Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1855 (Jahrgang 2, nr. 1-27)

1855-01-26 / nr. 23

, und so kommt es, daß, während man sich, in Europa einschränft, hier nach turusz Gegenständen große Nachfrage ist. Die europäischen Fabrikanten , welche sonst die hiesigen Kaufleute mit vielem Hoc­hmuthe behandelten und kaum auf mehrmaliges Bitten eine Sendung machten, fcniden fest, da ihnen so viele andere Märkte ver­loren sind, ihre Produkte in Menge und unter sehr billigen Bedingungen, wäh­­rend sie hier um 15, 20, auch 30 pCt, höher als sonft und gegen Baar losgeschla­­gen werden. Dabei aber sind Lebensmittel und Wohnung zu einem enorm hohen Dreise gestiegen, was freilich das gelomachende Pera und Galata nicht, wohl aber wir armen Stemven empfinden. In veutschen Zeitungen bese ich, daß von rufsischer Seite veutsche B Versprechungen gemacht Aergte werden. Ich will Niemanren abhalten, in Nußland sein Glüc Auffen zu dienen, indem sie ihre Vermwmndeten heilen, ü­ber ich man um ihnen Plan zu machen, zu machen oder ben halte es für meine Pflicht, bei vieser Gelegenhet mitzutheilen, was ich in Bufureft über das Schid­al mehrerer deutschen Aerzte, wie dort in russische Dienste gegangen, erfahren habe. Manche, die an eiflußreiche Generale empfohlen oder anderweitig protegirt waren, erhielten einträgliche Pläne, selbst an walachischen Instituten und selbst alte und verdienstvolle Angestellte gegen ales Recht entlasfen mußte. Undere Deutsche aber, und zwar die meisten verfanfen von­ dem Momente an, da sie sie in russische Dienste begaben, neben der eingegange­­nen Sklaverei in das erbarmungswürdigste Elend. Man zahlte ihnen seinen Solo aus, und wenn sie sich befragten, wurden sie als Duerulanten zurückgewiesen oder auf das Ende des halben Jahres und nach Ablauf des halben Jahres auf das Ende des ganzen vertröstet, Mit Manchen kam es so weit, Daß sie von ven Als­mofen ihrer Zivilkollegen in Bufarest leben mußten Nicht gewennen will ich ver­schiefen und mehr als unangenehmen Stellung, in welche vie Gehissenhafteren unter ihnen gertethen, wenn sie in den Hospitälern reformiren oder si dem schreilichen Sanitätsunwesen widerfegen wollten. Wir erfüllen eine Pflicht, in dem wir diese warnenten Thatsachen mittheilen, obwohl wir bereits die Erfah­­rung gemacht haben, wie wenig auf solche wohlgemeinte Worte gehört wird, foms­men doch allen Warnungen zum Troße jegt noch deutsche Offiziere hier an, die türkische Dienste nehmen wollen und sich nach kurzer Zeit in der jämmerlichsten Lage befinden. s Maris, 21. Jänner. Das „Journal des Debats" belebt die Maßregel des Finanzministers, welcher den Zins der Staatsshapfcheine herab­­gefegt hat. Die größte Anhäufung von Kapitalien in den Staatsaften in Folge der Anleihe für Preußen hat diese Maßregel dringend gemacht. Diese Anhäufung übertreffe alle vernünftigen Erwartungen; man spreche von 400 und 415 Mil­­lionen. Diese Thatsache sei bemerkenswerth, denn sie beweise nicht nur die Tendenz des Landes zur Spekulation, sondern vor allem die finanzielle Kraft die es befsst. Sobald die Reduktion befehloffen wird, wird eine enorme Summe dem Umlauf zurückgegeben werden. Dieses Geld wird natürlich ein Placement suchen. Dur­ die Reduzirung des Zinses der Staatsschapfche­ne verschloß der Minister ihm die Thüre ver ihmwebenden Schuld. Das „Journel des Debatd“ bemerkt auch noch, daß für 350 Milionen Staatsfchapfcheine emittirt seien und daß die Regie­­rung nach der Anleihe vom vorigen März bis zum 18. Mai wartet um den Zins der Staatöscheine herabzufegen. Anstatt ihn auf 31/5 und 4%, festzuz­iegen , feste sie ihn auf 3112, 4 