. P. 30 b. auf 20 Piafter erhöht; für Jungsich von 7­9. 35­9. auf 4­9. 20­9. ; für Schafe, Schweine und anderes Kleinvieh blieb er auf 21 Para. Blutegel dürfen jährlich nur bis zum Belauf von 2000 Dfa’s (1 Kila = 400 Dfa’s) ausgeführt werden, und nach einer Verordnung vom 15. Juli 1850 ist ihre Ausfuhr nur über die Gränzpunkte Brafa, Kei­­neni, Wurtscheroma, Braila und Giurgewo gestattet, und nur gegen Aus­­fuhrscheine, welche in Bufarest vom Finanzministerium, an den Ausgangs­­orten Brafa, Keineni und Wurtscheroma aber von der Distriktsadministra­­tion ausgestellt werden, so­wie gegen Entrichtung einer Abgabe von 21­, Dukaten für die Dfa (24, Pfund Wiener Gewicht). Außer diesen Ein- und Ausfuhrzöllen wird noch bei der Einbringung von Tabak, Vieh, Spirituosen und Wein ein Bufurest eine stä­dtische Os­­trois Abgabe erhoben, welche ausschließlich zur Bestreitung von Munzipalz­ausgaben bestimmt ist. Diese Steuer wird ebenfalls verpachtet und liefert eine jährliche Pachtsumme von 300.000 Piaster. Die Entrichtung des Of­trot ist übrigens in Bezug auf die in Bufarest lebenden Ausländer vertrags­­widrig, da diese nach den bestehenden Verträgen nur zur Entrichtung der Ein- und Ausfuhrzölle verpflichtet sind; sie bildet daher den Gegenstand fortwährender Neflamationen, weil die walachhsche Regierung diese Immu­­nität der Fremden nicht anerkennen will, obgleich sie im vergangenen Jahre auf Grund eines Visik­alschreibens genöthigt wurde, den von einem pre­tischen Importeur widerrechtlich geforderten Dstroi auf Zigarren viesem zurückzuzahlen. Salz, weil es in den sehr reichhaltigen Salzwerten vor Dfna bei Nim­­nit gewonnen wird , ist von der Regierung eben­so wie die sonstigen zol­pflichtigen Artikel in Pacht gegeben. Die Wachtsumme für das zum inneren Berbrauch bestimmte Salz beträgt 2.500,000 Piafter. Das Salz wird von Konsumenten zu 20 Para (ungefähr 11­, Sgr.) für die Dia geliefert, und man schäßt den jährlichen Berbrauch in ver Ralacdher auf 19 bis 21 Mil­lionen Dfa’d. Die Pacht für die Salsausfuhr beträgt gleichfalls 2,500,009 Piaster, das zur Ausfuhr bestimmte Quantum aber 161­ Millionen Dfa’g, welches zu Befd­, Kalafat, Simnika, Giurgewo, Ditenisa und Braila ins Ausland, meist nach der Türkei, verkauft wird. Die Salzpächter haben die Betriebskosten zu tragen; dagegen ist Die Regierung verpflichtet, das Salz auf ihre Kosten nach den eben genannten Driten zu schaffen, wo er zu 27 Diafter für 100 Dia’s (2 Thlr. 24 Sgr. für 225 Wiener Pfund) verkauft wird, während es von Salzpächtern nur 20 Blatter zu stehen stmmt. Die Einfuhr von Salz ist nicht gestattet. Die Zölle werden auf 6 Jahre in Pacht gegeben, und die Kontraste pflegen dann immer wieder auf einen gleichen Zeitraum erneuert zu werden ; im Jahre 1853 aber geschah diese Erneuerung, der gegenwärtigen außeror­­dentlichen Verhältnisse wegen, nur auf ein Jahr, wobei für das Jahr 1854 und 55 die Aıtsfuhrzölle auf Vieh in der oben angegebenen Weise erhöht wurden. Die Zollvevenuen der Walachei ergeben sich aus den verschiedenen jährlichen Pachtsummen ; diese betrugen im Jahre 1853 für Gin und Ausfuhrzölle 3,160,000 Piafter, von Bich 774,900, Talgz und Nierenfett 420,000, Salz zur Ausfuhr 2,200,000 und von den Blutegeln 127,500, zusammen also 7,540,400 Piafter. Was den Gelvverzehr betrifft, so ist der Piafter, obgleich danach ge­rechnet wird, in der Walachei ganz verschwunden; Tara’s findet man noch­ mitunter