Pester Lloyd - Abendblatt, September 1856 (Jahrgang 3, nr. 201-225)

1856-09-18 / nr. 215

- Die einzelne Ate. EM, 2 Iedakttonss Bureau,Do­­o rothengasse « ., $ Otr.12 ím erften Stod, Donnerflag, 18. September, Nr. 215. Yen, 1856 Zelegrapbifche Depefchen der „Defterr, Correfp." | Paris, Mittwoch. Der „Moniteur“ meldet, General Serrano­ habe dem Kaiser zu Biarrig eine bastische Deputation vorgestellt. Der Kaiser rief der Königin dafür, daß sie die D­orstelung der Deputation zu Biarrig gestat­­tet habe, seine Erfenntlichkeit ausprüden und dankte den Mitgliedern für die­­ dargelegte Sympathie; die Freudenbezeugungen der Biscayer hätten die Bande, melche die beiden Länder verknüpfen, noch mehr betesiget. Mom, 16. September: Die hiesige Polizei in einer Verzweigung von Hebelthätern und Gaunern auf die Spur gelommen, melche unfern der Haupt­­stadt auf dem Lande ihren Aufenthalt genommen hatten. Unter Anderen wurde der berüctigte Civettola gefangen genommen ; nebst dem Berbachte, einige gewöhnliche Mitfeldaten begangen zu haben, war derselbe auch verfejiede­ ner politischen Morde bezichtigt, namentlich des gegen den Kanzler der Con­­sulta Evangelisti unternommenen Attentates. Dieser Verbrecher entzog ih­m­ verschiedenen Vek­leidungen,der Aufmerksamk­eit der Behörde; bei seiner Gefangennehmung nacht Dtricoli trug er Die Uniform eines Zollwächters und führte Päffe auf verschiedene Namen bei sich. — Am Zuge des Dulrinalis wurden kürzlich Ausgrabungen zum Behufe der Errichtung einer großen Ba brit vorgenommen und bei dieser Gelegenheit einige nicht uninteressante antike­­ Kunstwerte aufgefunden, so z. B. eine Statue, welche einen Bruder des Rai­sers Konstantin, Namens Markus, vorstellen st, ferner eine Kuh von Basalt, welche einem verfallenen Sfistempel anzugehören scheint, R: Wien, 17. September, Der f, Tf, österreichische Botschafter, Srei­­herr von Hühner, if nun doch in Neapel eingetroffen, und wurde am 8. d. von dem Könige in besonderer Audienz empfangen. Wie ich vernehme, hatte der Freiherr in der That bald nach dem Abgange der zweiten neapoli­­tanischen Note den Auftrag erhalten, Neapel ni­ch­t zu besuchen, da man in Hinblick auf den bisherigen Erfolg der gemachten V­orstellungen zu dem Sc­hluffe gelangte, Daß eine Wiederholung derselben an der Sachlage nichts ändern würde, Wenn nun Dessen ungeachtet Freihere von Hübner seine Reise nach Neapel fortgeseht hat, so liegt die Vermuthung sehr nahe, da­ sich mitt­­lerweile die Sachlage geändert und man Hoffnung hat, die zu­ erneuernden Vorstellungen in Neapel Mrücksichtigt zu sehen. Freiherr von Hübner wird übrigens seine Note überreichen, und sich sein Verkehr mit dem hneayo-­litanischen Gouvernement somit nur auf mündliche Eröirierungen beschränken. — Die von einer bevorstehenden Abdanzung des Königs von Neapel meldenden Gerüchte finden hier nicht den geringsten Glauben. Dagegen tritt die Abdankfung des Großherzogs von Toskana troß mancher Entgegnung immer bestimmter auf, Man vermuthet, Daß in einem solchen Sale ein vollständiger Spftemmwechsel in Toskana Plan greifen und der Ministerpräsident, Herr von Baldafferont, abtreten würde, Ihatfache ist es übrigens, daß der bisherige Geschäftsträger Tosfana’s, in Wien, Herr von Lenzoni, welcher allgemein als der Nachfolger des Herrn von Baldafferoni bezeichnet wird, in kurzer Zeit Wien für immer ver­­lassen und nach Florenz abreisen wird. In der Donaufürstenthümerfrage Haben im Laufe der sebhten Tage Besprechungen z­wischen dem Herrn Grafen Buol und dem engl­eichen Gesandten, Sir H. Seymour, stattgefunden, und sol das Ergebniß derselben ein den Diesseitigen­ntentionen sehr günstiges sein. Der neuernannte russische Gesandte, Baron Budberg, hatte bereits gestern vormittags eine Besprechung mit dem Grafen Buol. Die Antrittg­­audienz wird, wie ich vernehme, morgen oder übermorgen, und zwar in feier­­licher Weise erfolgen. In