Pester Lloyd - Abendblatt, September 1855 (Jahrgang 2, nr. 203-226)

1855-09-01 / nr. 203

KYYYYVVw Evvava Die einzelne Nummer NINNANANNIN INN Abendblatt des Pefter lopod. Sz e GYA ee Aro. 203. ASS ie tr ALT Ét DI rue. AS b Det, 1855. · % c ő < & Samfag, 1. September. * Veit, 1. September. In unserem heutigen Abendblatte bringen wir eine russische und eine französische Schilderung der Tiehernajafchlacht. Besonders ist es die Korrespondenz von „La Preffe“, auf die wir die Leser ver­­weten, weil es aus ihr un­widerleglich ergibt, daß die Affaire wirklich ungleich blutiger gewesen ist und hoffentlich auch ungleich folgenreicher sein wird, als man bisher nach den telegraphischen Depeschen zu glauben berechtigt war. Außerdem machen wir auf einen Artikel des „Morning-Chronicle“ unter London aufmerk­sam, in welchem die Liebäugelei mit den Nationalitäten in der posi­tierten Weise als eine Intrigue der Nuffenfreunde bezeichnet wird, die England in einen Krieg mit Deutschland verdiceht wollen, um es zum Frieden um jeden Preis zu zwingen. Aus Wien hören wir, daß die Antwort des Faller. Kabinett auf die lechte rufftische Zirkularnote schon abgegangen sein und daß man Friedenshoffnungen an diesen Schriftwechsel im tpfen Toll (? 1). Aus Kopenhagen vom 28. wird telegraphirt : Die Vorlage zur Einschränkung des Grundgesetes wird heute im Lande­­thing definitiv mit 41 Stimmen gegen 8 angenommen. Gesammte­erfassung und Vorlage zur Inkrafttretung des beschränkten Grundgefeßes werden morgen dem Thinge mitge­­theilt werden. Die „Ind. b." will positiv erfahren haben, daß Se. f. f. Hoheit der Erzherzog Ferdinand Mar Paris nicht besuchen werde. Die „Kreuzzeitung“ macht sich das Späß­en, fi eine Pariser Korrespondenz zu Fabriziren, nach der über den Besuch des Invalidenhotels förmliche Verhandlungen stattge­­funden: Prinz Jerome hätte diese „revanche pour Waterloo !* al$ conditio sine qua non seiner eigenen Bifite bei der Königin Viktoria hingestellt!!! Ueber russische Zustände seien wir in der „Off. 3." : Nap Mitteilungen eines Neffenden, welcher die Tour von St. Petersburg bis zur preußischen Grenze langsamer, al dies gewöhnlich der Fall it, zurü­cgelegt hat und deshalb genauer auf die Zustände der Landstriche, durch welche die Straße fü­hrt, achten konnte, sieht man dort bereits fast ausschließlich Frauen auf dem Felde arbeiten. So groß ist bereits der Mangel an Arbeitskräften, daß die meisten Grundbesiger die leibeigenen Frauen, die sich bisher in den großen Städten aufhielten, zurückkommen lassen mußten.“ Es scheint positiv zu sein, daß nordamerikanische Offiziere, um den Krieg kennen zu lernen, sowohl in Sebastopol als im Lager der Alliirten dienen. —­­ Das Bündniß der Westmächte hat Mitte Juli auch am Gambia­fluße in Afrika die Rewertaufe erhalten. Die schwarzen Marabus hatten ein Weib einer britischen Niederlassung an der Küste Senegambiens geraubt, die verfolgenden Truppen in einen Hinterhalt gelockt, 30 Mann oderselben getötet und 43, darunter den Gouverneur, verwundet. Die französische Beratung von Gorel fettete 150 Soldaten und ein Linienschiff zu Hilfe, am 3. August stürmten die Anglofranzosen das­rebellische Sabasee mit dem Bajonett und­­ brannten es nieder. Die Franzosen hatten 2 Todte und 5 Verwundete, die Eng­ander 35 Eleffirte; die Eingebornen verloren 200 Mann. Nach­ authentischen Berichten schließt die „Deft. Korr.“, daß die Heurige Ernte zwar nicht ausgezeichnet, aber da günstig genannt werden kan. In Brescia ist die Cholera bereits erloschen. Die Errichtung eines elektrischen Telegraphen von Ferrara nach Bologna und Vene­dig ist beschlossen. Berichte aus Gatanen vom 22. August bezü­glich des Ausbruches der Cholera lauten ‚günstiger. Die Tihernajafhlad­. 68 gehen von Petersburg und Paris gleichzeitig die ersten ausführlicheren Nachrichten über den Kampf vom 16. August ein. Der „Ruf. Inv.