Pester Lloyd, Juni 1858 (Jahrgang 5, nr. 123-146)

1858-06-03 / nr. 125

Dienstengarischeäeesseeman Gesellschaft. 1.· «Psst,im Juni.Wer die Wohlthat des Versiche­­­­­rungswesens und seine Bedeutung fü­r die gesammte BolkHFkx wiethschaft kennn mußte es tief bedauen,daß imVeekx gleiche zu anderen Ländern, Ungarn den geringsten Theil seiner versicherbaren Werther wirtlich affefurirt ; während in Frankreich z. B., wo die Einführung des Affefuranzsy­­stems gleichfalls nicht mehr als vier Dezennien zählt. Die versicherten Beträge gegenwärtig bereits über ein Dritt­­t­heil der gesammten versicherbaren Werthe ausmachen, Thrumpfen sie hier auf kaum ein Zwölfb­ett berselz­­en zusammen : sie erreichen nämlich dort 33 pCt., hier dagegen nicht, über 8­ pCt. aller, der­ Versicherung fähigen Güter. Der Grund dieses sehmerzlichen Zurückleibens, in Folge werfen jährlich viele Tausende unserer fleißigsten Be­­wohner den Erwerb ihres ganzen Lebens verloren, ohne von den segensreichsten Affiziationsinstituten der Neuzeit, den Versicherungsgesellschaften, Nuben zu ziehen, konnte nur ein zweifacher sein :­ersten 8, die Höhe der Prämien, melche die Versicherer zu entrichten haben, und vie­r bleiben wir bei dem Vergleiche mit Frankreich — jene der französischen bedeutend übersteigt, welche im Durcschnitt nur im Bei­trage von Ein per Mille der D Versicherungssumme entrichtet werden; zweitens, der geringe Bildungsgrad unserer niederen Bevöskerungsschichten, Die deshalb, troß der aner­­kennensnwerthen Anstrengungen der Triester Affefurangen , so wie der österreichischen BVersicherungsgesellschaft, nur sehr selten, fast möchten wir sagen ausnahmsweise, versicherten. Hatten wir doch erst vor Kurzem das befragenswerthe Fas­­tum zu berichten, daß zu St. Anna der Brand einen Scha­­den von 2 Millionen Gulden verursachte, der versicherte Schaden dagegen nur 80.000 fl. betrug‘, also faum 4 vet. des Schadens, — von der Gesammtsumme der versicherba­­ren Güter ‚ganz zu sihmeigen. Schon vor zehn Jahren traten deshalb mehrere patriotische Männer zusammen, um ein heimisches Versicherungsinstitut zu gründen, — wenn wir recht uns erinnern, bereiste In ihrem Auftrage Herr Mafius­ aus Leipzig, eine der ersten Kapazitäten im Berz­sicherungsinwesen­, damals bereits mehrere unserer Komitate, bis die Bewegungsperiode dazwischen trat, — und als vor einem Sabre der Herr Kämmerer Joseph v. Hermenyi von Neuem an die Ausführung der Idee ging, und mehrere der hervorragendsten Träger unserer Aristokratie gleichwie unse­­ren Handelsstandes zur Gründung und Leitung der „ersten ungarischen Affefuranzgesellschaft" veranlagte, nahm das ganze Land die Kunde diesen mit Freude und Anerken­­nung auf. Valt. Jedes deutsche Ránöden hat seine­ eigene Ver­­sicherungsgesellschaft . Berlin, Hamburg, Frankfurt, Leipzig, Köln und andere kleinere Städte sind eben­so viele Zentrale fie folcher Institute.. Ungarn und seine Landeshauptstadt entbehrten ihrer. Die Thatsache, das wir Diese­ Ausnahms­­stellung fünfzighin verlassen, waß­en beimisches 9­ne­titut, mit feinem Mittelpunkte in Pe­st, feine Rapien nach allen Richtungen des Landes, und selbst über die Gren­­zen deöselben hin ausdehnen wird, mußte­ an und für sich unserem patriotischen Selbstbewußtsein in­ hohem Grave schmeicheln ; sie mußte aber­ zugleich, um so mehr zu den schön­­sten Erwartungen berechtigen als, die besten Namen des Landes in der Reihe der Orl­nger erschienen und Alles hof­­fen läßt, daß das "Versicherungswesen, unter der Negiode der „ersten ungarischen Affefuranz", in eine neue, zahlreiche, demselben bisher ferne gebliebene Professten anlodende Phase treten , daß insbesondere ein großer Theil der _niepe- Bi dem Vereicherungsinweren neu gewonnen werde. Die gesammte ungarische Presse erkannte Died. und un­­terstüßte Das neue Institut nach Kräften. Fein Mitton trübte die eifrigen Bestrebungen desselben,­­ bis Die ungarische Affekuranz faktisch ins Leben trat, und damit die Interessen der rivalisirenden Anstalten der Natur der Sache nach vielfach verlegte. Seitdem haben manche Stimmen in der „Oestert. 