Betreff der Ihnen von mir vor Kurzem gemachten Mittheilung über die Errichtung einer Disfontoriant in Serbien kann ich Ihnen heute weiters melden, daß nach der bereits erfolgten Nachkehr des Fürsten Alexander aus den Bädern der zu Gunsten des Hauses Sina laufende Be­­schluß demnächst erwartet wird. Die von französischer und englischer Seite gemachten Offerte sind bereits definitiv zurückgezogen worden. Was die in der heutigen „Desterr. Beitg." enthaltenen Bemerkungen des Belgrader Korrespon­­denten dieses Blattes betrifft, so habe ich Darauf einfach zu bemerken, Daß es allerdings möglich ist, daß er ähnliche Angaben seiner Zeitung mitgetheilt hat, da die von englischer und französischer Seite gemachten Anträge vom Monate April oder Mai Datiren. Damit übrigens der Herr Korrespondent sieht, dag seine Angaben nicht benutz wurden, so will ich Ihnen noch die Firmen mittheilen, von denen Die fraglichen Anträge ausgegangen waren, und die in dem mir zur Einsicht gestellten Briefe aus Belgrad enthalten sind. Es sind dies die Häuser Krüger in Amsterdam, Talabot, Smith und Comp., Baring, Solds Smith, Drd und Parker in London, und Lafitte, Hottingner Stéres, Mi­­rés in Paris. Was endlich Die von mir aufgeführten Expestorationen über die Rentabilität Dieser Bank betrifft, so sind dieselben so allgemeiner Natur, daß sie Faum zur­ Begründung eines anderweitigen Anspruches Dienen künnen, 9 Belgrad, 15. September. Das Dampfschiff „Lyonnatg" it von Schabab gestern Mittags Hier angelangt. Sein Aufenthalt Hier ist unbestimmt, da Feine Drdire vorhanden is, nach welcher es sich richten sollte. Es heißt, daß bei der Hicherkunft des Kapitän Magnan aus Galab das Schiff regelmäßige Fahrten für Passagiere und Waaren z­wischen Belgrad und Galab, Tängs des serbischen, türkischen und walachtschen Ufers, beginnen werde. Den Gedanken, die Save zu befahren, hat man aufgegeben. X Welt, 18. September, Die Newenburger Frage ist sich dazu an, Twanglos in den Orkus zu fallen. Preußen macht seine Miene, sein „gutes Recht“ mit dem Schwerte zurückzuerobern, so entschieen auch Die „Sizztg," die Sturmhaube auffebt. Preußen — sagt die „D. A. 3." — Fan über den bei jeder Gelegenheit wiederholten Vorbehalt nicht hinaus, weil ihm Die Mittel zur Handlung fehlen.­ Sfolixt wird es nicht gegen die Schweiz vor­gehen wollen, und Frankreich, dbessen Wort und Unterstüßung am meisten Ge­­wicht, bei der Bundesregierung hätte, meiß sehr wohl, daß die ganze Schmelz ihre Sache Daraus machen und sich wie Ein Mann erheben würde, wenn m­an Neuenburg vom Bunde loszutrennen versuchte. Die Mitwirkung Transreits wird sich daher darauf befäränfen,, jeden europäischen Zusammenstoß zu vere­leiden, 3 Indeß It man in Berlin mit Ängstlicher Eifersucht auf die Wahrung der Legitimität bedacht. Den Redakteuren der Provinzialblätter ist ein M­i­­nisterialveffiript publizirt worden, welches ihnen untersagt, die Neuenburger Bewegung eine „aufständische” zu nennen, und Dieselbe „in einer für Die Sache der Loyalität ungeeigneten Weise" zu besprechen. Falls die Blätter dem Reskript zuwiderhandeln, so soll, sie 68 am Schluffe desselben heißt, gegen sie „in der ernstesten Weise" eingeschritten werden. Bezeichnend ist er, daß die gefangenen Royalisten sich ganz unbefangen zeigen und seinen Schatten von Furt an den Tag legen. Sie sind von der Heberzeugung durchdrungen, der Einfluß Preußens werde im Stande sein, jede Strafe von ihren Häuptern abzuwenden. Groß der Fühlen Stellung zwischen DOesterreich und Piemont, — eine Position, die der Wiener Korrespondent der „D. A. “." „unhaltbar" nennt — haben die volkswirthschaftlichen Beziehungen keinen Eintrag erhalten. Man siegt für Die nächsten Tage einer Zusammentretung Österreichischer, piemontesi­­scher und parmesanischer Delegirten entgegen, welche den Punkt bestimmen sollen, an welchem die piemontesischen und lombardischen Bahnen in einander münden sollen. « Nach neueren Berichten aus Rom,welchever,,B.B.Z.