Pester Lloyd, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 229-254)

1855-10-20 / nr. 245

« Fleisches ’Die Fleischkrage in Paris. Freuden Pest,19.Oktber. Mit dem ersten Tage der zweiten Oktoberhälfte ist in der franzö­­sischen Hauptstadt die Fleischtaxe eingeführt Wordere er Maß­­regel,deren Verwirklichung bekanntlich frühlikzu,VektschikdekUMaI-U vergeblich versucht ward und daher fükfv«schWU’­klig,galt­ das­ Na­­poleon lachend mit einem Bonmot darauf einging,als einer seiner Räthe dieselbe für einen,,wahren Staatsstreich««erklärte.Daß des Kaisers Gemeinderäthen in den Departements gelungen ist,so namentlih denn von Nantes:daran läßt sich vernünftigerweise nicht zweifeln.Die Sakhe wäre demnach vorl­äufig als ein«tsait accompli anzusehen,indessen Details genauer einzugehen uns um so näher liegt, als die dabei zur Sprache kommenden Leiden und eiserner Wille das in Paris durchseßen wird, was bereit mehreren Des häuslichen Alltagslebens Kategorie derjenigen gehören, auf welche wir vag „quaeque quorum pars magna den kennen. Auch Pet gewesen nicht absichtliche Täuschung, Einführung Des Treetrade bezeichnen, aber eine in die et fui" im ausgedehntesten Sinne des Wortes anwent , rennt ja Die Bleifchtare und... weiß von ihr zu erzählen!“ Die volkswirthschaftliche Seite der Frage ist freilich schon bis zum Ueberdrusse oft nach allen Seiten hin besprochen worden.Was ihre Anwendung auf Patis insbesondere betrifft,so bleibt hier nur noch hinzuzufügen,daß die Fleischer dort bis auf den heutigen Tag noch, gleich den Bäckern,eine eng geschlossene Zunft bilden und dadurch,dem Publikum gegenüber,eine Menge monopolistischer Rechte besitzen,ohne doch,wie die Bäcker,auf der anderen Seite durch einen,von der Be­­­hörde fixirten Verkaufspreis an zu argem Mißbrauch ihrer Privilegien behindert zu werden.Daher war es immer das Publikum,welches die Taxe verlangte,und das Gewerk,das sich ihr aus Leibeskräften wider­­setzte.Sie soll nun hinfort­ wie bei dem Broder das Korrektiv für das bilden,was durch das Monopol verdorben ward,und­ auch wirtwollen für heute auf diese Anschauung eingehen,ohne weiter danach zu fragen,ob die Aufhebung des Monopoles nicht Das natürlichere, gefundere Kor­­restig wäre. Jedenfall ist es arge Selbst­, wo Journale die der Tate als die Vorläuferin weiterer Reformen im Sinne im Gegentheil,das komplizirte System von Gewichten und Ge­­gengewichten,an dem sich bald Tausende kleiner,für seine Erhaltung besorgter Interessen aufranken müssen,hat«den Bruch mit den Grund­­sätzen der Verkehrsfreiheit nur klaffender gemacht:die Zunftprivilegien des Fleischergewerkes stehen jetzt,wo man,um sie loszuwerden,nicht blossie,sondern auch die Taxe zu beseitigen hätte,fester und unan­­tastbarer da denn je.Die Richtigkeit dieser­ Behauptung zu erweisen, können wir getrost der Zukunft ü­berlassen,wie sie denn auch darüber die beste Richterin sein wird,ob die Masse des Volkes Recht hatte,der neuen Ordonstanz zuzujubeln,die ihr vorläufig nur in dem Lichte einer Erleichterung während der gegenwärtigen Theuerung erscheint.Die Zu­­kunft wird lehren,ob die bedenklichste Seite dieses Palliatives—denn lediglich wie zu einem Auskunftsmittel hat man in Paris zur Taxe gegriffen,da man an dem Schlächtermonopole nicht rütteln wollte —nicht aber darin liegt,daß seine Anwendung einer Radikalkur,die wir nun einmal nur in der Herstellung der freien Konkurrenz erblicken können,fast unübersteigliche Hin­dernisse in den Weg legen wird. Doch gehen wir von den Prinzipien zur neuen