3." und „Triest. 3." sich gegen­ das Fürgehen und die Tendenz des vaterländischen Istitutes ausgesprochen und vor wenigen Tagen hat „Ein Wort an das ungarische Bolt“ die Presse verlassen, das nichts Geringeres sich zur Aufgabe gestellt, als den Beweis zu liefern, daß die erste ungarische Affefuranz „ausschließlich der heißhungerigen mer­­kantilen Spekulation” Diene, weder „vom Standpunkte ihres 3wedes, noch vom Standpunkte ihrer Interessen ein vaterl­­ändisches Institut” sei, daß ferner „von älteren Instituten das Wohl des Landes mehr am Herzen Liege (sic), als der neuen ‚pompdsen Unternehmung” u. dgl. mehr. NJnchez fern nun Diese Aufgabe eine „würdige”, darüber wollen wir unsere Leser selbst urteilen: Taffen, inwiefern sie durch den Berfaffer, Herrn Nehat, erfüllt werden, werden wir in einem zweiten Artikel erörtern; jedenfalls aber ist ihr. eine­­ Institut fünnte Die Han Intereffen wesentlich Beeinträch­­ gensiffe „Kühnchen” nicht abzusprechen, die auf unser Lob einigen Anspruch hätte, wurzelte sie nicht ganz und gar in der Angst. Das von den Sympathien des Landes getragene Eigen. Die Italienischen Affefuranzen sowie die österreichische erh­ae­­ haben dur ihre Thätigkeit wäh­­rend einer langen Reihe von Jahren figy unleugbare Berz­dienste erworben, ihr Unmuth darüber, dak ein Theil der Früchte, die sie gefiet, nun Anderen zugute kommen sol, darf uns daher nicht Wunder nehmen; befremden muß eS jedoch allerdings, das IE anstatt gute Miene zum bösen Spiel zu machen, von ihrem Eifer sich derart fortreißen lassen, das die auf ihren Gegner geschleuderten Pfeile nur zu deutlich­es Verrathen, wie der Angriff eigentlich nur zur Selbstvertheiligung dienen sol, der Selbstvertheidigung mit etwa trop de zele. Über konnte Besonnenheit es Difti­­ten, wenn das bereíte zitirte „Wort an das ungarische Bolt" Das gejammte Streben der ersten ungarischen Affeku­­tanz einer „feinen Schaar Eigensinniger” zuschreibt . ein Streben, das von den ersten und glänzendsten Namen des Lannes, von hervorragenden­ Vertretern unsered­ Handels­­standes, von der gejammten vaterländischen Presse von An­­beginn bis auf den heutigen Tag aufs Kräftigste unterfragt worden, sollte Nichts als das Work „einer Heinen Schar Eigensinniger” sein! — Nun, wir werden dieses Streben und die gegen dasselbe gerichteten Vorwürfe in unseren nächsten Zeilen en detail erörtern; das Wirken der „Kleinen Schaar Eigensinniger” wird sich dann von selbst ergeben. Y. Wien, 1. Juni. Die von einigen auswärtigen Blättern mitgetheilte Nachricht von dem Austritte des Für­­sen Schwarzenberg aus dem Verwaltungsrathe der Kreditanstalt hat hier fast mehr Sensation erregt, als der vielbesprochene Austritt des Baron Nothichild. F­ürst Schwar­­zenberg und seine fürstlichen und gräflichen Kollegen im Verwaltungsrathe haben der Anstalt zwar mehr durch ihre Namen, als wurde ihre Thätigkeit gewüsst, allein gerade best balb war ihre Anwesenheit im Schoße Dieser Körnerschaft von­­ großer Bedeutung. Das Publikum wurde gleich an­­fangs für ein Papier gewonnen, bei­ dem die erlauchtesten Namen des historischen Oesterreichs gleichsam Pathen gestan­­den, und wenn es auch in seinem Vertrauen viel zu weit gegangen und große Verluste an den Kreditak­ien erlitten, so hat dies Doch das Vertrauen zum Verwaltungsrathe nicht erschüttert. Fürst Schwarzenberg’s Machtritt würde übrigens auch das Ausscheiden der anderen Kavaliere zur Sorge ha­­ben, was die Situation gewiß nicht verbessern würde. Man glaubt darum noch immer, daß es von Bemühungen einer hohen Persönlichkeit gelingen werde, Her­r. Nothschild von seinem Entschluffe abzubringen und ihn zum Verbleiben im Verwaltungsrathe zu