Pester Lloyd - Abendblatt, November 1855 (Jahrgang 2, nr. 254-278)

1855-11-02 / nr. 254

L H ) Freitag, 2. November. Nro, Abendblatt des Pefter 254. A te Die einzelne Nummer foftet 0 1 Érv. e €. Mie. — Ve, 1855. Der Wirkungspreis des österreichischen ‚Credit Mobilier. G Wien, 1. November. Der Plan der Begründung einer neuen Bank hat in den lechten Tagen große Fortschritte gemacht; es soll nicht allein die Aufbringung des nöthigen Fonds im Belaufe von 60 Millionen Gulden bereits ge­­sichert sein, sondern es sind and­­rehen Die Lineamente entworfen, nach denen Die Anstalt eingerichtet werden wird. Das neue Institut wird den umfassend­­­en Wirkungspreis erhalten und alle die Geschäfte treiben, die einer vollkommen organisirten Bank zustehen. Sie wird den Gold- und Silberhandel und den Ein- und Verlauf von Wechseln unter ihre regelmäßigen Derichtungen aufnehmen; der Handel mit jeder anderen Ware wird ihr aber nicht gestattet sein. Desgleichen darf sie in Börsenpapieren Geschäfte machen und in den Schwankungen einen Gewinn suchen, den die Staatspapiere, Aktien us­­w. erleiden. Sie wird Depositen zur Aufbewahrung sowoh­l als auch zur Verwaltung herz nehmen, d. h. auch solcte Hinterlagen in Berwahrung nehmen, mit denen Die Be­­sorgung gewisser Geschäfte verbunden ist, z. B. bei Wechseln der Infasio Des Betrags, bei zinstragenden Papieren der Einzug der Zinsen u. s. wm. Sie werden fremde For­­derungen einziehen und das Kontosorrentgeschäft in jener Ausdehnung betreiben, wie es im Auslande zum Besten des Handels und Verkehrs schon längst geschieht. Der Lombard wird eine ganz andere Einrichtung erhalten, es werden von ihr nicht blos Staatspapiere, sondern auch Aktien und Wannen beliehen werden, ja es mird sogar die Einrichtung getroffen werden, daß ein Sabrifant, Der z. B. eine Partie Waare verkauft hat, mit dem bloßen Verkaufsfich eine bei den Kaffen Der Bank in Wien oder in den Kronländern sich anmelden und einen Borschuß darauf verlangen können wird. Die Bank wird seine Zettelbank sein, und Daher seine Noten ausgeben. In dieser Beschränkung liegt der Grund, warum man­ ihr solche Befugnisse, wie z. B. den Effekten­, den Gold- und Silberhandel eingeräumt hat. Die sonft privilegirten Bauken untersagt zu sein pflegen. Da ihr der Gewinn, den sonst andere Banken dur­ Die Ausgabe von Zetteln suchen­, entzogen bleiben wird, so wird sie Den Naben ihrer Geschäfte in den Zinsen zu furchen haben , Die sie von den einzelnen Zweigen derselben nehmen wird und es soll ihr gleich der National­­bant in ihrer Eigenschaft als Hypothesenbant Die Begünstigung eingeräumt werden, Daß sie Hinsichtlich Der Höhe Des 3irnsrufes von allen ge­festigen Beschränkungen befreit sein wird. Schließlich kann ich Ihnen noch mittheilen, daß sie wie Die Nationalbank ihre Thätigkeit mittelst Silia­­len über alle Kronländer ausbreiten und Daß sie nicht­ den pleonastischen Namen „Seeditbanf“' führen, sondern „„Siberreichische Kreditanstalt für Han­­del und Gewerbe“ heißen wird. Auch kann ich eine frühere Mittheilung, von mir heute bestätigen , Daß der neuen Anstalt in Betreff der Konzessionirung anderer Kreditinstitute sein Zugeständniß gemacht und kein Privilegium irgend einer Art ge­­macht worden ist, Telegr. Depefchen Der „„Des terr. Korrespondenz.“ Weberlandpost. Laut Nachrichten aus Bombay vom 3. September war der Aufstand der Santals beinahe beendet. — Der spärliche Regen im Westen des ostindischen Reiches ließ Hungersmoth daselbst besorgen. Nachrichten aus Hongkong sind vom 15. September Datirt. Admiral Stir­­ling hat ein genügendes Geschwader unter Sir Elliot gegen die russische Flotille im stillen Ozean abgesendet. A­lexandrien, 25. Oktober. Der Briefünig Said Pafdıa ist am 20. Oktober nach dem Marertissee mit 8 Geschüben, Kavallerie und Infanterie abge­­gangen. Das Getreid­eausfuhrverbot ist bisher ohne Wirkung auf den Markt geblieben. Beirut, 22. Oktober., Die wohlhabenden Einwohner flüchten der Cholera wegen nach dem Libanon, unter den englischen