Pariser Praxis über,die bei einem zum Organisirren so vorzüglich geeigneten Volke­ wie die Franzosen es sind,des Lehrreichen und Interessanten genug dar­­bieten muß! legte die Polizei sich zwei Graz vor dem Erlaf Des erften Tarifes gen vor: 1) welcher Durchschnittspreis Schlächter, bän­digen, läufer in 2) von Poiffy zu als T­reffer für ist während je zwei Wochen für alles, auf den Märkten von Steaur und Poiffy erstandene Vieh gezahlt worden? und wie viel reines Fleisch ohne Knochen, Häute und Ab­­fälle hat dasselbe ausgegeben? Die Antwort war nicht sehiwer zu finden, da bei der Kaffe jedes verfaufte Stűd Vieh nach Gewicht, Race und Pfeid eingetragen wird, und das Ergebnis jedes Thieres an reinem Fletsche in den Sortirungsbüchern verzeichnet steht, welche fehtigen, theils nach seiner verschiedenen Güte, und die die der vie den Reiifebeamten ein­­« gettn standen am 30.September söo Ochsen in den Schlachthäu­­sern von der vorhergehenden vierzehntägigen Periode:bis zum 12.Okt. kamen 2,903 hinzu,sodaß im Ganzen ein Vorrath von 3,253 vorhan­­den war.Davon wurden bis zum 12.Oktober 2,839 geschlachtet,die zusammen 1,305,251 Franks 820.kosteten,durchschnittlich also 459 Fr. 750.das Stück.Die Tare mußte also zunächst so eingerichtet werden, daß diese Summe durch den Detailverkauf wieder eingebracht wird:bei­­läufig wollen wir dabei,nur der AtmlogiewegeU­ bkmkkkkn,daß»«dk«e Preise in Sceaux und Poissy während der letzte anc­er ak Errich­­tung der Taxe-als es sich um Ermittlung«des Normaltaufs handelte — sofort beträchtlich in die Höhe gingen, „ein Zufall, zu dessen Erklä­­rung es, wie der „Konstitutionnel” naiv bemerkt, gerade Feines besonders tiefen Nachdenkens bedarf.“ 3 . Nun kann man, nach den Daten, die den Pariser Behörden­ zu Gebote siehen, annehmen, daß das Talg und dett von obigen 2,839 Ochsen 195,000 $r., ihre Häute 163,000 Sr., ihre Abfälle 28,000 Sr. und ihre Knochen — die hinfort nicht mehr als Zumage dem Detail­­eingerechnet werden dürfen — 11,000 gr. werth sind. Das macht zusammen 397,000 Sr., so daß der Sleifcher, um auf seinen Kaufpreis zu kommen, für das reine­ Sleifch nur 908,000 Fr. zu erhalten brauchte. lagen des Sleifherd und Dazu schlägt die Behörde, für die nächsten sonstige Aus­­seinen Geschäftsgewinn, 50 c. pro Kilo­­gramm, und da die vom 30. September bi zum 12. Oktober geschlach­­­ teten Ochfen 889,508 Kilos reines Sleifch gegeben haben, mußte dem­nach der Detailpreis des Kilo für zwei Moden etwa im Durchschnitte auf 1 Sr. 33 c. bestimmt werden. *) Dies das Gerippe der Berechnungen, neuen Ordonnanz zu Grunde liegen! Auf einige Spezialanordnungen, welche die Pariser Polizei getroffen, theil3 um unfindige Hausfrauen vor Uebervortheilung durch die Fleischer um — dur durch dem entsprechende verschienene Tariftäge zu forgen: darauf kommen wir wohl ein ander Mal zurüc!­k. Wien, 18. Oktober. Die Dementirung, welche die Bemer­­kungen des „Constitutionnel” über die Mission des Freiherrn von Proferch der Herrn Bollet Meggret erfahren haben, bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Behauptung des französischen Blat­­tes, daß Herr von Proferch mit einer offiziellen Mission betraut war, eine Annahme, die allerdings nicht richtig ist, da, wie ich Ihnen bereits zu wiederholten Malen gemeldet, die Reife des Herrn 9. Profefch nach Paris nur eine offizielse Bedeutung hatte. Es bestätigt sie, daß Piemont, die Vermittlung Branfreiche , aus Anlaß der von Oesterreich eingeleiteten Sequestration der den aufgehobenen Klöstern gehörenden