Pester Lloyd, Januar 1855 (Jahrgang 2, nr. 1-25)

1855-01-26 / nr. 21

­ Das englische Ministeriums-M. Sir Jam­es Graham, erster Lord der Admiralität. London, im Jänner. In dem Nugendlide, 19 das Parlament eben im Begriffe ist, wieder zusammenzutreten und wenn drohende Ungewalter kaum noch lange zögern wird, figg über den Häuptern der Be ei fgen Tories, die bekanntlich alle direkt auf den Krieg bezüglichen Stellen im Kabinett inne­haben, zu entladen, wird ihren Lesern folgende Üb­ung einer der Hauptführer dieser Partei, des Sir James Graham, hoffend­­­ich nicht unwillkommen sein. Es giebt Leute, die Alles ihrem Au­ssehen verkaufen, und Andere, die durch ihr Aussehen stets aufgehalten­ werden; wäre es nicht ungrenz­lich, so künnte man über den Einfluß der­ persönlichen Erscheinung auf das öffentliche Leben vice Bücher schreiben. Meine Ansicht ist es immer gewesen, daß die Julity maftig,mit;weshalb,fiel, weil Louis Philippe in seinem Alter eben so fomisch aussah, wie ein britischer Peer, und wäre es nicht eine Unhöflichkeit , so könnte man Tango-Geschichten von britischen Größen erz­­ählen, in deren Mund over Nase der Grund ihres Steigen und Sinfens lag. Peel z. B. konnte in Irland nie durchpringen, weil O’Connell ihn der Menger­ald einen ob­bäuchigen Burtchen mit zwei finnischen Beinen” Des Mr D’Israel war Jahrelang niedergehalten durch die grausamen atrifäturen des „Punch, auf sein Meureres, und andere­­ Männer sind nicht vorwärts gekommen, weil fig.sich,darauf Faprizirten, ihren Schnurrbart stehen zu lassen.»Der­­ Einpruchh nun, den Sir James Graham macht, sf­eh durchaus p­hysischer ; seine ganze Berühmtheit beinahe wird durch das Epitaph verklärt , das kinst einer seiner jegigen Kollegen für ihn in V­orschlag brachte: „er hatte den größten Appetit unter allen seinen Zeitgenossen." Sir James, ist ein hoher, starrer Mann; und in der Politik ist er in den ersten an­gekommen, gerade wie er in einem Menschengewühl an den ersten fa; gelangen würde: durch Stäwere und Schulterbreite. Das heißt, da er den" Beburt den Regierenden"Klaffen angehörte und nur Mittelmäßig­­fetten zu überflügeln hatte, so kam er vorne an unter diesem Mittelmäßige fetten „warb ein Lieutenant Peel’S, leviglidy vermöge ver größeren Kraft und anhaltenderen Ausdauer, wie ein massiver Brustfasten und ein harter Schädel verleihen. Mit solchem Langbefig und solcher Constitution, wie Graham sie be­­f ist , mit einem guten Namen und einer biegsamen Stimme war sein Erfolg im Staatsleben, gesichert,­ und, dieser Erfolg wäre nach­bedeutender, gewesen, hätte Sir James­­ damit begnü­gt, sich, lediglich auf diese natürlichen Vor­züge zu verlassen, satt von Mann von Genie spielen zu wollen. Aber, nicht zufrieden ein großer Verwalter zu sein, hat er immer darnach gestrebt, einen arm­en Staatsmann darzustellen und li­­ftetS darü­ber geärgert, daß unser en vielen Parteien, mit denen er sich ver­bindet, ihm seine einzige die Ehre der Sührerihaft hat zumeisen wollen. ‚ Sir James Graham, 1792 geboren, erlangte im natürlichen Verlaufe der Dinge seine Majorenität und seine Güter, wurde 1826 von einem dienst­­willigen Sleden­ing Parlament gewählt und hat sich seitdem ohne Unterbre­­chung dem Dienste seines Landes gewidmet. In seinen,30 Regierungs­­jahren muß er etwa 100.000 