Soldtruppen rafft Die Krankheit viele Opfer weg. In der Gegend von Aleppo finden zwischen den Kurden und BeHnninen fortwährend Neigungen statt. Im Hebron ist die Ruhe hergestellt. Berlin, 31. Oktober, Der hiesige Gesandte in London Graf Ber­ne­­storff ist gestern dahin zurüstgeführt, 3 West, 2. November. In Wien wollte man in gut unterrichtes­teten Kreisen wissen, es habe die Beschiefung der Barmwerfe, welche die Einfahrt in den Kriegshafen von Nikolajeff defen, von Seiten der weltmächtlichen Flottille begonnen; am 30. Okt­ war das Resultat dieses Angriffes, welcher am 29. Okt. stattgefunden haben sol, noch nicht bekannt. Mit den furchtbaren Zerstörungswerkzeugen, welche den Alliirten zu Gebote stehen, kann Die Stadt und die russische Flotte auf weite Distanz beschaffen werden; andererseits erfahren wir aber, daß all die artilleristischen Vorbereitungen der Nuffen einen großen Umfang an­­genommen haben. Wichtiger aber noch sind Die heutigen Nachrichten aus der Krimm: Wir erfahren, was sich die Nuffen in St­mpheropol zur Offen­­sive entschlossen haben, und zwar zu einem Angriffe auf Eupatoria; in der That sind dort frische Truppen aus Perefop in der Stärke von 22.000 Mann unter General Blautin eingetroffen, und haben eine beobachtende Stellung vor Eupatoria gefaßt; das Kommando über jenes Armeekorps soll vor General Osten-Saden übernommen und die erste Resognoszirung schon am 26. b. stattgefunden haben. So­­mit stände ein Angriff auf Eupatoria bevor, und diese Absicht der Russen scheint den Alk­isten nicht unbekannt gewesen zu sein, da sie eine Ab­­theilung der Flotte aus dem Liman eilends nach Eupa­­toria begab und auf der dortigen Nhede Stellung genommen hat. Mit ver­lebteren Hälfte dieser Nachrichten stimmt auch die jüngste ruffifpe Depesche überein, welche dahin lautet: Daß der Seind sich nach einer ziemlich­ starren Demonstration von Eupatoria über Safi 29. wieder nach Eupatoria zuzügezogen habe, weil sein­ linker Flügel bepropt worden fei, und dann an der Randzunge von Kinburn nur 60 Segel zurückgeblieben sind, während an der Bugmündung blos zwei Dampfer und fünf Kanonenbote liegen. Eine Reihe ausführlicherer Depyeiden im „Ruf. Ind.” — aus der Krimm fünf vom 20. Uhr Abends, aus Nikolajeff zwei vom 22. und 23. Oft.­ann aus ganz offizieller Quelle versichern, daß Bourgueney nach Wien den Auftrag mitnimmt, per­son. Kriegsfosten noch von einer Gebietsverminderung der größten ‚Schonungslosigkeit versichert Das genannte Blatt, Daß entschlossen, im in Petersburg der Baron von zu erklären, dag Nuss­­band nur den Frieden unter­ D­enselben Bedingungen, die im Monat Mai gestellt wurden, zu verlangen brauche, um ihn zu erhalten — es werde all dann von Seiten der Westmächte mez die Nede sein. Mo nicht, so Seien Die, Weltmächte lungen beizubehalten, weiß indeß nicht, derselben Bestimmtheit das Wiener Kabinet­ts über sich nehmen wird, D­orstelungen zu­ machen. zeitung‘ schreibt der französischen, Regierung „‚mit ziemlicher Zuversicht”. Bereitwilligkeit zu, Srießfertigkeit verwaltet, und fügt überhaupt hinzu: Die Nur wab­en wir freilich dringend, daß unsere tefer um dieser Nachrichten willen nicht fan auf­­rieden rechnen. Die vier Punkte sind eine „Basis”, von der aus man BEINE Zielen ankommen kann. Das hat sich gezeigt und Fanın sich öfter zeigen. Aus New­ York sind­ bedeutsame Nachrichten vom 17. Okt. angelangt. . Dann hätte der Staatssekretär in Washington vom ameri­­kanischen Gesandten in Petersburg eine sehr wichtige Depesche erhalten. Rußland, heiße es darin, wird nächstens einen außerordentlichen Gesandten nach Washington feinden, einen Mann, der als Diplomat und Vertrauter des sel. Maifer Nikolaus eine ungeheure Rolle spielt (Drlaff ®) und mit nie dagewesenen Vollmachten bekleidet sein wird. Der Czar werde, seinen neuen Entschluß ankündigen, die Dostsee und das schwarze Meer (nach dem Kriege) dem freien­ Handel aller Nationen zu erschließen­­ Einem Gerücht zufolge stand Mr. Mason die Abberufung aus Paris bevor, falls er seine