Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1858 (Jahrgang 5, nr. 275-299)
1858-12-01 / nr. 275
“ Schnellprelendendt son Emil Müller, Dorotheagäffe Nr. 12. — Verlag der Bester Moybgyefelfesaft, ását lessz d a ÉL áloés éket sarkot AÁKSZÁSS RÉZ teilt den französischen Stimmen .Die,,Wien.Z.« folgendermaßen entgegen : „Bir wollen uns gegen die Ausbrüche der frangösischen hl über die „Oesterreichische Herrschaft in Italien“ auf eineugniß berufen, dem man die Unparteilichkeit nicht wird absprechen wollen, auf das Zeugnis, das uns am Vorabend des 24. Februar von der Parlamentarischen Tribline herab aus dem Munde eines edlen Patrsson Frankreich gegeben wurde. Es bezog sich auf die Verhältnisse Oesterreichs zu den Regierungen der Halbinsel und auf die Frage der Verbesserungen, welche in die Verwaltungen ihrer verschiedenen Staaten einzuführen waren. Möge man dieses Zeugnis Lügen strafen, wenn man es kann, — aber wer könnte es ? Fügen, wir noch eine kleine Betrachtung bei und fordern wir Seden, der ein Verständniß für Die Angelegenheiten Europas hat, auf, sich Die Sefiee Italiens vorzustellen, wenn eine traurige Fülgung Oesterreich gezwungen hätte, den Theil seines Gebietes, der zwischen den Alyen und dem Po siegt, aufzugeben. Man vergleiche im Gedanken die Natur und die Wirkung des fremden Einflusses, der sich dann auf dem Boden Italiens unfehlbar und ausschließlic geltend machen würde, mit dem Einfluffe, den Oesterreich, indem es ihn mit den anderen Mächten theilt, jegt dort ausübt. Gemwiß nie noch sind Eroberungsgebalten Klaver zu Tage getreten, als in den tobenden Aeußerungen der Harifer Prefse, die heute die ganze friedliebende Welt in Unruhe fegen. Nie haben sich die Gedanken, um ihren Ausdruck zu finden, verwerflicherer Mittel bedient !" Den Sonstigen Nachrichten entnehmen wir: Aus Turin wird in Abrede gestellt, daß in Billafranca die sardinischen Schildwachen durch rufstssche erregt worden seien. In Preußen vermag die „Sreuszeitung“ den Sieg des Liberalismus bei den Wahlen nicht zu verwinden: „Nicht ohne Erstaunen”, sagt sie in ihrem Leitartikel, „fragen wir uns heutes Warum, wenn die Regierung selbst dazu die Hand bieten wollte und sollte, dem Liberalismus und Konstitutionalismus in Preußen eine Stätte zu bereiten — warum: vor zehn Jahren die Waffengewalt und die Novemberreaktion ? Warum die Verwerfung und Beseitigung Der Männer, deren Vergehen in nichts Anderen bestand, als daß sie es mit allem bemernsthaft gemeint, womit heute Mandjer wiederum spielen zu können glaubt? Warum bis dahin das R Rahmen der „Staatsretter”, deren Berdienst doch allein darin gefunden werden kann, Krone und Land aus den Händen derer gerettet zu haben, die heut als die zweite Garnitur der Staatsrettung wiederum auf der Bühne erscheinen ?.. Wir Jaffen Hier nur die Thatfachen sprechen, — Thatfachen, die uns für Krone und Land nach Innen und nach außen als gleichmäßig schwerwiegend und verhängnißvoll erscheinen.“ Gleichzeitig wird aus Berlin berichtet : Der Prinz Friedrich Wilhelm nimmt sehr regen Antheil an allen Stantsgeschäften, wobei derselbe eine Klarheit und eine Einsicht in die wirklichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Landes entwicelt, welche einen überaus freudigen Eindruck im Staatsministerium machen sollen. — Das Kirchengebet für die glückliche Entbindung der Prinzessin Friedrig Wilhelm ist bereits angeordnet und am verfroffenen Sonntag in den birfigen Kirchen gesprochen worden. — Dan spricht wieder vom Austritt der Minister des Handels und der Sustitz die großherzoglich badischen Sustizbehörden haben die Auslieferung des in Freiburg wegen Betruges und Erpressung auf die preußische Veranlassung verhafteten geheimen Hofraths a. D.Webede genehmigt. Demgemäß wird Webede in den nächsten Tagen nach Berlin transportirt und dort vor Gericht gestellt werden. Bekanntlich hat sich Viktor Sallaur, der in contumaciam verurtheilte Nedakteur des „Krokodils“, jegt zur Haft gestellt und wird die Anklage wegen Beleidigung beg Ratferd der Franzosen von neuem vor Die belgischen Affären kommen. Bei der Gelegenheit erfährt