Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1858 (Jahrgang 5, nr. 25-47)

1858-02-23 / nr. 43

Sinnestrefentrud von Emil Müller, Dorotheagaffe Nr. 12, — Verlag der Pester Llogdgesellschaft, gegenüber den jüngsten französischennischen sich sehr willfährig benom­men,was auch in einem am 17.in Bern eingetroffenen Antwortschreiben des­ französischen Kaisers auf die bundesräthliche Beglückwü­nschung für die Rettung seines Lebens anerkannt wird. Unsere Depesche aus China im Morgenblatte n­ennen wir dahin ergänzen,daß Yeh als Kuh­e verklein­­det und mit ihm zugleich ein Tartarengeneral gefangen wurde. » In der sächsischen Kammer kam am 18- Maus Anlaß einer Interpellation wegen Refor­­men des deutschen Bundes wieder die Volksvertretun­g bei demselben zur Sprache. Minister Brust legte hierauf seine Ansicht in folgens den Worten darf .­­.­.Ich kann mich wohl darüber nicht täuschen,daß,so ist das«Wort Volksvertretu­ng nur ausgesprochen wird,man mehr oder minder etwas ganz Anderes darunter versteht,als die Anhörung von Sachverständigen aus­ den Kammern zur Verab­­schiedung allgemeiner Gesetze nicht politisch e anhalts.Man wird immer mehr oder weniger dabei im Auge haben, die Ver­­tretung des deutschen Bolts bei der Verhandlung aut p­oli­­stischer Fragen und bei der Rettung auch der Bundesange­­legenheiten , und da halte ich es nun mirslich für besser, daß seitens der Regierung über bdiese Frage auch, öffentlich mit voller Rüchaltlosigkeit gesprochen werde, um seinen Zweifel darüber zu lasfen, daß die Regierung dieselbe entschieden ver­neint, nicht etwa aus blinder Abneigung oder Aengfslichkeit, fordern aus Erkennung der wirklichen Verhältnisse, aus einer praktischen Auffassung der Zustände und Dinge, wie sie einmal ind. Die Erfahrungen des Jahres 1848 , melche man allein vielleicht anführen könnte, um Gedanken einer Erneuerung einer Deutschen Volksvertretung zurüchzumessen, und welche sehr oft allerdings gebraucht werden, um vor den Folgen­­ eines neuen Berfuchs zu fchreden, diese Erfahrungen waren nicht­ allein die Folge einer sehr aufgeregten Zeit, nicht blos die Folge von Zuständen, wo alle Bande­ mehr oder weniger gelodert waren, wo die Autorität­ der Regierung­ mehr oder minder erschüttert und gefunden war, sondern es waren diese Erfahrungen auch eine­ natürliche Folge von­ Unmöglichkeiten, von denen man bei der­ Zusammenberufung­ eines deutschen Parlaments ausgegan­­gen.. war­ . Die Erfahrungen aller Länder, wo berathende Bersamm­­lungen bestehen, haben es gezeigt, daß, sollen­ diese berathenden Bersammlungen irgend in den gehörigen Schranken und in dem Sieichgewichte bleiben , eine­ starre Regierungsgewalt , eine tarkte Exekutive ihnen zur Seite fliehen muß. Es be­­darf nur eines unbefangenen Urtheils, um zu erkennen, daß es daran im Jahre 1848 fehlte. Sol eine solche Gewalt geschaf­­fen werden, so gehört Kagy vor allen Dingen eine Umg­e­staltung der Bundesversammlung. Daß diese in­­ ihrer jenigen Zusammenlegung von Staaten und Staaten­­gruppen nicht Das geeignete Mittel dazu bieten würde, liegt auf der Hand. Es kommt also hierbei, und das liegt immer im Hintergrunde von allen auf die Anerkennung der Wolfsver­­tretung­ gerichteten Anträgen, namentlich von Seiten derjenigen, welche die Volfsvertretung eigentlich am un wenigsten unwünschen, vornehmlich auf eine Umgestaltung der beschließenden Behörde am Bunde hinaus, auf eine Reform der Bundesversammlung, auf eine Reduktion derselben auf eine Erelative von wong Stimmen. Hierin liegt aber die Schwierigkeit oder vielmehr Yeinmögligkett. Wie einmal Deutschland zusammengefegt ist, wird eine Unterordnung der beiden deutschen Großmächte unter­einander niemals erfolgen und es wird dies auch nicht zu wünschen sein. Ein Dualismus wird auf die Länge eben­so wenig möglich und ersprießliche Ergebnisse Liefernd sein, und wie schwer es sei, aus den anderen Staaten der Bereinfachung der Grup­­pen zu einer geringeren Anzahl die hier nöthige Bundesge­walt zu befroffen, das hat der Versuch beirefen, welcher auf den Dresdner Konferenzen gemacht wurde. Die erste Bedingung also, um eine Bollsvertretung, d. h. eine berathende Versamm­­lung, eine