Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1856 (Jahrgang 3, nr. 226-252)

1856-10-20 / nr. 242

Die j­al. Redaktions­­einzelne b Nummer etZ M­es­s­er D­rothengaffe Fortet | «’ ONrJBim Ur.CM. « k­».,«ken:si«sch. SE ah ie) | Montag, 20. Oktober. Az. 242. | Bureau,Do- Toren en. pe hen NZ BÁN s den, 1856 * 6, 0. Wien, 19. Oktober. Sicherem Bernehmen nach sind die dur­ch Münzkonferenz vereinbarten Vertragsentwürfe von den Bevoll­­mächigten von Oesterreich, Preußen, Bayern, Sachsen, Hannover in Frantfurt unterzeichnet und die den Bei­­tritt der übrigen betreffenden Staaten erzielenden Schritte nunmehr einge­­leitet worden. R. Wien, 19. Oktober. Es bestätiget sich, Daß König Ferdinand ere Härt hat, Die Kompetenz des Pariser Kongresses in der neapolit. Frage nicht anerkennen zu sinnen, und es ist, wie ich vernehme, Hauptsächlich dieser Ent­­schluß die Ursache der von dem Fürsten Petrulla eingereichten Demission, welche übrigens bis jebt noch nicht angenommen worden ist. Auch hier in Wien hat diese Erklärung des Königs sehr unangenehm berührt, da dadurch das von Oesterreich unternommene Vermittlungsnwert wesentlich gestört is. Ber Tanntlih bafirte fi Dasselbe auf den Borfglag. Die neapolit. Srage im Wege der Pariser Konferenz zur Erledigung zu bringen, indem der König Ferdinand­­ zur Befhidung fberselben einzuladen wäre. Frankreich hatte Diesem Projekte be­­reits beigeflimmt, und England, so hoffte man, würde sich wohl nicht gemei­­gert haben, dem Beispiele seines Alliirten zu folgen, ebenso glaubte man in Hinblick auf Die Gefahren, mit denen die gegenwärtige Situation Neapel’ be­­droht, von Inbterer Geste an nicht die mindeste Einwendung gegen diesen Vorschlag erwarten zu dürfen. Um­so mehr mußte daher Die oben erwähnte Erklärung des Königs überraschen, und es liegt auf der Hand, Daß dieselbe nicht ohne N­achwertung auf die fernere Politik des Diesseitigen Sabinets blei­­ben wird, welches sich Dadurch zweifelsohne veranlaßt seien dürfte, seine Bemű­­hungen, eine Vermittlung zu Stande zu bringen, vorläufig gänzlich­ ein­­zustellen. ja X Heft, 20. Oktober. Noch wissen wir zur Stunde nicht , ob die westmächtlichen Gesandten von Neapel bereits abberufen sind oder nicht, was die Slotten angeht, so soll, nach der Pariser Korrespondenz der " Times", das französische Geschwader dem Bernehmen nach zu Malta mit dem englischen zu­sammentreffen , und beide werden dort Das Endresultat und die Antwort des Königs abwarten. „,Falt dieselbe, wie man v­ermuthet, ungünstig aus, so wer­­den sie sich in die Nähe der italienischen­ Küste, aber nicht an dieselbe begeben. Ein Brief aus Neapel vom 10. d. in der "De. 3." besteht darauf, tag der­ König sich in einem eigenhändigen Schreiben blieb­ an Kaiser Napoleon und Die Königin Bistoria gewendet, und schließt mit dem Portskript : „So eben erfahre ich noch Folgendes : Auf die Nachricht, dag Stanfreid und Eng­­land ihre Gesandten von Neapel abberufen, wurde­ sofort ein Ministerrath ge­halten. 8. verlautet, der König habe sein Bedauern über den Beschluß der Westmächte ausgesprochen.. Was ihn anbelange, werde und fünne er nit nachgeben. Um jedoch der Achtung vor dem Schaffer Napoleon und der Königin Biligria Ausbruck zu geben, und um den Schein zu vermeiden, “als wäre ihm ein diplomatischer Bruch­ mit den Westmächten erwünst, ward im Ministerrath, beschlossen, die neapolitanischen Gesandten aus Paris and fondon nicht abzubernufen Eie erhielten vielmehr die Weisung, mit der französischen und englischen Regierung in per­­manenter diplomatischer Berührung zu bleiben, und ihre Päbe erst dann zu verlassen, wenn ihnen die Päsfe zugesendet werden sollten.” Man erwartet in Paris täglich, Die Note des „Moniteur“ über diese Frage; heute bringt die „Revue Contemporaine”, die bekanntlich aus einem legitimistischen Blatte ein Regierungsorgan geworden ist, einen längeren Artikel Über die neapolitanische Frage, worin es unter Anderem eißt : in „Frankreich und England unterbrechen allerdings ihre diplomatischen Beziehun­­gen mit dem Königreiche beider Sizilien, ohne darum ihre Kriegsschiffe gleich nach den Sehäsfern von Neapel zu senden. Die beiden Mächte sind in ihrem Langmuthe gegen einen Hof, der