Pester Lloyd - Abendblatt, September 1855 (Jahrgang 2, nr. 203-226)

1855-09-19 / nr. 217

, Die eínzelne sz Abendblatt des Pefter Llop. = 217. úr: Aittwod, 19. September. Nro, foftet 2 1 Ér. Din, 1855. 9 Bett, 19. September, Morgen am Tage vor Almaschlacht, dürfen wir den ersten Detailnachrichten über den Fall Sebastopols entgegensehen, da man zu Paris das Eintre­ffen ves Dampfers von Kamielc in Marseille oder Toulon für den 18. oder 19. erwartete. Für heute müssen wir und damit begnügen, in einem Petersburger Briefe den ersten Eins­pruch der Schredensbotschaft auf die russische Hauptfrant fügen demselben hier noch folgende Meldung den Grenze hinzu: zu schildern. Bir ber preußisch spolit­­­k­ verhalten hier sehr ungünstige Nachrichten über den Zustand der Finanzen in Rußland, besonders aber in dem Königreich. Die Wafsen sind fast alle geleert, da alle einlaufenden Bareinnahmen monatlich ausgeschüttet werden müssen und dann in die Kriegswaffe fließen. Die Landestaffe des Königreichs Polen zahlt größere Summen sehen fett lange nur in Papier, d. h­. Durch An­weitungen auf die Kaffe der Bodenfredit­­bant, welcher dafür Laut eines kaiserlichen Ufas die Stant­güter verpfändet sind, die aber, da die Grundrückstände wegen der auf dem Grund und Boden rastenden Bürden sich immer vergrößern und wegen der auf dem Arderbau in Folge ruhenden Gebrühtheit nur zu oft gar nicht mehr beizutreiben­ sind. Mediigend.bestätigen alle die der Kriegsereignisse daß Stimmung in Srankreich und England eine sehr friege­­rische ist: in Betreff ver Forderungen, welche die beiden verbündeten N­ez­­ierungen jet an Rußland zu stellen gewennen, verweisen wir von Xefer auf den unten folgenden Artikel der ministeriellen., Morning Post.“ Ueber die Reife des Czaren hört man, waß derselbe zum 22. Sep­­tember in Komwno erwartet wird: nach der Wiener „R. 3. 8“ würde er schon am 20. in Warschau eintreffen. Graf Stadelberg ist bereits aus der öster­­reichischen uach der polnischen Hauptstadt abgereist . Fürstortscharoff wird am 22. ebenfalls auf 8 Tage vorthin abgehen. Eine Anbahnung neuer R­ezenskonferen­­zen ist indeß in dieser Warschauer Zusammenkunft schwerlich zu erbliden: auch hat Graf Buol seine Rückfeier nach Wien wieder hinausgeschoben, so daß also seine Gegenwart daselbst für den Augenblick nicht so dringend nothwendig er­­scheinen muß, wie man anfangs zu glauben geneigt war. Dagegen haben — wie die , Bresl. 3." aus Wien hört — die Westmächte bereits eine Zir­­kulardeperche an ihre Gesandten abgefchtet, worin die politischen Folgen in Betracht gezogen werden, welche der Fall von Sebastopol für Ausland mit sich bringen muß, und die Ansprüche erörtert werden, welche die Meftmächte aus dieser Katastrophe zu ziehen berechtigt wären. «" Der»Oest.-Z.«entn­ehmen wir,daß der englisch-neapolitanische Konflikt seine Erledigu­n­g gefunden durch die Absetzung des hohen Be­­amten,der Heirn Fagan die bekannte Beleidigung zufü­gte.Die Spannung ist aber trotzdem so wenig gehoben­,daß der König dem Admiral Roberti die Erstattung eines genauen Berichtes ü­ber den Zustand seiner Flotte auf­­gegeben.Auch im Janerit wird die Macht der Polizei täglich n­och ver­­­m­ehrt,erst neuerdings ist sie durch eine­ Oidob­ank S­r.Majestät auch über das Heer ausgedehnt worden,nachdem ein adeliger Offizier der Leibgab­e von den Sbirten verhaftet war,weil sein