Stunden in der schlechten Atmosphäre weg Hau­­fen der Gemeinen zugebracht, etwa 20 Jahre in Gouvernementöbureaur verfessen, 1000 Deputationen empfangen, viele Millionen Briefe geschrie­­ben und Reden gehalten haben, die mehrere Bibliotheten ausfüllen würden. Keine Sentenz, sein Wort, sein Gedanke aus tiefen Neden,lebt in der Er­innerung fort, aber das darf unserem Erstaunen, unserer V­erwunderung über diese Masse Arbeit seinen Eintrag thun. Ja, unsere Bewunderung des Athleten muß noch steigen, wenn wir bemerken, daß­ 30 Jahre solcher Arbeit ihn weder äußerlich noch innerlich im mindesten verändert haben. Die 30 Jahre sind ein vollständiger Kreislauf, gemesen. Jene Nierengestalt it eben so frisch, jenes volle Analog eben so gefällig, wie 1826, und, um die Zäaufchung zu vollenden, f ist Sir James heute noch im Parlament für das­selbe Carlisle, das ihn zuerst vorthin fehl­te, und befleitet mit 61­ ,Dahren genau dasselbe Amt, das er vor etwa 30 Jahren als sein­­ erstes erhielt. In einer Nation, wo die sozialen Geleite geebnet und alle Prinzipien festgestelt sind, würde Graham ein Staatsmann gewesen, fein , aber in England, inmitten eines Bolfes dessen Klaffen in ewigem Kampfe mit eins­ander begriffen sind, geräth ein Sir James unvermeidlich, in "Bermhrrung, und, wenn er nach Staatsmannschaft strebt, wird sicherlich ein Zeufelsfpuf daraus. Und so ist denn Graham’s Karriere wirklich einer der wunderbarsten Spure in der modernen britischen Geschichte : es ist ein peinlicher Beweis für den gänzlichen Mangel an Genius ber ver­regierenden, und für die Ins­aiffenheit der Regierten Karte, waß dieser ausgezeichnete und nűrvige Gent­leman noch ein hohes Amt befleitet und Vielen noch für den verantwortli­­chen Führer eines großen Bolfes gilt! | Sir James Graham hat den großen Kampf zwischen dem Mittel flonde und von Grunvbefige mit durchlebt und hat darin zulegt vollständig Staffe gemacht, weil er den Zeinen pielen wollte zwis­chen beiden Par­teien und deshalb Beider Vertrauen verlor. Auch ein gelchichterer Diann hätte bei einem solchen Versuche scheitern können, aber Sir James scheiterte auf eine lächerliche Weise, denn die Natur hatte ihn eher zu allem Andern als zu einem Intriguanten geschaffen. Man kann in England zwei Herren dienen, der Krone und dem Parl­­amente, wie Lord Sohn Ruffell ; aber man kann nicht der Krone, dem Par­­lamente und dem Bolfe dienen. Man kann fonservativer Minister sein und im Hause whiggistische Reden halten; aber man kann nicht fonservativer Minister sein und vemokratische Wahlreden vor dem großen Haufen halten. Das war es aber, man Graham versucht hat und was ihm fehlschlug : der .. haptihtt „die Sweetrader trauen ihm nicht, dach Bolt rennt ihn nicht. Und d«e«r·­5«rund?s­«Einfach weil er immer au­sschließlich in der Ge­­­genwar tt lebt.Seine politischekagungen hätte icht nicht über die verstrichene, feine politische Zukunft nicht über die nächstfolgende Wonne hinaus : er blickt deshalb weder vorz, wo rundwarte , ist Demgemäß stets heftig und handelt in Folge vason meistens unreife. Im Ganzen genommen ist es vielleicht der indisfreieste Mann, der jemals gelebt hat : er verbrennt in­ einem fort seine Schiffe hinter fi und entflieht dann stets in einem Fischernachen. Man erinnere sich nur seiner albernen Wahlrede gegen Louis Napoleon , deren Inhalt er hinterdrein in noch albernerer Weise forterklären mußte. Er ist im­­mer Willens gefällig zu sein , aber was das „wem?