im kleinen Berieht. Die gebräuchlichen Münzsorten sind österrei­­chische und holländische Dufaten (erstere zu 32 Piaster, legtere zu 31 Piafter 20 Para gerechnet), österreichische Silbermünzen, meist Zwanziger zu 244 Piafter over 90 Para), russisches und türkisches Silbergeld (ver Silberrubel zu 10 Piafter 20 Para), und in Braila auch spanische Thaler over Kolonnati.. E. C. London, 18. Mai. Die von Tag zu Tag entschiedenere Hal­tung, welche­ Oesterreich in der orientalischen Frage einnimmt, nimmt beinahe mehr, als irgend etwas Anderes, die Aufmerksamkeit unserer Poli­tiker in Anspruch und erweikt die freudigsten Hoffnungen. „Die Nachrichten, welche wir aus allen Theilen Deutschlands erhalten” — damit beginnt heute die „Times“ ihre Betrachtungen — „bestärfen und in der Ansicht, daßs der wahre Grund der scheinbaren Unthätigkeit der russischen Heere in der wacjz fenden Befürchtung liegt, daß sie bald andere Gegner zu bekämpfen haben werden, als die Türken, und der Kriegsschauplag leicht von dem Donaus­cirande an das Ufer des Sereth­over Dniester verlegt werden konnte. Die österreichische Regierung hatte anfänglich ihre Hauptstreitkräfte unter Befehl de Erzherzogs Albrecht an der serbischen Gränze und auf der Sapelinie ver­­sammelt, und die Anwesenheit jenes Heeres diente ohne Zweifel dazu, die ZTüffen in ihrer Stellung zu Kalafat zu befestigen und den Plan einer ruf­­sischen Invasion Serbiens zu vereiteln, wo die Regierung des Fürsten Ale­­xander von den Agenten aller anderen Mächte nachprüdlich gegen die ruffi­­schen Sendlinge unterfragt wurde. Am jedoch diese Bewegung des Friedens verhindert worden war und die Russen sie aus der kleinen Walachei zurück­­gezogen hatten, ward das Hauptinteresse des Feldzuges nach einer anderen Seite hin verlegt. Man erfuhr nämlich in Wien, daß die Russen, statt alle ihre verfügbaren Truppen und Verstärkungen in Eile nach der Donau zu Schaffen, bedeutende Depots und Kantoniirungen an der Serethlinie von Kaminieg-Popolsfy, an der Gränge der russischen Provinz Podolsi bis nach Zoffchant, errichteten, indem sie so die Moldau zur Basis ihrer Operationen machten und ihre Front mehr gegen Westen, als gegen Süden kehrten. Es sind dies dieselben Stellungen, welche die Russen in der ersten Hälfte des Jahres 1849 einnahmen, ehe sie in Ungarn einschritten.“ Galizien, meint die , Times," sei gegenwärtig vielleicht ernstlicher beproht, als die Bulgarei. Die große srategische Schwierigkeit für den Kaiser Nikolaus in dem gegen­­wärtigen Kriege bestehe darin, daß er an jeds bis sieben verschiedenen Punkten einem Angriffe ausgefegt sei, und daß die Vertheidigung eines jenen vieser Punkte ein besonderes Heer erfordere. Um sich im Besige der Donaufürsten­­thümer zu behaupten, habe er mindestens 100,000 Mann nöthig; Die Krimm erfordere ein Heer von 50,000 Mann ; Georgien und die zirfaffische Küste wenigstens eben so viel; im Königreich Polen müsse eine imposante Truppenmacht stehen, welche fähig sei, die dortige Bevölkerung in wider­­williger Unterwürfigkeit zu erhalten und die Bewegungen sowohl Desterreichs wie Preußens zu beobachten. Von der größten Wichtigkeit und höchst wünschenswerth würde es sein, wenn Desterreich , falls es sich zu einem aktiven Vorgehen gegen Rußland entschließen sollte, dazu bewogen werden könnte, dem französische englischen Allanzvertrage beizutreten, „denn eine solche Allianz würde von beiden Westmächten die Berbinplichkeit auferlegen, das österreichische Gebiet zu vertheidigen und Oesterreich im Falle von gegen sein Gebiet gerichteten Feind» religferten die in ihrer Macht stehende Hilfe zu leisten.