bewegen. Es wäre dies um so er­­wünschter, als sein Verbleiben im Verwaltungsrathe auch die Kavaliere zum Ausharren veranlassen würde. Es ist Died zwar fest, wo Die Aspeften so trübe sind, allerdings eine unangenehme Zumuthung, allein nachdem es sich heute eben­so wie im Momente der Gründung der Kre­­ditanstalt nur um die Interessen der Monarchie gehandelt, welche Durch ein ähnliches Institut mannigfac­h gefördert werden künne, so muß der­­ Verwaltungsrath einig und verz­eint bleiben, bis er in der Lage sein wird, vor die General­versammlung mit einem soliven Ausweis zu treten. Wenn dann der Verwaltungsrath ganz oder theilweise zurü­ctritt, so hat er Doch wenigstens seine Aufgabe gelöst, und von Aktionären ein Institut erhalten, dag .ohne seine­ Energie vielleicht gescheitert wäre. Man glaubt übrigens, daß Fürst Schwarzenberg nicht im Ernst an seinen Nachtritt wennt, da ihn nicht, wie Herrn v. Rothfchild, persönliche Motive dafür veranlassen. Frankreich und die Najah. ; gest. 2. Juni. So hat demn Graf Taleweti bereits in der zweiten Konferenzfigung die Gelegenheit wahrgenommen, Die „mons­tenegrinische Frag­e auf's Tapet­ zu bringen, indem er sich über die andauernden Truppensendungen der Pforte nach der Herzegowina befragte. Fund Pascha’s Antwort ist freilich nicht bekannt: 004 Dächten wir, er hätte leichtes Spiel, sich einer so zudringlichen Intervention zu erwehren. Der sollte­ der einfache Hinweis auf Artikel 9 des Frie­­densvertrages dazu nicht genügen, wer doch ausdrüchlich bez­eagt: „in seinem Falle haben die Mächte das Recht, sich, sei 68 einzeln, sei 68 in Gesammtheit, in die Verhältnisse Sr. Majestät des Sultans zu seinen Unterthanen oder in die innere Verwaltung seines­ Reiches einzumischen” . Die aufrührerischen Bosniaken, die Rajahs der Herzegowina be­ finden sich aber heute noch ganz unzweifelhaft im stritiesten „Unterthanenverhältnisse“ zur Türkei. Es ist daher kaum abzusehen, worauf das Tuilerienkabinet seinen Einspruch ge­­gen die erwähnten militärischen Maßregeln gründen kann : "nach Belieben gegen infurgirte un 5­u operiren, für man müßte dent annehmen, #3 wolle die Sintektion ü­ber Danilo so weit ausdehnen, daß es der Türkei auch nicht einmal gestatten mag, auf ihrem unmittelbaren Territorium bald der Knás und seine ochsenstehlenden Helden sich Daburd, in der Freiheit ihrer ritterlichen Bewegungen genirt fühlen, Sürmahr, Frankreich spielt hier eine seltsame Rolle! Und wenn es heute das, von ihm mit so­ viel Glaf in Szene gefeste Montenegrodrama sogar dazu zu brwugen sucht, noch Einen Keil in die Zlanfen des osmanischen Reiches zu trei­­ben, dem Aufstand in Bosnien Luft zu Schaffen und den Großherrn an dessen rechtzeitiger Dämpfung zu verhindern — so drängt sie auch dem oberflächlichsten Beobachter mit immer fteigendem Ernste die Frage auf: Belde­gewichtigen Projekte stehen denn eigentlich hinter Diesem ruhe und raft­­losen Treiben ? Sich selber 3wed und Ziel kann es unmöglich sein: Schon deshalb nicht, weil Frankreich in den­­­er­­handlungen über Montenegro fortwährend die Grenz­­streitigkeiten im den­­ Vordergrund fehiebt . Dagegen wenig Luft zeigt, Die Differenz über Die Ledensherr­­lichkeit des Papischah zu einem eingiltigen­ Abschluffe zu bringen. Der Pariser Congreß acceptirte vor zwei Jah­­ren die Erklärung Ali Pascha’s : „Die Pforte betrachtet Montenegro als einen integrirenden Theil des ottomani­­schen Reiches, versichert Indessen, daß sie nicht die Absicht hat, an der­ gegenwärtigen Lage der Dinge etwas zu än­dern." Graf Walew ist nun thut, al­­er istire bloß die zweite Hälfte dieser Declaration und verlangt die Ueberlas­­sung der Ebene von Grahova an den Wladifa, weil derselbe jenen Landstrich im März 1856 recupirt hatte. Ohne uns auf Debatten darüber einzulasfen, ob unter der „gegenmärz­­igen Lage der Dinge” Alles zu verstehen ist, was die Ezer­­nagorzen in dem