Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1857 (Jahrgang 4, nr. 147-173)

1857-07-01 / nr. 147

ZbendblattdesWest erFloyd.; eriten Stod. A ar Mittwoch, 1. Juli. ro, 147. Peft, 1857. Reduktione- Barmva­­rotheagaffe Nr, 12 im »Da-»u- = Mit Allerhöchster Bewilligung Sr. Majestät des Kaisers haben Geine Taiserliche Hoheit der Durchlauchtigste Herr Erzherzog General­gouverneur, zum Gebrauche eines Seebaves, für wenige Wochen einen Urlaub angetreten und Die Geschäftsleitung beim Generalgouvernement Höchst ih­­sem Adlatus, Sr. Erzellenz dem Herrn ML. Grafen von Haller übergeben. Ge. ER Mporolische Mazietät Haben mittelst des an Se. f. Hoz­heit den Durchlaugtigsten Herrn Erzherzog Generalgouverneur gerichteten Aller­­höchsten Handschreibens Ddto. Larenburg 27. Suni b. 3. dem wegen Hochvert­rathes zum Tode verurtheilten Julius Grafen Andr&fy die straffreie Nüd- Tehr in die österreichischen Staaten und die Nachgabe seines in Verfall gespione­­nen Vermögens Alergnädigst zu bemilligen geruht. Politische Nundfehan, 1. Suli. Die mehr erwähnten beiden bűn­is­chen Antwortnoten auf die Depeschen Preußens und Oesterreichs vom 20. 9. M. sind nun endlich nach Berlin und Wien abgegangen. "So meldet wenigstend der ministerielle Korrespondent des in Altona erscheinende „Nord. Kourier” aus Kopenhagen vom 26. Juni. Ueber den Inhalt derselben schreibt man der „U. A. 3." : „Sie hält an der Zone des über der Provinzial­­vertretung Holsteins als Thatsache bestehenden Gesammtstaates fett. Gesammt­­staatliches für Gegenstand eines Vorschlags werden können, wenn man nur vom holsteinischen Provinzialstandpunkt aus nur für Holstein den­­Vorfälag stellt. An und für sich, meint Die Regierung, dürfe die gesammtstaatliche Vertretungs­­weise nicht zur Verhandlung kommen; allein insofern eine vermeintliche Rechts» Fräntung Holsteins in der bestehenden Vertretung gefunden würde, dürfe Der Stoff nicht ganz und gar der Versammlung benommen werden. Kebtere habe z. B. nicht über die Frage abzustimmen, ob der Neichsrath nach Wolfszahl und Steuern, oder nach ganzen Provinzen zusammengefecht sein solle; wenn aber jemand fände, daß die Anzahl der Vertreter Holsteins im Neicherath aus ir­­gendeinem Grund zu gering sei, so müsse darü­ber abgeslimmt werden dürfen.“ Die Schweizer Bundesbehörde wurde von Neuenburg aus anges fragt, wie die erlaufenen Kronfliktskosten zu tragen seien. Der Vor­­schlag des Bund­esrathes geht nun dahin : Neuenburg habe alle Kosten für Be­­wältigung des Aufstandes, nicht aber die eidgenössische Ossupation im Kanton zu tragen, dagegen fallen alle übrigen Kosten auf die Eidgenossenschaft, wie der Pariser Vertrag das vorschreibt. Der Keiser und die Kaiserin von Rußland sind, wie aus Darmstadt telegraphirt wird, am 29. Juni Abende 6 Uhr d­aselbst einge­­troffen. Aus ihrem Aufenthalt in Hamburg am 27. 9. M. wird der "N. 3." berichtet: „Imposant war der Anblick des Alfterbaffins. An allen 4 Seiten desselben waren Tausende und über Tausende versammelt, um einen auf ihm wim­­menden Fahrzeugen ruhenden Bau zu betrachten, der aufs Spienpidette illumi­­nirt war. Mitten in der Alfter aufgestellt, schloß dieser Bau das Musliforps der hiesigen hanseatischen Infanterie in sich, melche s­ich mit nur kurzen Pausen vernehmen lief. Rund um diesen Bau war eine große Anzahl von kleineren und größeren Fahrzeugen aller Art, sämmtlich dicht belebt, theils