Pester Lloyd - Abendblatt, September 1855 (Jahrgang 2, nr. 203-226)

1855-09-18 / nr. 216

Die einzelne Nummer Abendblat­ t des Pefter Klopd. = £oftet 1 fr. té Un CL Szá ő ee RN NANTES R Def, 1855. ro. - -Dienflag, 18. September. 216. % West, 18. September. Aus der Krimm sind Feine Nachrichten bis über den 14. hinaus eingelaufen:: es hieß, heute solle seitens der Alliirten eine große Refognogzirung an der Tschernaja vorgenommen werden. Beide Theile sind an diesem Stoffe wieder in ihre alten Positionen zurücgekührt. Bon ven Ruffen soll namentlich die Almalinie stark befestigt worden sein, doch dürfte die jegige Defensivfront von Gortschafoff’­ Armee — einerseits vom Norpfort, bis Baftichifarat, Die Front gegen das Tichernajagebiet , andererseits längs der Alma — zu gewehnt sein, als daß der Fürst sie ganz hal­­ten könnte. Vor der Schlacht bei Traftir zählten seine Truppen nicht über 156.000 Mann; man erwäge man, daß, abgesehen von den Verlusten am 16. und beim Sturme selber, die Ruffen, nach ihrer eigenen Angabe, allein während des vierthalbtägigen Schlußbombardements gegen 9000 Mann eingebüßt haben. Fü­gt man hinzu, daß diese Armee — wie fest auch die Noroforts sein mögen — sow­jet ab, statt in Kasematten und Kasernen zu leben, unter Zel­­ten wird bioounki­en und selbst von Winter im Freien wird zubringen müssen ; so ist es wohl selbstverständlich , was Peliffier die Offensive nicht einen Augenblick unterbrechen wird. Nach unserem K­­orrespondenten hätte er Befehl erhalten, die Norpforts nicht zu belagern, sondern durch einen Schlag gegen die feindliche Hauptarmee bei Macenzie Alles auf Ein Mal zu Ende zu führen. Der schon erwähnte Befehl des französischen Kriegsministers, Die Bufuhren nach der Krimm zu suspendiren, war übrigens so kategorisch, Daß auch eingeschiffte Truppen wieder ans Land geschafft wurden. Nach Nachrichten aus Barna haben die Neffen ihre Linienschiffe nicht eigentlich verbrannt, sondern größtentheils in solcher Weise am Eingange des Hafens versenft , wie sie es im Beginne der Belagerung gethan und nur das nasbare Material dem Flammen übergeben. Der , Sun" wird telegraphirt: 12. September, 103­, Uhr Morgens. Die Ruffen verbrennen ihre Testen Dam­­pfer, die sich auf die Nordseite in eine kleine Bucht zwischen den Forts Konstantin und Katharina geflüchtet. Mehrere sind schon bis zum Wasserspiegel heruntergebrannt und sind gefunden. ». Au­s London,14.September,wird der»Jnd.b.«telegraphirt: Auf Befehl der Königin hat Lord Panmure eine telegraphische Depesche an General Sim­pson abgeschickt,die dem Chefkomman­danten ausgibt,den Trnppen warm für die Tapferkeit,die sie entfaltet,sowie für die Energie und den frohen Muth,« m­it dem sie die härtesten Anstrengungen­ ertragen haben,zu danken. Bei aller Freude ü­ber den errungenen Sieg»,drückt die Königin doch ihren Kum­­­mer aus über die erlittenen Verluste.Sie drückt dem General Pelissier ihren Dank und ihren Glückwunsch in Betreff der E­n­n­ahme des Malakoffthurmes aus,eine Waffenthat,ivel,e——sagt sie—die unwiderstehliche Kraft u­n­d den un­zähmbaren Muth der franzöiischen Soldaten beweist. ImUebiigen verweisen wie,in Bezug auf die bevorstehenden mil­­­litärischen Operationen,auf den imten folgenden­«Times«-Artikel,sowie in Betreff der jüngsten diplomatischen Vorgänge­ auf den­ Wiener Brief des,,Constitutionnel.« In Berlin haben die letzten Kriegsereigni­sse sehr nachtheilig auf den Kours polnischer und russischer Effekten eingewirkt.Die»Berl. Vers.Z.