Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1857 (Jahrgang 4, nr. 275-298)

1857-12-01 / nr. 275

Die l®r. © Ku ra —nk = Abendblatt des Peter Floyd. He war—n* Redakttond- Bureau, Dor totheagaffe Nr, 12 im erften Stod. EHI —H 3 Pet, 1857. Dienftag, I. Dezember. Aro, 278. sz Aus­­ondon vom 27, wird geschrieben: Die Stimmung in der City Art merflt besser und man glaubt, daß, da die Silbernachfrage für In­­dien zum Schweigen gebracht ist, das­ von Australien und anderen Orten zu­­fließende Gold der Bant zu Gute kommen wird. Der Umstand, das die Firma Deniftoun ihren Gläubigern 20­8 pr. Pfd. St. anbietet, hat, obwohl dies als Ausnahme zu betrachten ist doch eine gute Wirkung hervorgebracht, Daß die Northumberlandbank in Newcastle wieder ihre Zahlungen aufnehmen solte,­st nach dem was man über ihre Verluste hört, kaum denkbar. Diese werden dur die Aktionäre reichlich gedecht sein; Seiver sollen unter den Xebteren sich nicht nur sehr reiche Leute, sondern auch gegen 112 Witwen und unverheirathete Mädchen befinden. Die anderen Banken in Newcastle stehen volkommen fest. Hier in London ist gestern Fein neues Fallifsement befannt worden, und man hofft noch immer, daß die zulegt falliten, mit dem Norden Europas in enger Verbindung stehenden Häuser, durch Unterflüsung von Freunden i­ieder flott gemacht werden dürften. In Brüssel fand am 26. b. die erste einer Reihe von Besprechun­­gen über Themen der Bod­ewirthschaft statt. Die beiden Gegenstände der Tages­­ordnung waren­ die Höhe des Zinsfußes , und die Organisation des Kredits in Belgien. Die bedeutendsten Redner, so auch Molinari, sprachen ich für unbed­ingte Stetiheit des Zinsfußes und der Ban­ken aus Der Widerspruch Hammierte sich an die Erfahrung, welche man in Amerika gemacht hat, daß eine Ausdehnung des Bankwesens gefährlich ist, konnte aber nicht nachweisen, daß die gegenwärtige Berfaffung der privilegirten Banken in Europa für den Handel und die Entwicklung des Wohlstandes nüb­­licher ist als jene „Anarchie jenseits des Ozeans. Die Diskussion kam später auf das Gebiet der nationalen Kreditangelegenheit, so da mehrere Redner Ge­­legenheit hatten, sich über den gegenwärtigen Stand des Kredits in Belgien ungemein günstig auszusprechen. Meber die Thätigkeit der Biliiale der öfter. Kreditanfall in Prag schreibt man der „Hu B.­3.", bag die Summe der Beloh­­nungen von Effekten in runder Ziffer 300.000 Gulden beträgt. Auf eben so viel belaufen sich die Vorschüffe gegen Deponirung von Waaren. Was das Diekontoneschäft anbelangt , so besißt die Siliale ein Portefeuille von nahezu 1,400 000 Gulden und zwar theilweise Plagmwechsel, theilweise Domizile auf die vermiehenen Landestheile Böhmens gezogen und zahlbar in Prag. Außer den erwähnten zivei Kategorien von Kaufmannspapier hält die Zweiganstalt noch für ein Paar Millionen Tratten, auf Wien oder in Wien zahlbar , im Portefeuille und eröffnet gegen gute Sicherheit Acceptationskredite bei der Mutteranstalt. Die in laufende Rechnung eingenommenen Gelder belaufen sich lis­ jet auf 1.300,000 fl. In Wien waren am 27. November bei den Ef. Landesgerichte dr­ei­hundert und bei dem f. ft. Handelsgerichte Fünfzig Kundmachungen über eröffnete Konkurse affigirt. — Am 28. erließ die Börsenkammer folgende Kundmachung : „In Erläuterung des $. 60 der Börsenordnung hat bag b. 7. &. F­inanzministe­­rin mit­ Erlaß vom 20. b. M., 3. 