Pester Lloyd - Abendblatt, März 1855 (Jahrgang 2, nr. 51-78)

1855-03-01 / nr. 51

W Abendblatt des Peiter Ltoyp, Ne. 5 erö VE AIR. ERS 3 ke N EEE SSL, Er) BR, 1855. KÖN» J A V Donnerftag, 1. März, Tel, Depefchen des „Peter Aopd." Paris, 28. Weber. Der Kaiser ist nach Boulogne abgereist; alle Welt sieht hier dem Erscheinen des Maxi­­festes entgegen, welches die Welreise nach der Krimm an­kündigen soll. Triest, 28. Feber. Die Heberlandpost bringt Nach­­richten, welche das Gerücht betätigen, daß in Australien ein Aufstand ausgebrochen sei, welcher die Unabhängigkeit d. Erklärung dieser Kolonie von England beziebt. Wien, 1. März Die „Oesterreichische Korrespon­­denz‘ bringt einen Artikel über den bevorstehenden Frie­­denskongreß. Es heißt darin, der Kriegsehre sei auf allen Seiten Genüge geleistet worden, und die Verhandlungen würden demnach unter Vulpizien beginnen, welche den besten Erfolg verheißen. * Met, 1. März. Unsere ganze Aufmerksam­keit gehört von heute an dem Friedensfongresse in Wien. Wie ver Telegraph uns meldet, hält sie „Oesterr. Korr." die Auspizien, unter welchen er beginnt, für „günstig.“ In ähnlicher Weise spricht ih Nuffell, nunmehr wieder als Organ der en­glischen Regierung, in der Abreffe an seine Wähler aus. Fehlt nur noch die Aeußerung aus Frank­reich. Bon­borther bringt der Telegraph uns, im Gegentheile, Kunde von der Abreise des Kaisers, — freilich, vor ver­wand­ert nach Boulogne; doc ist die Bermuthung, daß sie nur die Einleitung zur Orientreife, eine allges­meine und nicht unbegrü­ndete. Wird Preußen von Konferenzen beimohnen? Wir willen ed noch nicht Die offizielfe „Zeit” vom 27. b. sagt uns heute: „Wenn wir recht unterrichtet sind, so liegt eine schlüffige Formulierung des Separatvertragesd überhaupt wo nicht vor," dem, wie badselbe Berliner­ Blatt sagt, „nothwendig zum Grunde liegen muß : einmal eine unter Preußens Mitwirk­­ung und Beistimmung vorzunehmende Interpretation der am 8. August aufgestelten vier Garantiepunkte, und sodann solche Stipulationen, welche dem eigenthümlich­en Stantpunkte Preußens, so wie seinen und Deutschlands In­­teressen und Sicherheit Rechnung tragen." Wir hätten demnach noch einige «it abzumarten. Indeß wollen wir doch nicht unermahnt lassen, daß man in Berlin bereits Herrn v. Usedom und von Grafen Alvensleben als außerordentliche Vers­treter Preußens bei dem Kongresse nennt. Von rufsischer Seite wird u. Titoff heute in Wien erwartet, nachdem er bereit vorgestern in Berlin eingetroffen. Kord Ruffell hat gleichfalls, nachdem er auf Schloß Kaeten mit dem König von Bel­­gien eine längere Unterredung gepflogen, am 27. 0. Berlin erreicht, und wird nun täglich in Wien erwartet. Schieglich erfahren wir auch über Freiherrn v. Brad, daß seiner­ Ankunft in Triest entgegengesehen wurde. Aber das Ende der Ministerfrise in London berichten wir unter London ausführlich. 7 Tarts, 26. Becher. Die Daten, welche feit über die Abreife des Katferd­­ einlaufen, schwanken vom 5. bis zum 8. März : unfehlbar ist natürlich feine vieser An­­gaben : sie sind nur ein Anzeichen, wie lebhaft sich das Publikum mit diesem großen Ereigniß beschäftigt. Bei der Abreife sollen sich ale Mitglieder der Familie Bonas­parte bei einem großen Diner, dem der Kaiser präsi­iren wird, vereinigen. Uebris­gens scheint die Kat­erin die Eizige zu sein, melche ven Kaiser in seinem Entschluffe bestärkt , gleichzeitig beharrt sie auf dem Entschluffe, die Gefahren der Reise mit ihm zu theilen. „Das Blut der Eid fließt in ihren Adern !" sagt der Prinz Jer­rome. Inzwischen gehen die Vorbereitungen für die Abfahrt ihren Gang fort. Die Arbeiter in dem großen Wagen-Etablissement von Ehrler sind Zug und Nacht be­­schäftigt, da man ihnen zur Beendigung der gemachten Befreiungen eine sehr kurze Srist gesteht hat. Heute haben wiederum mehrere Detachemente der kaiserli­­chen Garde von Befehl erhalten, ss zum Abmarsch vorzubereiten. Auch heißt es, daß verschiedene Hofbeamte von Kaiser begleiten würden: ganz besonders nennt man den Oberzeremonienmeister, Herzog von