ruhig liegend, theils den Bau umktreifend, von de­sen Zeit zu Zeit, wie von den Fahrzeugen gelöst, bengalische Flammen, Leuchtkugeln u. s. w. heraussprüßeten. Der Kaiser erschien Allen , die ihn Hier in der Nähe zu sehen Gelegenheit gehabt haben, ernst, tat düster. Doch grüßte er oft und freundlich." Einer Petersburger Korrespondenz der „A. 4. Ztg." entneh­­men wir folgende Nachrichten: Die „Nordische Biene” hat einige polemische Artikel gegen die Türke gekrampt. Das ist fast das einzige Lebenszeichen der hiesigen Presse, trob alles guten Willens, aller Anstrengung und aller Frei­­heit. Alle Zeitungen sagen unaufhörlich darüber, das es unmöglich ist, aus dm Inlande Nachrichten zu bekommen, weil­­ man die Deffentlichkeit fürch­­te Ein Korrespondent beschreibt Die beiden seines Amtes in humoristischer Weise, Weder irgend eine Gouvernementsstadt ist noch je etwas in den Zei­­tungen veröffentlicht worden. Da taucht ein Korrespondent auf, der über einen Sturm, eine Ueberschwemmung, eine Feuerkugel oder einen Würmerregen an eine hiesige Zeitung schreibt. Das Blatt kommt an. Einer flieht den Anderen an, ohne ein Wort zu reden. Die Kühnsten fragen endlich, ob man die Zeitung gelesen, und die Gefragten sagen nein! Der oberste Beamte, der Nationalnst, theilt Einem der nächsten Gesellschaft das Ereignis offiziell mit, daß ein Lite­­rat, ein Zeitungskorrespondent aufgetaucht sei, und nun beginnen die Nachfor­­mungen nach dem Frevler und Verräter. Wehe ihm, wenn er entdebt wird, denn Alles zieht sich von ihm zurück, um nicht etwa auch in die Zeitung zu kommen, so empfindlich hat das lange Stillschweigen gemacht. Aus Paris wird telegraphirt: Die Operationen in Kabylien haben in den letten Junitagen wieder begonnen. — Die Präfekten der Grenz­­departements sind aufgefordert worden, ihren Sicerheitsagenten die genaue Beobachtung der Tag- und Wanderbuchordnung anzubefehlen und strengen Be­­fehl zu ertheilen, daß in Zukunft der Eintritt in Frankreich allen fremden Arbeitern verboten werde, die nicht außer ihrem Halle oder M­anverbuce genügende Ep­istenzmittel oder sichere Arbeit aufzum weisen Haben. Der Artikel der „Limes“ über die Ernennung des Prinzen Albert zum „Prince Consort” sagt im Wesentlichen : Bisher hat der Prinz durchaus keinen­ britischen Rang gehabt, Philips von Spanien war Titular-König von England; allein der Gemahl der gegenwärtigen Königin ist nichts­­ weiter, als was er vor seiner Verheirathung war, ein Prinz aus dem Hause Sachsen-Koburg-Gotha. Er hat nicht ein­en Die Würde eines britischen Peers­ erhalten. Obgleich naturalisirter Unterthan der britischen Krone, hat Prinz Albert bisher nur seinen deutschen Titel getragen und nimmt, so viel wir wissen, außerhalb Englands, nach dem bei Hofe geltenden Brauche, nur den Rang als jün­­gerer Sohn eines deutschen Herzogshauses ein. Obwohl mir ihn königliche Hoheit nennen und ihm ohne Biweifel in befreundeten Staaten aus Höflichkeit künigliche Ehren erwiesen werden, so hat der Prinz vermöge seiner Geburt dog bios Anspruch auf den Titel Hoheit (Serene Highness) und steht Hinter zahlreichen Sprößlingen festländischer Königshäuser, zurück, deren Stellung in Bergleich mit der feinigen eine obfeure is. Ihre Majestät überschreitet also sicherlich die Grenze der Mäßigung nicht, indem sie nach einer zwanzigjährigen Regierung ihrem Gemahl einen Titel verleiht, der ihm, ohne