Hut ein­e verbotene Fagen hatte.Cha­­rakteristisch ist es indeß jedenfalls,daß der»Economist«einlenkt und das Prin­zip allseitiger Nichtintervention fü­r die italieni­schen­ Angele­­genheiten­ proklamirt wissen will. In­ Sardinien sollte am 45.ein Te Deum in der Turiner Me­­tropolitankirche und in der Kathedrale jedes Divisionshauptortes gelesen werden.Der König leidet an einem rheumatischen Fieber,ist indeß bereits auf dem Wege der Besserung:selbstverständlich haben ihm seine Verzierun­g­edelgelassen.In Madrid hat der französische Gesandte de Turgot am Sonntag in­ der französischen Kirche ein Te Deum abhalten lassen. Die Nachricht von einer Vermittlung Rußlan­ds in Bezug auf den nordamerikanisch-dänischen Sundzollstreit wird widerstufen. In Warschau ist,da die Cholerad ein­ Erlösch in­ nahe ist,das Tabakrau­­­chen auf den Straßen wiederVerboten worden;während der Epidemie war­­en als Präservativmittel erlaubt, viel Aufsehen erregte dort folgendes Er­ i új BR junger Pole: Julius Dieledt war, als Kriegskommissär im Bureau des Chefintendanten der Sü­darmee, mit 600.000 Fres, aus der Krimm nach Kiew gefechtet worden, wo er Pferdelieferanten damit bezahlen, solte. Statt bessen ging er nach Warschau, wo alle Welt ihn nannte und verschaffte sich, mit Hilfe eines andern Spiß­­buben , Satterland, MWechsel aus Berlin und Paris: die dortige Polizei hatte seine Veranlassung einzuschreiten,­ da man ihn sein Hauptquartier aus , wo man ihn in Kiem glaubte — nicht verfolgte. Er hatte also volle Muße, sich mit einem falschen Haffe (auf den Namen Wyfod­ oder Podmwyfodi) "aus dem Staube zu machen. Alle Sachforschungen waren bisher fruchtlos, doc meint man, er werde nach Frankreich oder England gegangen sein und von Dort, trog des Kriegszustandes, ausgeliefert werden. Se. f. f. Hoheit vor Herr Erzherzog Ferdinand Mar ist in Liffa angelangt. Schr. v. Hübner ist vollständig wieder hergefüllt Se. Erzellen­ war an einem­ Tage, von einer Ohnmacht ergriffen, zu Boden gestürzt und hatte sich dabei an der Et­rn verlegt. Herr Peretre sol in Wien an der Verbindung der österreichischen und französischen Bahnen mittelst eines Schienenweges für die Schweiz arbeiten. Herr Balenetant, der am 19. mit dem Konfordate nach Rom abreiste, ist wieder in Wien eingetroffen. Die Geschäfte des Staatsschulver­­tilgungsfondes sollen der Staatszentralwaffe über­wiesen und durch die Organi­­sation der Hoffriegsbuchhaltung wesentliche Ersparnisse erzielt werden. Nach serbischen Blättern sind die Nachrichten Über einen Ministerwechsel in Serbien unwahr Der erste Physiolog der Lestzeit, Johannes Müller in Berlin, war bei einer Stutienreise nach Norwegen beinahe ertrunken. In Folge eines Zusammenstoßes mit einem andern Fahrzeuge fand das Dampfschiff, auf dem Müller sich befand : sein Begleiter fand den Tod in den Wellen ; wer Pro­­fessor flammerte sie an ein Brett, bis ihn halb erstarrt ein Rettungsbot aufnahm. „Morning 990ft"" über Die Forderungen an Nußland. Als wir vor sechs Monaten in Wien eine Bescränkung der russischen Pon­­tusflotte forderten, war die Bilanz der Erfolge zwischen Nußland und den Alliirten ziemlich gleich getheilt. Wir hatten zwar Alma und Inferman gewonnen, aber fast eine ganze Armee durch die Härte des Winters und anderes Ungemachh ver­­loren, und waren daher nicht in bester Lage,­ung mit unseren Thaten zu brüften. Die