Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1856 (Jahrgang 3, nr. 101-124)

1856-05-02 / nr. 101

= Abendblatt des Pefter Floyd. =: lkr.CM. eriten Stod, Freitag, 2. ini. Kto, 101. Dell, 1856. Zelegraphische Depeschen der „Des terr. Borres“,* Paris, Sonnabend. Graf Orloff hat dem Kaiser die Notifikationsschrei­­ben bezüglich der Thronbesteigung des Aatfergs Alexander überreicht. Der „Konstitutionner” erhält ein Dementi wegen der Nachricht, der Kaiser habe den General Narvatz direkt zur Revue einladen lassen und ihm Dieferhalb ein Pferd gesendet. Darmstadt,, Samstag Abends, Nach zweimaligem Schlagflufse Ast Prinz­­ Emilson Heffen heute Morgens in Baden-Baden verschieden. Menpel, 24. April. Dem Bernehmen nach soll der Graf von Trapani bei der bevorstehenden Krönung des Kaisers Alexander als Vertreter Neapels erscheinen. Benedig, 30. April. Die „ Gazetta di Venezia“ bringt eine dem Universale entnommene Notiz, wonach der herzogliche Hof von Parma sich für einige Zeit zum Besuche nach Neapel begeben dürfte; zahlreiche Bewohner von Parma vch­affen diese Stadt, um theils Geschäfts­­theild Vergnügungsreisen nach der Lombardie und anderwärtshin anzutreten. — MWest, 2. Mat. Graf Georg Andraffy, Präses der Theis­­eisenbahngesellschaft, hat an die Perl-Diner Handels- und Ge­­werbekammer, sowie an an die hierortigen Handelsgremien die Eröffnung ge­macht, daß von der gesammten Substriktionssumme von vierzig Millionen Gul­­den, der Betrag von drei Millionen Gulden für die hierländische Subskription offen gehalten worden ist. Soviel wir aus sicherer Quelle vernehmen, hat die Handelsfammer bei ihren hierartigen Mitgliedern die Subskriptionsliste zirkuli­­ren lassen, während das Großhandlungsgremium jedes einzelne Mitglied zur Subskription im Gremiallokale auf morgen, den 3. d., von 9 bis 12 Uhr Vormittags und von 3 bis 6 Uhr Nachmittags, das bürgerl. Handelsgremium seine Mitglieder für den 5. 9. durch Einladungslasten einberief. Wie wir vernehmen, ist die Einladung von Seite der Eisenbahngesellschaft erst vor we­­nigen Tagen hier angelangt, und ist die Substription am 6. dieses Monats geschloffen. * Veit, 2. Mai. Aus der schon erwähnten Sriedendpre­­beat, die der Metropolit Philaret am 6. v. M. vor dem Kaiser in Moskau gehalten, tragen wir folgende, für die Auffassung des Srienens in Rußlande Höchst Harasters fü­r die Stelle nach: gegen Rußland stritten die Heere von vier Reichen, unter denen die stärksten der Welt. Von den übrigen Reichen blieben einige ganz friedlich , aber einige verhinderten durch die Unklarheit ihrer Stellung die Freiheit unserer Bewegung, und brachten da­­durch dem Feinde Borthetle. Und ungeachtet alles dessen sind wir in Europa nicht be­­siegt und in Asien Sieger. Ohne uns zu rühmen, dürfen wir Magen zu behaupten, daß auf unserer Seite der unblutige, der moraltische Steg ist. Uebrigens, wenn auch der Krieg tröstliche Anblicke Darbot, dürfte dies Doch nicht zu seiner Fort­fegung bewegen. Dank sei Gott­ das rechtgläubige christliche Rußland ‚warnt er Schuld an dem Beginne des Krieges; es hat ihn nicht erklärt, sondern den erklärten angenommen + es mußte sich dafür leiten, daß nicht Die geringste Schuld an der Fortlegung auf dasselbe falle. Das, ebenfalls bereits telegraphisch mitgetheilte Handschreiben Ylexanders II. an den Grafen Orloff lautet wörtlich: Graf Alerts Fedorowitsch ! Der Austausch der Ratifikationen des von Ihnen am 18./30. März unterzeichneten Friedens, die Ihnen heute zugerchtet worden sind, geht das Siegel auf das ihrer Obhut anvertraute Friedenswerk. Diesen Frieden hatte Mein Vater, unvergänglichen Andenkens, aufrichtig gewollt. Befeelt von den nämlichen Gefühlen, habe ich die V­orschläge angenommen, sobald das Ziel erreicht fehlen, welches Kaiser Nikolaus sich geriet, um das Los und die Nechte der Christen im Orient sicher zu stellen. Im­­ Vertrauen auf Ihre so oft erprobte Eingebung an den Thron und an Das Vaterland ernannte Sch Sie zu Meinem ersten Bevollmächtigten zur Abschließung eines Friedens, dessen