“ Unter allen von Rußland in Bezug auf Die orientalische Frage begangenen Irrthümern sei der größte der gewesen, Daß es geglaubt habe, Oesterreich stehe ihm in Folge der russischerseits ihm zur Bekämpfung des ungarischen Aufstandes geleiste­­ten Dienste unbedingt zur Verfügung. „Er gereicht jenem jungen Herrscher zur Ehre," sagt die „Limes,“ „daß er nicht jah und übereilt ein Büm­pnis ab­­gebrochen hat ,welches ihn ohne Zweifel große Dienste geleistet hatte, als er derselben­ im höchten Grave bedürftig war. Er hat seine Dankbarkeit ge­­gen ven Kaiser von Rußland für das Vergangene dadurch­ bewiesen, das er versuchte, ihm bei der der gegenwärtigen Gelegenheit seinen Rückzug aus einer Stellung zu erleichtern , welche eben­so wenig ehrenvoll für seine Re­­gierung , wie unheilvoll für sein Reich ist. Obgleich­­ die russische Politik nicht minder, als die Westmächte, mitbilligte, war Oesterreich dennoch ge­­halten, Rußland gegenüber selbst eine noch größere Langmuth zu beweisen, als sie Westmächte bewiesen haben. Allein es ist nicht gehalten, seiner Uns­abhängigkeit zu entsagen oder seine Nationalinteressen zu opfern, und ob­­gleich es mit großer V­orsicht bis zu dem Punkt vorgeschritten ist, auf wel­chem es fest steht, so kann ihm doch weder wie eine Seite Unpanfbarkeit, noch die andere Falschheit vorwerfen." Konsols sind größtentheils auf Grund der Bersicherungen der „Limes“ über die Haltung Desterreichs gestiegen. Auch der Pariser Korrespondent der „Times“ ist voll Vertrauen in den Beistand Desterreicys. „Die V­ersicherungen des Wiener Kabinetts und namentlich des jugendlichen muthvollen Kaisers," schreibt er, „laffen wenig zu wünschen übrig, und man hat Grunp zu hoffen, daß ver Ruf: Vive Poutriche­ fi) bald zu den Refomplimentirungsphrasen gefallen wird, welche England und Frankreich miteinander austauschen. Sie wissen bereit­, daß Herr Gest Baron­ v. Hübner von seinem kurzen Befucy in Wien hie­­her zurücgekehrt ist. Bei all’ ver Vorsichtigkeit, die alle Mitglieder der österr­reichischen Diplomatie charakterisirt, ist es dennoch bekannt, was die Erklä­­rungen dieses Gesandten zu den zuversichtlichsten Hoffnungen berechtigen ; und jemand, der über diese Dinge in der Regel wohl unterrichtet it, hat erst heute erklärt, daß, ehe 14 Tage um sind, ein förmlicher Bruch zwischen Desterreich und Rußland eingetreten sein wird. Zur Ehre Desterreichs muß man es sagen, daß, wenn eine Befseiung des Berliner Kabinetes bemerk­­bar ist, die Hauptursache in dem von Oesterreich ausgeübten Druck liegt. Das Wiener Kabinet hat unlängst vom preußischen V­orstellungen gemacht, die weder das Kabinet in Berlin no­ der König unbeachtet lassen konnte. Die Antwort Preußens auf diese Vorstellungen sol befriedigend ausgefallen sein und die französische Regierung hat eine Mittheilung erhalten, welche diese erfreuliche Thatsache feststellt u. f. w. u. f. w." Der Wiener Korrespon­dent des „Morning Chronicle” erzählt von ei­­nem Gerücht, das in „ziemlich gut unterichteten“ Kreisen Wiens zerfuh­rt , die österreichische Regierung wenfe in Folge der unbefriedigenden Nachrichten aus Berlin ernsthaft daran, ein Mitglied des englisch-französischen Allianztraftates zu werden. Zu diesem Zwed soll Erzherzog