Anwesenheit beim Te Deum in der Notre Dame zu Ehren des Falles von Sebastopol nicht genügend entschuldigen kann. Der „New-York Herald“ sucht die Werbeaffaire zu hellen Stämmen anzuschüren : Staatssekretär Mercy sei eine Kreatur des britischen Gesandten Crampton, und Präsident Pierce wolle ss mit der Abberufung des Sünvenbodes Crampton begnügen, anstatt Die englische Regierung zur strengsten Rechenschaft dafür zu ziehen, daß sie die Gefese der Freistaaten mit Füßen getreten. Nach dem „Pennsylvanian” hatte der, in Philadelphia als Werber verurtheilte Abenteurer Herb ausgesagt, Crampton habe ihn in allen seinen Schritten geleitet und, als Ders die, gegen die Werbungen gerichtete „öffentliche Meinung” vorgeschüßt, verächtlich ausgerufen: „Bolfsstimme in Amerika It Dummes-Zeug, wenn ein einziges Haus in Liverpool fah­irt, zittern Die Vereinigten Staaten." Doch fehlt es nicht an Blättern, welche jede Aufheberei gegen England verdammen und gegen den Attorney-General Mr. Caleb Bushing polemiscren wegen der Instruktionen, die er bezüglich des Werbungsprogesses gab. Dir. Bufhing befahl nämlich dem Bezirksant­walt von Philadelphia, seine rechtfertigende Erklärung des britischen Konsuls vor Gericht verlesen zu lassen und ging von der Annahme aus, dag Die Schuld der englischen Regierung seines Beweises bedürfe. Aus Italien erklärt die , Gaz. uff. di Berona," die Bolfsbewer­gungen in Sizilien seien ohne politischen Charakter und Ieiiglich Durch die Theuerung veranlaßt. Ueber den Zwist Neapels mit Dem Westen hört die „Berl. Börl. 3." folgende Detail: &8 war nahe daran, daß ein französisches Linienschiff sich aus Messina die Genugthuung holte, die man in Neapel der französischen Flagge ver­sagen zu müssen glaubte. Es ist den Bemühungen der österreichischen Negierung allein zu daffen, daß ein so erlatanter Ausbruch der Beindseligkeiten verhindert wurde. Oesterreich hat denn die Garantie dafür übernommen, daß Neapel den der Flagge Frankreichs zugefügten Schimpf wieder gut machen werde. Der König von Neapel hatte sich dazu auch bereit erklärt, war dann aber plöglich wieder von seinem Entschlusse ab­­gegangen. Als nun der französische Gesandte, Hr. Delacour, erklärte, er habe den Auf­­trag, seine Waffe zu fordern, gelang es, in noch zurü­ckzupai­en, und den König zu bewegen , daß er den Gesandten zu einer Audienz einlud und den Vorfall in Messina mit ansprüchlichen Worten Desanooutrte. Auch der diplomatische Zwist zwischen Piemont und Tossana it auf dem Wege gütlich beigelegt zu werden, indem der Turiner Hof nicht länger darauf­ bestehen will, daß sein Gesandtschaftsattache am Hofe zu lo=­renz ver Form nádh wenigstens empfangen werde. Natürlich hat die Res­sierung je Kaisers Napoleon ihrem­­­erbündeten zur Nachgiebigkeit gez­rab­en, da Diese im vorliegenden Falle seiner Würde nicht den geringsten Abs­pruch thus.­­ In Paris sind die Herren 9. d. Pfordten und Beust vom Kaiser in längerer Audienz empfangen worden, so daß ihre Reise eine poli­­tische Bedeutung erhält. Canrobert war auf seiner Reise nach Stoc­­holm,am 30. in Hamburg angelangt. Mit der Ueberwinterung der Alliir=­ten­ in schwedischen Häfen hat seine Mission übrigens wohl Nichts zu thun, da die verbü­ndeten­ Geschwa­der nach Hause zurückkehren wollen, auch der skandinavische Neutralitätsvertrag den größten Theil der fchmenische n prwes­ischwäniischen Häfen, den Westmächten bereits geöffnet hat. Die Kopenhagener Regierung hat in Sachen des Sundzolles ‚hinaus, am 25. Okt. 11­8 ihr Abends — enthält Durchaus nichts Neues. Die Friedensgerüchte, erhalten heißt jegt, sandten den Wertmächten gegeben, ein Handschreiben in Wien habe vor zehn Tagen den Die zu verfahren, ob Mit­ten bis mit fi mit­ großer Zähigkeit­­e ruffischen Ge­­bei ersten Anlaß zu Anfragen des Czaren an Ein Bariser Korrespondent der „Elberf. 3.“ wien. Dürgfchaften als Ausgangspunkt der Berhand­­die gleiche nächsten Frühjahre : Auch die „Kreuze: bei­der englischen

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