Augenblice, wo der Grosvezier Die erwähn­­ten Worte sprach, per fas et nefas momentan an sich gerif­fen, ob der status quo völkerrechtlich nicht vielmehr eben bies den anerkannten Befisstand Montenegro’S bez deutet , verweisen wir nur auf die Unbegreiflichkeit , die darin liegt, daß man französischer Seit immer nur Die Garantirung der gegenwärtigen Lage, zu welcher Ali Paz­scha sich herbeigelassen , im ausgedehntesten­ Sinne interpre­­tirt , davon aber nicht Die mindeste Notiz nimmt, daß die erste Hälfte desselben Sates zugleich die Suzeranietät Aboul Medjehiv’s verbürgt! Eine solche Harthörigkeit ist um so auffallender, als man in Paris natürlich eben so gut wie in Wien meiß, daß sogar mit der Zusprechung der Orahovaerr Ebene an den Fürsten für Die Lösung de eigentlichen Dilemma’s nicht das minneste gewonnen sein würde. Wären die Abäl­­línos der­ Schwarzen Berge überhaupt die Leute, auf Grenz­­pfähle, mögen sie nun nördlich oder fünlic Grahova’s ge­steeft sein, Rücsicht zu nehmen , so wäre es Frankreich nie­mals gelungen, ihren Zwist mit dem Sultan zu einer euro­­päischen Frage breitzuschlagen. Diese braven „Christen" werden eben in alle Ewigkeit von „jenseit­s" ihrer eige­­nen Marken Vieh forttreiben , was eine bloße Verschiebung der Grenzsteine nusen sol, ist demnach absolut nicht abzusehen. Der Schuß, den die Bergstämme bei den großen Staaten des Auslandes gefunden, wird vielmehr blos ihren Klebers­muth steigern und ihrer Raubhluft frischen Impuls geben. Nicht der Mangel­ an einer, nach allen trigonometrischen Re­­geln vermessenen Grenzen, sondern der Mangel einer kräf­­tigen Autorität ist Die Ursache des Uebels. Und dies Uebel kann nur gesteigert werden ‚2 wenn die Montenegriner auf Kosten der Pforte praktisch die Erfahrung machen, daß sie bei ihrem ungebührlicen Treiben auf die Unterstüung von Großmächten zu rechnen und­ Feinenfalls von deren Einmi­­schung etwas zu fürchten haben. Ihnen Grahosa geben und die Suzeranietätsfrage in der Schwebe raffen, heißt mit Dürren Worten, eine Prämie für­ fernere Plünderungs- Expeditionen ausfegen , denn so s b­lau sind die Söhne der Cjernagora immerhin um zu merfen,­ daß die Gesandten« Commission in Konstantinopel zwar dem Sultan die Hände binden, nicht aber selber ihre Züchtigung übernehmen kann — aud ein bloßes Verbot Der Diplomaten würde etwa so viel naben, als wollte man an jeden der neuen Marfsteine eine Tafel­ heften mit der Inschrift: „über diesen Pfahl hinaus darf nicht­ gestohlen werden !" Alle die offen Daliegenden Bedenken sind der fran­­zösischen Politik sicherlich nicht entgangen , nochmals also, welches in das wahre Ziel ihrer Bestrebungen, das sie durch solche­ Schachzüge vergeblich zu massiren bemüht ist? Bekanntlich stellte­ Knas Danilo schon zur Zeit der Confe­­renzen von 1856 an die Pforte das Verlangen, sie solle ihm fünwärts das Land bis zur Bojanamü­ndung und westlich vom Seutarisee, nordwärts die Ebene von Grahova, und im Westen ein Stil Küstenland, überlassen. Schon damals sprach der Mlavifa es als unwünschenswerth aus, daß in Die­sem Uferstriche wo möglich auch Cattaro, also österreichisches Gebiet mitinbegriffen sei , und sein jodes Begehren motiz wirte er durch die Behauptung, daß seine Interthanen In ihren Bergschluchten verhungern müßten, wenn man sie nicht in direkte Verbindung mit dem adriatischen Meere brächte. "Seine kühne Illustration zu der Theorie von den „natürlic­h­en Grenzen“ fand, wie in Folge einer Art von Wahlver­­wandtschaft, als bereíte damals in Paris ein geneigtes Ohr, er es im Sommer 1856 besuchte, um in den Tuilerien ‚einen Anhaltspunkt zu suchen, nachdem vor Divan ihn ab­­­schläglich beschieden. Französische Blätter gingen auf die Doc­trin ein, es sei, um den Czernagoren ‘jeden Vorwand zum Kopfabschneiden zu nehmen, nicht mehr als hilfig, daß die Pforte oder auch Oesterreich ihnen ein Grücf Litorale eine