Pester Lloyd - Abendblatt, August 1857 (Jahrgang 4, nr. 174-197)

1857-08-07 / nr. 179

er ae . Die einzelne Nummer foftet I fr. EM. EHI 4% In H Abendblatt des Pester L­logo. Sz Be­er Redaktions­­ersten Stod, 4 Freitag, 7. August. ro. 179. Pest, 1857. Y Wien, 6. Augus. Eine der segenreichsten Wohlthaten der Aller­­höchsten Reise nach Ungarn ist die den Grundbesigern jener Landestheile, in welchen die Grundbücher bisher noch nicht eingeführt sind, ermöglichte Benü­­ßung des Kredite der Hypothesenabthe­ilung der Na­tionalbank. Die vielen Anfragen, die seitdem von geldbedürftigen Grundhefi­ Bern aus Ungarn hier eingelaufen, bemeisen, dag das Land die große Bedeu­­tung Dieser Erleichterung richtig aufgefaßt. Es ist jedoch in diesen Blättern häufig Klage darüber geführt worden, daß die Bedingungen, an melche die Bank diese Konzession geknüpft, Äußerst schwer zu erfüllen sind. Nun mil íg zwar nicht in Abrede stellen, vag die geldbewürftigen Parteien durch die vielen Förmlichkeiten, deren Erfüllung das Institut von ihnen verlangt, ungeduldig werden, allein andererseits wäre es aber auch unbillig zu verlangen, daß ein öffentliches Insitut seine Kapita­­lien ohne Die größtmöglichste Garantie hinausleihet, Wenn ich Die Drei Bedingungen, an­melde die Anstalt Die Bewilligung eines Darlehens auf nicht ordnungsmäßig eingetragene Güter knüpft, richtig aufgefaßt, so verursacht wohl der Nachweis über das 32jährige ungestörte Ei­­genthumsrecht des zur Hypothek angebotenen Gutes die größte Schwierigkeit und haben auch viele Parteien geglaubt, die Beibringung des Beweises, daß in Betreff der fraglichen Realität sein das Eigenthumsrecht in Trage stellender Rechtsstreit anhängig sei, genüge allein schon zur Konstatirung des Befichstandes. Nach meinem Dafürhalten ist dies jedoch ein Irrtium, dessen Berichtigung ich­­ If für jede not­wendig erachte. Wie es sich nun herausstellt, kann man nämlich fehr leicht den Beweis führen, daß gegenwärtig das Eigenthumsrecht eines Ber­eibes nicht angefochten wird, ohne damit noch be­wiesen zu haben, daß ein sol­­cher Prozeß auch für die Zukunft beseitigt is. Wer die früheren Rechtsverhältnisse in Ungarn fennt , wird auch begrei­­fen, daß das seine d­ank­ende Formalität is. Eben­so kann man oft leicht nach­weifen, daß man ein Gut von seinen Eltern ererbt, ohne Dadurch noch den weit wichtigeren Beweis geführt zu haben, daß die Familie im 72jährigen un­­gestörten Befibe desselben Gutes gewesen und somit berechtigt ft, auf dasselbe eine Schuldpost aufzunehmen. Die Hypothesenanstalt muß aber auf der Feststellung des Befibes behar­­ren, weil dies die erste und mwi­tigste Garantie des Darlehens is. Darum ist es wünschenswerth, dag die Parteien vorerst alle ihre Belege zusammentragen und dieselben prüfen, ob sie auch den Anforderungen der An­­stalt entsprenhen, ehe sie ihre Gesuche einreichen. Da es andererseits der Borz­theil der Hypothesenanstalt erheirscht, ihren Geschäftskreis immer mehr auszudeh­­nen, so wäre es unpraftisch, die gesprächenden Parteien durch nuslose Förmlich­­keiten abzuschredfen und glaube ich die Weberzeugung aussprechen zu dürfen. Das es nicht immer die Schuld des Reglements ist, wenn das Publik­um auf die Erledi­­gung des Reserves so lange warten muß, sondern häufiger noch die Unkennt­­niß der gegeblichen Formalitäten. Wer nun Geld von der Bank entlohnen will und muß, thut also vor Allem gut, sich mit den Bedingungen bekannt zu mac­hen, unter welchen die Geldkräfte dieses Institutes überhaupt zugänglich sind. Politische Rundschau, 7. August. Wir eröffnen unsere heutige Rund­­schau mit folgender wichtigen Mittheilung der „Des terr. Korresp.