Ruffen ihrerseits hatten Sebastopol stärker als je gemacht, und ungeheuren Borrath jeder Art für eine langw­ierige Belagerung darin aufgehäuft. Unter die­­sen sich leidlich aufwiegenden Umständen, lautete Rußlands Sprache dahin: „Wollt Ihr unsere Heermacht beschränken, so müßt Ihr es selbst thun; wollt Ihr Sebasto­­pol haben, belagert es." Wir haben die kaiserliche Negierung beim Wort genom­­men, und Der Gortschatoff in der Krimm kann jebt Dem Gortschatoff in Wien berichten, Daß Die Herausforderung des Tebteren so vollständig verwirklicht ist, als Se, Erzellenz es, in seinen ausweichendsten Nebensarten, nur andeuten konnte, Sieht ist an uns die Neihe, das große Wort zu führen, und Rußland wird wohl daran thun, seine Haltung seinen veränderten Umständen an­zupasfen. Denn sicherlich wird dieser Krieg nicht im Geringsten den Entfehlun der Westmächte schwächen, die Punkte, auf denen sie von Haus aus bestanden, trium­­phirend durchzuführen. In der That muß ihre Entschlossenheit, die in den schredlichsten Tagen der Prüfung niemals gewarnt hat, nur den ungeheuren Erfolg natürlich an Kraft gewinnen. Sie haben das Ueberge­wicht Nußlands im schwarzen Meere thatsächlich beschränkt, und es bleibt nur noch übrig. Durch Vertrag sicher zu­stellen, was in Wirklichkeit schon besteht. Weit entfernt, irgend­einen Schatten von Uebergemicht im schwarzen Meere zu befiten, hat Rußland als Seemacht auf jenen Gemässern zu em­ftiren aufgehört. Die Friedenspartei, Dag versteht sich von­ selbst, wird jet Darz thun, daß mir genug ausgerichtet, daß mir die Dinge nicht zum Aeußersten treiben sollen, und daß echte politische Klugheit, sowie das Prinzip der Billigkeit ‚gebiete, si am praktischen Resultat genügen zu lassen. Ja wohl, vorausgefebt, daß Nur­­land sich in zulänglicher Weise bindet, jenes Resultat stehen und gel­en zu Iaffen. Höchst wahrscheinlich wird der Wiener Hof von den rechten Ereignissen Anlas nehmen, neue Friedensvorschläge auf das Tapet zu bringen. In diesem Falle wird es Englands und der Alliirten Pflicht sein, solche Vorschläge in beste Erwägung zu ziehen. Aber der­ große Punkt der dritten Bürgschaft muß nach wie vor ein sine qua non bleiben. Wir müssen Sicherheit erlangen, mat Rußland, wenn­ es seine Marine wieder herstellt, in seinen Rüstungen nicht über einen gewissen Punkt hinaus­­geht. Diese Bedingung konnte es recht mit guter Manier eingehen. Die früheren Schwierigkeiten stehen der Annahme des dritten Drittes nicht mehr im Wege. Bor sechs Monaten sprach Rußland mit Beredsamkeit von seiner Würde und was es der eigenen Stellung unter den Mächten Europas schuldig sei. Diese Seite kann­es lebt in Ruhe lassen. Die Morde Nurlands ist gleich Seba­­stopol — eine Ruine... Sollte der Hof von St. Petersburg gut genug berathen sein, um in der feßten Katastrophe eine Probe von dem zu erbliden, mag die West­­mächte, ehrlich vereint, zu sollbringen im­ Stande sind, und mit guter Miene sich den Forderungen zu fügen, die nicht England und Frankreich allein, die ganz Europa ihm stellt — gut. Wo nicht, müssen wir auf unserer Bahn vorwärts schreiten, und wenn die Erstürmung Sebastopols Fein genug harter Eisnhlag war, andere Streiche führen, bis wir den ersehnten Punkt vollständig erzielt und Die Freiheiten Europas sicher gestellt haben.