während des legten Krieges vielleicht der Einzige von Europa gewesen ist, welcher eine übelwollende Neutralität affektirte, sehr weit gegangen. Stanfreidh­ und England wären gegenüber einem solchen Uebelmwolen von damals berechtigt gewesen, dem Hofe beider Sizilien ihre Unzufriedenheit an den Tag zu legen. Sie haben, ge­­führt von jenem Gefühle der Mäßigung, das sie sowohl während der Unterhandlungen als im Kriege der Stärke beizugesallen verstanden, die Augen geschlossen, aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen wäre es ihnen unmöglich ein Gleiches zu thun. Nach­­dem ihre Rathschläge, die sie dem Könige Ferdinand II. aus Sorgfalt für die Stabi­­lität seines T­hrones und im I­nteresse der Dauer des Friedens gegeben haben, in ver­legender Weise zurücke­wiesen worden sind, finden sie sich durch die Internationalen Ge­­bräuche selbst zur Unterbrechung ihrer Beziehungen genürdigt. Andererseits haben Eng­­land und, wir im­­ Königreic­he beider Sizilien zahlreiche Kandesfinder ,­­ die sich bleibend oder vorübergehend dort aufhalten. Ihre Sicherheit, ihre materiellen Interessen verdie­nen die größte Aufmerksamkeit. In einem Lande, wo sichere und geachtete Gefege be­­stehen, wo die Verwaltung regelmäßig vorgeht, kann die Ab­wesenheit eines offiziellen Schuges ohne wirkliche Gefahr für die Ausländer sein; aber in einem Lande, wo im Gegentheile in allen Zweigen der Verwaltung Will für Herrscht, wo die Individu­elle Freiheit auf seiner Bürgschaft beruht, wo Niemand vor Verdächtigung geschlist­et und wo der Verdächtige die Bastonade zu fürchten hat, if es gut den Fall vo rauszusehen, wo es nothwendig sein könnte, dem Einfluse der diplomatischen Schätigkeit zu Hilfe zu kommen. Die Kabinette von London und Paris konnten es demnach nicht unterlassen, einige Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Aber wenn unsere Erfundigungen genau sind, würden­ dieselben sich darauf befegränfen, die Schiffe bereit zu halten, um ss nach der neapolitanischen Küste zu begeben, für den Fall, wo die Sicherheit unserer Landsleute droht sein wide.‘ Ueber die Beziehungen Oesterreich­s zur neapel. Frage berichtet unsere obige Wiener R-Korrespondenz. Die Beziehungen Piemonts zu Neapel sind fortwährend feindlich. Nachrichten aus Neapel vom 13. melden : Am Namenstage des Erbprinzen waren Die Botschafts-Hafeld von Frankreich und England beleuchtet, jenes von Sardinien aber nicht. Die „Morn.­­Post", Die Beihüserin der englisch-französiscchen Allianz, bemerkt mit Vergnügen daß, analog der englischen Regierung, auch Wer französische Kaiseri sich sehr ent­­schieden gegen Diejenigen ausgesprochen, welche, ‘der Ehre Frankreichs und der von dem französischen Bolfe in dem jüngst beendigten Kriege dargebrachten Opfer uneingedient, mündlich und schriftlich russische Neigungen sind gegeben haben. Se. Majestät will nicht gestatten, daß kommerzielle Privat-Interessen dem Wohle des Staates in den Weg treten. Das ist wohl ein Wink für die Unternehmungen der russischen Eisenbahnen. Dagegen seien wir im­­ amtlichen Theile der , Gaz, Piem.“ vom 14. 9. M.: „Der außerordentliche piemonte­­ste Gesandte und bevollmächtigte Minister am Faiserl. russischen Hofe, Conte Droglia di Easalborgone, hat mit dem russischen Minister des Auswärtigen eine Erklärung ausgetauscht, in­folge welcher alle z­pisschen beiden Staaten vor dem rechten Kriege bestandenen Verträge und Konventionen wieder und zuvar aló vom­. 45. (27.) April, dem Tage, an­melden die Ratifikationen des Pariser Vertrages ausgetauscht wurden, als­ in Kraft flehend zu betrachten sind.“ Die Details Über den spanischen Mini­sterwechsel haffen, wir weiter unten ausführlich folgen. Das „Biornale di Homa" vom 13. widerlegt die Nachrut eines rhei­­nischen Blattes von angeblich­­ bevorstehender Modifikation des zwischen O­ster­­reich und dem heiligen Stuhle abgeschlossenen Konkordates. Der Pariser "Moniteur" meldet: Der Kaiser habe Samstags die Bir­­manische Gesandtschaft empfangen. An demselben Tage hielt­ der­ Kaiser, beglei­­tet von Serrano und dem Grafen Gyulay eine Kavallerierevue zu Versail­­les ab. Während der Anwesenheit des Kaisers zu Gompiegne wird si der Ministerrath ebenfalls dahin verfügen. Bestere Berichte des Marschalls Randon an den französischen K­riegs­­minister über die Kämpfe in Algier melden, daß der Stamm der Bent Boughredan in Folge der ihnen am 5. 