Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 227-253)
1855-10-27 / nr. 250
Die einzelne Nummer Abendblatt des Pefter Flop... Fortet - 2 di GT Hamstag , 27. Oktober. Den, 1855. 1 fr. x West, 27. Oktober. Wie aus unseren Mittheilungen vom Kriegsfehbauplage hervorgeht, nimmt die Doppelbewegung der Alliirten gegen Derefop von Eupatoria und vom Dnjepr her einen immer drohenderen Charakter an. Die gouvernementale „Morning Post“ behauptet geradezu, daß nach Mittheilungen aus Nurland die Räumung der Nordforts und Der Grimm selber in gewisser Aussicht siehe. Der lamentable Ton, welchen ein Odessaer Brief in der raffenfreundlichen Kreugeitung anschlägt, foimmt fortrefflich zu Dieser erfreulichen Prophezeiung . Allerdings ist Unglaubliches für Verstärkung der Befestigungen Odefin’s gefrgeben , aber Zint- wie Militärpersonen sind darüber einig, daß einem ernstlichen Bombardement von Stadt und Land her sein genügender Widerstand entgegenzulegen ist. Die 54.000 Mann , die bei Odessa stehen, mögen ihnen ein Beispiel von der peinlichen Tage geben, in welcher sich unsere Armee gegen die nach allen Seiten hin wesgenartig ausgetheilten Stiche und Störe des Feindes befindet. Der das Meer zu seiner Disposition hat. Diese 54.000 Mann sind ganz unnah bei Ddeffa, wenn der Feind sich begnügen will, die Stadt niederzubrennen, was er mit seinen weittragenden Schiffegefehigen aus sicherer Ferne thun kann. Aber sie müssen Da stehen, um zu verhindern, daß der Feind ss etwa nach einem Bombardement Odefjas bemächtigt. Ebenso ist es mit dem Lager bei Nikolajeff, wo gegenwärtig 70.000 Mann versammelt sein sollen. So lange sie dort stehen, nützen sie nichts, und wollte man sie fortnehmen , wirden schwere Verluste entfiehen. Wollen wir das asow’sche Litorale vertheidigen, so entblößen wir den Pruth und untgefehrt. Einer Petersburger Korrespondenz des „Nord“ zufolge, hat man daselbst zum Anwenden an den verstorbenen Kaiser Nikolaus I. Medaillen in Gold, in Silber und in Bronze geprägt. Dieselben stellen auf ihrer rechten Seite Das Portrait dieses Monarchen, und auf der anderen einen Halbmond, von einem Kreuze überragt, dar; außerdem enthalten sie die Daten der Geburt, der Thronbesteigung und des Todes des Kaisers. Die „Times“ bringt heute eine Darstellung der österreichischto8fanisch=sardinischen Differenzen. Der, früher von uns mitgetheilten Angabe des „Constitutionnel” entgegen, behauptet sie, Graf Cafatti sei nur der Sohn eines lombardischen Emigranten und habe sich 1848 nicht kompromittiren können, da er damals erst 18 Jahre gezählt. Auch habe ver tossantische Premier, Herr Baldafferonti, den Grafen anfangs freundlich empfangen und erst in Folge einer aus Wien erhaltenen Reprimande und eines Anderen besonnen. In einer Unterredung mit dem farbinischen Gesandten in Wien habe Graf Budeg in den Vordergrund geschoben, daß der Großherzog zugleich Österreichischer Erzherzog sei und der Zwist daher ven Hof direkt angehe. „Wir werden — habe der Minister geschlossen — eine Frist bestimmen, in der die Sache beigelegt sein muß, wenn wir nicht unsere Mairegeln ergreifen sollen. Die „Zimes“ fährt dann fort: Sol Sardinien seine Allianz mit uns büßen ? Unser Gesandter in Turin bot seine Vermittlung an, und das sardinische Kabinet machte einen Borschlag , der um dies eben Friedens willen große Zugeständnisse an Tostana enthält. Diesen Borschlag hat die tostanissche Regierung schlechterdings zurückeriesen. Der Ortsherzog