Cambacérég, mit weniger Ber­­timmtheit von Oberkämmerer, Herzog von Baffano. Die Kaisergarde wird jedenfalls viel mehr Truppen abfinden, als die anfänglich festgelegte Ziffer von 3000 G18-4000 Mann , ja, heute Morgen fündigte man von Soldaten bei den Pollen des Palaid Royal an, daß Alle, deren Montur in Ordnung fe, abmar­­schren würden. Dem „Constitutionnel” entnehme ich noch folgende nähere Daten, welche das Blatt „für genau zu halten berechtigt” ist, über beabsichtigte Truppenbewe­­gungen: nach der Krimin follen gehen 1200 Mann des Gensp’armerieregi­­mentes, 20 Garde-Grenadier- und 24 Garde-Boltigeard:Kompagnien (je 10 und 12 von jenem der beiden Regimenter) und 4 Kompagnien der Jäger zu Fuß, die Kompagnie zu 100 Mann , also zusammen 6000 Mann Infanterie — außerdem 800 Guiden in 4 Schwanronen. Der Abmarsch sol Anfangs März Rattfinden und rief die Nachricht davon ungeheueren Enthusiasmus bei den Truppen hervor. Die 5 Kompagnien, aus denen das Sapeurd-Pompierd-Bataillon von Paris be­­steht,­sollen auf 7 gebracht werden, und Eine 100 Mann stakfe Kompagnie das von wird in wenigen Tagen nach Konstantinopel abgehen, um überall, wo Ar­­meemagazine sind, einen Sicherheitsdienst gegen Brandstiftung zu organisiren. Die Bariser Armee sol envlich von zwei auf drei Divisionen erhöht werden, von denen zwei, wie man sagt, ein Lager bei Saint-Diaur beziehen würden. Die Pringesfin Mathilde, die — wie ich Ihnen schrieb — der Aufnahme Berryer’s in die Akademie beiwohnte, hat sich über die halbverstecten Angriffe des legitimistischen Nebners auf die gegenwärtige Regierung sehr geärgert. Ihr Zorn sol jenen ersten Befehl veranlaßt haben, welcher von Drud der Rede verbot und der erst später—man sagt,aqunordnung des Kaisers selber­ aufgeho­­ben warb. Der heutige , Moniteur" läßt sich aus Wien schreiben, daß der Zivilgouver­­neur von D­erona, Graf v. Rechberg zum Bundespräsivialgesandten ernannt worden ist an Stelle des Baron v. Profefh­ Often, der zum zweiten Bevoll­­mächtigten bei dem Srierensfongreffe bestimmet ward. In demselben Blatte lefe ih, das Napoleon gestern von neapolitanischen und den sardinischen Gesandten empfangen hat. Der Erstere zeigte die Geburt der Prinzessin-Tocter des Grafen von Trapani an , der Leptere von Top der Königin-Mutter und­ der regierenden Königin, so­wie die Geburt des Herzogs von Gannya’s. Kriensichauplag. Schwarzes Meer. Ueber die Affaire von Eupatoria, die bisher m­it Dufurest gemeldet war, geht regt die folgende offizielle russische Der­perche ein: « »Petersburg,27.Febet.Fürst Merzikoss meldet vom­ 19.Febet­:Am 17. b. Mm. wurde ein Theil der Truppen, die in den Umgebungen von Gupetoria fane tom­iren, zu einer Nefognoszirung gegen die Stadt ausgesendet. Auf die Entfer­­nung von 250 Ton­en eröffneten sie ein Kreuzfeuer, und in kurzer Zeit gelang es ihnen, einen Theil der feindlichen Geschüge zu remontiren und fünf Munitions­­wagen in die Luft zu sprengen. ALs sie sich vergewissert hatten, daß sich zu Busaz torta wegen 40.000 Mann mit 100 Gesehligen befinden mußten, gab­ wer Ge­­neral Chrulchh, wer unter Detachement fommandirte, den Befehl, sich außerhalb des feindlichen Seuerd zu rangiren, was mit der größten Ordnung geschah. — Bei Sebastopol sind die feindlichen Belagerungsarbeiten nicht vorgeschritten. insere Artillerie und unsere Tirailleurs fahren fort, die Arbeiten zu hindern. Am 13. a­he wir ein Pulvermagazin in den französischen Trancheen in die Luft gesprengt." Der französischje Dampfer ,Argo", welcher aus der Kumtesh-Bay am 22. in Barna angekommen, hatte seine näheren Berichte über diese Affaire bei Eupatoria mitgebracht. Man scheint jet so ziemlich zur Neberzeugung gekommen zu sein, daß es nur eine Wiederholung der ersten Nesognoszerung am 11. b. gewesen, wahrs­cheinlich au w.: dem Zmede. verbunden, das bei Eupatoria in der Nacht vom 14. November v. a. gestrandete französische Linienschiff "Henri IV." durch Wurfge­­fchüge in Brand zu finden. Denn seht man die Unmöglichkeit eingesehen, das Schiff wieder flott zu machen, war das Bestreben darauf