Bedingungen eine solide Grundlage zur Befestigung der Ruhe von Europa bieten sollten. Die Haltung voller Loyalität und Ge­wandtheit, die Sie von Anbeginn der Verhandlung zeigten, hat wesentlich dazu beigetragen, einen Weg zur Lösung der Schwierigkeiten, von denen Sie umgeben waren, und der Annäherung unter den Mächten, die sich mit uns im Kriege befanden, anzubahnen. Die Beiführung dieser großen und mü­hevollen Sendung hat Meiner Erwartung vollkommen entsprochen, und Die neuen­­ Verdienste, welche Ste Sid in Meinen Augen erworben, geben Söhnen ein Necht mehr auf Meine herzliche Anerkennung. Unter den Aufpizzen dieses fest wieder hergestellten Friedens wird Meine erste Fürsorge der Entwielung und Befestigung des Wohlstandes des Reiches, das Gott Mei­­ner Obhut anvertraut hat, gewidmet sein. Ich bin fest ü­berzeugt, daß Sch In Ihnen stets­ einen eifrigen Mitarbeiter und selfen Nachgeber im Kreise der Mühen der Gewalt, die sich in Verfolgung dieses hehren Zieles erwarten , finden werde. Zum Zeichen dieses hohen Vertrauens, das 34 Ihnen widme, habe Sch Sie zur Wü­rde des Präsi­­denten des Neichsrathes, so­wie des Ministerfomite’s und der Comite’s für Kaufasten und Sibirien erhoben. Zugleich wiederhole Sch Shnen die Zusicherung seines unwan­­delbaren Wohlmollens. Petersburg, 5./17. April 1856. Alexander. Der Erbauer Sebastopol’d, General Rad­offcht, ist gestorben. Durch kaiserlichen Ufa­s ist ein neuer Instanzenzug für gerichtliche Beschwerden in Sibirien angeordnet. Im englischen Unterbaufe hat Whiteside am 28. den Sturm gegen das Ministerium begonnen, indem er in einer vier Stunden dauernden Rede, unter heftigen Angriffen auf Reveliffe, Panmure und Clas­rendon ein Landelevotum wegen des F­alles von Karo beantragte. Diese erste Attafe st­andek bereits glänzend a­b­­geschlagen Noch im Laufe desselben Nachmittags traten 200 Libe­­rale Deputirte bei dem Premier zusammen, und gelobten wie Ein Mann gegen Whitefive zu stimmen. Der , Globe" stellte dem Antragsteller eine „lächerlich geringe Minorität" in Aussicht, Da auch sehr viele konservative Mitglieder erklärt hätten, daß sie Die eifrigen Anstrengungen, dur welche­­­­ die Negierung den Kal von Kars abzuwenden suchte, anerkennen missen, und nicht aus bloßen Parteirücksichten ein Votum abgeben können, das ihrer Ueberzeugung als Männer von Ehre widerstreitet. Bei der Kort­­fesung der Debatte in der Nachtessung suchte sich denn auch wirklich White­­five damit aus der Affaire zu ziehen, daß er eine Abstimmung zu ver­meinen strebte. Der Scharkanzler dagegen lehnte jede Verantwortlichkeit der Negie­­rung in dem asiatischen Kriege ab und drang auf eine Abstimmung. Pading­­ton griff die Regierung an, Layard vert­efolgte dieselbe. Bulwer und v’Israeli wollten die Frage vertagt wien, wogegen Palmerston oppo­­nirte. Bei der Abstimmung darüber, ob die Befragung anz­nehmen sei, siegte die N­egierung mit 243 gegen 173 Stim­­men. Aus dieser Abstimmung ist die Entscheidung der Hauptfrage vorher­­zusehen. In diesem Sinne deutete an Palmerston dieselbe, als er schlteß­­lh freiwillig in die Vertagung willigte. Die früher gemachte Mittheilung, daß die beiden erledigten Hosenband­­orden von der Königin den Lords Palmerston und Fortescue zugepacht seien, wird von halboffizieller Seite bestätiget. Aus Paris vom 29. April wird geschrieben: Der heutige „Montteur“ meldet, der kaiserliche Erbprinz sei auf Befehl des Hal­sers als Militärkind (enfant de troupe) in die Offizierliste des ersten Gardegrenadier­­regim­ents eingetragen worden. MWedrigens spricht man nicht viel Gutes von der Gesund­­heit der Kaiserin und des Prinzen. Man hatte die telegraphischen Meldungen nach Lon­­don ü­ber die Gesundheit in den Tuilerten einige Tage unterbrochen, hat sich aber in Folge bitterer Vorwürfe der englischen Königin genöt­igt gesehen, dieselben wieder aufzunehmen. — Es ist von einer Menge Adelstreirungen die Rede, welche Napoleon ausgezeichneten Offizieren­ bürgerlicher Herkunft aus der Krimmarmee zugedacht hat. Der Kaiser