“ ; das offizielle Blatt schreibt : „Den neuesten aus Konstantinopel eingelaufenen telegraphischen Depetchen entnehmen wir das Stadium, in welches die dasel oft in Folge der Mahlopera­­tionen in der Moldau ausgebrogene Krifis getreten ist. Nachdem von Seite des französischen Botschafters das kategurische Ver­­langen der Annullirung der flattgehabten Wahlen gestellt worden war, machte ei die Pforte am 4. 0. M. anheirschig, die beiden Kaimarame der Moldau und der Walachei persönlich nach der türkischen Hauptstadt zu berufen, um den Borgang bei den Wahlen einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Herr von Thouvenel glaubte jedoch auf diesen Vorschlag nicht eingehen zu sollen, bestand auf der allfogleichen und unbedingten Annullirung der Wah­­len, und erklärte, daß er im Weigerungsfalle seine Flagge binnen 24 Stunden einziehen lassen würde. Hierauf erneuerte die Pforte am 5. d. M. ihr obiges Anerbieten mit dem Beifügen, daß, falls Hr. v. Shouvenel dabei beharren sollte, diese Antwort als eine Weigerung zu betrachten, sie ihm allein Die Verantwortlichkeit für die Dolgen überlassen müsse. Sie verband damit Die Anzeige, daß sich der Sultan fristlich an den Sattel der Franzosen wenden­­ werde. In­folge dessen hat der französische Botschafter die Flagge einziehen lassen, zugleich jedoch den Minister des Ren­­fern, Ali Pascha, versündigt, tap er­st in einigen Tagen abrei­­sen werde. Dieser lebtere Umstand gibt der Hoffnung Raum, das noch mit alle Aussicht auf eine gütliche Beilegung dieses Zerwürfnisses verschwunden ist.” Dieselben Vorgänge werden von , Nord" und „Constitutionnel” erzählt, und ersteres Blatt fügt Hinzu, Herr 9. Thouvenel habe von seiner Regierung den Befehl erhalten, die diplomatischen Beziehungen mit der Pforte abzubrechen, falls die Annullirung der Wahlen nicht zugestanden werden sollte. Herr von Thouvenel habe dann in der That Vorbereitungen zur Abreise gemacht, und Die Pforte durch den bekannten Ministerwechsel sich zu einer Konzession an Frank­­reich verstanden. Bezeichnend ist es, daß der Sultan die Freunde der Union durch werthvolle Gescheine zu begütigen versucht. Ein prachtvolles Halbband aus Diamanten wurde der Gräfin Walemssa geshicht und ein anderes der Frau 9. Benedetti, Gerner wird uns aus Konstantinopel vom 1. b. gemeldet :­­­­ Giftern Abends wurde der Scheichh ul-Islam und sämmtliche Minister wiederholt zu einer Berathungs in das großherrliche Palais berufen. Eine Feuersbrunnft hat einen großen Theil von Galata zerstört. Die Kommission zur Regulirung der russisch-türkischen Grenze wird ihre Arbeiten bis Oktober vollenden. Ost indische Zeitungen bringen folgende, wie es heißt, von den Insur­genten in Delhi erlafene Proklamation: „Kund und zu wissen sei allen Hindus und Mohamedanern, den Untergebenen und Dienern der Offisiere der englischen zu Dept und Meerut postirten Truppen, daß die Europäer sämmtlich über folgende Punkte einverstanden sind: Zuerst der Armee ihre Religion zu rauben und alsdann alle ihre Unterthanen mit Gewalt zu Christen zu machen. 