Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1855 (Jahrgang 2, nr. 28-50)

1855-02-21 / nr. 44

Mittwoch,­21.Feber. Abendblatt des Pester CI o. . * Meft, 21. Feber. Das kaiserliche rufsische Manifest mit fei­nen bedeutsamen Ufaren liegt nun vor und­ wir sehen varaus Far, in welcher Weise Rußland die Vorbereitungen zum Friedenskongreß trifft. Bis dieser zusammentritt, konzentrirt sich alle Aufmerksamkeit auf das Fürgehen jener Staaten, die zur Zeit noch außerhalb der antirussischen Koalition stehen. Die weit die Verhandlungen mit Preußen geziehen, erficht man wohl je aus der folgenden Pariser Korrespondenz in der "Indep. 6." Dieselbe esichtet : „Bewisse Gründe veranlassen mich zu dem Glauben, daß die größten Schwierig­­keiten , welche dem Abschlusse eines Separatvertrages mit Preußen entgegenstanden, befei­­tigt sind. Der Vertragsentwurf ist nach Berlin abgegangen , man wartet nur noch auf die Zustimmung des Königs, die als sicher betrachtet werden kann, da man die offizielle Zustimmung des Generals von Wedel und die nichtoffi­­zielle des Herrn von Usedom , der mehrere Tage hindurch Hier in Paris den Verlauf die­­ser Angelegenheit verfolgte, bereits bef ist. Der Traktat wird demjenigen vom 2. Dez­­ember nicht vollkommen gleich sein, aber er bildet immer einen großen thatsächlichen Schritt vorwärts, weil er Preußen in mehr oder m­inder aktiver M Weife, in vie Bahs nen der unwestmächtlichen Politik treibt. Wie man sagt, wären darin sogar geriisse Fälle vorgesehen worden, in denen Preußen die Offensive ergreifen oder minder­stens thätig am Kriege Theil nehmen werde. Der Antwort des Königs sieht man jeden Augenblick entgegen." Demselben Blatte wird aus Paris vom 17. telegraphirt : „Man spricht hier diesen Abend von der Unterzeichnung eines Vertrages mit Preußen, aber eines Neutralitätsvertrages mit gewissen Konzessionen von Seiten des Berliner Kabinetes." Was Neapel zu thun gedenkt, scheint gegenwärtig noch ungewiß. Der Pariser Korrespondent der „Times“ schreibt : „Der Beitritt der neapolitanischen Regierung zu dem Bündnisse mit den Westmächten wird als eine vollendete That fadge betrachtet. Allein in dersellen Art, wie Piemont einen Vertrag mit Frankreich und England geschlossen hat, will der König beider Sizilien einen Vertrag mit Oesterreich allein schließen. Er verlautet nichts darüber, welches Kontingent Nea­­pel fielen würde." Im Gegentage schreibt man bei "N. Pr. 3." aus Wien : „Ich kann nunmehr auf das Bestimmteste versichern, das an den Beitritt Neapels zur Dezemberallianz nicht zu denken ist. König Ferdinand sol sich persönlich auf das Entschiedenste dagegen ausgesprochen haben. „Slüdlicher“, sagt verfehlte Korrespondent, „würften die Westmächte mit ihren Bemühungen in Florenz sein, und seien sie in der That auf den Beitritt des Großherzogthums Toskana zur Dezemberübereinkunft rechnen können.“ Ueber von „Montteur';Artikel, von wir in unserem Morgenblatte gebracht, spricht sich auch Die „Inpep. b." fast wörtlich in dem, von und angedens­ten Sinne aus. Sie meint : „verfelbe dann , so zu sagen, als Berläufer der fat ferlichen Reife betrachte: werven , wenn, es scheint, er sol bemweisen, daß Srankreicie Institutionen gegenwärtig hinlänglich stark, stabil und populär sinn, um dem Staatsoberhaupte eine Entfernung zu gestatten,, ohne Gefahr einer Un­ordnung, Unruhe oder all nur Schwächung ver Gewalt.