räume — und versicherten dem Wlapira, er habe schon bar mit Ziel gewonnen, daß seine Angelegenheit nunmehr dur­ ihre „Notarietät" eine europäische Frage gemorken. Hier,diinkt uns,liegt der Schlü­ssel zu manchem was in dem Auftreten des Tuilerienkabinetes räthselhaft erschei­­nen mag. Ein montenegrinischer Hafen an der Adria wäre — so wie die Dinge heute liegen — ein tüch­­tiger Schritt vorwärts zur Verwirklichung jener Pläne, die sich die Verwand­ung des Mittelmeeres in einen franz­ö­­sischen See zum Ziele gesteht.. Und da sich Dies so schnell nicht erreichen­ läßt, will man einstweilen die monte­­negrinische Differenz . . . nicht endgiltig schlichten , sondern im Gegentheile sie möglichst verwirren und nur durch einen Präcendenzfall das eigene Einmischungsrecht feststellen. Mitte­lerweile aber und in Erwartung der Dinge, die da kommen müssen, wenn die vom Sultan befreundeten Mächte den Webtergriffen des Kaiserreiches nicht rechtzeitig einen Riegel sorfe hteben: mittlerweile sollen die Agitationen Frankreich’s zu Gunsten des daforumänischen Staates, der Montenigriz­ner, der Bosniaken, die gesammte Najah der Türkei daran gewöhnen, im entscheidenden Momente ihre Blide auf Paris als auf den’ Sik ihres natürlichen Hortes und Schussherrn zu lerfen! Zur Situation Wie man der „R. 3." aus Paris schreibt, zeichnete sich unter dem fräsbaren Material über die Fürs­­tenthümerfrage, mit weilen Derlesung die ersten beiden Lisungen der Konferenz fast ganz ausgefüllt wurden. Durch ungewöhnliche Länge und Breite der Bericht des französischen Kommissars, Herrn v. Talleyrand- Perigord, aus. Der Herr Baron rüht mit allen Mitteln vor Bemweisführung für die Union und Feld, schließt jedoch aus Liebe zum Frieden und um den Gegnern gol­­dene Brüden zu bauen, damit, daß er die wirkliche Vereini­­gung der Donaufürstenthümer bieferen Zeiten aufsparen und diese Wendung durch innere Reformen vorbereitet willen will. Bis zur nächsten Lisung, die auf den 5. Juni ans­gekündigt wird, sol nun die Ent­werfung eines organischen Reglements für jedes einzelne Donaufürstenthum von den Mächten noch einmal in Leberlegung gezogen werden. Von der bosnischen Grenze wird der "Agr. Btg." geschrieben : Am 24. d. fand in der Nähe des Korbons des 1. und 2. Banalregimentse ein blutiger Zusammenstoß zwifgen Türfen und Ehhriften statt, und zwar zweifelten den türkischen Dörfern Seferiia und Ivatóta. Das Gefecht wurde mit großer­ Erbitterung geführt und dauerte von Früh bis Nachmittag. Ueber die Zahl­ der Todten und Ber twundeten weiß man­­ nichts Bestimmtes, eben­so über die Veranlassung des Kampfes. Am unwahrscheinlichsten if, bag die Türken diesen Konflikt absichtlich prospek­t, um zu bemeisen, daß sie selbst mit der annruhigen Naja genug zu thun haben, somit an dem Kriege gegen die Montenegriner sich nicht­ beiheiligen können. — In Folge dieses an der unmittelbaren Grenze statt« gehabten Kampfes sind die bezüglichen Grenz-Kompagnien un­­ter Waffen getreten, wurden jedoch bald wieder entlassen. In Folge des durch Berrathb erfochtenen Sieges der Montenegriner über die Türken bi Grábhova am 13. fand sich Herr Danilo veranlaßt anzuordnen, daß daselbst eine Voitskirche zu b. Erlöser errichtet, für den Befehlgz­haber Popen Soto Kurosae und den Serdar Gjurassovic in Cetinje ein Todtenamt gehalten und in jeder Pfarre für die gefallenen Kämpfer dur 40 Tage Gebete gesprochen werden. Wederdies befahl er, daß er Niemand loben würfe, in dem Kampfe größeren Muth bewiesen zu haben, va nach seinem Dafürhalten Ale mit gleicher Tapferkeit „gekämpft hätten. 