glaubt hierzu einer Ermächtigung des Senats zu bewürfen. An der Börse war heute große Aufregung. Der Chef eines der angesehensten Häuser ist durch seinen Schwiegersohn im Säbzorn ersto­chen worden, und der Mör­­der hat dann sofort seinem eigenen Leben durch einen SPistolenschuß ein Ende gemacht. Der Herzog von Laroche-Foucault hat in der „Patrie” ein wafferlich gesinntes Glaubensbekenntniß abgelegt. Einer der Koryphäen der Iegttimistischen Partei, Herr 9. Laborde, erinnert nun in einem Sendschreiben den alten Neubekehrten daran, das er 1814 an dem Seil gezogen, womit die Bildsäule des Kaisers von der D­endome­­säule herabgenommen wurde. Als Mitglieder der Bufurefter Kommission werden Altison, Dragoman bei der­ Pforte, für England, und der Grieche Baftly, Se­­kretär des Grafen Orloff in Paris, für Nußland genannt. Nach der „IS. b." ist in Bufarest an Stelle des von dem Fürsten Su­rbey abgelösten Kon­stantin Shifa der Großpwornif Mano zum Präsidenten des obersten Ge­­richtshofes ernannt worden, derselbe sol figy früher als Präfekt des Di­­strikts Giurgewo durch seine Bem­ühungen sehr unpopulär gemacht haben, so daß im Jahre 1848 gegen ihn allein unter den Beamten dieser Sphäre eine Kundgebung der Boltsrade stattfand. Die walachische Miliz hat Ber­fehl erhalten, sich zum sofortigen Einschreiten gegen etwaige Unordnungen bereit zu halten, und es wird ein Bataillon, versehben von Krajova nach Bufarest gezogen. In Folge der Frie­densnachricht sallen die Häuptlinge von mehreren tausend Ticherfeffen, die sich in Anapa zu einer Nationalversamm­­lung eingefunden, Adresfen an die Westmächte und die Türkei gerichtet hät­ten mit dem Verlangen, das ihnen ihre Unabhängigkeit gewährleistet werde, und der Erklärung, im anderen Falle den Kampf für ihre Freiheit bis zum Äeußersten führen zu wollen. Bei dem Aufstande in M­aylufa — dem alten Sichem Samarien’s — sind nach der „Pr. Korr.“ vier Perso­­nen. Darunter der Vater, nicht der Sek­etär des preußischen Agenten, getödtet, und 8 schwer vermundet worden. In Kopenhagen haben neun von den Unterzeichnern des Scherl- Cieffen’schen Antrages , betreffend­ die Gesammtverfassung, und Baron 4. Blome gegen Präjudizirung der Rechte der Herzogthüimer dur die Verwerfung des eben erwähnten Antrages Berwahrung eingelegt. Der hol­­steinische Minister stimmte bei. Die Korpulenz de Papstes bat in rebter Zeit in einem Maße zu­­genommen, Das auf Anlage der Wafsersucht deutet. Sein Leibarzt dringt auf eine längere Reise, wovon aber der Papst nichts wissen mag. In Pa­­is weiß man dies sehr wohl, und hat ihn aufs Neue zum Taufbesuch eingeladen. »­­ In Parma ist am 20.April abermals das Leben eines hochgestellten Beamten durch zwei anständig gekleidete Männer in der Nähe seiner Woh­­nung bedroht worden verdankte seine Rettung der zufälligen Dazwischen­­kunft dreier Bürger.Man erwartete einen Neua­ufruf zur Ablieferung der Waffen jeder Art innerhalb des April,nach dessen Verlauf der Besitz von Waffen mit dem Tode bestraft werden solle. Die Kaiserlichen in China haben eine Niederlage erlitten,und Kiang-si ist in vollem Aufstande. Der Friedensvertrag. & Mest, 2. Mai. Am 28. April, schreibt man aus Paris,­­ ist der Staatsminister Fonm!ld in den Senat und in den geießgebenden Körper ge­­nommen, um ein Exemplar des ratifizirten Friedens-Vertrages sammt seinen An­­nesen auf Die Bure nur der beiden Staatskörper niederzulegen. Herr Fould ers­chien zuerst 21­ Uhr im Senat, der die offizielle Mittheilung mit dem Rume: „Es Iebe der Katfer!” aufnahm. Hierauf wurde dem gesebgebenden Körper dieselbe offiziese Mittheilung Seitens des Staatsministers gemacht, indem er hinzufügte, daß er die Versammlung bäte, ihm ort davon zu geben. Lebhafte Rufe: „Es Iebe der Katfer !" erscholsen darauf auf allen Bänden. Dann er­­hob sich der­­ Präsident Graf Morny, erklärte, daß dem Minister Ast von den so eben niedergelegten Dokumenten gegeben worden sei, und fügte Dieser Erklärung folgende Worte hinzu :

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