* Die Petersburger Blätter enthalten folgendes Manifel: Wir Nikolai I. sc. sc. Unsere treuen und vielgeliebten Unterthanen triffen, wie jede Wir wünschen, ohne Anwendung von Waffengewalt, ohne Verlängerung des Blutvergießens das Ziel zu erreichen, welches Wir ung unablässig gesteht haben, nämlich nie Rechte Unserer Glau­­bensgenossen und der ganzen Schrittenheit im Drisnte überhaupt zu trüben. Dieses Unser Streben haben Alle ohne Unterschied erkannt, welche aufmerksam und unparteiisch dem Gange der Ereignisse, so wie der sich stets gleich gebliebenen Tendenz Unserer Handlungen gefolgt sind. Jeder andere Beweggrund, jedes andere Ziel in Sachen des Gtaubens und Gewissens ist Uns stets fern geblieben, und ist Uns auch recht fern, Getren Diesen Unseren Grundlagen haben Wir in diesem Augendblic nochh Unsere Zu­­simmung ertheilt zur Eröffnung von Unterhandlungen mit den Westmächten, die sammt der ottomanischen Pforte ein feindliches Bünding gegen Uns geschlossen haben. Wir erachten es der Billigkeit gemäß, von ihnen eine gleiche Aufrichtigkeit und eine gleiche Uneigenmüßigkeit in ihren Absichten zu erwarten, und Wir geben die Hoffnung nicht auf, die Wiederherstellung des ersehnten,, der ganzen Christenheit so fostbaren Friedens zu erreichen. Nu­sdestoweniger sehen Wir Uns, Angesichts der Streitkräfte, welche von jenen Mächten zusammengezogen werden, und der übrigen Rüstungen, welche sie zu dem Kampfe gegen Uns machen, und welche trog der begonnenen Unterhandlungen nicht nur fortdauern, sondern auch ohne Unterbreitung fast täglich zu größerer Ausdehnung fs entwickeln. Unserer­seits genöthigt, unverzügl­ auf die Verstärkung der Mittel, welche Gott Uns zur Vertheidigung des Vaterlandes verliehen hat, bepackt zu sein, um allen gegen Rußland gerichteten feindlichen Versuchen, allen Planen, die seine Sicherheit und Größe bedrohen könnten, einen festen, gewaltigen Damm entgegenzufegen. Indem Wir die erste Unserer Pflichten erfüllen, und den Beistand des Höchsten anrufen mit vollem Glauben an seine Gnade, mit voller Zuversicht zu der Liebe Unserer, mit Uns von gleicher Hingebung für den Glauben, für die orthodore Kirche und für Unser theures Baterland befeelten Unterthanen, menden Wir Uns mit diesem neuen Aufruf an alle Stände des Reichs, und befehlen :­­ ’ Das zur Bildung einer allgemeinen Landesbe­waffnung gefäh­rten werde. « Die auf die Bildung und Organisation dieser Bewaffnung bezüglichen Anord­­nungen sind von u­ns geprüft und bestätigt,und sind des Näheren in einem eigenen Reglement enthalten. Sie werden überall mit Pünktlichkeit und Eifer ausgeführt werden. Mehr als ein Mal schon haben schwere, bisweilen harte, Prüfungen Rußland be­­droht und getroffen; allein immer hat es sein Heil in seinem demüthigen Glauben an die Beziehung, in dem engen und unaufldslichn Bande gefunden, das den Monarchen mit Seinen Unterthanen, Seinen Ihm herzlich ergebenen Kindern, verknüpft. Möge es auch dieses Mal so sein! Möge der Gott, der in den Herzen liest, der reine Abfläten segnet, Uns seinen Beistand verleihen ! St. Petersburg, 29. Jänner (10. Seber n. St.) 1855.) Hieran schließt sich folgender­itas an den birigirenden Senat: Da Wir durch Unser Manifest vom heutigen Detum alle Stände des Reiche zur Vertheidigung des orthodoxen Glaubens, des Thrones und Baterlandes aufgerufen ha­­ben, so befehlen Wir : 1) Die allgemeine Landesbewaffnung nach den in beiliegendem von Uns bestätigten Reglement aufgestellten Regeln auszuführen und zu organisiren. 