ihm irgend­welche Autorität in England zu geben, eine hohe und be­stimmte Stellung im Auslande sichert. Prinz Albert wird hinfort auswärtigen könig­­lichen Familten mit dem Status eines britischen Prinzen vom höchsten Range gegen­­übertreten. schon steht er in England kraft königlichen Erlasses im Range vor allen Mitgliedern der Herrscherfamilie ; der neue Titel sichert ihm nur dieselbe Stellung in anderen Ländern, wo dergleichen Dinge sich mehr wag dem Brauch, wie er fett unvor­­an Zeiten gilt, als nach den Statuten irgend einer bestimmten Monarchie­­ . Aus Rom wird der "A. A. 3." beriutet: „Mandoleff,­ Sänet­­tler seines Zeichens, war Führer einer jener nächtlichen Gesellschaften, die mir aus Brentanos „luftigen Mufitanten” fennen; das hiesige Bolt nennt sie Smimfard­t. Dieser Nachtengel wurde den Genossen plöblich ein Räthfel. Er floh die großen Gesellschaften, fehien Dagegen mit jenem Tag ernster zu werden, und immer mehr in sich zu­ gehen. Den sich darob verwundernden Bekannten aber erzählte er eines Tags: er befibe ein Marienbild, in dessen Augen sich seit einiger Zeit Feuchtigkeit zeige, mie wenn sie meinen wollten, und Schweißtropfen auf der Stirn. Die Wohnung Mandolefi­d unweit der Engele­­brüide wurde bald von Leichte und Abergläubigen, unter denen die Zahl der Meiber wie gewöhnlich sehr groß war, überlaufen, und jeder und jede befläs­tigte Das­fi oft unwiederholende Mirafel. Da sich über dasselbe bald der Ruf von wunderbaren Heilungen und dergleichen verbreitete, so schritt die geistliche Behörde ein, und entwedte auch ohne große Mühe den Betrug. Der Schneider hatte das auf Leinwand gemalte Delbild an den betreffenden Theilen mit einer sehr geeigneten feinen harzigen Materie überzogen, melde beim Eintritt eines gewissen Wärmegrads im Zimmer, z. B. durch Ausathmung vieler anmwetenden Personen, leicht in Fluß gerieth, und dem Einfältigen den augenscheinlichen Beweis lieferte. Es sollen viele Betrügereien mit dem Bild getrieben worden sein. Mandolosi aber ist von der Inquisition zu siebenzehnjähriger Haft für seine Caufeleien verurtheilt.” Eine Depesche aus Triest vom 30. berichtet : Ihre Hoheiten die Exzle. Ferdinand und Karl von Toscana, die Herzogin von Berry und Generallieute­­nant Silangeri, der Fürst von Satriano und Fürst Don Gaetano Filangeri sind zur Begrüßung des Heiligen Vaters hier eingetroffen. Die porz­­ugiesische Infantin Donna Anna da Stefus Maria is in Rom gestorben. Eine Kommission zur würdigen Feier der Eisenbahnerädffnung im fon­genden Monate ist ernannt worden. Seiner Zeit ist von und der Adresse Erwähnung gesciehen, welche eine Anzahl protestantischer Bürger Augsburgs wegen Abän­­derung des Wahlmopus für die protestantischen Generalsynoden dies Zeit des Rheines und namentlich für die bevorstehende Synode unmittelbar an ©. M. den König von Bayern gerichtet hat. Es wurde darin um eine größere Bers­treftung der Laien gebeten. Wie die „N. M. 3." meldet, ist Dieter Rodrese Merhönsten Orts eine Folge nicht gegeben, sondern bestimmt worden, daß es zur Zeit bei der Wahlordnung vom 31. Juli 1853 verbleiben sol. Zur neulichen Säkularfeier des Maria-Theresien-Or­­dens erschien eine ausführliche Geschichte desselben, unter Leitung des Stants­­kanzlers Fürsten Metternich. Ge. Maj. der Kaiser, erfuhr, die Didikation des Werkes anzunehmen, antwortete dem Fürsten: „Weder Fürst Metternich! Ich freue