8 ist eine Thatsache, daß nach den formellen Befehlen des Generalgou­­verneurs Patronen ausgetheilt werden, die­ mit Schwein- und Rindgfett verfertigt sind. Er Hat befohlen, daß, wenn sich zehntausend Mann damiter erheben, dieselben er­­offen, wenn 50.000 Mann, entwaffnet werden sollen. Deshalb, aus Anhänglichkeit an unseren Glauben, sind wir mit allen Unterthanen eins geworden und haben nicht einen einzigen Ungläubigen an diesem Orte am Leben gelassen, und haben den Kaiser zu Delhi ausgerufen, mit der Bedingung, daß alle Truppen, die ihre sämmtlichen europäischen Offiziere ermorden und ihm Treue ihmwören werden, beständig doppelten Sos empfangen sollen. Hunderte von Kanonen und ein viermeßliger Schag find in unseren Händen. Mögen daher Alle, die sich nicht zu Christen machen lasfen wol­­en, und alle Unterthanen sich mit ganzem Herzen der Armee anschließen, Muth faffen und auch nicht den Heinsten Sproß der Nachkommen dieser Teufel übrig Taffen. Fúr allen Aufwand, welcher den Einwohnern durch Lieferung von Lebensmitteln und Berprovianterung der Armee entsteht, mögen sie sich von den Offizieren Empfangs­­bescheinigungen geben Yaffen ; der Kaiser wird dieselben zu dem doppelten Werth ein­ Öfen. Wer in einem solchen Augenblicke dem Kleinmuthe nachgibt und sich von Verführern irre machen läßt und ihren Worten glaubt, der wird von seiner Unter­­werfung denselben Erfolg haben, wie die Einwohner von Judnow. Es müssen daher alle Hindus und Mohamedaner einmüthig im Kampfe sein und nach dem Nam­e ver­­trauenswürdiger Personen ihre Maßregeln ergreifen. 980 gute Maßregeln ergriffen und Jeder den Einwohnern dienstwillig gewesen ist, werden zum Lohne hohe Ehren­­stellen und Auszeichnungen ausgetheilt werden. Glaube man nicht, daß es minder verdienstlich sei, als ein Säbelhieb, dieser Proklamation die möglicht weite Berbret­­tung zu geben. Man schlage dieselbe an einem Orte an, wo sie gut gesehen werden kann, damit Hindus und Mohamedaner Kenntnis nehmen und sich bereit halten kön­­nen. Wenn die Ungläubigen nachgiebig werden, so glaubet nicht, daß dies ein Mittel sein werde, ihr Leben zu retten. Wer sich dieser Täuschung hingibt, wird es schwer bereuen. Unsere Herrschaft ist im Zunehmen. Dreißig Rupien für den Reiter und 10 Rupien für den Fußgänger, das ist der Sold in der neuen Armee von Delhi !” Wie dem „Pays“ berichtet wird, war der englische Minister Murray am 7. Suni zu Teheran angekommen, wo er mit den vereinbarten Ehren empfangen wurde. Man versichert, dab Herr Murray nach Reorganisation der Legation auf Urlaub nach England gehen werde. Von den Ufern des Kaspischen Meeres sind Berichte über eine Expedition der rusischen Streitkräfte von Afterabad gegen einen der bevöl­­kertsten Auls der am rechten Ufer dieses Meeres wohnenden Turfumanen eingegangen . Der Stamm der Tumatih-Turfumanen hatte sich schon seit langer Zeit durch seine Einfälle in Mansanderan und Afterabad furchtbar gemacht und namentlich seit der kräftige Gouverneur von Afterabad, Dieaffar-Ruli-Chan-Sikhani nach Teheran zurücerufen worden war, hatten figh diese Einfälle wieder sehr vermehrt, ja, obgleich zuffllige Kriegsschanzen bei Afterabad fintioniren,­ Hatten doc turfumantische Bote mehrmals räuberische Schanren gelandet, die Ortschaften am Ufer verwüstet und nach und nach 40 Gefangene fortgeführt. Ermuthigt durch die Ungestraftheit, hatten sie äffische Schiffe in See angegriffen und waren nur durch die sie begleitenden Kriegss­chiffe abgewehrt worden. Der Kapitän-Lieutenant Lihareff, Kommandant der Station zu Afterabad, versuchte zuerst gütliche Mittel, dann Drohungen, in deren Folge