“ EC. London, 15. Sept. Die (im gestrigen Blatte bereits auszüglich,, mitgetheilte) Tepetche des Kriegsministers Korv Panmurean den General Simpson lautet nach der „London Gazette”: »»»« ... »Kriegsm­inisterium­,12.September. »Die Königin­ hat die willkom­m­ene Kun­de von dem Falle Sebastopu­ls mit tiefer N­ührung aufgenommen, Bon inniger Dankbarkett gegen den Allmächtigen durchdrungen, welcher dem verbündeten Heere diesen Triumph gewährt hat, befiehlt m­ir Ihre Majez­ität, Ihnen und durch Sie dem Heere den Stolz auszudrücken, mit welchem sie auf diesen neuen Beweis seines Heldenmuthes bib­t. Die Königin wünscht den Truppen Old zu dem siegreichen Ausgange dieser langw­ierigen Belagerung, und danft ihnen für die Freudigkeit und Standhaftigkeit, mit welcher sie die Mühseligkeiten derselben ertragen haben, so wie für ven Muth, welcher ihr Ende herbeigeführt hat. Die Kö­­nigin befragt tief, daß dieser Erfolg nicht ohne die herbe Beigabe schwerer Verkuste errungen worden ist, und während sie sich des Sieges freut, empfindet sie tiefe T­heil­­nahme für diejenigen, welche edel für die Sache ihres Vaterlandes geduldet haben. Ich ersuche Sie, dem General Peliffier im Namen Ihrer Majestät zu dem glänzenden Er­­gebnisse des Sturnes auf den Malasoffthurm Glück zu wünschen, welches von der um widerstehlichen Kraft und dem unbeugsamen Mythe unserer raven Verbündeten Zeng­nip ablegt. Paiiimuie.« DIE»Times«bemer·kizu dem Vorstehen­den:­­,Nach diesem öffentlichen­ Au­sdrü­cke der Gefühl ihrer Maitstektbskdiessquoßsn Gelegenheit hegen wie die Ueberzeugung,daß wir nur ihren­ huldreichen Absichten zum­ VoigusIliiikdriiek»verleihen,wenn­ wir die Hoffnung aussprechen­dABMUHEtkaIlIIIt’U· gLUUIliiiiid in­ Einklang mit dem Beauche andern­ Nationen ein Tag zur öffentlichen Dankesfeier für diesen glorreichen Sieg festgelegt werden, wird und daß nach Eintriffen der amtlichen Depeschen Diejenigen, welche an der Eroberung Sebastopols Theil ge­­nommen haben, die ihnen gebührenden Ehren ohne Betzug erhalten werden." Die Bewohner von Melbourne überreichten vorgestirn Lord B­almers­­ton bei Gelegenheit seiner Anwesenheit in jenem Städtchen eine Willcamm- Arresse. In einer bei dieser Gelegenheit gehaltenen Neve äußerte der Premier unter Anverm : 4 „Wir haben einen großen Triumph wasongetragen und einen Feinde, dessen eroberungssüchtige Politik die ganze Welt und namentlich die Interessen Englands be­­drohte, einen töd­lichen Schlag verlegt.. Sebastopol ist dem Muthe der Verbü­­dften erlegen, und das Recht hat in so weit über das Unrecht triumphirt, Es säht sich nicht erwarten, Daß­ große Kämpfe ohne großen Verlust auf beiden Seiten gefü­hrt werden können, Wir haben große­­ Verluste erlitten; allein es ist ein Trost für diejenigen, ‚welche Freunde und Verwandte in Diesem Stampfe der Freiheit gegen den Despotismus verloren haben, daß ihre Namen ihren Play in den Jahrbüchern des Nahmes finden werden und daß man sie im Vereine mit den unvergänglichen Heldenthaten ihres Bater- Landes nennen wird. Allein so bedeutend unsere Verluste auch sind, so willen wir doch, Daß die­ des Feindes unendlich bedeutender sind, Und nun ein Wort in Bezug auf die Zukunft, Der Erfolg muß zulegt unsere Waffen frönen. In dem unbeugsamen Mutbhe unserer Truppen, und der Truppen unserer Bundesgenossen, liegt Die Bürgschaft dafür, von heute um­laufenden Briefe und Blätter, » .

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