­«bemerkt dazu,der wirkliche Kours sei meist noch wesentlich unter den Notizungen­ z zu­ denselben zu kaufen,sei leicht,aber schwer dazu abzulassen. Die dortigehähler scheinen­ ü­bereingekommen zu sein,den K­urs nicht tiefer sinken zu lassen. Aus Turin,13.,wird telegraphirt: Der Senator Pauli ist mit dem gesammten­ sardinischen­ Gesandt­­schaftspersonale in Florenz eingetroffen.Hiesige Blä­tter melden­,daß zu Neapel neuerlich wegen Verbreitung beun­ruhigender Nachrichten mehrere Ver­haftun­­gen erfolgt sind. Die „LI. b." hört, der neapolitanische Gesandte in London habe Urlaub auf unbestimmte Zeit erhalten. Deutet dies auf einen bevorstehenden offenen Bruch, so behauptet dagegen „DIL Piemonte‘, die Diffe­­renz wegen Fagan’s Angelegenheit sei, d wurde Erklärungen, die Neapel gegeben, in der Ausgleichung begriffen. Aus Ma­drid hört man von einer solchen Befseiung der finan­­ziellen Lage, daß spanische Staatsschuldpapiere gar nicht mehr zu haben waren. Das Gelingen der Anleihe und die Hoffnung auf den Anschluß an die Westmächte haben das geradezu unglaubliche Wunder bewirft. Bei einer Pro­zession im Esfurtal warn ein Mitglied einer fremden Gesandtschaft, das der Prozession nicht die gebührende Ehrfurcht zu erweisen fehlen, von dem Rolfe arg mißhandelt. Unter Führung eines Mönches und eines ehemaligen Adjutanten Ca­­brera’s sind 200 Earlisten aus Frankreich in Catalonien eingefallen. Man fürchtet, die 3000, bei der Kanalisirung des Ebro bekräftigten Arbeiter wer­­den sich zu ihnen sehlagen, da die Regierung denselben Lohn sed­uldig is. In Wien ist Baron Heederen aus Paris, man sagt, mit wichti­­gen Aufträgen, eingetroffen. Desterreich und die Westmächte. Ueber das Verhältniß Desterreichs zu seinen Verbündeten schreibt der diplomatische Korrespondent des „‚Constitutionnel‘: Wien, 10. September, Der zweite Punkt, über den sich der Westen Erklärungen von Defter­­res­ erbat, war die Zulassung des Fürsten Gottscharoff mit dem Charakter eines definitiven außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers. Hier sind nur folgende Thatsachen zu berücksichtigen: Bei dem Ausbruche der orientalischen Verwirrungen war Oesterreich in Pe­tersburg durch den Generallieutenant Mengdorf vertreten und Baron Meyen- Dorff begleitete in Wien den Posten eines außerordentlichen Gesandten und bevoll­­mächtigten Ministers. So mehr sich nun die orientalische Frage komplizirte, desto Mensdorf, seiner üblen Laune gegen Defterreich, General einer falschen Stellung nit beugen wollte, erbat und erhielt seine Abberufung, und ward im Jänner 1854 durch den Grafen Valentin Esterházy erlebt. Baron Meyendorff. Wie weit Defterreich erweise, der seinerseits den Abflug einer Alianz Desterreich und dem Westen voraussah. Da aber Desterreich einmal einen definitiven Gesandten am­ Hofe von Peterg­­hielt, konnte es Rußland das Recht, es eben­so wenig einen Einwand erheben, da es ihn als temporären Er­­iagmann des Baron Meyendorff bereits zugelassen. Kurz, aber davon dafür z­wischen Verantwortlichkeit zu deben, und Tief sich, unter dem Vorwande geschwächter Gesundheit, von einem Posten entbunden, der in der That unhaltbar geworden war, und dessen Behauptung ihm persönlich noch durch seine Vermandtschaft mit dem Grafen Buol erschwerz wurde. Er ward im Juli 1854 durch den Fürsten Gortschatoff abgelöst, dessen Mission aber nur eine zeitweilige war. Die mogrowitische Diplomatie suchte das Wiener Stabinet einzuschlichtern, indem sie ihm die Möglichkeit in Aussicht stellte, daß Fürst Gottscharoff nur mit einem pr­opriorischen Titel Er war, während Doc Die Sendung des Grafen Esterházy eine definiti­ve war, sich in Wien von einem Agenten gleichen Ranges repräsentiren zu lassen, nicht wohl streitig machen. Gegen die Person des Fürsten durfte die Anerkennung des Fürsten in seiner neuen Eigenschaft war für Oesterreich eine Diplomatische Nota­­unwendigkeit, wenn er nicht alle offiziellen Beziehungen zum Petersburger Hofe ab­­brechen wollte,­­ entfernt gewesen war, eine Maßregel zu provoziren, die in Europa eine Wiederannäherung der Höfe A­ue und Petersburg erwecken mußte. Gortschakoff, der von den Vorgängen Wind erhalten, um eine Audienz bei Kaiser Franz Joseph nach: er sehmeichelte id,­­ den Grafen aus dem Sattel heben zu können, indem er Seiner Majestät die gefähr­­lichen Folgen der neuen, daß Graf Biel nur die Politik seines Souveraing verwirkliche, schlug Seine Majestät die gewünschte Audienz rundweg ft das Signal zur Abberufung seines Gesandten gewesen wäre, und verdoppelte seine Anstrengungen, um Oesterreich von der Dezemberallianz abzuziehen. So fand seit Dem A­bbruche der Wie­­ner