und A1], 9]o fest. Indem die Regierung dieses Maximum der Emission der Staatsschaßscheine (350 Millionen) erreichte behielt sie ss vor, diese Summe bald zu reduziren. Deshalb verminderte der Minister von Zins. Würde die Emission der Staatöschagfcheine auf 200 Millionen reduzirt, so würden mit einem Male 150 Millionen von dem Geldmarkte zurückgegeben werden. Das neue Refrutirungsgefes,­teffen Seine Majestät in Ihrer­­ Eröffnung die de ves gefeggeben­den Körpers erwähnte, wird vemselben demnächst vorgelegt werden. Der „Constitutonnel” meldet heute, das der ursprüngliche Ger­­egentwurf im Staatsrath unter dem persönlichen V­orfig­ne. Majestät feierlich berathen wurde, und bei dieser Gelegenheit wichtige Abänderungen erhalten habe. Der „Konstitutionel“ beeilt sich, Details über diesen wichtigen Gelegentwurf mitzutheilen. Alle jungen Leute ohne Ausnahme können sie demnach mittelst einer Summe Geldes freimachen. Diese Summe muß ganz oder theilweise vor der Bil­­dung des Cantonalcontinges eingezahlt werden. Der Revisionsrath spricht gegen die einfache Vorzeugung des Empfangsscheines ver Summe die Befreiung vom Militärdienst aus. Die unter den Fahnen befindlichen Soldaten können sich gleiche falls gegen Bezahlung einer Summe, die im­­ Verhältniß zur Dienstzeit steht, wel­­che sie noch vor sich haben, vom Militärdienst befreien. Der Gefegentwurf spricht die Abschaffung des bisherigen Modus fs vom Militärdienst zu befreien aus, wie er fur das Gefeg vom Jahre 1832 festgefest war. In Folge­ weisen verschwinden die Kriagmannschaftskompagnien von selbst, ohne daß es nöthig ist, sie zu prohibiren. Die eingezahlten Summen werden in einer K­affa niedergelegt, welche den Namen „Dotationsfaffa der Armee“ erhält. Diese Dotationsfaffa kann Geschenke und Vermächtnisse annehmen und ist zugleich die Deport­enraffa für die Summen, welche die Splosten und Offiziere während ihrer Dienstzen­ in verselben niederlegen. Sie bildet einen besonderen vom Kriegs­­ministerium geschiedenen Verwaltungszweig, hat ihr Burger der Einnahmen und Ausgaben, welches einen Anfang zum allgemeinen Bürger des Kriegsministeriums leitet. Sie wird von der Verwaltung der allgemeinen Depositen und Konsignationg­­raffa geirrt, jedoch unter Kontrolle und Au­fsicht einer vom Kaiser selbst ernannten Oberkommission. Diese hochgestellte Kommission hat für die Ausübung des neuen Gefeges zu sorgen. Sie wird in Gestalt von dem Kriegsminister gemachten Vor­­schlägen von Betrag der Losfaufungssummen bestimmen und im Vereine mit dem Minister die Mittel zur Auffüllung der durch die Losfaufung entstandenen Lüden ergreifen. Das erste Mittel ist die Wi­deranwerbung der alten Soldaten , die mit solchen B Vortheilen verbunden ist, daß nicht zu bezweifeln ist, daß sie die Zahl der An­werbungen vieser Art sehr erhöhen wird. Die erste Kapitulation von 7 Jahren gibt ein Recht auf eine Summe von 1000 $r., wovon 100 sogleich, 200 Fr. im Laufe der Dienstzeit und 700 Fr. beim definitiven Austritt gezahlt werden, und auf einen Lohnungszuschuß von 40 Cent für den Tag; ist die Anwerbung für weniger als 7 Jahre, so besteht die Prämie in 100 $r., welche beim Austritt zahlbar ist und in einem Löhnungszufchuß von 10 Cent. per Tag. Dieselben V­ortheile sind von Soldaten zugesichert, welche inner­­halb ves Jahres nach ihrem Austritt wieder Dienste nehmen. Die zweite Anwer­­bung wird durch einen Löhnungszufchuß von täglichen 20 Cent. ermächtigt. Die Kommission kann übrigens, wenn sie es für zweckmäßig hält, die Erhöhung der obigen Summen, den Töhnungstufchuß ausgenom­men, beantragen. Da aber die zweiten Anmerkungen und die freiwilligen