gerichtet, es in seiner Lage auf dem Strande an der einen Seite von Eupatoria zur V­ertheidigung der Stadt mit zu verwenden. In der Thor nehmen jept auch feine Batterien, — ein Thril der Gefüge, — er führte 90 — wurde in die neuen Werke vor Eupatoria gebracht, — eine sehr­ domintrente Stellung ein. Es dürfte fs also im Falle des Erfolges schon der Mühe gelohnt haben, dieses unbequemen Gegners wegen, einen Angriff zu versuchen. Aus dem Lager vor Sebastopol hat der „Argo“ wenig Neues mitgebracht. Er bestätigte nur, daß die Belagerungsarbeiten mit Ende o. M. vollkommen fertig sein werden, wo dann in den Batterien der Verbündeten zusammen 420 Gefüge aufgestellt sein würden. Aus Konstantinopel kam noch immer schweres Geschüt, so wie massenhafte Zufuhren von P­roviant und andern Verpflegungsgegenständen. Die Seestraße von Konstantinopel nach Balaklawa und Kamiesch war mit einer Menge von Schiffen bewrdt, die bei dem Eintritte der günstigen Witterung sammts­­ich die Dardanellen verlassen hatten. Im Lager der verblindeten begann man fdhjon über die steiaende Wärme zu Tagen. In den legten Tagen hatte Lord Raglan, bei dem die­ neusten Bewegungen der Rufsen längst vor Gzernaja Besorgnisse zu erwecken schienen, hinsichtlich der Befestigungen von Balaklava einige neue Anordnungen getroffen, und vom linken Flügel der Franzosen wurden einige Bek­lärfungen nach tiefen Punkten hin Jeta- Shirt. In­folge der legten gemachten Erfahrungen, waßruffische Spione ganz fed in von Trandheen ver Belagerer herumspazirten,, wurde im Lager ver­strengste Bes fehl erlassen, waß Niemand außer von Soldaten die Trancheen betreten würfe. Aus Kifhenemw wird berichtet, daß die 2. russische Infanteriedivision, welche gegen Percfop zu auf dem Marsdje war, Haftbefehl bekommen habe. In ganz Desfarabien sind sehr große Vorräthe aufgestoppelt. Die „Lithogr. 3." sagt über die Affaire bei Eupatoria: Am 17. in der Früh rucke ein russisches Korps in der Stärke von 15.000 Mann mit zah­reichem Gebang gegen die Erbverschangungen des Ortes vor. Die Türken, wúrd tartarische Bewohner rechtzeitig von der Absicht der Russen in Kenntnis gefegt, erscheverten den Angriff der feindlichen Artillerie mit dem besten Erfolge, wenn auch nicht ohne erhebliche Verluste zu erlebden. Nach einem Kampfe von wenig Stunden, bei welchem fast nur schweres Geschäg in Anwendung kam, sahen sich die Ruffen gendm­igt, ihr Vorhaben, Eupatoria zu überfallen, aufzugeben und sich wie­der in ihre Kantoniirungen zurückzuziehen.” Die "UA. 3." berichtet aus Odessa : Die Nachrichten aus jener zu einem Waffenplan umgestalteten Hafenstadt­reihen bis zum 13. b. CS lag Jon im Sommer 1854 im Plan ver Allai­ten, zur Zerslöiung Dreila­d zu sehreiten; viele allerdings ernste Maßregel schien schon damals von der Strategie geboten. Aber aus Rückfiihten der Humanität wollten die Admirale Hamelin und Dunpas Schonung gegen das Eigenthum so vieler Handlungshäuser, üben wie in den Jahren ver­eif­­ernte (1847 und 1853) halb Europa vor dem empfindlichsten Getreidemangel ge­­fügt. Die feindliche Flotte beschoß und zerstörte nur einen Theil der Strandbat­­terien der Kriegshafene, und beschränkte sich auf eine oberflächliche Webermachung des Hafens, die seit 1. Feber zu einer strengen Blofeve wurde. Was ist aber seitdem in Dreffa geschehen ? Die Getreidevorräthe der Privaten durften nicht mehr in­ ihren zu Militärdepots hergerichteten Magazinen aufgespeichert werden, und Opeffa,­­ früher der Stapelplag für die seefahrenden Völker zweier Weltiheile, wurde zu­­dem Schwerpunkt für die Operationen der Armee des Fürsten Gortscharoff und beg­­ürften Menziloff. Aus strategischen Rücksichten wird daher gegen Opeffa eine feind­­liche Operation vorbereitet, und sollen die Ruffen ihr Pivot nicht freiwillig räumen. .. was sie schwerlich thun dürften, wird vor Admiral Lyons sofort mit der Zerstörung desselben beginnen. Von österreichischen Schiffen bes­tanden si dort noch am 5. bei „Melanpro“, „Agefilaus“, „Helena“, „Romana, i ! ! |

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