Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1857 (Jahrgang 4, nr. 275-298)

1857-12-03 / nr. 277

des Peter Floyd. Jesus-»mi- Reduktion-­­Bursau,Do­­rotheagafse Nr. 12 im ersten Stoc, —­ UR—HN 277. Perl, 1857.­­­ bendblatt Donnerstag, 3. Dezember. | Niro. = Die Geldfrise hat in Hamburg eine Höhe erreicht. Die­ ale Befürchtungen, die­ noch vor wenigen Tagen auf dem dortigen Plabe gehegt wurden, weit übertrifft. Das Baliment des Hauses Horne, Burton u. Komp.­­ in London, welches mit Schweden in umfassender Verbindung steht, hatte das Hamburger, gleichfalls mit Schweden verfehrende Haus Ullberg und Cramer zur Falle gebracht, obwohl dem rechteren von Schweden aus und von Hamburg selbst bedeutende Unterstübung zu Theil geworden war. Leider reichte diese zur Ge­­füfung der Verbindlichkeiten, die ih uf 6—7 MILT, belaufen sollen, bei Weitem nit aus: „Seitdem, heißt es In einer Hamburger Korrespondenz vom 30. November, spricht man von Zahlungseinstellungen zahlreicher Hiesiger Häuser und von bedeutenden Verlusten anderer, und es hat sich ein allgemeiner Screen der Gemüther bemächtigt, wie er hier noch nie erlebt worden. An der heutigen Börse Herrschte fast totale Geschäftslosigkeit, Dom G­arantie Disfontoverein tk­­aum mehr die Rede, und auch der am Freitage von der Bürgerschaft sanktionirte Beschluß, der seit heute Morgen in Kraft getreten is, erscheint bereits anticipando nicht mehr zweckentsprechend. " Die Liste der follsten Hamburger Birmen, wie sie in Berliner Handels­­treifen zirkulier, zählt bereits 26 Namen , in formeller Weise Haben nach der nB. B. 3.", ihre­ augenblickliche Zahlungseinstellung angekündigt : 3. 8. Graf, Uhde u. Lamer, E. 3. John’s Söhre, Wagner u. Endt, Reimarus Nachfolger, 3. B. N. Jahnde, 3. u. I. Peters, Buffe u. Halste, Barbed u. Wal, 9. H. Eichels, van Keesen u. Comp. Die Berliner ,B. u. 9. 3." nennt so folgende Firmen: ©. Kohıs u. Komp, Bad­ u. N Raspe, Sigm. Kolberg u. Komp., Cordes u. Druhnemeyer, E. Trobitius u. Komp. Wild. Rehn, BD. H. Hansen u. Zohansen, Zahr u. Rivier, Winkler u. Nagel, Bons u. Richter, 3. 9. Lingmad, P. A. Milberg, Ed. Thiele u. Komp., Müller u. Kepler, Prahl u. Wubbe, M. I. Müller, 304. M­. Schröder. Telegramme aus Hamburg vom 1. b. berichten : Die Kurse: sind nur nomine, Die Panique is fortdauernd. BZmar ist viel Geld in Bank, aber Niemand entäußert sich Deffen auch gegen beste Sic­rheit. Man hofft Maß­­nahmen der morgigen Bürgerschaft, wornach bei B Zahlungseinfellungen­­ ein dreimonatliches Moratorium gewährt werden sol. — Der Chef der Berliner Diskontogesellshaft, Her David Hansemann, Hat sich­hon am 1. nach Hamburg begeben, um bei den bedeutenden dort eingetretenen Gerähts­­verwirlungen mit seinen Erfahrungen Hilfreich zu wirken. Außerdem sind von Berlin die Inhaber mehrerer großen Firmen nach Hamburg gereist, um ihren Ber­ich­tungen an Ort und Stelle persönli nachzukommen, weil es vielfach gefahr­­vol erscheint, die Rimeffen auf anderem Wege zu übertragen, wo man nur eine Garantie für die absolute Solivität des Hauses hat. Ein wie großartiges Geschäft übrigens Hamburg in den letten Jahren betrieben, davon geben die vor wenigen Tagen erfahrenenen „Tabellarischen eber fipten des Hamburger Handels im Jahre 1856, zusammengestell vom landes­­statistischen Bureau”, den besten Beleg. Der Werth der Einfuhr betrug danach nämlich im Jahre 1856 654,872,080, der Werth der Ausfuhr dagegen 613,433,730 Mt. Bev. Die Zunahme der Ein- und Ausfuhr, resp. des Werthes derselben, geht aus folgender Zusammenstellung ber­erhten breit Jahre Hervor: V­erth der Einfuhr 1854 530,668,030 Mt. Bev. 1855 528,558,190 507,221,600 , 1856 654,872,080 , u 613,433,730 u­m Der Werth der Einfuhr sowohl als der Ausfuhr Hat sich also in einem Zeitraume von nur zwei Jahren um mehr als 120 Mil. ME. Bro. (50 Mil. Thie, Pr. Cour.) vermehrt. Auch in Bremen hat sich ein Haus mit einem Defizit von 198.000 Thaler Gold insolvent erklärt. — In Leipzig hat das Haus Meimert, in Liegnib (Sclesten) das Haus Wunder die Zahlungen eingestellt ; die Passiva des Letteren betragen 120.000 Thlr. — Aus Warschau werden gemeldet : Herman Meyer und Gustav Landau. Man bezeichnete außerdem zahlreiche Gdrliger Häuser und einige Hiesige ansehnliche Geschäfte, die in die Stettiner, Danziger und Warsauer Unfälle verflochten sind. Die p­reußische Bank hat, wie die „DB. D.