verlaßt sich auf Desterreich und Desterreich baut auf seine militärische Neberlegenheit. Ein Sturm dieser Art wurde lang vorhergesehen. Desterreich ist sein Einfluß in Rom, Turin, Florenz und Neapel kaum weniger wichtig als seine Herrschaft über Mailand und Venedig. Diese italienischen Staaten waren die Vormwerte seiner Macht. Einer derselben ist jegt mit Stanfretdh verbindet — die Hauptstadt des andern ft von französischen Truppen befett. Was aber sol man erst dazu sagen, daß unser Gesandter unseren Alliirten im Stiche Yaßt? Der Marquis von Normandby, Englands Vertreter in Florenz, meint, der Großherzog sei im vollen Rechte und Oesterreich mache nur von einem legitimen Einflusse Gebrauch. Er hat Sardiniens Benehmen offen getadelt, weil es dem Sohne eines Flüchtlings eine Anstellung gegeben. . . 3 er, « »» Und wenn das die Ansicht eines britischen Diplomaten ist,nimmt sich da der Berger der»Times«danübei«,daßes reichlichen Ministers DBerhör zu nehmen, auch die eines öfterhochfomlich auf! Scließlich will Die „Times“ wissen, die englische Regierung habe einen diplomatischen Agenten nach Florenz gefhrkt, um den Marquis Normanby Die Differenzen zwischen Stanfreidh und Neapel sind der Ausgleichung französischen Slagge die Salutschürfe verweigerte, waltungs=rechte, Yichfeit kann nach den Regeln des Rechtes ihr Eigenthum vererben “. „nie nieft vollständig das Recht, ist, wird zu beftgen und tst Da, wo ber wird besavouirt und die Bersicherung gegeben werden, Daß nichts Aehnliches mehr so kommen sol. Man hofft nun an auf eine Burcnahme desetreideausfuhrserboten, da es feststeht, daß was Nacht, den Zehenten einzufordern, vernimmt die fernere Aufrechthaltung desselben nicht nothwendig macht, der neapolitanischen Regierung also keine Ausflüchte mehr übrig bleiben. Aus Sardinien hören wir, daß General Berey als Chef der englische italienischen Fremdenlegion seine Entlassung eingereicht hat und Oberst Read an seine Stelle getreten ist. Aus Rom wird berichtet, daß Papst Pius IX. mit ven so wichtigen Verbesserungen der Erhebung der Geistlichen v durch sachverständige Weltliche im Berz ALS die welche das Österreichische Konkordat in seinen 36 Artikeln der katholischen Kirche einräumt, bezeichnet Der „Univers“ Folgendes : Der Vereht aller Geistlichen nach oben und unten ist frei ; die Schulen sind unter die Aufsicht der Geistlichen gestellt , ebenso die Literatur ; die Strafgewalt der Bischöfe über Kleriker und ficher alle, welche die Gefege der Kirche überschreiten, ist anerkannt ; die Wahl neuer Bischöfe ist im Grunde ganz in die Hand der alten gelegt. Die Geist- Kirche gezu erwerben.hr Eigenthum ist unverleglich; die Verwaltung der Kirchengüter findet in Gemäßhett der Canones statt; es in Hebung ist, anerkannt. Alles, was die geistlichen Personen und Dinge anbetrifft, und im Konkordat vorgesehen Institutionen, welche durch den Papst anerkannt sind, gestalten, In Betreff der angefirebten Reform der deutfden Bun desverfaffung ver „Hamb. Cor.