27 gefangene Türken wurden nach Cetinje gebracht, woselbst sie gut behandelt werden 5 es scheint, mag man bez­absichtigt, sie nach Seutari an Alepi Pascha zu senden. Die bei Grahova erbeuteten Kanonen und Gewehre wurden in einem großen Magazine zu Cetinje untergebracht und wer­­den von der Leibgarde des Fürsten überwacht. Uebrigens ist es, der „A. A­­." zufolge, außer Z­weifel, das Montenegro von gewissen Seiten her auch mehr als moralische Unterftügung erhält. Neuerdings fallen wieder 600.000 Rubel glücklich in Danilo’ Hände ERERENENIEESTENREGENOESTTENTSTENRNSZEEGEN TIERE —- -« — I­­ Von Pest nach Velgrad. IV « 2 Ahmed frau" die unter dem grü­­nen Dache der kleinen Festungskapelle fehlummert, und mir be­­gaben uns, als Türkenstadt. Auf dem Wege dahin ward Hatte beflatten. Effendi war die Losung, das „Grab der Jung­­sollte uns Auskunft geben über die Todte, es noch ziemlich Früh der Gewohnheit eines Volkes, vergeltenden That an sich trägt, einem Der gelehrte Mollah an der Zeit war, nach Festung ausgebreitet ic) Zeuge eines Schauspiels, das mit dem Ziele unserer Wanderung gemeissermaßen verwandt war. Dir begegneten nämlich „wer. Leichenzü­ge,­und wie die Serben ihre Todten Bestattung steht im Einklange mit bei welchem die wilde Sitte der „Blutrahe" noch: hie und da in furchtbaren Beispielen auftaucht und wo­ der Spruch sich nict rächt, wird nicht. heilig" selbst das finsterste Verbrechen adelt, wenn er den Stempel einer von der Blutrache mag sich die noch jet allgemein beobachtete Gewohnheit herschreiben, daß der Leichnam in seinem­ verschloffenen, sondern in einem vier Männern Treuzweise übereinandergelegt. „Wenn der Tod den Menschen findet, Nimmt er nichts mit sich zur Erde Als gekreuzte weiße Hände.“ *) Von anderen vier Männern wird der schwere, aus Eichenholz gezimmerte­­ Sargdedel getragen, dem die Leidtragenden, folgen. Der Schmerz um den Dahingegangenen nimmt je nach dem Verhältnisse des Nederlebenden einen verschiedenen Ausdruch an; er ist am heftigsten bei der Schwester, die den verstorbenen Bru­­der beweint, wie der Inhalt des folgenden alten Wolfgliedes be­weisen mag : Eine Serbin erwartet die heimkehrenden Krieger, und sie vermißt drei Personen, Die ihr thewer sind „Min,den Gatten fchert sie trauernd, ab die Haare, Um den Brautführer A, sie das Antlig Um den Bruder sticht sie aus sich ihre Augen.“ **) Das Haar, drüht sich das Volkslied symbolisch aus, wächst wie­­der, das zerfleischte Antlig heilt wieder „Doch die Mugen werden niemals wieder wachen, Meder Heilt­ das Herz mehr, um den theuern. Bruder,* «Wir verließen den schnarchenden Effendi,und womög­­lich in anderer Weise den Schleier zu lü­ften,da vor unseren Augen über das Grab der türkischen Jungfrau ausgebreitet lag. Ein alter Osmanli,an den wir uns eine Frage zu richten er­­laubten,zuckte gleichgiltig die Achseln,und ging,ohne uns einer­ Antwort zu würdigen,se­ines Wege­.Ein Tabakhändler endlich ertheilte uns die verlangte Auskunft.Nachdem-sung gelungen war­ten­ durch einige kleine Einkäufer eine Neigun­g zu erwerben,erzählte der­ türkische Krämel folgend­ Geschichte: Al Belgrad eines Tages von einen Angriffe der Oesterreicher überrascht wurde, flüchteten die Bewohner der Türkenstadt in seiner defekten Kleidung mit souveräner Verachtung auf nis herabsah,ertheilte uns die verlangte Auskunft bezüglich der Wohnung Ahmed’s.Das Haus des schb­ftkundigen Mollah-VS­ fand sich­ dicht neben einer der Moscheen.Mein Begleiter klopfte mit dem Stocke an die Thü­re des Hanses und rief laut den Namen seineanwohners.Keine Antwort.Da sagte eine vorübergehende Serbin,wir könnten getrost eintreten,denn der Effendi habe keinen Harem,d.h.er sei unverheirathet. Diesem Winke folgend,traten wir in das Innere des Hauses, dort trafen wir zwar den edlen Wirth,aber in einem Zustande, der den Zweck unseres Besuches gründlich vereitelte.Der fromme Effendi lag in tiefem Schlummer und schnarchte in so imponirender Weise,daß er Diebe vom frevelhaften Beginnen hätte abschrecken können.Füglich hätte uns Ahmed Effendi’s Zustand nicht überraschen sollen,denn während des Ramasans bringen die meisten Türken den Tag schlafend zu,um sich des Genetsfeest von Speisen