«ü­ber Wien mitgetheilt werden,wäre es»ziemlich gewiß«,daß der Kardinalstaatssekretär Antonelli demnächst durch den Kardinal Viale Prela ersetzt wurde. Der , Bilancia" wird aus Rom geschrieben, daß die französische Gars nison in Rom merslich vermindert worden und bei dem guten Einver­­nehmen zwischen den päpstlichen und französischen Truppen fn der Wirrungen frei der französischen Militärpolizei immer mehr beschränke und das französische Polizeiamt deshalb bald aufgelöst werden dürfte. Die „Armonia“ fiel­ Ch­eruwnchios Tod völlig in Abrede. Ein­ Römer, welcher im Mai aus der Krimm in Toulon angekommen, habe ihr verz fipert, daß Ciceruacchio in Kertsch einen einträglichen Lebensmittelhandel treibe; andererseits habe auf Ciceruachio’s Frau ihren Mann nie, wie au­co in diesem Augenblicke als todt betrennt. Dir haben in unserem heutigen Morgenblatte das Gnadenmanifest des Kaisers Alexander II. mitgetheilt. Die erste Bestimmung vesselben­­ft nach der „Sähle f. 3." , daß sofort eine neue Boltszahlung vorgenommen werden sol, damit Die Kaffen, welche Durch den Krieg und epidemische Krankheiten beson­­ders gelitten, nicht übermäßig belastet werden. Da die Steuern forterhoben werden müssen, so sollen etwaige Miederzahlungen nach der Seelenzahl, die sich später herausstellen würden, auf die Rechnung fünfziger Jahre zu Gute ges­chrieben werden. Für Soldaten und Reihemiliz, welche auf dem Schlachtfelde oder in­folge erhaltener Wunden starben, sollen den Befigern N­efrutenquittun­­gen gegeben werden, d. h. sie sollen so viel Nefruten weniger zu stellen haben. Im Paragraph 3 ist die Bestimmung für Die acht und neunzig Drutchinen des ersten Aufgebotes dahin ausgedehnt worden, daß ohne Untersuchung der Ursache für jeden Abgang an Mannschaften solche Duittungen gegeben werden sollen. In Bezug auf die Krönungsfeierl­äfetti wird berichtet, daß auf Befehl des Kaisers in der Kathedrale von Rafan in Petersb­urg eine feierliche Messe stattfand, während im Kreml die Krönung vor fi ging. Die Messe ging ihrer Beendigung entgegen, als ein Adjutant dem Generals­gouverneur Ignatieff eine Deposihe überreichte, welcher unmittelbar nach Beer­­digung des Gottesdienstes der Versammlung eröffnete, daß Se. Majestät der Kaiser telegraphisch ein Schreiben an ihn gerichtet habe. Der Inhalt dieses Schreibens, welches das Datum des Krönungstages trägt und von ihm sofort verlesen wurde, ist folgender : »Paul Nikolaiwitschl Mit der Hilfe Gottes hat unsere und unserer vielgeliebten Gattin Krönung den 26..August um 12 Uhr 42 Minuten stattgefunden.Verkündigen Sie dieses Ereigniß den Bewohnern Von St.Petersburg-damit sie mit Uns dem Kö­­nige und dem Herrn der Herren ihren Dankbar bringen. Wir verbleiben für immeerr wohlgewogener Alexander. Unmittelbar darauf wurde unter dem­ Donner der Kanonen der Festung ein Te Deum angestimmt. Aus St. Petersburg, 13. September, wird dem „Nord“ telegraphisch die Ernennung des Herrn Bal Sheremetjeff, aus einer der reich­­sten und angesehensten russischen Familien, zu dem Posten eines Domainenmi­­nisters des Reiches gemeldet. Als Herrn Basil Scheremetjeff?s Beigeordneter in St. Petersburg in dem Domainenministerium wird laut dem „Nord“ der Kam­­merherr vor Kruftfhom telegraphirt, eine junge Kapazität, die unter der Ver­waltung des verstorbenen Kaisers ihre Schule gemacht hat, Herr­n, Krüdener, kaiserlich russischer Gesandter bei der Eidligenoffen­­haft, hatte vor einigen Tagen eine Audienz beim Bundespräsidenten. In derselben theilte er ihm zu Handen des Bundesrathes ein Manifest seiner Regierung an alle auswärtigen Mächte mit, worin er Rußland über die von ihm zu befolgende äußere und innere Politik ausfor­t. In erster Beziehung­­ will er die Unabhängigkeit aller Staaten, der Kleinen wie der großen, gerichter — J

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