Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 227-253)

1855-10-18 / nr. 242

Die einzelne Nummer Abendblatt des Pester 4 Donnerfing, 18. Oktober, Jiro. 249, Den, 1855. Telegr. Depeschen der „Defterr, Korrespondenz.“ Turin, 16. Oktober. General Lamarmora meldet vom­ 14., General Mon­­tevecchio sei in­folge der in der Ischernajaschlacht erhaltenen Wunden gestorben. Genua, 14. Oktober. Die Bewegung in Sizilien beschränkt sich auf den Zug von etwa 200 Soldaten gegen eine Bande Landstreicher in der Gegend von Catania und im Gebirge. Cagliari, 13. Oktober, Ingenieur Brett mir durch Sturm genem­igt, das Tau zum unterseeischen Telegraphen von Cagliari nach der afrikanischen Küste zu durchschneiden, um seinen Klipper vor dem Untergange zu bewahren. 2isorno, 13. Oktober. Die Rastanienernte ist ergiebig; Oliven versprechen reiche Ausbeute, Wein sehr theuer, weshalb viele Aufträge nach Piemont, das eben­­falls eine ziemlich ergiebige Lese hatte. Fortwährend starre Heusendungen nach der Krimm. % Mest, 18. Oktober. Nach, wie es scheint, authentischen Ber­ich­ten hat nur ein Theil der allierten Flotte den Anferplak vor Doveffa verlassen, und ungefähr die halbe Anzahl der Schiffe befindet sich noch immer Angesichts der geängstigten Stadt. Die­ Resognoszirungen der Admiräle haben vor Difhafoff und Kinburn bereits begonnen. Erst von den Ergebnissen versehlen werden die weiteren Operationen abhängen. Einer Nachricht aus Opdeffa ent­nehmen wir, daß auf die, von und bereits erwähnte Aufforderung der Ad­­miräle, wegen­ der Uebergabe des Praftifa und des Qu­arantänh­afens , dann wegen der Entfernung der Kanonen aus den Strandbatterien, endlich wegen einiger anderer noch nicht bekannten Punkte, der Gouverneur Graf Straganoff die Antwort gab, er werde Die weiteren Instruktionen bei dem Saifer selbst in Nikolajeff einholen. Die Nachfehr des Czaren von Nikolajeff nach Petersburg soll nach russischen Angaben. Anfangs November erfolgen­ die Reise nach Odesfa und der­ Krim m­it unter den gegenwärtigen Umständen definitiv aufgegeben worden. Auf diplomatischem Gebiete geht uns heute Die­ offizielle „preuß. Korr.”’ mit der bereits gestern telegraphisch bekannt gewordenen Erklärung zu. Nachdem das ministerielle Blatt die Nachricht widerlegt, als habe Preußen auf Ersuchen Nußlandg Vermittlungsvorschläge an die Westmächte gerichtet, fährt er fort: „Es steht fest, daß von Seiten des russischen Kabinets seine Eröffnung in dem angedeuteten Sinne an die königliche Regierung gelangt ist, und andererseits zeigt sich, nach zuverlässigen Berichten, bei den krieg führenden Mächten des MWestens so wenig Geneigtheit zur Anknüpfung von Friedensunterhandlungen, daß Preußen sich nicht ermuthigt fühlen kann, freiwillig eine Vermittlungsthätigkeit zu übernehmen, welcher unter den­ obwaltenden Verhältnissen seine Aussicht auf Erfolg zur Seite steht.