Ferdinand Maris­milian neben seiner offensiblen Mission nach London, die eine bloße Retour­­si­ite vorstellt, auch den Auftrag mit sich nehmen, die velitaten Unterhandlun­­gen über den beabsichtigten Anschluß Oesterreichs an don Offensiv- und De­­fensistraftat der Westmächte zu eröffnen. Ein anderes, wahrscheinlich auf der Börse zurechtgemachtes Gerücht, daß man von Ruffen gestatten wolle, bis Scumla vorzudringen, und daß dann Oesterreich mit dem Rufe: „Bis hier her und nicht weiter!" sein Schwert in die Wagschale werfen werde, wird von diesem Korrespondenten verdienter Weise als gar zu lächerlich beurtheilt. Die Lage Rußland’s schildern „Times“ und „Chroniele“ als höchst verzweifelt. Die Rufen in ver Dobrunfehn sterben wie die Fliegen ; die Tscherfeffen beprohen Süßrußland, die Schweden Finnland. Der Gar ist rathlos, geld­os , schlaflos und in Gefahr, an gebrochenem Herzen zu ster­­ben. Die Türkei hat nichts zu fürchten und im Berzug ist seine Gefahr für sie. Der „Morning Herald" erwähnt gerüchtweise, es werde ein Kapitel der Ritter des Hosenband-Drvens in Winpfer stattfinden, welches darüber zu berathen haben wird, ob der Kaiser von Rußland, als erklärter Feind Englands, noch­ ferner ein Mitglied des Ordens bleiben künne­rer von der Liste der Ordensritter gestrichen werden müsse. In Budingham­ Palace war gestern Hofball, zu dem 1700 Gäste ges­unden waren. Die Königin eröffnete ihn mit dem Österreic­hischen Gesandten, dem Grafen Rolloredo. Morgen ist ever und übermorgen, am Geburtstage der Königin, ein Draming-room, wahrscheinlich das glänzendste ver Saison. In der City von London ist am 17. Mai über Lemberg eine Depesche aus Dveffa eingetroffen, welcher zufolge die Dampffregatte „Tiger“ von 16 Kanonen, zur verbün­deten Flotte im schwarzen Meere gehörig, in der Nähe der Stadt aufgefahren und von den Auffen genommen worden ist. Die 200 Köpfe starfe Bemannung soll gefangen worden sein. Die Depesche spricht noch von 2 anderen simpfenden Dampfern,­ ohne genauere Angaben zu machen. Die griechischen Kaufleute in London besorgen , daß dieser­ Bors­tall zu einem zweiten Bombar­dement Depeffa’s führen künne. A Raris, 19. Mai. Die Fluth des Hoffens steigt, die Zweifler mor­gen wittern, was sie wollen. Xettere wollen namentlich mit den neuen In­­struktionen des Freiherrn v. Hübner sich nicht zufrieden geben. Nach ihnen hätte der österreichische Gesandte den Auftrag zu wiederholen, daß es Oester­­reich unmöglich ist, irgend eine aktive Rolle gegen Rußland zu übernehmen, bevor die Truppen der alliirten Mächte bereit sind, eine Schlacht zu schlagen. Wenn es si fest erklären wollte, würde sich Oesterreich der ganzen Wucht des Krieges ausgefegt sehen. Herr v. Hübner, so heißt es, soll auch die Flüchtlingsfrage von Neuem anregen — ein Thema, da er bis­her sorgfäl­­tig vermieden hat; und er wird überdies ansprüchliche Erklärungen über die An- und Absichten Frankreichs mit Bezug auf die polnische Frage verlangen. Kurz, M.