Güter angerufen hat; das französische Kabinet hat es jedoch abgelehnt, die Wünsche Piemont’s zu erfüllen, wahrscheinlich, weil es überzeugt is, daß Das Recht auf Seite Döpsterreich’s ist, und ein Vermittlungsversuch den entsprechenden Erfolg um so weniger haben würde, als man birgseits durchaus nicht geneigt ist, auf sein gutes Recht Verzicht zu leisten. Der f­­rufsische Gesandte, Fürst Gottscharoff, hat heute um eine Audienz,bei Sr. Maj. dem Kaiser angefagh, und ist ihm diese, wie man vernimmt, für nächsten Samstag bewilligt worden. Aus London ist in Medereinstimmung mit einer Depesche aus Konstantinopel die Nachricht eingetroffen, Daß Lord Stratford seinen Posten in Konstantinopel vorläufig nicht zu verlassen gewennt. Das Miß­­verständnis, welches einen Augenblick das gute Verhaltuis des Lord’s zu dem Biscount Palmerston getrübt hat, s­cheint demnach seine Erle­­digung bereits wieder gefunden zu haben. G Wien, 15. Oktober. Die von der Banfpireftion einberufene außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre hat gestern stattgefunden. Es sind derselben die neuesten Vereinbarun­­gen zwischen der Anstalt und der Staatsverwaltung zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt worden. Die einzelnen Panftationen weichen von den Nachrichten, die man früher darüber erhielt, nicht ab. Bemer­­kenswerth ist nur, daß die Finanzverwaltung auf den Antrag der Direk­­tion, wie aus den Vorlagen des Gouverneurs hervorgeht, die Einzah­­lung auf die neu auszugebenden Aktien auch in Banknoten zum DTages­­furfe anzunehmen, eingegangen is. Wie ich jedoch höre, so hat der Finanzminister die Banf ansprüchlich verpflichtet, den zur Aufnahme des Hypothesengeschäftes erforderlichen Fonds durchaus in Silber­wäh­­rung zu verwandeln, da die von der neuen­­Zweiganstalt der Banf auszugebenden Effekten auf diese Währung dafü­r sein werden. Die Banf wird sich um­so mehr in der Lage befinden, viese Umwechslung vorzunehmen, als sie bei der Einzahlung in Papiergeld fest ohnehin die Kursdifferenz vergütet erhält und das Silberaufgeld in der nächsten Zukunft aller M Wahrscheinlichkeit nach fallen wird. Die versammelten Aktionäre haben sowohl diesen Theil des Vertrags als auch jenen, der sich auf die Ueber­­nahme der Staatspomänen bezieht, einstimmig angenommen. — Ein neues Gerücht will wissen, daß Herr von Bruch wegen der Verpach­tung der Italienischen Staatsbahnen mit den Begründern der neuen Kreditanstalt in Unterhandlung getreten is. Es ist bereits außer Zweifel gestellt, daß Baron N­othhfchild an der Spibe dieser Gesellschaft steht. Dieser Tage war hier eine Notiz in den Zeitungen zu lesen, wonach eine Fusion zwischen dem Hause Nothfchild und dem Herrn Pereire versucht würde. Diejenigen, welche eine solche Nachricht in die Oeffentlichkeit gebracht haben, verfemnen die Verhältnisse, in wel­­chen diese zwei Gesomächte zu­einander stehen, gänzlich. Rothschild und Pereire werden sich niemals vereinigen ! Eine andere Nachricht muß ich ebenfalls vementiren. Es wurde nämlich geschrieben, das Beratsbungen über die Quarantäne anstalten hier abgehalten werden, aus denen in Kürze gründliche Reformen hervorgehen dürften. Leider sind tiefer eingehende Refor­­men in diesen veralteten Einrichtungen noch nicht so bald zu erwarten! Bon Seite des Handeldministeriums, wo für die Kontumazangelegen­­heiten eine eigene Verwaltungsabtheilung besteht, ist erst kürzlich geltend gemacht worden, daß eine Beseitigung der Q­uarantäneschransen in Oesterz­reich eine Absperrung der