die Turfumanen einige Gefangene herausgaben, aber ihr Versprechen, auch die übrigen auszuliefern, nicht hielten und sogar, als sie sich genelm­igt sahen, auf ihre Seeräuberei zu verzichten, das Handwerk zu Lande aufs Neue eifriger fortlegten und einen Kaurier der ruffitichen Mission in Teheran gefangen nahmen. Der ruffitiche Konsul selbst wäre bei einem Spazierritt in der Umgegend von Afterabad beinahe von ihnen gefangen genommen worden. Wc­areff entschloß sich dies bald, Gewalt zu gebrauchen. Am 24. Mai führte er ein Detachement von 116 Mann mit 4 Gefangen in 6 Boten, die von einem Dampfschiff ins Schlepptau genommen wurden, gegen den Ruf der Zurfumanen auf der Landfolge „Serabrannyi Bugr”, der gegen 300 Kibitfen zählt, und verlangte für einen Parlamentär die Ausliefe­­rung des Kouriers und der persischen Gefangenen. Als diesem Berlangen nicht ent­­sprochen wurde, ließ er den Aul in Brand schlaien. Die geängsteten Turfumanen brachten nun den Kourier herbei, dessen Lösung sie auf 1000­ Dukaten veranschlagt hatten, und baten um Schonung. Der russische Befehlshaber verlangte jedoch die Auslieferung aller persischen Gefangenen, und da diese nicht erfolgte, wurde die Beschteiung des Auls bis zum Abend­­ fortgefegt, worauf die Rus­­sen sich wieder einschifften und sich nach der Insel Archurade­s zurüd begaben. Später lieferten die Zurrumanen den größten Theil der übrigen Gefangenen aus. Die jüngste amerikanische Po­st bringt folgende Nachrichten : Aus Kansas wird berichtet, daß General Walker am 17. Juli mit 8 Schwa­­dronen Dragoner in Lawrence eingezogen sei, und bag man einen Zusammenflog mit der Bürgerschaft befürchtete. In Cincinnati hatte ein Deutscher, Namens Köhler, seine Brau­erbrofelt, dann das Haus eines gewissen Korton angezündet, diesen erstochert und Hierauf sich selbst den Hals abgeschnitten. Heftige Gemwitterschläge waren auf verschiedenen Punkten der Vereinigten Staaten vorgekommen, und hatten in­ O­hio allein an einem einzigen Tage 15 Menschen getödtet. In M­elville war der Blog und Telegraphenamt gefahren, und hatte unter dem Apparat bösen Spud getrieben. Wie es in London heißt, hat Leney Rollin die Absicht, der „Times“ wegen eines gegen ihn und Mazzini gerichteten Artikels einen Prep­­penzeß anhängig zu machen. Es ist dies jener Artikel, wen die , Times" uns mi ttelbar nach dem Tage, an welchem die bekannte Anklage im „Monitenir” er­­schienen, gebracht hatte. Wie man der „Cazz. uff. di Venezia” aus Turin berichtet, hat Mt White, die vorgenannte Emilfarin Muzzini’s, aus ihrem Gefängniß einen endlos langen Brief an Graf Cavor gerichtet, in welchem sie sich über ihre Verhaftung beschwert, und gegen die Politik der ypiemontesischen Regierung zu Tele zieht, die sie geradezu „Hölifch“ nennt. Diese Epistel, melche sich durch ihre Evaltation und Ercentridität auszeichnen sol, wird in italienischer und eng­­lischer Sprache erscheinen. Portugiesischen Korrespondenzen und Journalen zufolge wurde zu Oporto eine große Salichmünzer-Werkstätte entdeckt, welche Verzweigungen mi­ den größten Städten Portugals hat. Die „Iberin” berichtet, daß auch mehrere Mitglieder des portugiesischen Klerus, darunter einige hochgestellte, in die Angelegenheit verwidelt sind. In der St. Vinzenz­kirche, welche von Truppen umgeben wurde, ist einer der Schuldigen in dem Augenblie verhaf­­tet worden, wo er seine Meile seien wollte,

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