“ anbelangt, so ist es der, der gerade zuerst kommt oder am lautesten spricht. Er sorgt für das Heute in der Örießgebung, und überläßt es vom Morgen für sich selber zu sorgen. Er hofft, die Constitution wird noch ihre Zeit aushalten , wo nicht, und man drängt ihn an ihre Abtragung mit Hand anzulegen — nun, so wird erf an ihrer Zerstörung arbeiten aus Leibeskräften. Wie ber "Herzog von Wellington" ein unvergleichliches Schraubenschiff ist, bis ein besseres vom Stapel geht , so­ ist au) für unseren ersten Lord der Admiralität Alles in England vortrefflich, bis die Zeit zu einem Mech fel da ist. „Der Augenblick ist nun gekommen, Sir!" — das ist Sir James Phrase. Ihn kann seine Revolution überraschen , und träte das jünngste Ger­iih­t unter seiner Verwaltung ein, er wäre vollkommen bereit zu beginnen : „Die Anforderungen der Gegenwart , Sir !" Daher ist Graham stets ehrlich und­ einfältig, obwohl er für einen­­ Talleyrand gilt. Aus vollem Herzen hat er die Korngelege vertheinigt — mit vielem Pathos : aus vollem Herzen hat er sie angegriffen — mit eben so vielem Pathos. Er wurde feuerroth von echt britischer Aufregung , als er gegen­ touie, Napoleon vonnerte , und mit­ unbeugsamer Nachgiebigkeit brach er Flüchtlingsbriefe auf, von Kontinentalregierungen zu Gefallen. Sein Lebelang hat er nichts gesagt, von dem er nicht auch das Gegentheil gesagt oder gethan , und so bleibt er ein offenhenziger Zannevelmann, da er nur schwerfällig, nicht unehrlich — nur ehrgeizig nicht intriguant ist. Daß er einen sentuellen Kopf hat und seinen interesziellen, ist sein Behler nicht. Hätte er Grundfäge, so würde ihm das ganz recht sein , aber er hat feine , daher.ar.b­ett.eit.er. — und, flößt ihm einer Schwierigkeit auf, so hilft er sich darüber fort, so put es gehen will, spricht im Parlamente recht höflich, schielt seitwärts nach dem Bolfe, und ist mit seiner Profession des Res­gierend ganz zufrieden, besonders­ wenn er im Amte ist. Sehr schmeicheln würde es Sir James Graham, wenn man ihn für einen Talleyrand hielte, aber manchmal erübt ihn wie sein Alp die Furcht, daß seine Mitbürger ihm­­ Gerechtigkeit widerfahren lasfen, und Dag er ihnen nur für fehlerfällig gilt ! 0.C. F. Alt: Srfova, 19. Jänner. In einem meiner jüngsten Briefe beantragte: ich im ‚Interesse ver Pünktlichkeit und Solivität beim Bornerfen­ von Schleppschiffen zur Getreideverfrachtung eine bestimmte Darangabe, die für beide Parteien, von Hanvdeldmann und die Dampfiifffahrtsgesellschaft,­ verpflichtend sein müßte; ein Vorfall, der vor Kurzem erst sich hier ereignete, mag ihnen beweisen, wie pringlich die Ent­­fernung des bezü­glichen Uebelstandes sei. Ein hiesiger Getreidehändler erhielt eine Ladung, an deren baldige­r Weiterbeförderung ihm sehl­ gelegen war. Die_ohnedies [chon sehr prekäre Schifffahrt rief ihn pringenn­m wünschen, die Waare noch zur rechten Zeit dem Verlaufsplan zuzuführen; allein, was thun? Er hatte sein Schlepp­­schiff vorgemerkt, und zur Vermehrung seines Mißgeschifes konnte er nicht einmal, genü­gende Magazine zur Einlagerun vorfinden. Im viefer doppelt mißlichen Lage, wandte er sie an zwei