fremden Staaten gegen unsere Provenienzen nach sich ziehen würde. Im Armeeoberkommando, das fi über einzelne graz­ien von der permanenten Sanitätskommission einen ausführlichen Ber­iih­t erstatten ließ, wird jedoch an der Einführung mehrerer Verbesses­rungen beim Reinigungsverfahren gearbeitet, die vielleicht bald ins Le­ben treten dürften, wenn die offiziösen­ Pariser ehe sie das Schlachthaus verlassen, das Gewicht mit ärmeren Klaffen ipse , vidi Klassifizirung des *) Der Verkauf von 889,508 Kilys muß nämlich einbringen: 1) die oben berechneten, auf das reine Fleisch entfallenden 908,000 Tres., und 2) 266,852 Fres,, nämlich 30 e, pro Kilo als Gescinistprozente u. |. m. — macht zusammen 1,174,852, was für das Kilo 1 Tre, 33 c, gibt,­ ­ Bericht Veliffier’s über das Neitergefecht bont 29. September. Der , Moniteur" vom 16. bringt folgende Depesche Pelis­­teros . § Hauptquartier zu Sebastopol, 1. Oktober, Herr Marshal! Als ich im meiner Depesche vom 29. September Em. Erzellenz die Absendung des Generals D’Allonville mit drei Regimentern seiner Kavalleriedivisionen (4. Husaren-, 6. und 7. Dragonerregiment nebst einer reitenden Batterie) nach Eupatorin Bericht erstattete, gab ich der Hoffnung Raum, Daß es der umsichtigen, Durch den Mufchie Ahmet Pafııa mit Eifer unterstüßten Shätigkeit dieses Führers gelingen werde, Die Truppen, welche die Russen um Eupatoria aufgestellt haben, weit zurückuwerfen und also dann die große Rückzugslinie des Beindes von Simpheropol auf Perefop zu be­­proben. Ein glänzendes Kavalleriegefecht, das am 29. September zu Kughil, 5 Meilen nordöstlich von Eupatoria, stattfand, und in dem die russische Kavallerie des General Korf von der untrigen aufs Haupt geschlagen ward, hat so eben jene Reihe von Operationen, deren Angelpunkt Eupatoria sein muß, aufs Glück­­lichste eröffnet. Nach den, z­wischen Ahmet Murchir Vajda und General D’Al­­lonville getroffenen Verabredungen brachen am 29. um 3 Uhr Morgens drei Kolonnen von Eupatoria auf, um dem Feinde entgegenzugehen. Die er­ste nahm in südwestlicher Richtung am Äußersten Ende des Isthmus bei Sati Position. Sie hatte nur wenige Schwadronen vor sich, die sie — mit Hilfe zweier , sie durch ihr Feuer unterstoßender Kanonenschaluppen — leicht im Zaum hielt. Die zweite, vom Murchie in Person befehligte, ging über Drag, Atdin und Tejeh Diou­tschaf vor, alle Vorräthe des Feindes vernichtend, auf die sie unterweg­s sie. Die dritte, an deren Spike sich General, VA Lionville gestellt, bes­­tand aus 12 Eskadrons seiner Division, aus der reitenden Batterie Armand, nebst 200 Mann irregulärer Reiterei und 6 egyptischen Bataillonen, Sie 308 durch einen der Arme des Safiksee’s und marfehirte über Tschiban nach Divll­­tidhat , dem gemeinsamen Rendezvous, wo die beiden roten Kolonnen gegen 10 Uhr Morgens zusammentrafen. Diese zwei Kolonnen hatten die russischen Schwadronen, die ei nach und nach auf ihre Reserven zurückgezogen, vor sich hergetrieben. Während General d’Allonville seine Pferde versc­hnaufen ließ, beobachtete er die Bewegungen des Feindes, der­­ 18 Schwadronen start , nebst mehreren Sonnien Kosaken und Artillerie — zwischen V­onvill­e und dem See vordringend, seine rechte Staufe zu umgehen fürchte. General D’ALonsille , den der Mufchir im Süden durch zwei Regimenter türkischer Kavallerie und die sechs egyptischen Bataillons unterftüsen ließ, bewegte sich sogleich nach dem Ende des Sees, um den Feind selbst zu umzingeln. Die Schnelligkeit dieser Bewegung machte es dem 4. Husarenregiment, das