“ aus Wien, sich gemäß der Lehre der Kirche und gemäß der in Kraft stehenden für die in dieser Richtung zu erwartenden Vorschläge die Unterftügung der kaiserlichen Regierung in Aussicht stehe. Den Anträgen auf Einregung einer Bolfsevertretung am Bunde wird die diesseitige Negierung kein Gehör geben. Dagegen dürfte sie auf eine zuweckmäßigere Vertheilung der Gewalt zwischen dem Zentralorgan und den einzelnen Negierungen, auf eine Erweiterung der Kompetenz der Majorität und überhaupt auf ein strafferes Anziehen der Bande, welche Deutschland zusammenhalten, hinarbeiten. Herrn von Profesh Often’s Abreise nach Konstantinopel solk auf den Anfang des November festgefest sein: sein Vorgänger Baron v. Koller ist für den Gesandtschaftsposten in Athen resignirt. Einem diplomatischen Diner, das vorgestern bei dem Grafen Buol stattfand, mohnte al der Geschäftsträger der Schweiz, Herr Steiger, bei. FZIM. Baron v. Heß it in Wien eingetroffen. Die Eisenbahn von Mailand nach Venedig wird schon im nächsten Jahre vollendet werden. Ein neuer Wiener Brief des „Konsitutionnel” vom 25. Oktober hellt den Umstand auf, dag nach dem Falle Sebatopol’8 die österreichischen Glühwünsche länger auf sich warten liegen, als nach der Almaschlacht. Am 10. September, wo die offizielle Nachricht dieses Ereignisses in Wien anlangte, befand Ge, aport. Maj, fidh bei Aufsee, wohin sein Telegraph geht, auf der Seifenjagd. Graf Buo richtete, ohne die Befehle seines Souveräns abzuwarten, eine Berbalnote an Herrn v. Bourggueney, worin er lebhaft bedauerte, daß die Abwesenheit des Kaisers Franz Joseph nicht gestatte, a. h. Seine aufrichtigen Glühmünfhe an den Hof der Zutlerien gelangen zu lassen, doch werde man den Mangel der Unmittelbarkeitt dur größere Förmlichkeit erlösen. Da nun Peltifier’s Bericht erst am 26. September im ‚„‚Moniteur‘’ erschien, konnte Baron G ibnermundt vor Anfangs Oktober dem Grafen Walemwsrt die Note überreichen, die dies Mal sHriftlichen Glücmvünfde der Wiener Regierung enthielt. Der Schreiber legt ferner darauf Gewicht, daß Baron Bourgqueney in der Woche nach dem Falle Sebastopol’8 mit dem Grafen Buno und Steiherrn v. Bach einen Ausflug nach Obersteiermark gemacht habe. Die Reife Sr. fatf. Hoh. des Herrn Erzherzogs Albrecht nach dem Süden habe hauptsächlichen Zweck, den König von Neapel von der Unrichtigkeit der Behauptung der russischen Diplomatie zu überzeugen, daß Oesterreich insgeheim mit Rußland sympathisire, und so die Antipathie Ferdinand’s II. gegen die Westmächte zu befeitigen. Bieter Hugo Cöhne standen fälschlich auf der Prostriptiongliste in den Journalen. Die jungen Leute sind unangetastet in Seriey und beschäftigen sie durchaus nicht mit Politik. so nahe. ist, nicht Der Kommandant von Messina, das Ernteergebniß Ba in ein strenges welcher im Königreich beider Sizilien wie im Justizfache mit Erfolg fortfahre, nicht ; das Die finanziellen Operationen. * Es wird uns aus Wien geschrieben, Daß gestern bereits aus den Kronländern auf telegraphischem Wege Aufträge zu Einzahlungsanmeldungen für Die Aktien der neuen Hypothesenhant eingelangt sind, und daß die Wirksamkeit dieses Instituts schon mit Neujahr beginnen sol. Die Anwesenheit Des Herrn von Brentano in Dresden wird mit der Münzkonferenz in Verbindung gebracht. Ö. ©. Wien, 26. Oktober. Die gestern offiziell verlauteten Finanzmaßregeln bilden unstrittig einen wichtigen folgenreichen Abschnitt in der Geschichte der österreichischen Ftnanzen überhaupt. Anfangend das von der Staatsverwaltung mit der privilegisrten Nationalbank getroffene Uebereinkommen dürfte das Urtheil aller unbefangenen Vaterlandsfreunde dahin sich vereinigen,daß das in letzter Zeit so schwierig gewordene Verhältniß des Staates zur Bank dadurch endgültig,vollständig und befriedigend geregelt wird. Mit Hilfe dieser Operation wird die Bank dem Zustande der Solvenz entgegengeführt, ohne daß neue,empfindliche Opfer dieserhalb der Gesammtheit