­Drouyn de VouYS habe viel Besseres erwartet, und es sei wahr­­scheinlich, daß die Haltung des Herrn v. Hübner sehr dazu beitragen dürfte, Herrn v. Persigny und seine Anhänger in ihrer Ansicht zu bestärken, tag die orientalische Frage nur in Deutschland und an den Ufern der Weichsel aus: gefochten werden Fant. Der „Moniteur”, der wohl besser unterrichtet, ist entgegengefester Ansicht,. Er unterbricht sein langes Schweigen über die Haltung Oester­­reichs durch eine Note, in welcher er in Bezug auf die Wiener Aushebungs­­ordonnanz und das sie begleitende, „die eventuelle Bestimmung dieser Streitkräfte am andeutende” Manifest äußert, daß beide zu Wien einen ebenso günstigen als tiefen Eindrud gemacht hätten. Dagegen wird in halb­­offiziellen Kreisen der Annahme widersprochen, als hätten die Kabinete von Paris und London der österreichischen Regierung Propositionen gemacht, welche Rußlands Territorium am schwarzen Meere betreffen. Es soll nur­­ von den Eventualitäten Mittheilung gemacht worden sein, welche die vier Großmächte bestimmen müssen, solche Dispositionen zu treffen, die Oester­­reich einen starren Stand an der unteren Donau zu geben im Stande wä­­ren. Am schwarzen Meere würden die Westmächte selbst jene Garantien zu trei­en haben, welche die Radfehr ähnlicher Zustände wie der heutigen unmöglich machen müßten. Ueber die Politik Preußens ist man beruhigter , seitdem man­ die einzelnen Punkte seines Vertrages mit Oesterreich fennt. Der erste be­­stimmt die gemeinsame Verbheinigung beider Staaten und zwar auch der dem deutschen Bunde nicht angehörenden Territorien. Der zweite feht fest,, daß der gegenseitige Beistand einzutreten hat, so wie die eine der bei­­den Mächte sich berufen glaubt, zur Wahrung eines­­deutschen Interesses militärisch einzuschreiten; dem dritten Punkte zufolge haben die beiden Alliirten über die Art ihrer militärischen Operationen sie zu verständigen ; der vierte Punkt macht es beiden Mächten zur Pflicht, den Vertrag sämmt­­lichen deutschen Staaten mitzutheilen und sie zum Beitritt einzuladen; im fünften endlich versprechen die beiden Mächte, durchaus seine besondere Allianz einzugehen , denen nicht die selben allgemeinen Prinzipien zum­runde liegen, &8 erhellt also deutlich, namentlich aus dem 2. und Punkt, daß Preußen Feiner andern Politif von nun an folgen kann als Oesterreich. Mit Griehhenland sind wir wohl bald beim Neußersten angelangt. Nach dem „Marseiller Semaphore” hat der auf dem nämlichen Schiffe mit General Zorey nach Athen abgegangene Herr Bourree, der auch mündliche Aufträge für unseren dortigen Gesandten mitnimmt, die Weisung empfan­­gen, von der griechischen Regierung neben den auf den Aufstand besitglichen Forderungen zugleich die Zahlung der seit 1828 fälligen Zinsen vor 100 Millionen zu begehren, welche Griechenland an Frankreich schulet. Fällt die Antwort nicht genügend aus, so werden unsere Truppen den’ Piräus zy­ Athen, so wie andere Hauptpunkte des Fest­landes und­ des Archipels liegen.­­ Konstantinopel, 11. Mai. Die Rechtgläubigen bilden gegen­­wärtig nach dem Schwarzen Meere fast so sehnsü­chtig wie nach der Kaaba in Mekka. Seit dem Erscheinen einer türkischen Hebertragung des französischen Bulletins über das Bombardement von Odessa sind nämlich die Osmanlis überzeugt, dad die Glauren auch das Bollwerk Sebastopol nehmen werden, das nach einem Gerüchte, bei gänzlicher Unthätigkeit der ruffischen Flotte, bereits seit mehreren Tagen beschoffen werden soll. Medrigens ließ Dundas in einem Brief vom 1., vor der Höhe bei Sebastopol, an Lord Reveliffe in der That einfließen, daß er nächstens einen ernsten Angriff auf das angeb­­liche ruffische Gibraltar beabsichtige. Die Wirren des Lekteren mit Daraguay sind nur scheinbar ausgeglichen. Der französische Hauvegen, obwohl mit Reichiv Palcha ausgesöhnt, fehrt mit stillem Groll gegen den englischen Botschafter