in erster Linie vom General Walfin-Esterházy angeführt wurde, möglich, den Feind mit blankem Degen anzugreifen, während der General Champeron mit dem 6. und 7. Dragonerregiment, in zweiter und dritter Linie die russischen Mhlanen überholte, und sie zu einem überstürzten Nachzug nöthigte, während dessen sie auf mehr als zwei Meilen verfolgt wurden. — Da der Feind JTcky auf keinem Punkte mehr hielt,und nach allen Rich­­tungen hinfloh,machte General d’Allonville mit seinen Schwadronen Halt,und sammelte,ehe er den Rü­ckzug antrat,alle auf vem­ Schlachtfeld befindlichen Truppen. An diesem Tage erbeuteten wir 3 Kanonen, 5 Haubiten, 12 Pulversäften und eine Feldschmiede. Alles mit der Bespannung ; ferner machten wir 169 zu Gefangenen, worunter ein Offizier, der Lieutenant Procopinwitsch von 18. Uhla­­nenregiment, endlich bekamen wir noch 250 Pferde. te Der Feind hat auf dem Schlachtfelde 50 Todte zurüstgelassen , unter wel­­chen der Oberst Andrevussi vom 18. Uhlanenregiment, von der Division des Ge­nerals Korf, der an diesem Tage ung gegenüber kommandirte, und der in der rus­­sischen Armee für einen verdienstvollen Kavallerieoffizier gehalten wird. Unsere Verluste sind vergleichsweise sehr gering. Wir haben 6 Todte und 29 Verwundete. Unter letteren befinden sich die Herren Pujade, Adjutant des Generals Walfin, und Libert de Borvillon, Ordonnangoffizier desselben Generals. Diese schöne Affaire macht den Regimentern große Ehre, so wie den Gene­­rälen Walfin, de Champeron und d’Allonville, der die Mitwirkung des Ahmet Muschir Vajda, und des von diesem kommandirten ottomanischen Korps sehr lobte. Die neuesten Ereignisse in Mexiko. Nach der „Preuß. Korresp.“ PL, Man ist gewöhnt an wiederfehrende Ummwälzungen in den ehemals spanischen Kolonien der neuen Welt. Es fehlt diesen allzusehr an den Elementen politischer Stetigkeit. Eine zum Theil tief verderbte Geistlichkeit, anstatt die Fundamente der gesellschaftlichen Entwicklung stärken zu helfen, ist nicht selten selbst im Bunde mit den Aufstandsführern. Es fehlt an uneigenwübigen und charakterferten Per­­sonen, denen, wie in andern Regionen und unter andern Nationalitäten, ganz ohne Scheu Gemalt in die Hände gelegt und der Schuß bestehender Verhältnisse anvertraut werden konnte, Pflegen doch fast alle Umsturzbewegungen in Ländern spanischer Race von Provinzialgouverneuren, Heeresführern oder den Olievern des Offizierkorps einzelner Truppentheile auszugehen! Bei solcher Lage der Dinge darf ein tollfühner Ehrgeiz Alles wagen; er kann jederzeit auf Helfershelfer und Bundesgenossen zählen. Anarchische Gelüste sind auf einmal unterwühlten Bo­­den immer da. Irgend­ein scheinbares, zur Aufstachelung volksthümlicher Leiden­­schaften und provinzieller Interessen geeignetes Programm ist unschwer gefunden, und die Revolution nimmt an einem beliebigen Punkt eines weiten Staatsgebietes ihren Anfang, um schner Ausdehnung zu gewinnen, bevor nur eine erste Meldung der Ereignisse an den Sík der Zentralgewalt gelangt. Der unterwühlteste Boden des vormals franiischen Amerika ist ohne Zweifel die Republik Merito. Sie hat in Folge ihrer inneren Wirren schon große Streben ihres Gebietes verloren und wird vielleicht ihrer Selb­ständigkeit ganz verlustig gehen oder erst dann zu einem Teivlichen Dasein gelangen, wenn sie von einem stärkern oder besser organisirten Nachbarreihe noch um einige mächtige Landes­­firessen beraubt werden. Der fett eingetretene Regimentswechsel in Merito ist auch schon durch länger dauernde Empörrungen