andere Geschäftsleute, denen ein Boot zur Verfügung fand, ohne daß ihr Getreide so angelangt war. Er bot ihnen für Das Ab­treten ihres Bootes die Summe von 500 fl. an , aber vergebens, die­ anderen Geschäftegenossen suchten seine Verlegenheit noch härter auszubeuten, und veranlaßten ihn in der That, das Getreide ihnen auf gemeinschaftliches Risiko zu ü­berlassen, worauf es dann auf den Namen dieser Beiden in das von ihnen befteite Boot verladen und verführt wurde, oft nun ein solches Verfahren.­­zu billigen, und follten nicht die zweimäßi­­gen­ Mittel bald getroffen werden, um Ähnlichen merkantilen Berlegenheiten und dadurch bedingten unfoliven Handlungen für die Zukunft vorzubeugen ? ‚Wir sind gerade auf unser Mittel nicht verpickt ; sollte ein besseres sich vor­finden, nun so möge man es in Anwendung bringen. Was wir im Inter­­esse der Ver­ehrserleichterung­­ wünschen , ist allein, daß analoge Vorfälle, wie wer so eben angeführte, sich nicht öfter einstellen. Bei diesem Anlasse möchten wir noch eine Mahnung an die hierortigen Handelsleute richten. Wollen sie von so Auferst wichtigen Fruchthandel gez­winnreicher als bisher machen, so müssen sie vor Allem für Anschaffung geräumiger Einlagerungsmagazine Sorge tragen, an denen wir gegenwärtig völligen Mangel leiden. Denn nicht immer fönnen , wie obiges Beispiel lehrt, die hier angelangten Früchte allsogleich weiter transz­­oriert werden, sie aber im Schleppboot liegen zu lassen, ist weder der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft immer genehm, noch ist es dem Getreide selbst von Nuten, da durch die hohe Schichtung im Schleppe bedeutende Duantitäten dem Berderben ausgefegt werden. Möchten doch Alle die große Rolle stets vor Augen haben , die Alt: Dorfowa schon in der nächsten Zukunft zu übernehmen berufen, indem von Seite der Regierung alle Thätigkeit Daran gewendet wird, in den Handel an der Unteren Donau von jenem physischen und politischen Demmniß zu befreien. HM von der russischen Grenze, 21. Jänner. Als si vor acht Tagen ein Theil der veniselten Presse einem unmäßigen Friedenstaumel hin­zugeben begann­, glaubte ich Sie allsogleich auf die Nichtigkeit dieser Frie­­denshoffnungen in Rücksicht auf die jüngsten Truppenbewegungen im Königreich Polen aufmerksam machen zu müssen. Heute, wo auch biefer betäubende Rausch etwas verflogen ist, kann ich meine im legten Briefe gemach­­ten Bemerkungen nur bestättigen. Es gehen mir nämlich von mehreren ganz zuverlässigen Seiten Berichte zu, wie es ganz außer Zweifel lassen, das die Festungen in Polen und dem füdlichen Rußland bald ihren höchsten Kulmi­­nationspunkt erreicht haben werden. Die Armeelieferungen sind bereits in die neuen Quartiere expedirt, die rüdständigen Naturallieferungen werden mit aller möglichen Strenge eingetrieben. Pelzwert und Mäntel von grauem, bieten Q Tuche werden in genügenden Quantitäten nach der Krimm und Bessarabien transportirt. Alles läßt somit auf einen Winterfeldzug schließen. Zudem wurde in neuester Zeit noch bemerkt, daß auf allen jenen Punkten, wo man etwa baldigst den Ausbruch von Zeindieligkeiten erwarten könnte, alle weniger thatkräftigen Anführer entfernt und durch energischere erfeßt werden. Die Truppenmaffen, die noch immer über die Weichsel nach dem südwestlichen Polen