zugemuthet werden mußten,während in Folge der successiven Verkäufe der der Bank überwiesenen Domeinen diese in die Lage versetzt wird,ihren Barfond allmälig zu vergrößern,den Notenumlauf die zu imisichtigen Verhältnisse zu erhalten,ihren Geschäftskreis in allen Richtungen ihrer wichtigen,nationalökonomischen Thätigkeit,nach Maßgabe des sicherstebenden Bedarfes,zu erweitern und als hinreichend fundimieanstitut allen Anforderungen der größtmöglichen Sicherheit zu entsprechen. Die Wirkungen der Maßregel auf die Zustände unseres Geldumlaufes werden wenn auch nicht»rapid,was aus mehreren Gründen nicht einmal zu wünschen wäre, gleichwohl zuverlässig hervortreten,weil bei finanziellen Maßregeln mit fester und realer Grundlage,wie in gegebenen Falle,das öffentliche Vertrauen sich unzweifelhaft stets im vollen Maße hinzugesellt.Die Diskussion über den Erfolg des gewählten Mittels im Allgemeinen,kann als geschlossen betrachtet werden,in dem Mittel selbst liegt eine That der Entscheidung.Es kann sich also nur um das Wann handeln,um die beiläufige Bestimmung des Zeitpunktes,bis zu welchem die gänzliche Wirkung der Maßregel sich vollendet haben wird,und bei umsichtiger Erwägen aller einschlägigen Momente wird man leicht zu dem Schlusse gelangen,daß dieser Zeipunkt durchaus nicht ferne liegt.In den nach billiger Schätzung der Bank überlassenen Domänen liegen Schitze,die,Von spekulativen Hünden gehoben eine außerordentlich fruchtbare Ausbeutung in Aussicht stellen.Mit der zunehmenden Entwickelung,auf deren Wegen sich Oesterreich befindet,wird ohne Zweifel auch der Werth des Grundeigenthumes sich in steigender Tendenz vorwärts bewegen.Die zahlreichen Wohlstandsquellen,welche dadurch sich erschließen werden,repräsentiren eine mächtige Ressource der Zukunft,welche der Opulenz und Steuerkraft des Staates heils um zu Statten kommen muß. In inniger Verbindung mit der Durchführung dieser Maßregel steht die Errichtung eines Sypotheseninstitutes als selbstständiger Abtheilung der Nationalbank. Wer die derzeitigen Bedrängnisse der Refiker unbeweglicher Realitäten und aus der Erfahrung die Schwierigkeiten fennt, mit denen sie jegt bei der Aufbringung eines hierauf zu hypothezirenden Darlehens ringen müssen, wird zu ermessen wissen, welche Wohlthat diesem achtbaren Stande erwiesen wird. Der Grund, weshalb das Kapital bis fest die hypothetarische Anlage mied, liegt einfach in der bei Tettem größeren Berwerbbarkeit desselben auf andere Weise. Nunehr ergibt sich aber für das große und kleine Grundeigenthum eine reiche Quelle, aus der es alle Elemente einer prosperirenden Entwicklung zu schöpfen in der Lage it. Das Dampflesfschmerz der Kündigung auf kurze Termine, welches bis jeit über den Häuptern der Befiser schwebte, wird seine Gefährlichkeit verlieren; das sichere Befistrium wird der sicheren Hilfe nicht entrathen. Die Beliebtheit des Grundbefiges wird zunehmen, da an Impustinelle und Handeltreibende dem mächtigen Impulse nicht werben widerstehen können, durch die Erwerbung von Grundeigenthum, sich ein zuverläffiges Reservemittel für unsorbergegebene Fälle zu schaffen. Sollte die beabsichtigte Unternehmung bald und mit vollem Erfolge in das Leben geführt werden, so „mußte, wie geschehen, die Nationalbank, welche damit betraut wurde, von den die Höhe des Zinsfußes beschränkenden, gefeglichen Verfügungen für jegt und für die Zukunft frei gemacht werden. Der entgegengefegte Vorgang Hätte die Wirksamkeit der Maßregel "