“ Aus Paris wird das Gerücht gemeldet, daß Walemstt mirder nach London gehen, und Drouin de l’HuyS seinen früheren Posten als Minister des Reußern antreten sol. » Gleichzeitig heißt­­, Daß Baron Bourgqueney mit dem Charakter eines Botschafters nach Wien zurück­­ehren werde. Sind dies formelle Beweise der Annäherung Frankreichs­­­nd Oesterreichs, so liegt heute auch ein neuer, faktischer vor; er betrifft den Streit zwischen Toskana und Piemont. Wie nämlich ver , Indep." aus Turin berichtet wird, hat Graf Ruol­fi vor Kurzem dem Marchese Cantone, Geschäftsträger Sardiniens zu Wien, gegenüber zu Gunsten von Toskana ausgesprochen. Gleichzeitig wird nun aber der „Deutsch. Allg. 3." aus Paris von einer Depesche an den französischen Botschafter in Turin gemeldet, in welcher die Regierung des Königreichs Sardinien auf’3 Nachprüdlichste angegangen wird, dem Zwiespalt mit Toskana ein baldiges Ende zu machen, „‚&8 wird, lesen wir weiter in der Analyse der französischen Depesche, sogar in der zartesten Weise ein leiser Tadel insofern gegen die künigliche Regierung aus­­gesprochen, als die Wahl des Grafen Cafati zum sardinischen Gesandtschaftsattache ein Veistoß gegen die Ziemlichkeit zu nennen sei, da man dem Großherzog, einem österreichischen Prinzen, kaum zumuthen künne, daß er einen der österreichischen Regierung gegenüber kompromittirten Mann wie Graf Casati an seinem Hofe em­­pfangen werde. Es wird ferner das gemäßigte angemessene Benehmen der großher­­zoglich toskanischen Regierung diesem entschiedenen Lehlgriff gegenüber hervorgeho­­ben, dem alles Ü Verlebende, irgend ein Recht der farbinischen Regierung Beein­­trächtigende fehle, da sie blos ihre eigene Würde gewahrt habe, oine der Sardi­­niens nahezutreten. Es wird auf Die Lage Europas hingewiesen, und auf die Nac-­lichkeit der österreichischen Allianz ‚die man nicht wegen unwesentlicher Förmlichkeits­­streitigkeiten preisgeben dürfe. Die sardinische Regierung, sol es wörtlich heißen, ist zu umsichtig und rennt zu genau Das Gewicht der Dinge, als daß sie bei ihrer starren Weigerung, in dieser verbriechlichen Angelegenheit einen vermittelnden Aus­­weg zu betreten, verharren sollte. Die nahe Beziehung, in welcher Sardinien zu den Westmächten durch die Bereinigung der Waffen einem drohenden Feinde gegen­­über fleht, macht die Drei Mächte solidarisch, und kann als Bürgschaft betrachtet werden, das die Westmächte einen Angriff auf die Ehre oder Selbstständigkeit Sar­­diniens wie einen auf die eigene ansehen würden, da Doch jeder Schimpf, Sardi­­nien angethan, unter diesen Verhältnissen auf sie selbst zurückfallen würde. » Diese nahe Beziehung tr­ag daher auch dem Rathe Frankreichs,dem sich­ Eng­­land gewiß anschließen wird,doppeltes Gewicht Verleihen.Man spricht sogar von einem­ Handschreiben des­ Kaisers in diesem Sinne an den König Viktor Emanuel, in welchem dieser beschworen wird,die geringfügige Ursache des unzeitigen Streits aus dem Wege zu räumen.­« Der Korrespondent fü­gt h­inzu:Man soll höherworts die Beilegung dieses Streits für so nothwendig erachten, daß man, wie mir versichert wird, entschlossen ist, auf­ die Auflösung des Ministeriums hinzuwirten, wenn sich das Ministerium Cavour als einziges Hinderung dieser Ausgleichung er­weisen sollte, obgleich man Das Kabinet, welches die Truppensendung durch­­gefeßt, hat, bei jeder, andern Gelegenheit unterstüßt und man es nur mit Widerwillen von den Geschäften entfernt sehen möchte. Die , Bresl. 