­3." berichtet, den Lombardzinszug für Waaren und Fabrikate auf 7’, pEt. fiftgefebt; die grant­furter Bank hat den Distont für Wechsel von 6 auf 5 pCt. Herabgefebt. In Stochol­m is Über das Vermögen des Handlungshauses Mm. Brufemig und Komp. der Konkurs verhängt worden. Nedrigens sind die Regierung, die fländischen Ausfhäfe, der Reichstag und die Börse gleicmäßig, bestrebt, der ferneren Entwickklung der Handels- und Geldfrifis Einhalt zu­ thun. Schon dur das Fünigliche Schreiben vom 20. tst ein Theil der Bant­­" " " depositen Cl Million Thaler Reihemünze) zugängli geworden. Die Banftes­­volmächtigten ihrerseits haben zur Unterflüßung des allgemeinen Berichts mit, 1 MN. Riäle, die Fonds zu Darlehen verstärkt, um gegen­ Unterpfand vom Eisen und anderen auf der Wage liegen von Efferten in Stocholm und­ Or­thenburg vorgeschaffen zu werden; der Staatsausschug beschäftigt ich mit der Begutachtung der Motion, daß die Bankdepositen zu Darlehen bewüßt werden solen (mas theilweise son dur das obenerwähnte königliche Schreiben in Erfüllung gegangen). Für den Kreditverein endlich sind bereit gegen 9 Mill. Thaler Reichsklinge gezeichnet. In der Wiener „Hr u. BB." Seien wir : Das hiesige Tudhge­, sojáft 3. Neumann und die Sirma H. Dieb Haben ihre Zahlungen eingestellt, Politische N Mundschai, 3. Dezember. Wir haben auf dem politischen Gebiete heute eine fast vollkommene Ebbe an Nachr­uten, und können uns fos. mit auf wenige Mittheilungen beifränten. Aus Turin vom 30. 9. M. wird telegraphirt: Der selt lange ere­blindete Paleocapa if des Ministeriums der Öffentlichen Arbeiten entho­­ben und zum Ritter des Zivilverdienstordens und Minister ohne Portefeuille er­­nannt worden. An seine Stelle kommt der Generaldirektor im gleichen Mini­­sterium, Bonn. In der far dientfden Deputirtenkammer fichen gegens­wärtig 11 Minister und Verwaltungsbeamte, 16 Militärs, 9 Geistliche gegen 3 in der aufgelösten, 16 vom Nieterstande, 13 Professoren, 53 Advokaten, 10 Heszte, 4 Bangquiers, Industrielle und Kaufleute, 41 Adelige ohne Amt und Regierungsanstellung, 22 Bürger, Outöbefiber u. dgl. Der "Unione" zu­folge seien darunter 112 Ministerielle, 19 von der Linien, 43 von der Rech­­ten und 20 die der Rechten sich muthmaßlich anschließen. Alterspräsident wird Professor Parodi von Genua. Aus Zaffy, 27. November, wird dem „Etoile du Danube” telegras­phirt: Eine zweite und I die Reihe von Fragen ist auf die allgemeine Ta­­gesordnung der­­ Beratfungen in der Bersammlung ad hoc gerecht worden. Diese Fragen betreffen : 1) Die Ordnung des an die Pforte zahlbaren Tri­­buts, 2) Die Ordnung der Beziehungen der Fürstenthümer mit den garanti­­renden Mächten, 3) Das M­ahl-System auf breitester Basis, 4) Die Departe­­mentale, Munizipal- und Kommunalräthe, 5) Den Sculzwang. Die Frage wegen der Stoßndenablösung fleht auf der Tagesordnung wo immer obenan. Ein Schreiben aus Buftureft in der "Tr. 3." berichtet unterm 27. November : „Nachdem der Divan durch Annahme des von Bratiano verfaßten Memorandumd den „Willen der Nation“ ausgesproc­hen, wollte er sich auf Antrag des Herrn Bratlano vertagen und segte einen Ausschuß zur Prüfung des Vertagungsantrages nieder — da Tam plößlich ein Schreiben der inter­nationalen Kommission , worin sich Diese gegen die Veftagung ausspricht und überdies Mechenschaft von den Arbeiten des Divand verlangt. Man muß näml­ich wissen, daß die Urberießungen der Divansprotokolle duch die Nachlässigkeit des Weberfebers, Herrn Perres, ziemlich in Noüdstand sind, so daß die Kommis­­sare von den Verhandlungen im Divan