4222, bestimmt, bag ber Wirkungsfrets der Börse-Agenten auf die bloße Vermittlung von Bör­sengeschäften bef­ränft­if. Den Börsengenten ist es daher nicht ge­stattet, für eigene Rechnung an oder außer der Börse Börsengeschäfte­ zu machen. Nach Vorschrift jenes hohen Erlasses it der Damwiderhandelnde gleich im ersten Betretungs­­falle unnachsichtlich mit der­ Entziehung­ des Agentenbefugnisses zu bestrafen. Politische Rundschau, 1. Dezember. Die Divans ad hoc müssen sehr traurige Erfahrungen machen: wenn sie um die Erlaubnig nach­­­hen, die Pariser Konferenz zu befehiden, werden sie rundweg abge­wiesen ; wenn­­ sie ferner glauben, ihre Wünsche den Regierungen vorlegen zu können, werden sie auch hierin sich täuschen; denn, wie man aus Paris schreibt, haben Die Divans ihre Definerien nur den­­ Kommissären zur Prüfung und Empfehlung zu unterbreiten, und wird die Konferenz ausschließlich über den Kommis­­sionsbereich, dem die Münze als Beilage angefäloffen sind , herab­­­­schlagen. Unsererseits sprechen Gründe dafür , daß die Kommissäre nicht früher ihre Arbeit beendigen werden, als sie Kabinete si verständigt haben. Man hält es nämlich, wie der „U A. 3." berichtet wird, in diplomati­gen­­ Kreisen für zvwedmäßig, mag die Grundzüge des vorbereiteten Arrangement­son in jener Arbeit angedeutet werden. Nach einer Depesche aus Kontantinopel, berichtet "Daily News", Lord Stratford sei nach England abgereist. Aus Indien soll der Marseiller Dampfer, wie dem , Nord" telegraf­phlet wird, minder günstige Nachrichten gebracht haben; neue Meutereien, heißt es, sind ausgebrochen, Offiziere, Referenten und Christen gemordet wor­­den, — in dieser Allgemeinheit beanspruchen indeß die Nachrichten nur geringe Würdigung: Aeltere Briefe avanbien reichen bis zum 26.September zehn Offi­­zier schreibt: Nach der Einnahme des Cashmirtbutes hatten wir durch enge Straßen und Seitengäßchen vorzudringen-bestü­chen von Kanonen,welche doppelte Kartätschenladung gen feuerten­.Und hier war es,wo wir unsere größten Verluste erlitten...Wir fochten bis zum Anbruch der Dunkelheit,an 15 Stunden lang,bevor wir das Cabhuls Thoremischten.Am 20.befehligte ich die Abtheilung die den Palast des Königs nahm.Wir tövteten ungefähr L7 im Innern,und einige ent­amen über die Mauern und den Fluß.Da das Thvtgtschlossenwas­ befestigte ver Ingrimm­ einen Pulver­­sack daran,und nach der Explosion stutzt­n wir hinein und putzten alle Sepoys weg, die wik trafemJn einek Eimelstunde Hatten wir den Platz in unfnb­ewalt.. Den König hat man gefangen,seine 7 Söhne und seinen Enkel,Aboo Bukkur, gen­ ihre Leichen,nackt und voller Kugellöcher,wurden in denchandnt Choukaie Regent­ street von Delbi Jook diespolizeistation geworfen,onunbette,darunter auch ich,sie besichtigen kamen.Zwei dieser verfluchten Prinzen schändeten unsere Weiber und ließen sie nachher in Stücke hauen.Sie sind fe8t,ich will damuf schwöben,wo es ec u in Indien, und wo man feine Punkas und Tatties bekommt, (b. b in der Hölle). Ich hatte am 24. und 25. die Wacht über den Köni­gebeweiber, und mußte sehr auf der Hut sein, um etwaige . und feine Weiber und eltungen und Elnchtuers­­ fuche zu hindern. _Gestern Lieferte ich ihn an eine Trachtmannschaft von 60 Saligen, und war recht froh diese verantwortliche: Stellung 108 zu sein, Im Nothfalle hatte ich Die Ordre ihn todtzusehießen. Wir finden noch­ täglich In den Häusern Sepoye versteht, Die vor Wunden und Krankheit nicht, zu entrinnen vermocht : diese werden alle auf dem Fled tobt gemacht,. Am 24. fing ich einen seltönen hochgewachsenen So­­war (Kavalleristen), ich schleppte ihn auf die Straße hinaus und s hok ihn tobt. Man kann fbhen seinen Pardon geben. Wir im werden nie vergessen, wie sie unsere Meiber und­ Kinder­­ niedergemegelt haben, und wir, erfüßlagen keden, Depoy, den wir Fliegen. Die