“ enthält einen etwas knappen Bericht des Fürsten Gortschakoff, welcher zwar den bedeutenden­­ Verlust andeutet, aber wie in früheren Fällen die Schuld auf den gefallenen General Read ladet, der bei einer Rekognosierung in größerem Maßstabe sich durch seinen Feuereifer mit seinen Truppen zu weit habe to­t reißen lassen. Der Bericht Datirt vom 17.: Da der Fürst Gortschakoff den Feind von­­ den Belagerungsarbeiten­ gegen Sebastopol abzuziehen und zugleich fr über die Streitkräfte des Feindes Gemeißheit zu verschaffen wünschte, unternahm er mit einem Theile der auf dem Mendenzieberge stehenden Truppen eine Offensiv­­bewegung nach dem Thale des Flusses Tiehernaja. Am 16. August um 4 Uhr Morgens theil­­ten fie untere Truppen iin zwei Kolonnen, die rechte, unter Führung des Generaladjutanten Read, Lehrte die Front gegen die sogenannten Fedjuhinberge, die linke, unter Generallieu­­tenant Liprandi, bewegte sich gegen Tihorgum. Beide Kolonnen vertrieben augenblicklich die feindlichen Truppen vom­ rechten Ufer des Flusses. Generallieutenant Liprandi befehte die Höhe von Tihorgun;­ die rechte Kolomne warf sich mit ungewöhnlichen Ungest­m an den Fuß, überschritt denselben unter dem starken Feuer der feindlichen Batterien, fette noch einmal über einen breiten wasserleitenden Kanal, und stürzte, von der Hite des Kampfes fortgerissen, ge­­radezut auf die Fedjuchinberge. Inzwischen hatte der Feind schon sehr bedeutende Kräfte an den bedrohten Punkt seiner befestigten Position vorgeschoben. Die Truppen der rechten Kolonne fanden, als sie die steilen Höhen erflommen, dort einen verzweifelten Widerstand. Alle Versuche unseres tapfern Fußwolfes blieben vergeblich. Wir haben hiebei einen empfindlichen Verlust erlitten; unter den ersten fielen: General Read selbst und sein­ Stabschef Generalmajor Weimann. Der Oberkommanditende eilte in Person zur rechten Kolonne, und als er sah, daß unsere Truppen hier umsonst ihre heldenmüthigen Anstrengungen erschöpften, befahl er den Rückzug über die Tihernaja anzutreten. (In diesem Augenblicke wurde der neben dem Oberbefehlshaber Haltende Generaladjutant Baron MWremski von einer Kanonenkugel getroffen — eine Viertelstunde früher war unter ihm ein Pferd erschossen worden, er blieb indessen troß der erhaltenen Kontusion bei dem Fürsten Gor­­tschakoff. A. b. „Ruf. In.) Mh Auf halbe Kanonenschußweite ließ Fürst Gortshakoff seine Schlachtkolonnen Halt machen in der Hoffnung, daß der Feind­ung verfolgen und uns Gelegenheit geben würde, uns mit ihm in offenem Felde zu Schlagen. Allein die Verblindeten rührten si­cit aus ihrer Posi­­tion, nachdem unsere Truppen über 4 Stunden lang im Angesicht des Gegners gestanden, marschirten sie ruhig den Madenzie-Berg wieder hinan. — Inden der General-Adjutant Fürst Gortsharoff mit Leidwesen Über die von uns erlittenen­­ Verluste berichtet, bezeugt er zugleich die beispiellose Tapferkeit, welche unsere Truppen in dem blutigen Kampfe des 16. an den Tag legten, und schreibt sogar den erlittenen Verlust dem übermäßigen Feuereifer der rechten Kolonne zu. Der Feind wagte, nachdem­ er unfern Angriff abgeschlagen, troß seines numeri­­schen Webergewichts dennoch nit zum Angriff überzugehen. Die Pariser Blätter bringen eine Anzahl Privatkorrespondenzen vom 18. August; wir entlehnen denjenigen von „La Breffe“ . Obwohl allerlei Anstalten zu einer Offensivbewegung von rufsischer Seite seit längerer Zeit bemerklich waren, und die russischen Deserteure d­ieselbe als unzweifelhaft ankündigten, wollte man innerhalb der verbündeten Lager doc noch­ immer nicht an einen Angriff im Thale der Tschernaja glauben, indem man der Welterlegenheit bei einer Schlacht im offenen Felde sicher war. Indessen waren son dem Oberbefehlshaber alle Vorsichtenaßregeln getroffen. Auf­ dem linken Tschernajaufer ragen aus der Thalebene drei Hügel auf, zw­ischen denen die nordwärts nach Simpheropol gehende Straße Hindurchführt, um