vorbereitet und von Kundigen wurde selbst Die Katastrophe Längst vorausgesehen. Gedenkt man jedoch der­ Lage, in welcher die Nepublis vor der Einfegung der recht gestürzten Herrschaft si­cher funden, und des Triumphzuges, in welchem General Santa Anna vor einigen Jahren den Landesboden und die Hauptstadt selbst betrat, bringt man dabei Die persönlichen Eigenschaften, welche diesen Mann vor den meisten Häuptlingen seiner Race auszeichnen, und Die Energie, die er entwickelte, in Anschlag, dann kann man doch nicht umhin, über den wirklich eingetretenen sgnellen Wechsel zu flaunen. Der General Don Antonio Lopez de Santa Anna, der schon in drei vers­chiedenen Zeitepochen, in den Jahren 1833 bis 1836, 1841 bis 1845 und im Jahre 1847, sei es als Präsident oder als Diktator, an der Spibe der merkkani­­schen Angelegenheiten gestanden, lebte seit dem legtgenannten Jahre als Verbannter auf der Insel Jamaica, als der Ruf an ihn gelangte, in das Land zurückzukommen und die Zügel der Regierung wieder in die Hand zu nehmen. Das Land war in völliger Zerrüttung und die Anarchie seit dem Herbst 1852 is furchtbar hervor­­getreten, daß den politischen­ und militärischen Häuptern nichts übrig blieb, als sich selbst zu fügen und den energischen Santa Anna als Netzer aus der allge­­meinen Gefahr herbeizurufen. Santa Anna war von Haus aus das, was der Republikaner, der die republikanische Regierungsform in seinem Lande für uns haltbar hält und die Kraft in sich fühlt, eine monarchische Herrschaft zu begründen, immer sein wird — nämlich Zentralist; er hatte sich den Föderalisten nur zeitweilig zu Erreichung seines Zweckes angeschlossen. In dem genannten Jahre der allgemeinen Auflösung im Lande war zu einer grenzenlosen Ohnmacht der Zentralregierung noch die Machtlosigkeit der Gouvernements in den einzelnen damals sogenannten „Staaten“ hervorgetreten , so daß nichts übrig war, als die Heilung vom Zentrum aus zu versuchen. Der damalige Umschwung nahm in den Städten Kalisco und Guadalajara seinen Ausgang. Ein Pronunciamento vom 20. Oktober 1852 zeichnete die Grundzüge der neuen Ordnung, d. h. einer­­ zentralisirenden Diktatur. Am 7. Februar 1853 wurde die Zurückberufung Santa Anna’s­ und die Annahme des Pronunciamento von Oundalarara Seiten des ganzen Landes beschlossen, und am 7. März desselben Jahres General Santa Anna zum zeitweiligen Präsi­denten erwählt. Am 1. April flieg er an’s Land und wenige Tage später zog er im Triumph zu Mexiko ein, um mit seiner energischen Hand eine neue Ordnung zu begründen. Santa Anna reorganisirte zunächst das Heer und die Milizen ; er erzwang die Ruhe dur­ Standrecht. Dann ging er an die Organisation des Zivilstaates nach dem Grundfate der Zentralisation. Gefechliche Bestimmungen, welche jeder kräftigen Handhabung der Gewalt unübersteigliche H­­ndernisse in den Weg legten, jedem Aufstandsversuche Vorschub leisteten, wurden beseitigt, die Justiz reformirt, polizeiliche Einrichtungen neu begründet, der vnvianischen Bevölkerung Rechte, mit denen sie nichts anzufangen wußte, entzogen. Der Präsident suspendirte ferner die einzelnen Staatsverfassungen bis zur Revision der Gesammtverfassung, und fegte neue Gouverneure ein, die zugleich an der Seite der Militärmacht standen. Allmälig wußte er alles zu beseitigen, was an die­ alte Föderativverfassung erinnerte, selbst die Namen der einzelnen Staaten, die nun Departements benannt wurden. Die wiederholten Empörungen, namentlich im Staate Guerrero, unter­­prüfte er durch abschrechende Strenge. Endlich