man einiges über die Mette, wie die Redakteure des „Drapeau” und des „Proletaire”, die wegen desselben Bergehens ihre Strafe im Gefängnisse verbüßen, behandelt werden. Sie fünnen im Gefängnisse ihre Blätter, bekanntlich Organe der sozialen Republik, weiter schreiben , die Thüre ihres Zimmers steht offen, so daß sie den ganzen Tag im Hofe spazieren gehen könnens es oft ihnen erlaubt, täglich eine Flasche Wein zu nehmen und sie können jeden Tag eine Stunde lang Besuche empfangen. In der Mortara- Affaire begegnen wir wieder einigen interessanten Mittheilungen : Ein Pariser Korrespondent der Berliner , B. u. 319." erzählt Details von den Verhandlungen zwischen die israelitischen Konsistorium und den Minister über den Prozeß, welchen das Konsistorium gegen Hrn. Beutlot anzustellen im Begriff, if. Herr Noyer, der Kultusminister und Hr. Rouber, der Justizminister, trugen beide Bedenken, die erbetene Genehmigung zu ertheilen, so lange sie glauben durften, der Redakteur des „Universe“ "habe immer noch offenen Zutritt zu dem Kaiser. Der Kaiser ist zu Yang von Paris entfernt, als daß über Die gegenwärtigen Beziehungen des ultramontanen Journalisten zu ihm Gewißheit zu erlangen wäre. Es kam darauf an, den Ministern die Welterkennung zu verschaffen, bag der Kaiser gegen eine Verfolgung des Herrn Veuillot nichts zu erinnern haben werde. Rotufchild der Präsident des Konsistoriums, wußte es möglich zu machen daß einer der Kammerdiener des Kaisers von Ministern die Deweis lieferte, der Redakteur des „Univers” "habe schon seiner legten Audienz in den Tuilerien zweimal vergebens ein Audienz nachgesucht. Dieser Beweis war überzeugend, und bi Herren Rouber und Rover erklärten nunmehr, sie nehmen seinen Anstand, die formelle Ermächtigung zu einer Klage de Konsistoriums zu ertheilen. In Preußen haben über 390 Israelitengemeinden eine von dem Vorstande der Berliner jüdische Gemeinde entworfene, an des Prinzen Negenten f, 5. gerichtet Eingabe vorgegen. Es wird, wie die „Bi u. HB berichtet, in derselben auf die Entscheidung preußischer Gerichtshöfe, welche in einem verwandten Falle ergangen ist, und namentlich auf das Erkenntniß des Obertribunals vom 29. gerichts zu Ermwitte und des Oberlandesgerichts zu Arnsberg, daß sowohl nach den preußischen Gefegen als auch nach den Grundlagen des gemeinen und kanonischen Rechts es ungerechtfertigt sest, einem Studen die väterliche Gewalt über sein Kind, weil dasselbe zur ristlichen Religion Übergetreten ist zu entstehen. Der Antrag an den Pringregenten is darauf gerichtet, auf dem Wege diplomatischer Vermittelung die Rückgabe des der Familie Mortara entzogenen Kindes zu erwirken. Die Ausführungen der Vorstellung , heißt es am Schlusse der Berliner Mitteilung, dürften schon deshalb si einer entsprechenden Aufnahme zu erfreuen haben, als dieselben, von dem vorliegenden Valle ausgehend, auf die Gefahren im Allgemeinen hinweisen, mit welchen die von der römischen Kurie vertheidigte Pratts nicht blos Suben, sondern alle aatholtischen Glaubensgenossen überhaupt bedroht. * Wien, 30. November. Unter dem Einflusse der Ultimaabwickelungen, welche auch heute einen sehr fühlbaren Geldmangel zu Tage treten ließen, verfloß die heutige Börse in sehr luftloser Haltung mit einer Abschwächung in den Kursen der meisten Effektengattungen. Der Geldmangel wurde noch duch die heute zur Nedernahme fällige Rate der Krebstlose vermehrt; auch das Gerücht, daß auf die Westbahnaktien demnächst eine Einzahlung ausgeschrieben werden würde, wirkte brnhend auf das Geschäft ein, und sanken demzufolge Westbahn bis auf 89 herab. Südosterreichisch-italienische Eisenbahnaktien wurden imit 13pCt, Agio ausgeboten ohne Nehmer zu finden. In der zweiten Börsenhälfte wurden die Geldverhältnisse günstiger. Die Prolongation leichter und billiger, Wechsel gingen erheblich zurück, für deutsche Pläne und London um 20 fr., Paris 10 fr. billiger abgegeben. Die Nahbörse war fest und notizte schließlich : Kredit 246.40, Nordbahn 1744, Staatsbahn 264.10, Dorientbahn 66.80, Westbahn 89, Kreditlose 101,60. Verantwortlicher Redakteur : Karl M Weißkircher-