offiziell gar keine Kenntnis haben; diese Saumseligkeit hat mit Recht die Entrüstung derselben erregt, und dürfte wohl dem Divan in ihren Augen fehnden. Man hat nun allerdings mit allen Kräften an den rüdständigen Welteriehungen zu arbeiten begonnen, und hofft sie in­ einigen Tagen fertig zu bringen ; ob die Kommissäre aber durch die bisherigen Leistungen des Divans befriedigt sind und in dessen Befragung willi­­gen, ist eine andere Frage. Aus Ehrma­if, nach einer Depesche der „Pfeffe”, die Narriät eins getroffen, daß der N­aiser des himmlischen Reiches eine Reise nach der Tatarei unternimmt, um den Empfang von europäischen Gesandten in Peting zu vermeiden. Das Grabgeläute des bantischen Zunftwesens sol denn Doch nicht, ohne Disharmonie von Seite der Gewerbegenossen, ertönen. Mace dem ihre, mit 15.000 Unterschriften versehene Aoresfe an den Wolfsthing ohne Erfolg geblieben, versammelten sich am 23. 9. M. die Nelterleute, Reisiger, Altgesellen und Repräsentanten der Gesellen aller Kopenhagener Zünfte im for­tale des Industrievereins. Der Kupferschmied Hugmann war Dirigent und Malermeister Geiöler machte die Versammlung mit dem, was geschehen, so wie mit­ der, jebigen Lage der Dinge bekannt... Cs wurde darauf­ vorgeschlagen, dem Könige eine Aoresse des Gewerbstandes zu überreichen, worin sowohl der Wurf einer zeitgemäßen Reform der Zünfte, aber auch der bestimmteste Protest gegen die Aufhebung derselben ausgesprochen werden sollte. Mit diesem Protest fähren man eine Demonstration verbinden zu wollen, indem sämmtliche­ Zünfte in feierlichem Aufzuge mit Musli, Fahnen und Emblemen erscheinen und die Motreffe überreichen wollen. Mehrere Redner sprachen sich für diesen Vorschlag aus, und die ganze Versammlung stimmte Kent bei, worauf dieselbe, nach einem neunmaligen Hoch für den König, auseinander ging. Es flieht demnach wohl nächstens ein, große artiger Aufzug der zünftigen Korporationen mit ihren Bahnen und Emblemen vor dem Schlosse Christiansburg zu erwarten, auch dürften viele Zunftmitglieder der übrigen Städte sich diesem Protest anschließen. Das Würtembergige Ministerium is mit Ausarbeitung eines Griebentwurfes bese­stigt, wodurch die derzeit zu Recht bestehende G­emein­­d­eordnung abgeändert, namentlich das allgemeine Stimmrecht beseitigt werden sol. Der Schaden, den der Bund zu Mainz an seinem Eigentume erlitten, solwie die Kosten der­­Wiererherstellung dürften sich nach den bis jept gepflogenen genauern Erhebungen auf 183.000 fl. belaufen. Auch fehlt es nut s an positiven Anhaltepunkten, für die, Annahme, daß die­ sonstigen Beschäl­digungen weit geringer sind, als man ursprünglich in den Zeitungen annahm. So beläuft sich der gesammte durch die Zertrümmerung des alten Kästrichs verursachte Schaden nach amtlicher, Schäbung nur auf 32.000 fl. Hierzu ff zu bemerken, ‚daß diese Summe ten Werth „von, über, 40 Häusern des Kästrichs in sich schließt. Für die Reflamration der , Kirchen werden 100.000 fl. aus­­reichen. Bleiben also noch, wie das „Dr. I." meint, die Beschäbigungen der Häuser in der Gau und Weißegasse, der einzelnen im Innern der Stadt bes­chäbigten Gebäude, des Mobiliars und­ der Fenster übrig. Die Zahl der am, bei der Explosion erhaltenen Wunden gestorbenen Bürger, ist sehr auf 31 eftiegen. Die „Mainz. 3tg." wendet sich in Bolgendem gegen die seiner Zeit (an von ung. d.Reb.) erwähnten Bezietigungen der „Branff. Poflzig." : „Es ist wohl wahr, dag das in die­ Luft geflogene Pulvermagazin 240 Zünd­­kugeln enthielt 5; denn wir Haben die Hülsen derselben mit eigenen Augen ges­­ehen,, und die „Frankfurter Postzeitung” Hat fehnerlich ein Inventarienregister des Magazins erhalten ; es­st erwiesen wahr, daß sich in der Nähe des Magazins Gewölbe befinden, in denen Wurfgeschofte aufbewahrt sind; wir fennen einen Offizier, der mit Lebensgefahr die aufgesprungenen Schüren inwieder Werth der Ausfuhr 493,029,840 MI. Beo. , ! | 7

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