Mich wahrhaft, daß die Geschichte Meines erhabenen Mariar Theresien-Ordeng der Mitz und Nachwelt unter der Leitung eines Man­ nes überliefert wird, der so, wie Sie, Weisheit mit wahrer Seelengröße vers­bindet und von beiden der Welt in feheweren Momenten sprechende Beweise zu geben wußte, daher Ich die von Ihnen gemünschte Zueignung mit um so größerem Bergnügen annehme. Wien, am 2. April 1857. Stanz; Ivofepf.? Wiener Berichte vom 30. Sunt melden: Die Mehrzahl der auswärtigen diplomatischen Vertreter am I. T. Hofe ist in Diesem Augenblicke von Wien abwesend. Mit Urlaub befinden sich der großherzoglich badische Gesandte Freiherr v. Rüdt in Karlsruhe; der F. badrissche Gesandte Graf v. Lerchenfeld zu Köfering; der ff. friechische Gesandte Ko­n­­fantin Stinas in Casteinz der F. hannover’sche Gesandte Freiherr v. Stok­hausen in Hanover; der großherzoglich hessische Gesandte Fr­ei­herr v. Drachen­­fels in Deutschland; der Gesandte der nordamerikanischen Vereinsstaaten Heinrich Slatfon in Hamburg; der E. portugiesische Gesandte Baron 9. Roboredo in Lissabon ; der E. neapolitanische Gesandte Fürst Petrulla in­ Dresden. — Den Landaufenthalt haben genommen; der FE, französische Botschafter Baron B­our­queney in St. Veitz der türkische Botschafter Fürst Kalbtmacht in Babensz der E, russische Gesandte Baron» Budberg in Vislau (geht Übrigens nächster Zage zur Sutte­r, M, des Kaisers von Rußland nach Deutschland) , der X. englische Gesandte Str Seymour Hamilton in Hieging. Abmesend sind der f. preußi­­ine en Grafs. Arnim und der f. spanische Gesandte Don Bermudez e Safiro. Dem Photographen und Maler Herrn Lövy wurde die A. b. Bewilligung zu Theil, ein photograp­htisches Alb­um sämmtlicher Maria-Theresia- Ordensrt­tter anzulegen, und die ff, Staatsbruderei zugleich ange­wiesen, dem Unternehmen jede Art von Unterfrügung angeweihen zu hasfen. Herr Lőwy hat bereits eine große Anzahl der Ritter des Maria-Theresia-Ordens aufgenommen, und wird dieses gewiß interessante Erinnerungs­werk baldigst vollendet sein. Eine Deputation des Prager Gemeinderaths hat dieser Tage den Ministern, Grafen Buo­Y und Thun wie Freiherrn v. Bruch das Diplom des denselben verliehenen Ehrenbürgerrechts der Stadt Prag überreicht. Die drei Urkun­­den haben einen reellen Silberwertb von 1200 fl. Neben reichen Silberarabesten meist jedes Diplom auf der Borderseite das massiv in Silber gearbeitete Stadtwap­­pen, auf der Stehrseite aber das gleichfalls aus Silber hergestellte Wappen des Eme pfängers auf. Das Silber hebt sich von dem violetten Sammtunterboden prächtig ab. Die Anfertigungstosten eines solchen Diplomes beziffern sich mit circa 600 fl. Die drei Diplome haben ein Gewicht von 54 Bfb. Meyerbeer hat auf ein an ihn ergangenes Anfuhren des Vorstandes der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde einen Psalm zur Einweihungsfeier des neuen Bethauses in der Leopoldstadt eingesendet. In der Nacht vom 28. auf den 29. d. M. starb in Baden bei Wien der ehemalige Direktor und Professor am Musikkonversatorium­ in Wien, Herr Joseph TEIHHHF, in einem Alter von 53 Jahren nach langjährigem­ Leiden. Die Leiche wird heute (Dienstag) um 5 Uhr auf dem israelitischen Friedhofe in Währing beerdigt. Der Weinhändler Herr Scherzer hat in seinen großartigen Kellersäumen ein volles Weinlag zu Tausend Eimern. ,

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