visiozirt werden, sind sehr bedeutend. Auf der andern Seite wird Zamost sehr starr befetigt und es wird dieser Festung in neuester Zeit abermals große Bedeutung, beigelegt. Dagegen ist es unzwei­­felhaft, daß bei einem etwaigen Kriegsausbruche die Hauptaufmerksamkeit der Straße von Kielce nach Krakau zugewendet werden wird. Fürst Passtemwitsch wird gegen Ende dieses Monates in War­­fant zurückerwartet und mit seiner Rückkehr erwartet man Entscheinendes. Aus Petersburg meldet man vom 12. d., daß dort in militäris­­chen Kreisen abermahls aufßerordentliche Thätigkeit herrsche. Der Kaiser in Chefonvers arbeitet sowohl für das Kriegs- als für das diplomatische Departement enorm viel. Die neuesten Ernennungen werden Sie wahrschein­­lichh fon mit den offiziellen Blättern erfahren haben. Großfürst Konstan­­tin soi einer jedoch nur unverbürgten Nachricht zufolge im Auftrage des Kaisers zur Inspektion der Armee in Bessarabien und vor Krimm abgehen, wohin er auch einige militärische Dekorationen für die Truppen mitbringen sol. Die Schneefälle in Polen sind sehr bedeutend, seit zwanzig Jahren den ähnliche nicht vorgekommen sein.­­ Paris, 22, Männer. Sie werden bereits wissen, vag Sertibe’s neuestes Stür „Die Czarin," troß des zeitgemäßen Titels, trog der Protestion des Hofes, der bei der ersten Vorstellung anmwefend war, eine ziemlich Falte Aufnahme fand und zum­ höchsten einen sogenannten suecés d’estime davongetragen hat. Und, ich glaube in der That in viesem Falle eher, daß das Publik­um aus Rücksicht auf den Namen des Verfassers, zu nachsichtig gewesen ist, als daß er ein wirklich verdienstvolles Produkt mit ungebührlicher Kälte aufgenommen hat. Sehen wir ein wenig näher zu! Die Handlung beginnt in eben dem Augenblicke, wo Peter der Grafe aus all seinen Siegen Nuben ziehen will — und die Bartheile all seiner Eroberungen zu realisiren gewennt. Karl XII. ist seinem verachteten Gegner­ unterlegen und gestorben,, wie er gelebt hat — als Soldat. Nach Befeitigung dieses großen Hinderrisses seiner Laufbahn hat­ Peter seine Lieblingsstadt, St. Petersburg,, heranwachsen sehen: er steht jegt da , als Herr nach allen Zeiten hin, selbst die muttelmännische Nation beprohend, die ihn einen Augenblick in ihren Händen hatte, ihn aber­ nicht festzuhalten wußte. Diejenige , deren Faltes Blut, schneller­ Verstand un fester Wille ihn Damals vom Untergange retteten, eine junge Gefangene aus Marien­­burg in Liefland,, die erst Menzifoff, dann sein Herr zur Maitreffe genom­­men — Peter der Große hat sie im höchsten‘Pompe in dem kaiserlichen Schoffe zu Petersburg installirt, und zwar als seine Gemalin, als eine Kaiserin, die ihm vor Zufall zugeworfen und dieser nicht minder ihrer Schönheit, als ihres Muthes, nicht minder ihres Geistes, als ihrer Anhäng­­lichkeit wegen lie­­te. Ja, Katharina hatte ihn dem sicheren Berderben ent­­risfen, als er sich am Pruth, wo 150.000 Türken 14.000 Russen eingeschlossen hielten, verzweifelt in sein Zelt zurückzog, ven, Eintritt Jedermann. bei To­­desstrafe untersagte und dem Senate nach Moskau, schon geschrieben hatte: „sie folten von Würvigsten zu seinem Nachfolger aussuchen.” Beiläufig eine Bemerkung! Im spierten Afterist: von dieser Situation vorübergehend vie Reve.! Niemand' wird'die Großartigkeit eines solchen