Eintritte die durch die Auslaufungen entstandenen Rüden nicht ausfüllen könnten, so wird Die Oberkommisation mit dem a a auf administrativem Wege mittelst Geldes Erfaßmänner herb­eizuschaffen. Paris, 22. Jänner. Einer Nachricht aus Konsantinopel som 4.d.M. zufolge traf damals der Prinz Napoleon Anstalten, um zur Armee in der Krimm zurückzukehren. Die „Presse" hofft, daß der Graf Morand, der am 1. Jänner von Marseille abgereist ist, zur rechten Zeit in Konstantinopel eingetroffen sei, um den Prin­­zen, der viel Fronter sei, als man glauben wolle und er selber glaube, zu verhindern, sich nach der Krimm zu begeben. Daß der Prinz trog des Befehls, nach Frankreich zurüg­­zuk­ehren, zur Armee eilen werde, hält die „Pfesse“ nicht für wahrscheinlich. „Denn fest der Schlacht von Inkerman, welche an demselben Tage geliefert wurde, mo die Angriffee folonne, deren Kommando der Prinz auf sein dringendes Bitten erhalten hatte, Sturm laufen solle, hat er nicht aufgehört zu denken und zu schreiben, Unthätigkeit unserer Truppen bis zum Ende des Winters ihm die Konsequenz der Dis­positionen zu sein scheine, die er nicht ändern künne, da er nicht den Oberbefehl über die Expedition habe. Die Ereignisse haben dem Prinzen Recht gegeben. ... Schreibt ung vod­ unser Korrespondent aus Konstantinopel; Erwarten Sie nichts Ernslliches vor zweit Monaten. ... Was unser Korrespondent am 4. Jänner schreibt,, das Dachte der Prinz, ab­­er — sehend, daß man nach der Schlacht von Snkerman nicht ftürmte — der Schlacht zu thun, was er vor derselben zu thun hartnädig fi ge ‘weigert hatte, d. h. die Krimm zu verlassen, um seine zerrüttete Gesun­dheit herzustellen. Es gibt Charaktere, für welche die Unthätigke­t die einzige Gefahr ist, der sie nicht frei­­willig Groß bieten, die einzige Strapaze, die sie mit Mühe aushalten." Für diese Worte hat fi­tte „Pfeffe” um den Prinzen Napoleon sehr verdient gemacht, denn eine ganz andere Wirkung haben, Konsorten von der Tapferkeit des Prinzen. Der Artikel Tadel der Operationen in der Krimm in sich ein, jedenfalls geht daraus hervor, mag die „Pfesse", die in der Regel sehr gut unterrichtet ist, sich Davon überzeugt, mag in den nächsten Monaten in der Krim, nichts geschehen werde. In­sofern sie nur an die Ber flärmung von Sebastopol denkt, mag sie Recht haben; aber es sol beschlossene Sache sein, eine Seldschlacht zu suchen. Auch kann ja die russische Armee ihre Gegner zwingen, aus ihrer Unthätigkeit herauszutreten. Wie und angedeutet wird, besorgt man hier, daß der Frost den Rufen die Herbeiführung von Verstärfungen durch Schliten er­­leichten werde. Aus Buenos Ayres gehen die neuesten Nachrichten bis zum 2. Jänner. Die Lage der Dinge neigte sich noch immer mehr zum Kriege als zum Srieren, und hätte die Regierung dem Verlangen der öffentligen Meinung nachgegeben, so würde längst die Ossupation von Santa Fe, von wo der Einfall Eofin’s ausgegangen war, beschlossen sein. Wenn jedoch die Regierung auch so weit noch nicht vorgegangen war, so hatte sie gleichwehl alle Maßnahmen getroffen, um an der G­renze ein Heer aller drei Waffen­­gattungen in der Stärke von 4000 bis 5000 Mann unter dem Befehle des Generals Horny’s zu postiren. Sobald dies geschehen, wollte sie, wie es hieß, Sorge tragen, daß iie Genugthuung für den bewaffneten Einfall in ihr Gebiet werde und zugleich eine hinreichende Garantie gegen die Wiederkehr ähnlicher Attentate. Inzwischen hatte Urquiza seinerseits angefangen, für alle Eventualitäten Vorbereitungen zu treffen und den etwa nothwendig werdenden Widerstand zu organisiren. Zu diesem Behufe hatte er zunächst den Beistand