Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1855 (Jahrgang 2, nr. 28-50)

1855-02-01 / nr. 28

Abendblatt des Beiler .- -—.——-——s—...,-.-«——-——-­­Le Domnerftag, 1. Feder. . No. 28. Pet, 1855. ZN (277 4) ga INTÉZET , TEENS SVÁB V0h0. hő 16 Melt, 1. Geber. Unser gestriges Abendblatt konnte noch 41 Die telegrap­hiz­ische Mittheilung von der Abwanfung des Aberdeenschen Ministeriums bringen ; heute findet der Leser unter London die vom November vattrende Korrefrontenz z­wischen Nuffell und Aberdeen, in welcher der erstere schon damals auf Palmerston als­ren einzigen Mann in England hinwies, wer unter don gegenwärtigen Verhältnissen von kriegerischen Anforderungen zu entsprechen im Stande wäre. Die Ernennung Palmerstand zum Kriegsminister, wenn mir sie heute oder morgen durch den Telegraphen erfahren, darf uns daber nicht im Ce­vingsten überraschen. Dieser energischen That des englischen Parlaments gegenüber haben wir auf tie in unserem heutigen Morgenblatte mitgetheilte telegraphische Depesche aus Stansfurt Gewicht zu legen. Sie lautet nach den „preußischen" Blättern: „Nach Maßgabe der am 29. abgehaltenen Sagung der Militärkommission dürfte der Antrag auf Mobil­­machung der Hälfte des Bundescontingents von dem Bundestage abgelehnt, und der ander­weite Antrag auf Heeress Kriegsbereitschaft beschlossen werden." Die an. Pr. 3." begleitet diese Depesche mit den Worten: „Wie wir anderweitig hören, hat der betreffende Ausschuß den Antrag auf Mobilmachung abge­­lehnt. Nur Hannover sol für den Antrag geflimmt haben. Eine weitere Süßung soll noch nicht anberaumt sein, weil der österreichische Gesandte auf weitere Inftruktionen wartet." Was an der legteren Angabe Wahres, ist schwer zu errathen. Der ,D. A. 3." wird aus Berlin, 29. Jänner, hierauf bezüglich geschrieben : „Oesterreich sol troß des offiziellen Anscheins den Ausgleichungsvor­­schlägen Baternd, die eine Kriegsbereitschaft des Bundes herstellen wol­­len, jegt minder abgeneigt sein. Bei der Militärkonvention, die dem Dezemberver­­trage von Offensivcharakter verleihen sol, handelt es sich auch, ob ansprüchlich oder in sonstigem Einverständniß, um ein Bersprechen Oesterreichs, wegen des even­­tuellen Durchmarsches westlicher Truppen durch Deutschland seinen Einfluß zu verwenden. Daher zum Theil die dringenden Mobilmachungsanträge, und hier ist auch die Erklärung des Umstandes zu suchen, daß die praktische Geltung der Mil­itärkonvention von in Fransfurt erwarteten Resultaten zum Theil untergeordnet Heibt." Baiern hat offenbar die Vermittlerstoffe in Frankfurt übernommen, sb schon v. der Pforten seine Reise nach Wien aufgegeben ; an­derseite berichtet vb preußische "Korresp. Bur." aus Wien: „Es verlautet, daß die österreichische Regierung, wenn sie mit ihrem Mobili­­sirungsantrage in Frankfurt a. M. nicht vorsch­ringt, wie zu erwarten steht, In­­tendive, zunäcst mit Baiern einen Separatvertrag abzuschließen, wer Baiern zur fliegerischen Unterfrügung Oesterreichs , sobald dieses aktiv auf dem Kriegsscham­­rlup erscheint, verpflichtet. Man glaubt in Wien, Baiern zum Abschluß eines fol­­ten Vertrages bereit zu finden; Baiern würde alddann in v demselben BVerhältniß zu Oesterreich stehen, wie Piemont zu den Weilmächten." In dies mehr als Ber­euthung ? . Urber Preußens Vorhaben entnehmen wir einem Briefe aus Bei-Unin­­kn»Schles.Z.