hi­­storischen Tableaus verfennen. Man füge m­ocy hinzu, daß Peter in­ jenem Frieden am Pruth,, als­er auf alle seine Eroberungen sum schwarzen und atom’schen Meere verzichtet, doch die, von dem türkischen, Großgezier ver­­langte Auslieferung des zu ihm geflüchteten Fürsten Cantemir hartnädig verweige­re „weil man abgetretened Land wieder erobern künne, mit dem Berluste der Ehre aber Alles zu Enve fet für den Menschen wie für den Monarchen” , füge hinzu, daß der Kaiser seine V­ermählung mit Katharinen in einem Briefe an den Senat mit den einfache großartigen Worten ankün­­digte : „weil sie Uns in allen Gefahren eine sehr große, Stüge gerwesen it und besonders in der Schlacht am Pruth" — und frage wann, ob Herr Scribe das Recht hatte, Dieses herrliche Tableau zu verhängen,, blos um Fräulein Rachel Gelegenheit zu einem ihrer beliebten mimischen­ Theater­­soups zu geben?! Denn aus seinem­ anderen Grunde muß Katharina an der erwähnten Stelle des vierten Astes, um ihren eifersüchtigen Gemahl zu ärgern, zu verstehen geben, daß ihr die Bestechung des Großveziers Baltapschi-Mehemet noch etwas mehr gefottet habe, als ihr Silberzeug, und Bobelpellwerf!­uft das nicht eine nicht­würdige Profanation ? Doch kehren wir zu dem Plane des Stüdes selber zurück! Wie sol man dem Dichter folgen, wenn er in einem Stüde, wessen Grundfehler wohl überhaupt darin liegt, daß erschütternde historische Ereignisse in Baudevilles manier verarbeitet werden — auch der Tod des Grefarewitsch Alexis wird in­ ähnlicher , ungeschichtlicher Weise berührt — wie, sagen wir, sol man ihm nun gar folgen, wenn er aus Peter dem Großen einen gefrönten Bar­olo macht, der mit nichts beschäftigt ist als mit Bem­achung feiner Rosina? Als­ ­ u Lu u u un Meber das Seelenleben der Thiere. Bon Prof. Christian Joseph Tuchs. (Berlag von Ferdinand Enke in Erlangen.) thut es uns wohl, wenn Naturhistorisches. I. daß es ursprünglich seinem Berf. den Stoff zu „populären Vorlefungen“ Darbot ; wen­n daher der Gegenstand an und für si interessirt, wird an der Lektüre des Buches sich wahrhaft reletteren. Hier­ wollen wir uns bemühen, unsere Leser mit den „wolhen Fäden” bekannt zu machen, die dasselbe durchziehen. Einen nur von diesen „Bäden” werden wir bei Seite Liegen lassen, es ist Das der Kampf, den Prof. 3. an mehreren Orten gegen die, „materialistische" Auffchauung der Seele führt. Er muß unseres Erachtens, mit anderen, Waffen geführt werden, als es durch den Bf. geschieht. “ Und nun an das „Seelenleben der Thiere." „Die Seele ist eine allen organisirten Wesen, also nicht blos Thieren, sondern an Pflanzen, innewohnende Kraft, durch welche die eigent­ümlichen Thätigkeitsäußerungen ihres Lebens erzeugt werden. Unter der Herrschaft dieser Lebenskraft (oder Seele) ferner kommen Bewegungserscheinungen vor, die Insge­­mein mit blinder (Natur-)Nothwendigkeit erfolgen, und Als Gegenwirkungen auf Äußere Reize angesehen werden können. Diese Bewegungserleinungen wer­den inftinctive genannt, und der Innere rund derselben als Instinft oder Naturtrieb, der äußere rund aber als Reiz bezeichnet. So z. B. hat man z. Wenn sonst das Studium der Seele fast ausschließlich dem Gebiete der Philosophie anheimftet, so haben in den legten Dezennien Die Naturforscher dieselbe sehr oft zum "Gegenstande ihrer