weiterhin die Brücke von Traftir (Wirthshaus) zu passiren. Auf diesen drei Hügeln und in ihrer Umgebung lagerten die Divistionen Gamou, Fauchenz (früher Mayran) und Herbillon, und zwar führte spiterer General das Ober­ommando. Jenseits der Brücke steigt auf dem rechten Ufer ein ähnlicher Hügel auf, welchen das etwa 8000 Bayonette zählende sardinische Korps belegt hielt; dieses hatte zunächst die wetter durch einen Engpaß nach der rufftigen Stellung bei Madenzie hinaufführende Simpheropoler Straße zu bewachen. Die Nacht vom 15. zum 16. August war sehr neblig; von 1 Uhr des Morgens ab begannen die Nufsen ihre Bewegung mit dem tiefsten Stillschweigen. Um 4 Uhr waren 30 bis 40.000 Mann am Rande der Ebene versammelt, gefolgt von einer großen Zahl von Karren mit Planen, Fahnen und Ueberbrüdungsmaterial aller Art. Nach 4 Uhr zogen sie die genannte Straße abwärts gegen den Fluß und stießen auf die jardinischen Vorposten, die sich auf das­ Hauptkorps zurückzogen. Der russische Oberbefehlshaber glaubte die Pirmon­­tesen in vollem Rackzuge, zog den linken Flügel an die Hauptmacht heran, und ging mit die­ser direkt auf die Brücke­­ 08. Der Bridenkopf war ein schwaches Werk und nur von einem halben Bataillon gedecht; diese Handvoll Leute schlug si heroisch, und gab den Posten erst auf, nachdem die Hälfte der Mannschaft gefallen war. Die Russen passirten nun sofort den Fluß, theils auf der Brűde, theils Durch einige seichte Furten aufwärts und abwärts von derselben. Etwas weiter stießen sie auf den Kanal der nach Sebastopol führenden Wasserleitung, der fast zwei Meter tief und ziemlich breit ist; hier kamen sie mittelst ihres Meatertald hinüber. Dichter Nebel lag noch im­­mer ringsum, und man mußte nicht recht, was eigentlich vorging. Da stießen die Nuffen auf die ersten Zelte der Zuaven, welche bereits gesammelt waren und sie sofort mit einem furcht­­baren Bajonettangriff empfingen. Das 50. und 97. Linienregiment leistete ihnen zunächst Bei­stand. Der Stoß war entseglich ; die Seite der russischen Kolonne wurde zermalmt. Nun formten auch die Divisionen Camou und Faucheuz heran und warfen sich überall auf die bereits warnenden feindlichen Maffen. Die französische Artillerie überschlittete sie mit einem furchtbaren Kartätfchenhagel aus unmittelbarster Nähe, jeder Schuß riß weite Lücen im den russischen Kor­lonnen. Der Feind hatte an 180 Gejhnge auf den rechten Tschernajaufer aufgestellt und suchte seine Bewegung durch ihr lebhaftes Bener zu deben. Die Generäle Thiry und Forgeot schenkten ihnen jedoch gar keine Aufmerksamkeit, sondern fuhren fort, die diesseits der Brü­­e in dichten Haufen aufmarscirte vufftische Masse zu zermalmen. Um 7 Uhr trat diese endlich den Rüdzug an. Aber meldher Niüdzug! Die Brüde war zu eng, und Viele suchten das an­dere Ufer schwom­mend zu erreichen. Zweimal wurde die Brüde durch die französische Artillerie so rein gefegt, daß Alle, welche sie überschritten, niedergeworfen wurden, und sie frei war; es war ein furchtbares Schlachten. Die Infanterie stiek die Fliehenden mit dem Bajonett nieder, ohne daß sie weiter den geringsten Widerstand fand. Um 9 Uhr war die Schlacht zu Ende. Man wird aus ihrem ganzen Verlaufe begrei­­fen, daß von den 10,000 Mann, melche am Morgen die Tihernaja überschritten hatten, wie­nigstens 6000 getötet, verwundet oder gefangen wurden. Das Gros der russischen Armee, welches nach und nach auf 60,000 Mann herangemachten, war außer Stande, sie an dem Kampfe zu betheiligen, und sah tom andern Ufer diesen furchtbaren Geniegel regungslos zu. Zuleit waren auf Seiten der Verbündeten bedeutende Reserven aufgenommen, die Garden, 2 neue französische Divisionen, Hochländer und englische Dragoner. Alle diese Truppen wünschten lebhaft, daß man auf das andere Tib­em­ajaufer überfege und den Kampf dort verfolge; in­dessen hielt General Peliffier eine solche Offensivbewegung fü­r zwecklos. Der