umso leichter enthalten zu können.Für die reicherten Bekenner destlam hat das Fasten gar nichts Unbequemes­,tagüber ruhen sie auf ihren schwellenden Divans, und mit dem Untergang der Sonne stehen sie auf,umzubeten und sich den Freuden des Mahles hinzugeben.So vermag der Reichthum selbst die Unbequemlichkeiten der Religion und die Demüthigung,welche der Glaube verlangt,in eine Quelle des Komforts umzuwandeln­.Ein wahres Opfer hingegen fordert der Ramasan von dm ärmeren Klassen des Islam,und nicht ohne Rührung kann man den Hammal sehen,der am Saveufer schwere Lasten nach den Schiffen schleppt,ohne früher seinen Leib durch die nothwendigste Nahrung gestärkt zu haben.Die schwere Arbeit dauert mit kurzer Unterbrechung vom Aufs bis zum Niedergang der Sonne,und wenn der Mann von dem Minaret herab zur Abendandacht ruft,eilt der Arme mit dersel­­ben Ergebenheit seinem Schöpfer zu danken,wie der Pascha, der sich vom Divan erhebend den von bunten Träumen durch­­gaukelten Schlaf an­ den Augen reibt. · Kugeln strebte das Mädchen todt zur Erde. So­ weit nahm die Geschichte ihren natürlichen Verlauf, nun fommt die über» natürliche Seite der Erzählung. Des Nachts nemlich, , . lebte unser Gewähremann fort, indem er eine geheimnißvolle Miene annahm, des Nachts erschien einem frommen Mann der Schat­­ten der von den Giaurs erschlagenen Jungfrau, und zwar auf derselben Stelle, wo sie der Tod ereilt hatte, mit flehen­­der Geberde, und auf ihre Wunden zeigend, verlangte sie an dem Orte, wo sie ein Opfer des Glaubens fiel, begraben zu werden. Und so ist es geschehen, fügte er hinzu, Es ist pure Wahrheit und seine­r Phantasie." Dies war die Erzählung­­ unseres bereitwilligen Medaks. Sie entbehrt nicht des mystischen Hintergrundes. Die nächte lche Erscheinung, fol­ge mifsermaßen auf die Sortdaner nach dem Tode hinweisen, welche im Widerspruche mit der Glau­­benslehre des Sesam einem Weibe zu Theil ward, und zwar aus dem Grunde, weil die Jungfrau doch eine seltene Fügung des Schicsals den ruhmvollen Tod der Krieger fand. Die Türfenstadt von Belgrad trägt ganz den orientalischen Typus. Der einer osmanischen Stadt im In­­nern­ Kleinasiens eigen ist. Der Kontakt mit dem abendländi­­schen Leben ist hier viel geringer wie in Konstantinopel, wo die­ gebildete Diplomatie, gewissen europäischen Gewohnheiten Eingang verschafft hat. Zudem ist: Die osmanische Bevölker­­ung Belgrads, die wenigen Würdenträger ausgenommen, die in der Festung wohnen, gänzlich verarmt, weil Die reichen In­­sassen schon längst das Innere der Türfen aufgesuhr haben, um nicht auf einem Boden begraben zu sein, der über Nacht eine Beute, der Ungläubigen werden konnte. Die Gebäude der Türkenstadt sind, Die wenigen schmuchlosen Moscheen abge­­rechnet, elende Hütten. Seltsam genug nehmen ss unter die­­sen Baraten die großartigen Ruinen des Palastes auf, in welchem vor zwei Jahrhunderten Engen von Savoyen residirte und der noch heute von den Dsmanlis „Prinz Khan", die Wohnung des Prinzen genannt wird. Die aus Sandstein ge­meißelten Fenstergesimse und Stapstäler, so wie Die weit ausge­­dehnten Umrisse der Ruinen zeugen noch jet für den grandier­ten­ Styl., in welchem der Palast­ des Siegers von Zenta ge­baut war. Auf der Heimkehr von der Tü­rkenstadt passirten wir noch einmal die Festung.Vor der Kaserne exerzirte eben ein tü­ri­kisches Bataillon,und einzelne Rekruten wurden in den Hand­­griffen eingeübt.Wir hatten Gelegenheit uns von der fabels­haften Präzision zu ü­berzeugen,mit welcher m­orgenländische Truppen die verschiedenen Evolutionen an­führen,und die . Bekanntlich ist der Preis, den die französische Akademie 1856 für das beste Gedicht auf den F­eldzug in der ausgefegt, voriges Jahr nicht bewilligt worden, nicht etwa weil es an Bewerbern­ fehlte, sondern weil unter den vielen eingelaufenen Berfen sich nichts P­reiswürdiges fand, ein Beweis, daß es leichter ist, einen großen Krieg mit Erfolg zu führen, als mit Erfolg zu besingen. Dieses Jahr aber ist der Preis einem jungen Dichter, Dayer, zuerkannt worden. Das Preisgebicht, wird in der großen öffentlichen Sigung, welche die französische Akademie aljährlich im Monat August hält, vorgelesen werden.