«:»Die von einigen Meinungen gebrachte Notiz,daß Preußen zwei Armeen,Von welchen eine gegen Oesterreich,die andere gegen Frankreich aufgestellt werden soll, mobilifire, entbehrt, wie hier von offizieller Seite verfi­ Gert wird, jeder Begründung." Dagegen berichtet eine Berliner Korrespondenz vom 27. Jänner in der „Donau": „In aller Eile ist heute das Staatsministerium zu einer Sibung zusammenberu­­fen worden, in welcher ein Erschluß gefaßt wurde, alsbald drei Armeekorps­, und zwar das fälesische und die beiden rheinirägen mobil zu machen, um so nach beiden Seiten gegen Ftantreich und gegen Rußland Front zu ma­­chen · „Die Spannung, mit der man hier den Schlußfassungen des Bundestages entgegenfleht, ist eine außerordentliche. Es muß die ganz ungreifelhafte Thatsache con­­fatirt werden, daß in Diesem Augenblick das ganze Land in sei­­ner unermeßlichen Majorität sich mit der Politik der Regie­rung identiftizirt Hat, und eg kann nicht verschwiegen bleiben, daß dermalen Aus Frankreich kom­men uns gleichfalls kriegerische Nachrichten zu.So heißt es in einem Wiener Briefe der­,Köln.Z.­«:»Die französischen Truppen, welche eventuell zu Lande gegen den gemeinschaftlichen Feind verwandt werden sol­­len,würden Aufstellungsplätze von Krakau links,längs der preußisch-österreichisch­­schlesischen Grenze erhalten,um erforderlichen Falls Posen,eine preußische Pro­­vinz,gegen eine russische Diversion zu schützen,da einmal Preußen bis jetzt schlecht­­erdings nicht mobilisiren will.««Ein Pariser Brief der­,Jade p.b.«dagegen be­­richtet:»Während man hier den Erfolg der Bundestagsverhandlungen abwartet, verzögert man deshalb doch die Kriegsrüstungen nicht im mindesten.Ich glaube Ihnen als positiv versichern zu können,daß,mit Rücksicht auf den vielbespko­­cl­kensn deutschen Feldzug(man kann das Ding wirklich immerhin so nennen) die Kontrakte über die Lieferungen für die Truppen,statt wie gewöhnlich auf drei, auf neun Monate abgeschlossen worden sind.«s —Auch über die bevorstehenden­ Wiener Konferenzen bringt die heutige P­ost einiges Materiale.»Die Westmächte beharrt auf der unbedingten Annahme ter p­äzisirten vier Garantiepunkte««,berichtet die­,Schles.Z.In Uebereinstim­­mung damit schreibt man der«Allg.Z.-s:»Als offene Frage bleibt nur,ob Ruß­­land bereit sein wird,auf erweiterter Basis zu unterhandeln.««Detaillirter spricht sich der Wiener Korrespondent der»Köln.Z.«dahinaus: »Wie man hört,sind die drei Vertreter der Alliirten übereingekommen,falls Konferenzen zur Wiederherstellung des Friedens eröffnet würden,keineswegs mit unvollständig präzisirten vier Punkten vor den russischen Gesandten hinzutreten, sondern denselben über die folgenden Punkte so lange in vollkommener E­nkenntniß zu erhalten,bis die Diskussion und die Annahme Seitens Rußland über jeren einzelnen der Reihe nach im Sinne der von den Alliirten aufgestellte Interpre­­mtion erfolgt ist.«Es wird noch hinzuzufügen sein,daß die Entscheidung am Bundestag wohl nicht ohne Einfluß auf den Gang der Friedenskonferenzen sein dür­fte. Wir schließen unsere heutige Revue mit den bedeutsamen Worten,die der »Schloß.8.«aus Wien geschrieben werden:­­ eine Kluft zwischen Oesterreich und Preußen vorhanden ist , als wenn es sest und enflis­chen Zeiten kein Band der Eintracht und Stammverwandtschaft, feine Berührung und Bereinigung zwischen beiden Ländern gegeben­ hätte.