Uebergang war schwierig, die Rufen hatten die Höhen von Mackenzie hinter sie, und es war nicht zu ersehen, was bei einem solchen Angriffe herauskommen solle. Während dieser ganzen Affaire hatten Übrigens auch die Sardinier auf dem rechten Ufer die Offensive wieder aufgenommen, den Feind mit großer Bravour an mehreren Stellen über den Haufen geworfen, und ihre alten Stellungen wieder eingenommen. Die sardinische Artil­­lerie zeichnete sie hierbei außerordentlich aus, und wurde später von den französischen Generäl­len Speziell beglühmwünsght. Der Berichterstatter von „La Preffe“ behauptet weiter, daß gerade die rus­­sische Avantgarde, die so furchtbar gelitten, zum großen Theil aus Truppen des Grenadierkorps bestand; die übrigen Mannschaften gehörten dem 8. und 9. ruffischen Infanteriekorps an. E. C. gondon, merkwürdig motioirten Protest ein, gegen die Nationalitätenreiterei, die dem Schluß weniger als eine indirekte Agitation zu­frieden“ : „Mit einigem Bedauern, und gewahren wir, daß man sich seit einiger Zeit den Umfang des Krieges Ziviltracht zwischen den Westmächten der Friedensschildträger zu fördern. Was bedeutet „den Nationalitäten ?* Hat Zeitraum von wenigen Wochen ihre Natur Wir willen nicht, und den Lieferanten unbeliebt, Profitchen früherer Tage sehen, so geändert, Furzen daß Leute, welche jüngst noch für Diese Nationen nichts all­gemeine Schmähworte hatten, sei ihre erklär­­ten Vorfechter sind? wo all’ dies Näniespielen hinaus wenn nicht auf Frieden um jeden Preis. Außer den Manchesterherren ist hat sie Feine Ahnung von dem Unheil, das bei den Anleiheschadherern Feine Aussicht auf die unehrlichen Die Hälfte unserer Zeitungspresse bemüht sich, das Publikum zu einem Kreuzzug gegen das europäissche Gleichgewicht aufzuhießen. Blindlings einem Führer folgend (? Palmerston?), dessen Unzuverlässigkeit bekannt sie mit ihrem Feldgefchret stiftst. Wären Diejenigen, von welchen die Losung ausgeht, wirklich, wie man der Macht das Schwert zu Wert machte, die Sich bis Mit andern Worten, man will die jegt seines Vergrößerungsperiudhs in Europa schuldig gemacht haben, zu einer Politik treiben, die im Nu die großen Militärstaanten gegen sie bewaffnen und Nußlands Triumph zur Gewißheit machen würde. Und bo fihreien gerade diese Menschen am Tautesten nach Fräfitzer Kriegführung, während sie einer Politit das Wort reden, sinn, bei der die Fortlegung des Kampfes ein Wahns dies Propagandaspiel ist nicht aufrichtig gemeint. Es ist die alte Politit der Webergabe in neuer Verkleidung.­­ Souvereignd — zu Gunsten von Nationen von Menschen und zu betrachten, deren Unfähig­­­­keit sich selbst zu helfen erwiesen ist, dann wahrlch glauben wir, wird es mit it, wo 28. August­ des Parlaments Mode im Verdacht hatte, Bringt mögliche Ursache Das „Chronicle“ Polens oder der Krieg auch geworden zu erweitern und für das sie ihrem Tatferlichen Abgott in diesem Augenblick Sympathien thauen der Pforte affektiren. Doch thun Anstand und nicht man dhe ziehen. Sache die ihn vielleicht scheint, zu säen, und für Polen, fordern ihre Landsleute auf, eine Unmöglichkeit wäre­ das britische Publikum Nein. Die Urheber des revolutionären Feldgeschreis englische Bolt vor dem Prinzip der „Einmischung“ wissen zu Tegt­es Gunsten auf Fwede einmal zu gegen einen Italiens richten, politische Interesse Rußland’s gewonnen, sicherlich Feinen befsern Dienst reiften, gut, dahin, einen ceuropätsschen Kreuzzuged — als indem seit erblicht darin nichts faulen welchen Nespert das eines eigentlich nicht ganz ohne Bangen in einflußreichen Regionen bemüht, geeignet zugleich im Stillen die Pläne die plößliche Sympathie mit Italien und die chriftlichen Unter, in dem oder intervention will, sie lange so könnten diesen Krieg hat, als die sie sie dies offen und ohne Sehen. Mehr noch, sie nehmen feinen das Gleichgewicht

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