Untersuchungen gemacht, und Hunderte von Kaninchen und Hunden mußten unter den Eingriffen des anatomischen Messers seufzen, weil es von Menschen prängte, die Thierseele, — und durch sie die eigene besser kennen zu lernen. Nur zählen wir durchaus nicht zu den­­jenigen­­ die aus zarter Schonung für das Thierleben den Menschen in feinem Fortungstriebe hemmen möchten , wie die Geschichte des’ Menschen im Großen nur auf blutigem Geleite fortschreitet, so darf auch seine Hauptaufgabe, das Streben nach Erkenntnis, nicht aus allzugroßer Blutfrhau vernachlässigt werden. Die Humanität " würde dadurch — Inhuman.” Allein dem ungeachtet dieselben Berutungen ihre "Resultate auf dem Wege der reinen Beobachtung, der ihm erzielen, gewinnen, — wie dies beim Bert, des vorliegenden Buches der Tall­it. Das Buch ist sehr gemeinfaßlich gehalten, wie schon Daraus es als einen Naturtrieb oder als eine Erscheinung des Instrittö zu betrachten, wenn ein Tihier von allen, ihm von der Natur dargebotenen Nahrungsmitteln ein besonderes, feiner Organisation und den hierdurch bedingten Empfindungen zu­­sagendes herauswählt, und Die Bewegungen, welche das Thier zu machen ge­nöthigt ist, um das Nahrungsmittel seier Wahl zu erreichen, zu ergreifen us­­w., werden instinktive genannt. Neben diesen Neußerungen der "niederen Thierfeele" gibt es aber au solche, Die eine „Höhere Thierfeele" errathen Laffen. Sehen wir nämlich ein Thier Handlungen begehen oder unterlaffen, ohne daß sich mit zw­ingender Nothwendigkeit erfolgten, und in seinen unmittelbaren Zusammenhang mit der Selbsterhaltung oder Erhaltung der Gattung gebracht werden können, also nicht in den Kreis des niederen Seelen lebend fallen, son­dern vielmehr Zeugung davon geben, daß sie aus einem Selbstbewußtsein fließen, daß es Handlungen sind, welche mit Willtür, mit einer gewissen Freiheit gesche­­hen oder nicht geschehen, und aus denen sich zeigt, Daß das Thier eine Vorstell­­ung des Zweds der Handlungen befibt, und d­iese lebteren nach den obmastenden Umständen zur Erfüllung des Zweds einrichtet, so bezeichnet man den inneren Grund solcher Handlungen als „höhere Ihterseele" oder an Intelligenz. Wenn z. B. ein Hund fi gesättigt hat, den Leberrest seines Braßes verscharrt, und denselben beim Wiedererwachen des Hungers aufsucht, oder wenn ein ande­­rer Hund, trob dem Heftigsten Hunger doch seinen Fraß nit anrührt, bevor sein Herr ihm Erlaubniß Dazu gegeben : so kann man nicht umhin, in diesen Hand­lungen, — da zu jener sein augenblickliches Bedürfnis aufforderte, in dieser aber möglicher­weise ein lebhafter Trieb vorhanden war, und Doch Dort etwas ge­schah und Hier nicht — so­ann man nicht umhin, in diesen Handlungen ein Bewußtsein, eine V­orstellung, ein Schlußvermögen, eine Ziviererreichung zu er Hidden, und insofern waltet in einem solchen Benehmen sein blinder Naturtrick, der sich mit zwingender Nothunwendigkeit geltend macht, sondern ein gericister Grad von Freiheit des Willens, ein Richten nach den­ Umständen, eine Voraussict, und insofern erscheint es gerechtfertigt, wenn man den inneren Grund solcher Erscheinungen als höhere Thierfeile, als Berstand oder als Intelligenz be­­zeichnet. Das der Sik dieser Fähigkeiten beim’ Tibiere wie beim Menschen im G­e­­bien zu suchen sei, darüber wartet