3." bringt eine Mittheilung aus Paris, die wir, ihrer Suriosität halber, nicht übergehen wollen. Sie lautet: „Man spricht davon, daß Algerien in ein Vizef Königthum Verwand werden sol. Dieses Projekt it sicher vorhanden, und Prinz Dee Denen , Sohn Lucians, wird als BVizekönig genannt. Dieser Prinz saß in der Legislativen auf dem Berge, und hieß den Staatsstreich erst gut, als er gemacht war. Dem Exdemp­­oraten wurde kürzlich Der Titel Altesse Imperiale verliehen, ohne daß er die geringste Einsprache erhob. Prinz Napoleon bleibt noch immer der präsumtise Ihrenerbe obgleich der von"­ Moniteur" gemeldete interessante Zustand der Kaiserin seine Aussichten auf den Kaiserthron bedeutend trü­bt. Der die Kaiserin kann ja auch eine Prinzessin zur Welt bringen. Die napoleonische Politik hält diesen Prinzen für alle Fälle in Referse, um ihm einen Thron zu geben. Es wird in der Diplomatie nicht mehr als Vermuthung, s­ondern als ernste Absicht betrachtet, daß Prinz Napoleon den s­pan nichen­ Thron erhält, falls er erledigt würde.” Dasselbe Blatt bringt legten Auslassungen Der dortigen Pfesse, die Schuhe wie das, insbesondere vom Prinzen Albert begünstigte Heirathsprojekt, den Faprizidien Launen Palmer­­stong in fehiebt. Der Korrespondent sagt : Ist Der Feind des Prinzen, der Gemahl der Königin ist Der einzige Mann in England, welcher der Diktatur Palmerstons das Gegengewicht halten kann­­. Palmerston weiß, daß hatte, gerichtet, Lieblingswunsch der Prinz nicht blos vor fünf Jahren seine Entlassung betrieben sondern an), daß er ihn seitdem stets beaufsichtigt hat, und daß feiner Bewegungen mit Britischem Auge folgt, Alle Kunst des Ministers Iiner Hose, je tfol­rt, als in den Kreisen der legteren Avancen zu machen, Palmerston WR abwandte, nur dazu gedient, welche der König Otto schriftlich verlangte, wozu si mächtigt erklären.‘‘ Aus Madrid wird vom 13. berichtet, Daß Majorität der Regierung wächst. Dagegen sollen Parteien mit er jeßt jeder tt daher darauf dessen Mißtrauen er nicht mehr einschläfern kann , mindestens einzuschlichtern ; und kaum wurde es bekannt, daß die Familienalliang mit Preußen ein der Palmerstonschen wartet der Stab über diese­ Spee gebrochen war. Lord Palmerston ist ein stet zu gemwirgter Staats­­mann, um nicht den Werth, ja die Nothiwendigkeit eines Einverständnisses mit dem Ber- welches fi dem französisch-österreichischen Bunde gegenüber geltend machen Liege, zu erkennen. Aber seine Rivalitä­t wider den Prinzen Albert ist so groß, daß er, um nur nicht Die Gewinnung jenes Einverständnisses dem Prinzen verdanken zu müssen, lieber die norddeutsche Großmacht vor den Kopf füßt, und Großbritannien mehr als die Entfremdung zwischen dem Kabinet Palmerston und der preußischen Regierung bewußte, um seinerseits im dergleichen an seinen Bundesgenossen gewohnt, hat doch die Schroffheit, mit der fi England fett den Wiener Konferenzen Kerl Das Band zwischen Wien und Paris feiter au . . Ueberhaupt begegnen wir Lord,,Firebrand«in diesem seinem Cha­­rakter wieder an mehreren­ Orten­:in­ Neapel und in Athen. ,,Die neapolitanische Regierung,lesen wir in eineuispariser Briefe der»N.Pr.Z.