“ Wien, 24. Jänner. (Allg. 3.) Oberst v. Manteuffel ist wiederholt in langen Audienzen von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen worden. Er wird am besten beurte tlteilen, ob den Kaiser nur eine leichtblütige Kriegsluft, eine feindliche Gesinnung gegen Rußland bestimmen, bei seinem unerschüitterlichen Festhalten jene Traftate zu erringen, die einem dauerhaften Frieden nothwendig zu Grunde liegen müssen. Er wird beurtheil­ten können, ob diese feste und nicht warnende Meh­rzeugung mit h­ämischen Absichten gegen Preußen, wie sie in jedem Hause von Berlin nach Wien herübergehen, ob sie mit einer Nichtachtung der unabhängigen Stellung der deutschen Mittelstaaten, ob sie mit Uebergriffen von Seite Oesterreichs in die Freiheit ihrer Entscheidungen ver­­knüpft .­ Er wird ferner zu unterscheiden und die zu Berlin sorgfältig verbreitete Meinung zu widerlegen im Stande sein: ob zu Wien eine Kabinettpolitik in dem eigensinnigen Wollen des Grafen v. Buol ihre Kraft übt, oder ob der ebe fo ehrenhaften als geraden, aber gefechteten Führung derselben ein höherer, selbststän­­diger Wille den Weg gezeichnet hat, der mit der gemwissenhaftesten, leidenschaft so festen Prüfung die Lage der Dinge durchfprscht, das Unvermetzliche, auch wo es zu unliebsa­­mer Pflichterfüllung nöthigt , erkennt — und erfaßt, und es mit einer so männlichen Kraft durchführt die man allerwärts in Deutschland gut thun würde zum Muster zu nehmen, statt sie zum Gegenstand der Schmähungen zu bewußen. Er wird ferner bei wahrheiten können, wenn ihm Zeit geblieben ist, sich außerhalb unserer effiusiven Krei­­sen umzusehen, daß die Mederzeugungen des Kaisers Die Heberzeugungen seines gesamm­­ten Bosfes sind , und eine Gegenstimme fi wie eins zu taufend verhält ! Kriegsschauplag. Schwarzes Meer. Nac telegraphischen Berichten der „Presse" aus Kon­stantinopel vom 22. hatten fi die zur Verstärkung der Krimmarmee bestimmten Egyptier an diesem Tage eingeschifft. Die kaiserliche Garde sollte in den nächsten­­ Tagen in Konstantinopel eintreffen. Man sprach­ wieder viel von einer Minister­­trisis und brachte eine Längere Besprechung des französischen Geschäftsträgers Be­nedetti mit Nefdib und Ali Pascha damit in Verbindung. Ueber die am 15. Jänner erfolgte Abreise des Prinzen Napoleon von Kon­stantinopel wird der „Pr. Korr.” geschrieben, dann noch am Tage vor der Abreise des Prinzen Napoleon von dort die Begleiter desselben und auch der Kommandeur der Dampffregatte „Roland“ aufypie an sie gerichteten Anfragen erklärten, der Prinz begebe ich nah ver Krimmgurüd, und unmittelbar vor der Aupdienz, welche vieser bei dem Sultan hatt, erhielten die türkischen Hofbeamten von dem ersten Dragoman der französischen Gesandtschaft auf dieselbe Stage zur Antwort, dag ihm über das Ziel der Reise des Prinzen nichts bekannt sei. Man soll daher in Konstantinopel sehr verwundert gewesen sein, als man plöglich erfuhr, wer Prinz sei direkt nach Frankreich abgereist. Einen sehr niederschlagenden Einpruch haben auf die türkische Bevölkerung der Hauptstadt, wie berichtet wird, die neuesten Schilderungen von dem Zustand der Dinge in der Krimm gemacht, und die Ab­­sendung der Armee Dmer Paschas dorthin wurde, im Hinblick auf jene Nachrich­­ten, mit ernsten Besorgnissen