9. MM. miderfahrenen Züchti­­gung ih­ren Bedingungen der Sranzosen unterworfen, und bag am 7. Oktober anderen no widerspenstigen Stämmen mehrere siegreiche Gefechte­­ geliefert wırr­­den. Die Srangosen hatten 13 Todte, darunter Kapitain Ch­egnier vom 2. Fremdenregiment und 73 V­erwundete (darunter 6 Offiziere). Marshall Ran­­don beschließt seinen, Napport mit den Worten: „Somit ist der Aufstand un­­terdrüct, der unter dem Einflusse von El-Hadje Amar, gegen Ende September ernste Verhältnisse anzunehmen drohte, und ich werde morgen nach Tizi-Duzou abziehen." Nach den legten Nachrichten aus Konstantinopel hätte Oester­­reich, weil es von­ der Pforte bei Bestrebung der Abgaben für den Leucht­­thurm an der Sulina nicht zu Rathe gezogen ward, die Zahlung versellen verweigert. Dievanische Ministerfrisis it am 17. beendet wor­­den. Sämmtliche Mitglieder des Ministeriums, mit Ausnahme Des Premier und Ministers des Innern Rang, bleiben im Amte. Der bisherige Finanz- Minister Andrae wird Konseil-Präsident, Unsgarnd Minister des In­­nern für den Defammistiaat, und der bisherige Departements-Chef des Schles­­wigsschen Ministeriums, Krieger, Departements-Chef des Ministeriums des Innern für das Königreich. Bei Den rechten Militärmanövern zu Kopenhagen fanden mehrere Unglückssäle statt, indem Danische und Dent­sche Soldaten einander mit Ladeftolden schoffen. Es ereignete sich, bag der König, der die dänische Abtheilung persönlich befehligte, während Die gegen­­überstehende deutsche von Prinz Christian kommandirt war, auf einen­ Ladeftod aufmerksam gemacht wurde, der Die Nummer eines deutschen Bataillons trug. Der König befahl, sofort ‚eine Ordonnanz in das Lager des Prinzen Christian zu finden, mit der Weisung,­ daß sogleich eine Untersuchung anzustellen und der Schuldige exemplarisch zu bestrafen sei. Der Prinz hielt Nath mit seinen Offizieren, und er wurde nachgewiesen, daß den Deutfgpen nicht­ weniger­ al fünf Lodestöde von den­ Dänen zugesendet waren. Die, der Prinz durch seinen Adjutanten an den König fdicte, mit der Neußerung, Daß­ es an ihm sei, Bez­eirafung derjenigen Soldaten zu verlangen, die gegen seine Leute­ aus Bergerz­­enheit außer Steinen auch noch die Ladeflöde verläoffen. Mehrere Soldaten sind an den erhaltenen Wunden gestorben. Der,,Co1­stitut Zonner««enthält einen inspirirten Artikel über die Assaire von Neuenburg,der sich gerade nicht sehr gü­nstig für die Schweiz aus­­spricht.Es meint:»Die Frage wird nothwendiger Weise der Gegenstand einer Transaktion und der Wortlaut dieser Transaktion wohl unter dieth­­rantie der Großmächte gestellt werden.Matt fühlt hier die Nothwendigkeit eines schiedsrichterlichen­ Spruches,der für Alle eine gute Gerechtigkeit enthält." Ein von mehrfach in Aussicht gesieltes Gefeb zur Befäränfung der Kreditinstitute steht fest allerdings bevor und dürfte mit Nächstem erlassen wer­­den. Wie man hört, dürfte es­ dabei besonders darauf abgesehen sein . 4. In­­stitute Dieser Art auf eine bestimmte Anzahl von Unternehmern zu befehränzen ; 2. die Haftbarkeit der Unternehmer für die Solidität und Sicherheit der­ Ge­­schäfte auszusprechen ; 3. alle Geschäfte in Prumeffen zu verbieten, und 4. diese Institute zu vorschriftsmäßigen Bilanzziehungen zu verpflichten. Die preußisge Regierung betritt Damit allerdings einen Weg, zu dem sie sich früher­ lange nicht entschliegen konnte,, und Der Doch jeht einem Eingriff in Die freie Be­­wegung des Kapitals mehr oder weniger ähnlich sieht. Es werden darum be­­reits in den finanziellen und kaufmännischen Kreisen sehr lebhafte Besorgnisse in dieser Beziehung laut. «­­ Aus Posen wird der , A. A. 3." geschrieben: Die fanguinischen­ Hoff­­nungen, welche die Polen beim Regierungsantritt des jedigen Kaisers hiegen zu dürfen glaubten, sind nur zum geringern Theil in Erfüllung gegangen, wenn man die ziemlich zahlreichen Amnestirungen und die unleugbaren Anbahnungen zur Bifferung des höheren Unterrichtssesens ausnimmt, so ist in Polen unge-

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