«,seit langer Zeit schon durch das Benehmen des Lord Palmerston beleidigt,konnte nicht umhin,durch ihren am britischen Hofe akkreditiriert Gesandten,den Fü­rsten Carini,über die bekannte provoziesen­de Rede Palm­erston’­s Erklä­rungen fordern zu lassen.Discoon dem­ Fürsten­ get­anett Schritte wurden von sein­er Regierung gebilligt,welche überdies noch­ von­ dem Minister des Reußern eine Zirkularnote an ihre si­mmtlichen Vertreter im Auslande aussetzen ließ, in welcher­ sie ihre Indignation ü­ber die fortwährende Einmischungssucht Englands in ziemlich kräftigen Ausdrü­cken aussprach.Mittlerweile gab die Fagan’sel­b­­­schichte Veranlassung zu einem Ministerkonseil in London und zu dem Projekt einer Expedition eines kleinen englischen Kriegsgeschreaders gegen Neapel.Gegen diesen Akt der Feindseligkeit wurde von der neapolitanischen­ Regierung energisch protestirt und das österreichische Kabinett schloß sich diesem Protest an,sobald es Kunde von jener alles Ernstes beabsichtigten Demonstration erhielt,worauf m­an endlich in London auf diese­ Expedition verzichtete.Aber auch die von der neapolitanischen Re­­gierung beabsichtigte Zirkularnote unterblieb,vielmehr gab der König,in Erwä­­gung der gegenwärtigen Verhältnisse,seine Zustimmung zu einigen Konzessionen. Verwahrte sich jedoch entschieden gegen jede weitere Einmischung Englands in die inneren politischen Verhältnisse Neapels.So stehen die Sachen jetzt:­« Aus Athen wird dagegen bezü­glich der bekannten Audien­z des w­est­­mächtlichen Gesandten beim Köni­g,vo­n1.d.,berichtet: »Der englische Gesandte Herr Wyse führte das Wort,wobei sich derselbe jedoch einer so heftigen Gehässigkeit überließ,daß der Majestät der König gezwungen war, ihn daran zu erinnern­,daß er in­ Gegentwort»des Königs von Griechen-­ land«rede und er sich auf die vorliegende Angelegenheit zu beschräft­ken­ habe. Diese Mittheilungen begleiteten Die Gesandten der Westmächte mit Bemerkungen, Faktionen wieder ihr Haupt erheben. Ja Kongreffe ertwidert sich, die schon erwähnte Partei der „reinen Progressisten” unter Madoz, Cor­­radi und Portilla mehr und mehr. Ihr Hauptbestreben it vorläufig auf Purifizirung der Behörden von allen „inteinen Elementen“ gerichtet, wie aus dem Ministerium, so sollen auch aus den andern Nemtern sammis­liche Funktionäre entfernt werden, deren Grundläse mit dem Prinzip der Rolfssouverainetät in Widerspruch stehen. Webrigens beobachten sich Die, die härtesten Kämpfe werden mnerven. Aus Wien wird uns schließlich gemeldet: Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind am kaiserlichen Dampfjacht „Adler“ von Nihard Metternich soll zum Gesanbten Fiürst in Madrid resignirt­ sein. — abzuschließenden berathen und hier genauer Konstantinopel abgegangen, sind fest zur Beschlußfassung wieder nachh Wie man sernimmt, it Die Verabießung und theilweise Aufhebung der türkischen Ausfuhrzölle beantragt, Die Schluß­ „Der Premier den Prinzen, des Prinzen sei, Die Grundfüße neuen Handelsvertrages, eine Korrespondenz aus London, welche die Neihen der Deputirten Durch die Ankunft Der und der noch fehlenden Parteiführer ergängt sein ES wäre nichts Auffallendes, lauerndem Mißtrauen nicht ausbleiben, sobald neugewählten Mitglieder festgestellt wurden, gegen wenn der Kaiser Napoleon und Diese Herren jedoch nicht den Eortes in mehreren Provinzen in Linz nach Wien des zwischen Oesterreich und werde abgereist. — der­ Pforte In Konstantinopel ere die Die 17. früh 7 Uhr an Bord ver

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