betrachtet. Mit einer gewissen Genugthuung hatten die Osmanli aus den Berichten vom Striegerschauplag ersehen­, daß Pferde rein arabischen Blutes unter allen Strapazen und Witterungsverhältnissen am besten aushielten, während die aus der gerühmten englischen Pferdezucht hervorgegange­­nen Thiere vor allen anderen dem Einfluß des Wetters erlagen. Untere Donau. Da in Bulgarien in der legten Zeit geringer Frost eingetreten und dabei nur wenig Schnee gefallen ist, so waren Die Wege jegt dort überall vortrefflich, und der Marsch der von allen Seiten nagy Barna heranzie­­henden Truppen ging nun besser von­statten. Als eines der flattlichsten und bisz­ziplinirierten Bataillone unter diesen wird das von Omer Pascha uniformirte Fürs filterbataillon gefehildert, welches aus lauter kräftigen jungen Mannschaften leer­steht, wie sich in ihren Furzen Pelgröden und grünen gelzverbrämten Tib­eriefen­­maben vortrefflichh ausnehmen sollen. Dies Bataillon befand sich, bei Abgang der legten Nachrichten, in Senibazar. Die Artillerie des nach der Krimm bestimmten türkischen Korps besteht aus 8 Batterien mit 96 Geschüigen. * London, 28. Jänner. Aus der zwischen Lord 3. A Ruffell und dem Earl von Aberdeen geführten Korrespondenz in Betreff der Re­organisation der Kriegsverwaltung theilen wir die Stellen mit, welche Lord John im Unterhause vorlas. Das erste dieser Dokumente ist ein Schreiben vom 17. November 1854 , in welchem er Lord Aberdeen den Vorschlag macht, den Posten des Kriegssekretors (des Secretary at War, Finanz. Ministers für vag Kriegsdepartement) mit dem be Sriegsministers (Secretary of State for War) zu verschmelzen und diese Stelle einem Unterhausmitgliede zu übertragen. CS heißt in dem Briefe u. A.. Wir befinden und mitten in einem großen Kriege. Wenn dieser Krieg wirksam geführt werden sol, so muß entweder der Premierminister die militärischen Rüstungen beständig eifrig betreiben, befäh­unigen und vervollständigen, oder der Kriegsminiter muß stark genug sein, um and­re Departements zu kontroliven. Feter Einwand anderer Minister, z. B. das Borfolgen fremder Interessen, Die zu berücksichtigen seien, oder das Borgeben, das die Rüstungen zur See noch nicht vollendet seien, und tausenderlei an­dere Einwände, die in Bezug auf die einzelnen Departementshäupter zu rechtfertigen sind, müssen durchaus der gebieterischen Nothiwendigkeit weichen, den Krieg so zu führen daß es mit jedem Zweige des Heerwesens gut bestellt ist und die angewandten Mittel dem erstrebtem Ziele volständig entsprechen. . . . Wenn daher die ersterwähnten Erwä­­gungen zu dem Schluffe leiten, daß der Staatssekretär für das Kriegsdepartement im Haufe der Gemeinen fiben muß, so weisen die zulecht angeführten Erwägungen auf die Nothwendigkeit hin, jenen Posten einem Manne zu verleihen, von dem ei vermöge seiner Erfahrungen in den militärischen Details, vermöge der ihm innewohnenden geis fligen Kraft und vermöge seines Ansehens im Haufe der Gemeinen erwarten läßt, daß es die großen Kriegsoperationen mit Autorität und Erfolg leiten wird. Es giebt nur ein Mitglied der Regierung, welches diese Eigenschaften in sich vereinigt. Ich halte deshalb dafür, daß, noch ehe das Parlament sich versammelt, Lord Palmerston das Sie­gel des Kriegsdepartements zu verleizen ist,

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