des in Paraná versammelten Kongresses der argentinischen Kon­­föderation in Anspruc genommen und von demselben die Annahme folgender Ber­gchlüffe erlangt: Der Senat und die Kammer der Abgeordneten der argenti­n Kongresse vereint, befdltefen an Anvetracht Am feindlichen Elclant nike d­­ie benachbarten Provinz Buenos­ Ayres duch Truppenanhäufungen an unseren Grenzen einges­nommen hat, mit Gefäßeskraft: Art. 1. Die Regierung ist ermächtigt, den Frieden und die Integrität des Gebietes der Konföderation zu sichern und zu diesem Divece Frieden zu schlie­­ßen oder Krieg zu führen, je nach Maßgabe der Umstände. Dabei is ihr jede Machtvollkom­­menheit eingeräumt, deren Gebrauch an die Ermächtigung des Kongresses gebunden ist. Art. 2. Die Regierung ist ermächtigt für den in Rede stehenden geheiligten Zweck alle erforderlichen Geldmittel­ zu verwenden. Art. 3. Dem Präsidenten der Konföderation ist gestattet, sich aus der Hauptstadt zu entfernen, um es für erforderlich erachtet. Nachdem diese Beschlüsse am 21.November v.J.vom Kongresse angenom­men­ waren,erließ am 23.November Generalurquiza ein Dekret,welches die gegenwärtige außerordentliche Sitzung desselben mit dem 3.Dezember für geschlossen erklärte.Zu­­gleich sandte er auf Grund der ihm vom­ Kongresse ertheilten Vollmachten eine Kom­­­­mission,bestehend aus den Herren Jose M.Bullen und Daniel Gowland,nach Buenos Ayres ab,um in Unterhandlungen mit der dortigen Regierung zu treten.Am 1.Jänner hatte die Kommission daselbst eine erste vierstündige Konferenz mit der Regierung.Am 2.reiste Herr Bullen nach Santa Fe ab.Ueber den Anlaß zu dieser Weiterabreise lauten die Angaben noch Verschiedene das Wahrscheinlichste isti wohl,daß sie den Zweck hat, neue Instruktionen einzuholen.Sollten übrigens die Verhandlungen nicht zu einem guten Ende führen, so wird der Krieg Seitens Buenos Ayres, troß des Widerstandes des Finanzministers, Herrn Pena, gegen jede extreme Maßnahme, für unvermeidlich aus­gesehen. Unterdessen blieb Buenos Ayres im Belagerungszustande, die Regierung Kieferhalb und wegen Suspendirung pers bei permanenten Kommission Ein Blatt, welches der Konstitutionellen Garantien an­­griff wurde zur Verfügung des Ministeriums des Innern unterdrückt. Der Redakteur legte dagegen Berufung der bes In Paraguay war am 11. November, bis wohin die legten Hier angelangten Nachrichten gehen, bekannt geworden, daß ein brasilianisches Geschwader, mit einem di­­plomatischen Agenten an Bord, vor Assumption erscheinen werde. Die Stimmung war eine sehr gedrüdte, und es ist nicht, unwahrscheinlich, daß es des Gebrauches der Waffen­­gewalt nicht bedürfen wird, um Paraguay zu der geforderten Genugthuung geneigt zu machen. (HN) * Wien, 20. Jänner. (Tr. 3.) Die Ak­iengesellschaft, welche die nördliche und südliche Staatseisenbahn für 90 Jahre gepachtet , und mehrere banater und böhmische Kohlen- und Eisenwerfe angekauft hat, wird die Bezeichnung E. E. österr. priviligirte Staatseisenbahngesellschaft führen. Die Aktien sind vollständig gezeichnet. Die Häuser Sina und Arnstein und Esfeles haben sich mit 45, der Kredit mobiler zu Paris mit 44 Millionen Franke betheiligt. Die weiteren 111 Millionen Ftanks sind durch zahl­­reiche französische Häuser gebecht. verantwortlicher Redakteur : Karl Weiskircher, für die Armee geworben und ihnen lobende va, wo beschlog, nach ein. « als die Diklamationen deg Herrn v. Eefena und eHeere Hastellemwmnu schließt, sich an die Seite des nationalen tz bag die gezwungene seheint es, eine­n gesebgebenden Kör fo sie werben « mm Buchruderei von Gustav € mid. — Verlag der Perler Moyo-Gesellschaft.

Next