nach dem französischen Gestade zurück. — Das protektirte Ansehen im Auslande ist zwar gescheitert, doch befinden sich bereits zwei Agenten N­othfchilv’S hier, welche der Pforte von Abschluß dieses Anse­­hens zu 75 Prozenten antrugen. Man wird unwohl in den etwas sauem­ Apfel beißen müssen, will man anders in den Berit der goldenen Zauberwaffe gelangen,die nach dem Sieger am St­ ottharteberge nicht blos einmal, son­­dern dreimal zum Kriegführen nothwendig ist. — Prinz Napoleon ist noch immer der Löwe des Tages, wie der Gegenstand des Gespräches in den Harems, obgleich ihn sein für einen Mann seines Alters zu starres Embon­­point, das glatt rafirte feifte Gesicht mit dem langen Doppelsinn und die impassible Haltung der ganzen Erscheinung eben nicht zu einem anziehenden Helden eines türkischen Liebesromanes stempeln. Bögmillige behaupten ferner, daß der Ruf „Stambulda langhinwar“ — in Stambul ist Feuer — der am 5. Nachts vor von Minareth ertönte, eine populäre Meinungsäußerung über den Besuch des Sultans bei dem Granzprinzen gewesen sei. Das ist übrigens eitles Gewäsch, und Schwach: Töpfe gibt es überall. Leider faufen bei diesem Feuer, d.18 die dem goldenen Horn zugeführten Stadttheile von Pera und Galata grell erleuchtete, und zwischen den meist hölzernen Häusern und Barafen Stambuls bei dem Seraf­­firat in der Moschee an der Schiffsbrücke bis zum Morgen wüthete, an 400 Gebäude in Schutt und Asche, und der Schade dürfte, da sich darunter viele fränk­sche Waarenlager befanden, von einiger Bedeutung sein. Im Ganzen läßt jedoch die Stimmung in der Hauptstadt nichts zu wünschen übrig. — Marschall St. Arnaud ist am 8. hier eingetroffen. Seine An­­sprache an die Truppen in Gallipoli enthält die wennwitrnigen Worte : Der Haftfreund trete im Orient in die Rechte des Hausherrn, müsse also weffen Eigenthum wie seine eigene Habe betrachten. Taufenpstimmiges „Vive d’Empereur !“ antwortete dieser Loyalen Anrede. Der Herzog von Cambridge kam zwei Tage später auf dem „Caradoc“ an, brachte die erste Nacht in der englischen Kaserne zu, und bezog erst heute den Palast de Thatim Serat. Am 9. fand im großherrlichen Palast ein großes Festmahl statt. Der Sultan nahm zwar nicht Plas, unterhielt sich aber mit dem „Grauspringen“ über eine Viertelstunde in dem­ anstoßenden Salon. Ein Theil der armée d’orient ist nach Adrianopel abgerüdt. Auch sollen, sobald der am 7. nach Baz­zum abgegangene Konvoi zurückkehrt, 10.000 Englän­der nach dem asiatis­­chen Kriegsschauplan abgesendet werden. Lord Raglan bringt auf Theilung der Arbeit, John Bull soll in Kleinasien aufräumen, und die französischen Bajonnete den hemmen­den Eisenwall in den Defilden des Balfons bilden. Neveliffe m­eint sein politisches Bewenfen gegen viele rein militärischen Maßregeln zu hegen. Die Befestigung der türkischen Hauptstadt soll in Kurzem im großartigen Maßstabe begonnen werden. Man scheint sich vor Allem an den strategisch wichtigen Seedefilden, am Bosporus und an den Dardanellen, besonders an der trefflich gelegenen Halbinsel Gallipoli, dann in Barna, diesem für die Pontusflotte gleichfalls strategisch so zu beherzi­­genden Punkte festlegen zu wollen. Aus Teheran lief die wichtige Nachricht ein, daß fi ver perfishe Schah um jeden Preis dem so gefährligen Einfluß Rußlands entziehen wolle, ja Daß die persischen Truppen unter dem persönlichen Kommando Nasrevin Schahs gegen die Grenze rüden, um in­folge des