Stadt ist ganz verlassen, und alle Bürger sind entflohen. Wir haben alle Läden geplündert, und alles Versbonlle wird gesammelt und zur Prisenvertheilung verkauft. Unsere Rache ist nicht zu fü­llen, denn mehrere unserer Soldaten, die am 14. blos vers­chwundet wurden und Die wir übersehen hatten, fanden wir später tobt ohne Kopf Lie­­gen, und mit furchtbaren Säbelhieben gezeichnet 5 und so schonen wir Niemanden, Mir haben jet, ungefähr 4000 Kranke und V­erwundete. Die Krankheit wird, hoffe ich, salch nachlaffen, da das Wetter fühler wird. Die Cholera rafft hie und da Einzelne weg; sie hat uns selt dem Juni nie ganz verlassen. Die Stille, die jegt herrscht , ist außerordentlich. Sie hat wirklich etwas Unangenehmes.' Drei Monate hindurch haben die Kanonen Tag und Nacht gefeuert , fest Hört man selten einen Slin­­tenschuß, Slaubt nicht, das ich Das Betöfe vorziehe. Ich wünsche nie­ mieder, eine Kanone im Gefecht abfeuern zu sehen oder zu hören. Der Krieg ist gewiß eine furcht­­bare Geigel, und wenn diese Rebellen aufgerieben sind, hoffe ich, das Indien lange­frieden haben möge. Unser Lager wimmelt von alten Leuten, Weibern­ und Kindern, ohne Nahrung und ohne Geld.­ Sie haben Alles verloren , und müssen von unserem Kommissariat erhalten werden. Im­ biesem ganzen Theil Indiens wird die Hungers­­noth wüthen, Fein Feld ist bebaut worden, Fein Geld in Umlauf. Präfe es nur die Googurs, so würde es Niemanden leid thun, da sie mehr Unheil angerichtet haben als irgend eine andere Seite, aber die Unschuldigen werden mit büfen. Die ministerielle , Welt" behauptet abermals , gesrüßt” auf ein von ihrem Pariser Korrespondenten mitgetheiltes Schreiben von einem büttischen Offizier In Indien, daß die invische Meuterei großentheild dh ruffifHGer Wühd­e­retbem angezettelt worden sek. »Viele Jahre lang sind Fremdlinge in ganz Indien umhergezogen, Horben von Persern, (oder Leute die fir Perser gelten) von Bushire, Shiraz, Teheran, Tabris und Ippahan Tommend, puräe streiften das Land, bald Pferde, bald Gabel verkaufend ; einer verkaufte sogar feine Schaffell-Müge. Unsere Indien Friedensricter, vermut­lich Fein Arg ahnen, begnügten sich mit der Frage, wer sie seien, woher sie sämen und mas sie woll­­ten, worauf die Spigbuben leicht genug leite einen angenommenen Namen antworteten, indem se einen Konsularpaß vorzeigten. Ihr Kommen aus Persien hatte wohl nur den Sinn, bag sie aus Rußland wurch Persien kamen, oder Perser im rufsischen Dienst waren. Auf ihre Frage nach ihrer Mission rücten sie mit irgend einer Mäglichen Geschchte heraus. Dag man sie in die Sklaverei verkauft Hätte, bag in Ihrer Heimat. Die Hungersnoth Herrschte, da sie bebrüht seien und dergleichen mehr. Man sah sie mit argmöhnischen Augen an und ließ sie gehen. Ihre Aufgabe war ohne Zweifel, erstens, für be ruflische Ne­­gierung zu Eunbschaften, und dann, nach dem Ausbruch des rufischen Krieges, Unruhen anzusiften, um dadurch europäische Truppen von der Krimm abzuziehen. Der britische Offigier glaubt , dag diese zuffishen Inteiguien fest dem­ Frieden aufgehört haben. Aber das Unheil war während des Krim­mkrieges und vorher gefliehen, und wir ernten jeßt, was die zuffishe­ Politik in­ den Jahren 1854— 55 und 1856 an­gefäet hat. Der Earl of Shafteshbur po spracj am 26. in: Bodaky Hal vor einer zahlreichen Versammlung wieder über Indien, "zumal Über die jegl­ich darbietende günstige Gelegenheit und über die Nothwendigkeit,­­ dem Christen­­tum am Ganges und Indus Bahn zu brechen. Er sagte unter Anderem : Was in Indien Grauenvolles geschehen ist, Davon — ich wiederhole was ich’ bei anderen