trat eine gewisse Ruhe ein. Das Wiederaufleben, das durch sie dem unglücklichen Lande bergönnt wurde, fehlen zulegt selbst die Republikaner mit dem Gedanken an die Einführung einer Mon­­archie zu versühren. Auch Santa Anna selbst leistete dieser Tendenz jeden mög­­lichen Borschub. Im November 1853 traten Städte, wie Guadalajara und Guanajuato, mit der Erklärung hervor, daß eine einjährige Diktatur zur Herstellung der zer­­rütteten Zustände nicht genüge. Sie forderten Santa Anna auf, die unumschränkte Gewalt nöt­igenf all lebenslänglich zu behalten. Unmittelbar darauf flog sich Deracruz, bisher der Held aller Revolutionsbestrebungen und der Hauptfuß der Republikaner, der Manifestation an. Demgemäß erklärte sie General Santa Anna am 17. Dezember 1853 selbst zum lebenslänglichen Präsidenten der Republik. Doc in demselben Augenblick, in dem er diesen Gipfelpunkt erstie­­gen, fing au­f ein Stern wieder an zu bleib­en. Kaum war dieser erste Schritt zur Wiederherstellung der Monarchie gethan, so griff auch in verschiedenen Theilen des Landes, namentlich aber in Guerrero, die republikanische Partei wieder und mit besserem Erfolge zu den Waffen, so daß Santa Anna si aufs Neue ge­­nöthigt sah, mit Entwickklung militärischer Kräfte seine Stellung zu behaupten, und um den Besis derselben zu kimpfen. Hatte der Staat oder das Departement Jalisco das Signal für die Be­rufung Santa Anna’s gegeben, so war es nun der Staat Guerrero, wo der Kampf gegen die Diktatur anhob. In der Stadt Ayutla (Distrikt Ometepes) war es, wo Oberst Llorencio Bilardal durch die Verkündung eines Revolutions­­programmes, welches seitdem Ayutla-Plan genannt wird, amı1. März v. a. die Revolution eröffnete. Ob Billaréal aus eigenem Antrieb handelte oder nur ein Werkzeug des Provinzialgouverneurs, General Alvarez, war, liegt im Dunkeln. Gewiß is, daß Alvarez alsbald an der Spite des Aufstandes erschien, daß ferner ein Oberst a. D., Ignazio Comonfort, die Hafenstadt Acapulco (Departement Mexiko) oder deren Garnison für die Bewegung gewann, und daß Beide, Alvarez und der jebr auch General titulirte Oberst Comonfort, als die Chefs der ganzen Bewegung betrachtet werden. In den einzelnen Staaten, die später sich anschlossen, sind freilich noch andere Häuptlinge vorgetreten. Ihre Ansprüche halten unwahr­­scheinlich jenen der Urheber auch Die Wange, und vielleicht sind selbst die Urheber ges Aufstandes in Nachicht des Programms nicht einig. In dem bisherigen Kampfe jedoch diente der Plan Ayutla als Bahne, . B. Gr. Wardein, 15. Oktober. Immer näher räht wieder die Saison der füh­rung für uns, denn troß der Bedeutung unseres Frucht und Mehlhan­­­del — die hierartige Kunstmihle ist durch ihre quantitative wie qualitative Produktion gleich ausgezeichnet, — wird derselbe Durch Die gewohnten Herbstregen gelähmt, indem wir in Folge derselben von der Außenwelt nahezu abgeschnitten werden. Wäre du die Eisenbahn schon fertig, Die diesen Rezidiven Der Merfanz tilmelt ein Ende machen möchte ! Als ich jüngst der Hebelstände unseres Schulmwesens Erwähnung bhat, vergaß ich anzuführen, daß wir Feine einzige Mädchenschule befichen, die Mädchen somit durchgehend­ eine und Dieselbe Schule mit den Knaben besuchen ; eine Stadt von der Größe der unsrigen dürfte aber wohl Sorge dafür tragen, daß eine ges­­onderte Mädchenschule organisirt werde. Der Debrecziner Judendeputation, die sich jüngst an den dortigen Magistrat mit dem Ersuchen wandte, die Zleifhtare von nun zu Schul= Er ETEEEETTETETEETEEEETEREEEE |

Next