Repräsentativversammlung zu leiten, wird immer abgehen, und es würde :auch das Werk, wie es schon einmal gescheitert is, an diesem Mangel wieder scheitern.. Dazu kommt, mag eine solche Vertretung an dem Bunde nicht in der Lage sein kann, über ein Budget zu verfü­gen, und daß also schließ­­lich der hauptsächliche Hinterhalt immer nur eine öffentliche Meinung sein könnte, welche unter Umständen vieleicht sie gar nicht unterfrügen , unter Umständen aber auch sie verleiten würde, ihre Aufgabe so weit zu vergeffen, da­ eine M­ieder- Be der Jahre 1848 und 1849 nur zu Telcht­ zu besor­­gen wäre. Aus allmdktsm Gründen,und abgesehen von den ver­­schiedenen Hindernissen, F welche der Ausfü­hrung dieses Gedan­­kens von Seiten­ der mächtigsten Bundesglieder entgegentreten müssen,dass man die ganze Idee als eine unprattische bezeichs Usns und es ist besser-daß man sich in diesetichtung übeks sich mit Ossenheit und rückhaltslos ausspricht.Sollte es aber selbst Möglich sein,s­aß eine Beteinfachun d es Bundesorigems in die­­ser Weise gelänge, daß eine Eretutisgemalt aus wenig Stim­­men gebildet werden künnte, welcher die Übrigen Staaten sich au unterwerfen hätten, so müßte ich aufrichtig bekennen,­­ daß jeder getriffenhafte und eidesgetreue Minister entschieden dage­­gen mit aller Gewalt ankämpfen müßte. Man hat es oft den­ deutschen Regierungen entgegen gehalten, sie begingen einen großen Fehler, maß sie den Bundesstaat in Deutschland, nicht zu Stande kommen ließen, weil sie damit , im Gegen­­zug zu Nordamerika und der Schweiz, den Beweis lieferten, daß der Bundesstaat nur mit der Republik herzustellen­­ sei,­ aber nit mit der Monarchie. Dieser Einwurf ft ganz richtig, aber weil er richtig is, darum­ft es eben Pflicht aller monar­­chischen deutschen Regierungen , dies ganz offen zu benennen; sie können und dürfen nicht zu einer Umgestaltung die Hand bieten welche mit der Zeit ganz not­twendig auf eine Schwä­­chung und Auflösung des monarchischen Systems hinführen würde, denn die Unterordnung monarchischer Staaten unter Beschlüsse, bei denen ihre Regierungen sich nicht hatten betheili­­gen können, ist eine solche, womit das Ansehen und die Auto­­rität des Monarchen sich unmöglich verträgt und die Folge würde unfehlbar in einer moralischen Herabwürdigung bestehen,­­ welche später oder früher sich aufs Entschiedenste bemerkbar machen wi­rde. Ich glaube aber, bag, abgesehen vom geleisteten Eid, man sich auch in Deutschland nichts Anderes wünscht, als die Monarchie. Wenn ich diese Ansichten ausspreche, so will Ad zugleich die Meberzeugung laut werden lassen, dag es nicht zu den befragenswerthen Dingen gehört, daß der deutsche Bundes­­staat als unerreichbar fi darstellt. Ift denn Deutschland wirt­­(d so unglüdlich mit dem Staatenbunde, selt wir ihn seit dem Jahre 1815 verfassungsmäßig ausgeführt haben ? Wir dürfen nicht verfemnen, daß bei den drei großen Krisen, welche Europa sest dem Entstehen des deutschen Bundes erfehlittert haben, der Sub­revolution , der Februarrevolution und dem orientalischen Kriege, Deutschlands Sicherheit und Frieden dennoch bewahrt worden sind. Aus Berlin wird telegraphirt : Der Prinz von Preußen hat die Naht vom 21. auf den 22. d. ab­wechselnd ruhig geschlafen ; die Schmerzen haben si verloren. * Die Wiener Börse vom 22. d. eröffnete in zumwartender Haltung, im Vorgeschäfte Kreditaktien 255 bis 256, Staatsbahn 3051,—306­%, Nordbahn 184 bis 185, die sich auch bei geringen Variationen in der ersten Börsenhälfte behauptete. Später schien man geneigt, dem Nachtritte des englischen Ministeriums eine größere politische­ Bedeutung beizumessen, und bei überwiegendem Angebote nahmen die Kurse eine weichende Richtung. In flauer Stimmung fließend notizte man an der Nachbörse : Kreditaktien 253%, Nordbahn 183 °/,, Staatsbahn 307, Theisbahn 101 , Orientbahn 53'/,, Silber 57. £ KRationalanlehen. Die 35. Rate auf das Nat­tionalanlehen ist am 24. Februar zur Einzahlung fällig ; am 24. Februae­­r 5. wird die Nationalanleihe voll­­ständig eingezahlt sein.­­ Verantwortlicer Redakteur: Karl Weisfkircher. E SE CE TERSERESSURE SEIENDEREBEEER eo - _

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