Fein­zweifel ab. Allein Herr Fuchs warnt ansprüchlich vor den übertreibenden Folgerungen „welchen Die­ moderne Phrenologie aus der Ordße des Gehirns, der charakteristischen­­ Schädelbildung und dergleichen zu ziehen bemüht ist. Die ®­em­ichts der Halt­ni­ss­e des Ge­hirns geben vielmehr nur eine sehr bedingungs­weise Gelegenheit zu Schlüffen auf die geistigen Anlagen der verfehtenenen Shiergattungen. „Zwar. ist. Das Ge­­bien des mit Vernunft begabten Menschen absolut größer, als das Gehirn irgend eines unserer , nur in einem gewissen Grade intelligenten Hausthiere ; ig selbst das Gehirn eines großen Mastochsen ist bedeutend. Heiner, als­ das eines ausgewachsenen Menschen, dagegen aber ist das Gehirn des Walfifches, und des Elephanten masfenhafter , als das des Menschen, obgleich die fonf, bekannte In­­telligenz des Elephanten weit tiefer steht, als die menschliche. Ferner ist das Ge­hirn des Affen oder des Hundes Heiner, als das des Rindes oder ‚Esels, und doch kommen in Beziehung auf ihre intellektuellen Fähigkeiten ‚die ‚erfreren dem Menschen weit näher, als Die regieren. Eben­so wenig steht die Gemüithsart der Thiere mit der Masse ihres Gehirns in Zusammenhang, denn Thiere, von dem verschiedensten, ja ganz entgegengefegtem Naturell stimmen nicht selten hinsicht­­lich der Größe des Gehirns ziemlich überein, z. B. der Tiger und das­ Rothiwiln unter den vierfüßigen Thieren, der Habicht und die Taube unter den Vögeln. „Einige TIhatsachen­ machen­ es wahrscheinlich, Daß Das Verhältnis der Größe des Gehirns zur Größe des ganzen Körpers übereinstimmende Resultate gebe; so hat z. B. weder ein 12 Fuß langes Kro­­kodil noch eine 18 Fuß lange Schlange, noch eine 3. 500 Pfund wiegende Scildklöte ein auch nur ein Loth betragendes Gehirn, und entspricht der geringe Grad von intellektuellen Fähigkeiten , welchen tiese Thiere an den Tag legen. Diesem Verhältnisse. Allein bei näherer Untersuchung erhellt, daß die verhältniß­­mäßige Größe des Echsens kein sichereres Kennzeichen der Intelligenz ist, als die absolute. Das Eehren des Elephanten z. B. ist im Verhältniß zu seinem übrigen Körper kleiner als Tag eines anderen vierfüßigen Thieres, und doch über­­trifft, den Affen ausgenommen, vielleicht kein anderes Thier den Elephanten an Berstand. Und vergleit man manche Thiere mit den Menschen, so ergibt sich, daß nicht bies verschiedene Gattungen derselben Klaffe in dem Verhältniß ihres Gehirns zu ihrem übrigen Körper sich sehr bedeutend von­einander unterscheiden, wie z. B. Die Fledermaus und Der Hund, sondern daß dieses Verhältnis mit dem Grade der Intelligenz der Thiere, manchmal im umgekehrten Verhältnisse steht. Spift z. B. insoweit wir darüber zu urtheilen im Stande sind, der Beistand des Hundes unüberfehber größer, als der einer Fledermaus, und doch ist das Gehirn des ersteren im Verhältniß au­f einem ganzen Körper nur halb zu groß als bag ver­legteren. Hie und da ist das Mißverhältnis in verschiedenen Mare derselben Art noch größer, so verhält sich bei manchen Hunden­­ das Gehirn zu­ dem­ ganzen Körper wie 1:50­0 bei anderen dagegen wie 1 : 500... Serner­ findet­ man ‚daß das Gehirn mancher Gnttungen der niedrigsten Ordnung einer Klasfe verhält erhellt, nun Uhl Du u uZ u un ua u 4

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