Gelegenheiten gesagt habe — davon ist in England nur bag" Wenigste befannt worden. D­ieses kann Anstands halber nimmer veröffentlicht werden, aber so viel ere­zählt werden kann, sollte dem Lande nicht verfchm­­egen Gletben. Micht etwa um unser Rachegefühl aufzustacheln — Gott bewahre bag unfer Herz Hardegedanten hegen sollte — sondern damit wir den Charakter jenes Volkes­ und seiner Religion mürbigen Iernen (Beifall). Erst heute wurde mir ein Brief von einem Offisier mitgetheilt, der unmittelbar nach der Ermordung unserer Frauen und Kinder in Camnpore einzog. Da fa er Frauen vollständig waht, auf den Rüden­­­ingestrebt. Ihre Füße und Arme waren gefesselt, und so hatte man sie Tage lang der versengenden Sonnenhige aus­­gefegt . Andere fand er in viele Stücke zerhauen, bag das Blut nach warm aus den Sliedern floß. Kinder von 10—14 Jahren sah er auf nletche und scheußlichere Weise ermordet an den Eden ver Straßen und in den verschiedensten Theilen der Stadt Siegen, so scheußlich verflümmelt, daß es sich unsere "Phantasie kaum ausmalen kann, das sich das Gefühl eines’ jeden gebildeten Menschen gegen den Glauben an selche Mensenentwürdigung strauben muß. Catongore war nur "einer von den vielen Ba. 2 wo Rechnliches geschehen ist, Weiber und Kinder’ sind der Barbarei fon oft zum­pfer gefallen, aber nie, glaube ich, ist es erhört worden, daß man Kinder bei kaltem Blute anatomisch vor den Augen ihrer Eltern zerlegte, bevor man diese zum Zope führte. Solide­ Dinge sind erklärlich, wenn man erwägt, das es im Wesen der Hin­­dureligion­ liegt ,­ jede­ Leidenschaft, jede Neigung, jede moralische Sünde und jede physische Scheußlichkeit zu vergöttern. Wtraver wollen der Vorsehung wanzen,waß sie uns in ver Stunde der Notb s Mät mer wie Richolsom Ocetti,Greatv­ad,Wilson,Lawrensee undpavelock beschemä ;bat.England wird ihre Namen nie vergessen,und icht weisienscht,daß sie aus den­­ Händen der Königen und der Nation die höchsten Ehren empfangen werden, die wir zu verleihen im Stande sind. Uns aber — so fárlok der Redner — ist fett eine der "größten Aufgaben aller Zeiten gestellt. Ein weites Feld erschließt sich dem Verkehrs "wichtiger noch ist es, Diejenigen zu bestrafen, die uns und mit uns das Christenthum ‚In Indien ausrotten wollten. "Wir müssen Indien­ , festhalten , nicht, blos des mate­­­­riellen Bartheild wegen, sondern um die Lehre Sefu zu verbreiten, um jenen Millionen zu der Freiheit des Gedankens und des Glaubens zu verhelfen, deren sich die gebildet­­sten Nationen der Erde erfreuen. Das ist unsere Pflicht. In diesem Sinne müssen wir fünfzig Indien regieren (Anhaltender Beifal im Verlaufe und beim Schluffe der Rede.) Dobrist Eoward Harris Creathend, der ‚die flüchtigen Sepoys von Deldt aus in drei Treffen schlug, und mit Windeseile der Befadung von Lud­­­now zu Hilfe­ zieht. Dieser am 30. Oktober zu erreichen hoffte, ist, seht neben "Harrlod, Durram und Wilson der Held des Tages. Er dürfte kaum älter als 143 Jahre sein, in ein Offizier der Königligen, nicht der Kompagnietruppen, trat­ 1832 als Bähndrich in die Linie ein, und avancirte, wahrscheinlich durch Stellenlauf, im Jahre 1833 zum Lieutenant, 1838 zum Kapitän, 1846 zum Major und­ 1854 zum Obristlieutennant. Er­­ dient seit 6 oder 7 Jahren in­­ Jupdien, wo auch sein jüngerer Bruder im Ingenieurkorps dient. Der vor Kur­­­zem gestorbene Harris Grenthead, Steuerfommissarius im Bezirke Meerut, scheint sein Bruder ge­wesen zu sein. Die „Eime 0" fließt einen Artikel, im welchem sie bei ofinbirchen erschlar­e­t c TEC LCcLÉ Lk

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