zwischen beiden Staaten bestehenden, von England garantirten Bündnisses den Türfen im Halle der Roth werfttätige Hilfe zu bringen. — Bely Pascha, welcher zum Gouverneur von Kandia ernannt war und durch Nas mit Pascha erregt werden sollte, bleibt auf den Wunsch des Prinzen Napol­leon auf seinem Posten in Paris, 000 Von der unteren Donau, 14. Mai. Musa Pafcha in Sili­­ftria scheint wie jener Riese der griechischen Mythe hundert Augen zu be­­sigen. Keine Bewegung der Ruffen entgeht seinem Scharfblide, was bei dem Pulverqualme aus siebzig feindlichen Gefchügen,, darunter sie­ein Dußend Seuerschlünnde mit 64 Pfündern, eben nicht wenig bejagen will. Dies zeigte sich deutlich, als General Lüpers Fürzlich zwei Korps auf der Lanpseite gegen die Ostung in Marsch feste, und die eine russische Brigade am 12. Jaum mehr fünf Stunden von Silistria entfernt war. Der Pafcha entfernete hastig eine Kolonne von 5000 Mann, um die Russen von der Donau wegz­­udrängen, da zu vermuthen stand, sie würden die oberhalb von der Fe­­stung durch ihre Slot­ffe befegte Furt zu erreichen suchen, sei es auch nur, um sie mit Proviant zu versorgen. Leider hemmten die durch Regengüsse furchtbar angeschwollenen Flüsse von Marsch der türkischen Heerfäule, und sie mußte Abends unverrichteter Dinge nach ihren Schangen zurückehren. Tags darauf unternahm sie jedoch abermals eine Nesognoszirung gegen den D­rüdenkopf an der erwähnten Furt. Schon um neun Uhr Morgens entspann sich nunmehr ein Gefecht, das den ganzen Tag über mit wechselndem Glücke fortwüthete, und den Neffen viele blutige Opfer fottete. Die Söhne des Propheten konnten jedoch den sich auf ihre Seite neigenden Sieg nicht be­nügen, auch don Brüdentopf nicht soreiren, da man aus der Festung, auf der Ostseite von den russischen Strandbatterien heftig beschaffen, seinen Suffurs entfernen konnte, vielmehr einem feindlichen Generalsturme von allen Seiten entgegen sah. Die Einschließung Silistria’S auch von der kanbz feite erfolgte fohin an jenem Tage. Auch hatte die Brigade Engelhardt schon weit früher, und zwar am 6., Rafjova nach zweitägigem heißen Kampfe genommen, ferner fielen nach abermals vier blutigen Tagen alle an der Ostseite der Festung gelegenen Ortschaften in die Hände der Russen. Es heißt sogar, daß sich Lavers am 9. mit Chruleff in Ostrow vereinigt habe. Da aber ein Ort solchen Namens an beiden Ufern der Donau liegt, so läßt sich nicht entscheiden,, ob die Vereinigung jenseits oder vielseits des GStro­­meg bewertstelligt worden. In Silsistria soll man,wie Kundschafter berichten,dem ungeachtet schlachtenfrohen Mythes verbleiben und—festentschlossen sein,Kugel u1n Ku­­gel,Bajonnetstich um Bajonnetstich bis zum letzten Mann tapfer und redlich zu wechseln.Der Osman Aska o der türkische Soldat ist aber auch hinter Wällen und Schanzen­ noch zehnmal mehr des Teufels als in der offenen Feldschlacht,und die Wegnahme von Silistria dürfte den Fürsten Pasksiewitsch wohl zu einer Reprise der historischen Aeußerung bewegen,solche Siege wünsche er seinen Feinden.——Was die kleine Walachei anbelangt,so kam es daselbst zwar bisher nur zu unbedeutenden Scharmützeln,doch zählen die großherrlichen Streitkräfte in Kalafat und Widdin noch immer an 30.000 Mann­ eine Heersäule,stark genug,um namentlich bei einer Schlappe in vom Balkan den retirirende Moskoff seinen äußerst verderblichen Stoß in 5,

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