Konferenzen ein sehr lebhafter Notenwechsel zwischen Wien und Petersburg ftatt, mächte erlangten daß das österreichische Kabinet­ti Rußland gegenüber mehr als je entfehloffen zeigte, den Verbindlichkeiten treu zu bleiben, welche Endlich versuchte Graf Neffelrode eine rechte Anstrengung, als man im Rathe des Grafen bien­nmöglichteit Sehhaftopol zu Halten erkannte. Graf Valentin Esterházy, der wegen Familienangelegenheiten einen Urlaub erbeten, nahm vor seiner Abreise Abschied vom Hofe. Der Kaiser sowohl wie der­­ Reichskanzler baten ihn aufs Dringendste, und wobei Graf Neffelrode auf diese Art die vollständige Gewißheit, er eine Verständigung Höfe mit­einander als den einzigen Weg zum Frieden bezeichnete, und Graf Buol immer wieder trohen zur Einwilligung in die Forderungen der Dezemberalliirten viete. Um jeden Zweifel über die Absichten des österreichischen Kabinets zu heben, erachtete Graf Bud­­eg für angemessen, Frankreich und England den Wortlaut der zwischen Wien und St. Petersburg gewechselten Depeschen mitzutheilen, daß Oesterreich, Durch Unterzeichnung des Vertrages vom 2. Dezember au­­feinen Einfluß in Wien zur Berii­­an Rußland und zur Herstellung des das zwischen österreichischen Gesandten offiziell zu unterfrügen. Ale Hilfemittel wurden aufgeboten,, um dem Wiener Kabinet ein gutes Einvernehmen päilchen Ordnung sei, und daß Rußland zur Erreichung [henswerthen Ergebnisses alle möglichen Opfer darbringen werde. Aus den telegraphischen Depeschen der verbündeten Generäle, ja selbst aus dem Be­­richte des Fürsten Gortscharoff geht hervor, daß, als der Feind sich in der Nacht vom 8. auf den 9. September aus der Stadt Sebastopol und aus der Karabefnajaserstadt zurüc­­zog, er nicht als geradezu mit Gewalt (es würde dies ehrensofter für die Russen gewesen sein) vertrieben betrachtet werden durfte. Die Räumung war vielmehr in Folge der mora­­lischen und physischen Unfähigkeit, die Vertheidigung der Rettung fortzufegen und vermuth­­lich in Gemäßheit eines vorher entworfenen strategischen Planes befehloffen worden. Es war wiederholt von den Rufsen behauptet worden, daß selbst nach dem Falle irgend eines der großen Aufßenmwerke von Sebastopp­ die Belagerer jede Strafe in eine Mine und jedes Haus in eine Batterie verwandelt finden würden. Auch war das Feine leere Prahlerei , denn jene Beschreibung paßte wirklich auf den Plag und Doc ward sein Versuch gemacht, Oesterreich lief aber darauf mit einer raschen Entschlossenheit die in Paris eben sowohl wie in London gewürdigt ward. Durch den Grafen Buol dem Kabinett Da es der Bundesgenosse Hand bieten könne, werde gleichmäßig alle Mächte 2. Dez. unterzeichnet worden diese Erklärung ward zwar ganz neuerdings abgegeben, aber und Eng Doch zu einer Zeit, wo noch Niemand daran dachte, Daß der Tall Sebastopoly so schnell erfolgen könne. Die „Times über die trostlose Lage der Auffen, freieren Rauf ließ Kaiser Nicolai Jung einer Annäherung Oesterreichs herzlichen Einvernehmens zu verwenden, tauchen der orientalischen Frage geherrscht, um die Schritte des Reiche an den Fürsten Oortschatoff, von denen Der Vertrag vom burg Ruffell vorstellte, dessen militärische Geraßheit fi dem Zmwange An demselben Tage, wo Graf Buol Herrn Drouin vom Minister des Auswärtigen Um Rußland noch Handgreiflicher zu be­weifen, den Entwurf eingegangen war, ging beizubringen, lande sei und Daß­des suchte seine eigene den Glauben an ab. Rußland verfähluste eine Weigerung, die von Rußland bleiben müsse, nur eines Bruches hier einige österreichischen Ultimatums die Hauptbedingung der in dadurch, thatsächliche die Ueberzeit­­der euro­­höchst win­­fich begreife, de PHuY8 und Lord beiden Höfen vor dem Auf­­zwischen Oesterreich in St. Petersburg erklären, mittheilte, suchte in der vertraulichen Konferenz vom 22. April Gleichzeitig richtete Graf Neffelrode, die dem Grafen Bio­ vorgelesen werden sollte, zu einer solchen Annäherung die eingeschlagenen Befestigung Frankreichs Dieses so der Politit beiden Die West­­eine De­­fei. Und

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