­­ Der Sänger Mario hat sich entschlossen, nicht mehr in Paris aufzutreten, wo er bekanntlich während der Gation eine Sage von Hundertundfünftausend Fransen bezog. Mario versichert nun, daß die Pariser Saison ihn, stets ‚hundertunddreißigtausend Bran fen gefottet,, daß er also in der Hauptstadt Frankreichs jedes Jahr fünfundzwanzigtausend­ Franken eingebüßt. Die Pariser Lorbeern sind ihm zu theuer und er will die rauhe Jahreszeit künftig auf seiner Billa in Italien zu bringen. Paris wird sich zu trösten willen, der siegt, ih vie Parole des „Gelegenheit Die Arm­­en Sarge durch die wird, In der offenen ruht, dieser « Der Leichenzug­,dem wir amufer der N Save begegnet die Festung.Unter den Personen-welche vor dem heranru­ gutmüthige Art anzusehen,mit welcher die türkische Charge ihre waren,und der meinen Gedanken die hier angedeutetenich­ckenden Feinde Schutz suchten,befand sich auch ein frommes und Untergebenen behandelt.Mit dem Lärmen,welchen einee Wer­­tung gegeben hatte,mochte schon vor der stillen Wohnstätte der glaubensstarkes Mädchen,das einer der angesehensten Familienzirende türkische Truppe verursacht, ist das Geräusch, das man Einserbisherteihen sag — Ah­med Pasda. —­­ Todten angelangt sein‘, als wie uns inmitten der Türkenstadt­­ angehörte. Als sie das Innere der Rettung erreichte, flogen | bei den Soldaten anderer Länder wahrnimmt, faum annähernd se­ch Ara weite­re Nenn befanden. Ein in Lumpen gehülfter Zigeunerm­abe, der troß | bereits die feindlichen Geschäffe über die Mälle und eine der | zu vergleichen. Das Kommando wird hier von den Soldaten­frau — Die Lüftenstradbte— Der Whandes Prin­­zen — Die Garnison Belgrad­s, — Ethem Pafda) nachgesproch­en und die Tempos werden laut gezählt.Das gibt dann ein­ Wirrwarr Von Tönen,ein Geräusch und ein Gesamme,wie in einem­ ü­bervölkerten Bienenstöcke.Die Gar­­nison von Belgrad besteht aus einem der schönsten Regimenter der­ ottomannischen Ar­mee.Meist sechs Schuh hohe Bursche, in tadelloser Uniform und von militärischer Haltung, den den montenegrinischen Feldzugs­nter Omer Pascha m­itge­­macht,­und viele von ihnen sind dekorirt.Da Bergend oft von Fremden besucht wird,so hält die Pforte hier mehr auf den äußeren Schein als in den anderen Festungen an der Do­­nau.Der Dienst bei den Geschützen der ausgedehnten Wälle im Falle eines etwaigen Krieges wird von den Einwohnern versehen, von den alten Toppfehis,­­welche etwa in der Art wie unsere Grenzer organisirt sind. In der Serbenstadt angelangt, wurden wir Ethem Hascha’s ansichtig, der mit seinem Sekretär Kabul Effendi in einem offenen Wagen an und vorüberfuhr. Der Pfortenkom­­missar ist ein Mann von ungefähr 45 Jahren, der beim­ ersten Anblick ein ungewöhnliches Interesse einflößt. Eine gewisse, für die Physiognomien vornehmer Türken typische Ruhe und Ler­bensmüdigkeit ist auf feinem Gesichte ausgebreitet. Im Gegen­­sate zu ihm is Kabul Effendi von Haftiger, ruheloser Haltung, und der übrigens fein gebildete Gefreiär zeigt in der Hand­­habung des Monofele, Daß er seine Studien auf den Boule­­vards von Paris gemacht hat, Ethem Pascha ward von Geiten der Serben mit eben so viel Respekt als Sympathie gegrüßt. Ueber den 3wed und den Erfolg seiner Mission Haben wir an anderer Stelle berichtet. nächsten Tages, die am Fuße der zu­ sehen, sieht man den Todten Tiegen, v­­­ie Strafen nach dem Friedhofe getragen Truhe, melde auf den Schultern von die Hände Sie has nimm *­ Serbisches Bettlerlied, Siehe Gusle, Serbische National Kleber 9. & A, Stant­. «... »Na­l 7

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