2) Zur Ausführung der Bewaffnung und Einstellung der Streiter in den Gouvernements zu sehreiten, welche von Uns zu dem Ende in besonderen Ulafen werden bezeichnet wer­­den. Der dirigirende Senat wird nicht unterleffen die nöthigen Verfügungen zur Aus­führung des Vorstehenden zu treffen. St. Petersburg, 29. Jan. (40, Teber­n. St.) 1855. Nikolai, Ein kaiserlicher Ilias von demselben Datum verfügt 1) die Landesbewaff­­nung ungeräumt aufzurufen in den Gourvernements : St. Petersburg, Dloneg, Nowogorod, Twer, Simolensk und Kursk. 2) In den Gouvernements Moskau, Wologda, Kostroma , Nischegorow, Jarofflam, Kaluga, Drel , Tula, Rjasan, Wladimir, Tambow und Pensa, in Betracht, lag hier die partielle Res frutenaushebung vom 15. Feber bis zum 15. März bevorsteht, die Einstellung der Streiter der Landesbewaffnung vom 1. April bis zum 1. Mai vieles Jahres zu bewertsteligen. 3) In allen bezeichneten Gouvernements die Streiter in der Durch das Reglement bestimmten Anzahl einzustellen. E. C. Zondon, 16. Feber. Lord John Ruffell tritt wahrscheinlich morgen­seine Reise nach Wien an, und es feint bestimmt, waß er sie kurze Zeit in Paris und Berlin aufhalten sol. — Die Eröffnung der Konferenzen ist auf ven 25. Die feg fest­gelegt. (9) „Times" tritt für ven Roebucf’schen Antrag in die Schranken. Sie sagt: „Der von der bedeutendsten antisministerielen Mehrheit, welche man je er­lebt hat, angenommene Antrag Noebud’s kann nicht beseitigt oder umgangen wer­­den, und niemals haben die Umslände eine Untersuchung gebieterischer erbeischt. Was ist nun zu thun? Unseres Erachtens etwas sehr Einfaches, Aufrichtiges, Epiiisches, womit das ganze Land zufrieren sein wird ; wir müssen einen unpare­teiischen Ausschuß ernennen und ihm dringend empfehlen, seine Untersuchung im Hinblick auf ein sofortiges praktisches Ergebniß anzustellen. Die einzelnen Punkte in Bezug auf welche das System vollständig gescheitert ist, sind nur zu offenbar; ja die begangenen Sehler zeichnen sich durch eine Unverschämtheit aus, welche der öffentlichen Meinung ins Gesicht schlägt und ihre Gewalt auf die härteste Probe stellt. Es ist möglich, daß dieselben Männer , welche von Antrag Stoebud’s bes­tämpften, in ihrer Opposition verharren werden, indem sie von dem Grundlage aus geben, daß es zu nichts wügen kann, eine Untersuchung über die Lehler von Torten anzustellen, als welche wir von Exrpremier und von Erfriegeminister betrachten dürfen. Nichts ist natürlicher, als van Lord Palmerston bei Medernahme der Re­­gierung in schwierigen Zeiten, wo er mit Arbeiten überhäuft ist, den Wunsch hegt, si eine Untersuchungskommission vom Halfe zu schaffen, welche für­ Jedermann zeitraubend ií und Die ganze Verwaltung des Kriegsmnwere­s in das Halbwunfel eines zweifelhaften Daseing zurückwerfen wird, mag zwischen dem, was ge­wesen ist, und dem, was fein sol, in der Mitte liegt. Wenn die Regierung verständig und nachgiebig genug ist einen aus Lords und Mitgliedern des Unterhauses bestehenden gemischten Ausschuß oder irgend einen anderen Ausschuß, wer nicht blos im Scheine Dasein hat, vorzuschlagen, so wird dies in jenem alle ein sehr gutes Mittel sein, und aus der gegenwärtigen Berlegenheit herauszuziehen und ver und­­rohenden Komödie eines von Mitschul­­digen diffirten Berichtes zu entheben. Wir haben nichts gegen ein derartiges Kom­­promiß. Was jedoch die Untersuchung selbst betrifft, so muß sie Statt finden, und wird au­ficherlich Statt finden ; das englische Wort wird nun und nimmermehr glauben, daß es in der Dronung ist, wenn ein herrliches Heer aus Mangel an ‚Kleidungaftüden, an Feuer und an allen nothwendigsten Leben ‘bepüfi­ffen jed­e Meilen weit von einem Hafen zu Grunde geht, wer mit­ unseren Schiffen anger­eűlt ist, auf welchen sich alle jene Gegenstände befinden. CS muß wissen, aus­sel dem Grunde 40,000 Drann, die glücklich gelandet waren und unsere Schiffe kaum aus dem Gesichte verloren hatten, elend umgenommen sind oder ihr Leben in noch elenderer Weise fristen. Was die Folgen einer Verweigerung der Untersuchung sein würden, liegt auf der Hand. Wird man sich einer solchen Verweigerung ge­­duldig unterwerfen, und wenn man viel thut, werden nicht aus vemselben Gye fiem, aus vemselben Geiste ver Trägheit, ver Selbstsucht und Unfähigkeit entsprin­­gende Unfälle vieselbe Not­wendigkeit einer Untersuchung herbeiführen, jedoch wann auf mehr kapitale, um nicht zu sagen : revolutionäre, Reformen hinweisen? Mei der der Herzog von Newcastle, noch Lord Raglan bildet den Gegenstand der Un­­tersuchung, weder allein das Heer, noch dessen Verwaltung, noch die Regierung, noch auch vas Haus der Gemeinen. € handelt sich vielmehr um die englische Ber faffung selbst, und deren Sache wird nicht nur vor England, sondern Angesichts der ganzen Welt geführt.” Mr. Layards Ernennung zum Unter-Staatssekretär im Kriege­ministe­­rium soi bescloffen, aber am Einspruch des Admiral Dundas gescheitert sein. Der Admiral, sagt vor "Advertifer", beschmwerte sich über die Anstelung eines Man­ nes, der so flagrante Entstelungen aus dem schwarmen Meer der Preffe zuschängte, und unterrichtete zugleich die Regierung von seiner Absicht. Deren fagard megen Injurten gerichtlich zu belangen. Boi der Entscheirung viefer Progeffed aber wäre die Berufung des Angeklagten und Amt unfriidlic. Die wissenschaftlichen Vereine der Edinburger Universität haben Thaderay die Präsidentenstelle angeboten. Er lehnte sie in bescheidener Weise ab, zumal er den kommenden Winter und Frühling in Amerika zuzubringen gebente. — Auch Lyıle Makon hat die Stelle, aus Privatgründen, ausschlagen müssen. Das Budget der Landarmee für das Jahr vom 1. April 1855 bis 31. März 1856 beläuft sich auf 13.721,158 £., was den vorjährigen Anschlag um 6,553,672 2. üibersteigt. Die effective services (ordentlichen Ausgabeposten 9) sind so veranschlagt: 7,316,000 2. für den Unterhalt der Armee (ohne In­dien), 314,000 für die Stabsoffiziere, 153,000 für die Bureaus, 80,600 für freiwillige Korps (die meines Wissens bis jegt nicht einft­ren), 3,813,000 für die Miliz u. s. w. zusammen 11,764,921 8. Die Armee (mit Ausschluß der Artillerie, der Ingenieure und der Truppen in Indien) wird bestehen aus 6947 Offizieren, 13,643 Unter« Das russische Manifest. Ric [) I a % -

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