Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1859 (Jahrgang 6, nr. 1-24)

1859-01-14 / nr. 10

Abendblatt is Pester Lloyd. Freitag, 14. Jänner. Ar. 10. Pet. 1859. in­­­ ­ Wien, 13. Jänner. Aus Paris sind Nag­richten eingetroffen, denen zu Folge es nicht zu bezwei­­feln sein soll, daß Die französische Regierung mit der Ab­­sicht umgehe, ein Lager im Bar-Departement zu formiren. Die Mission des Generals Niel nach Wien bil­­det hier den Gegenstand vielfacher Konjek­uren ; man will wissen, daß er angewiesen sei, sowohl wegen Italien als auch wegen der Donaufifffahrtsfrage bestimmte Forde­­rungen an Oesterreich zu richten. Andere gehen noch wei­­ter und behaupten, Daß der General von Oesterreich ver­langen­­ werde, daß es seine Einwilligung Dazu gebe, daß die Verträge vom Jahre 1815 im Wege der Pariser Konferenz revidirt werden. Es liegt auf der Hand, das diese Annahme nur ihrer Kuriosität wegen Erwähnung verdient, obwohl es andererseits freilich nicht geleugnet werden kann, daß die napoleonische Politis augenscheinlich sein anderes Ziel verfolgt, als die „Nevision” der Bei­träge vom Jahre 1815 durchzulesen. Politische N Rundschau, 14. Jänner. Wir haben nun den Wortlaut der sardinisschen und preußischen Thronreden vollständig beeilen und, Kieselben mitzutheilen. Der K­ö­­nig von Sardinien sagte: „Meine Herren Senatoren! Meine Herren Deputirten ! Die neue, vor Jahresfrist eröffnete Gefeggebungsperiode hat die Erwartungen des Landes, hat meine Erwartungen nicht getäuscht. Mit Ihrer erleuchteten und aufrichtigen Beihilfe haben wir die Schwierigkeiten der innern solwie der aus­wär­­tigen Politik überwunden, Indem wir auf diese Weise die bei­­den Grundsätze der Nationalität und des Fortspritts, worauf unsere freien Institutionen beruhen, nur no färfer befestigten. Auf diesem Wege fortwandelnd, werden Sie dieses Jahr in verschiedenen Zeiten der Geseh­­ebung und der öffentlichen Verwaltung Verbesserungen treffen. 9 der vergangenen Seifion wurden Ihnen einige Gefegent­­würfe, die Rechtspflege betreffend, vorgelgt. Indem Sie die unterbrochene Prüfung wieder aufnehmen werden, bege­h­t das Vertrauen, daß in dieser Session für die neue Ord­­nung der Sustiz, für das Institut der Geschivornengerichte und für die NRestsion der Gerichtsordnung Sorge getragen werden wird. Sie sind berufen, neuerdings über die Reform der Ge­meinde- und der Provinzverwaltung Berathung zu pflegen. Der technische Wunsch nach dieser Reform wird Ihnen ein Sporn sein, derselben ihre besondere Sorgfalt zu widmen. Es werden Ihnen einige Vorlagen über eine Modifikation der N­ationalgarde gemacht werden, damit unter Bei­­behaltung der Basis dieses Schönen Instituts darin die von der Erfahrung diktirten Verbesserungen eingeführt werden können, um dessen Thűtígfett zu allen Zeiten wirks­amer zu machen. Die Handelst­rifts, die unser Land nicht unberührt ließ, so wie das Unglück, welches schon zu mieder­­holten Malen untern Hauptindustriezweig traf, haben die Einkünfte des Staats verringert, und vereitelten unsere Hoffnung, das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und Ausgaben des Staats hergestellt zu sehen. Meine Herren Senatoren! Meine Herren Deputirte! Der Horizont, In welchem das neue Jahr her­aufgestiegen, tsi nicht der beíteríte; nichtsdesto­­weniger werden Sie mit gewohntem Muthe an Ihre parla­­mentarischen Arbeiten gehen. Gestärkt durch die Erfahrungen der Vergangenheit, gehen wir den Eventualitäten der Zukunft entgegen. Diese Zukunft wird glücklich fen, da unsere Politik auf der Gerechtigkeit, auf der­ Liebe zur Frei­heit und zum Vaterlande beruht. Unser an Umfang kleines Land hat in dem Bölferrathe Europas Vertrauen gefunden, weil es Durch die Idee, die es repräsentirt, dur die Theil­­nahme, die es einflößt, groß is. Diese Lage ist nit frei von Gefahren, weil wir, indem mwir die Beiträge respek­iren, dennoch für den Schmer­­zensfhret, der voniemanchen Theilen Ita­­liens sich zwangserhebt, nicht unempfindlig sind. Stark durch Eintracht, vertrauend auf unser gutes Recht, erwarten wir mit Klugheit und Entschiedenheit die Ber­schlüsse der göttlichen Vorsehung.“ Man muß zugeben, Daß die lebten Säße nichts weniger als friedlich Taufen und die Stimmung rechtfer­­tigen, merde ihr Bekanntwerden auf den europäischen­­ Börsen hervorgerufen. — Außerdem wird aus Turin ge­schrieben : „Die Rüstungen werden fort und fort mit Eifer betrieben, und aus der Anschaffung von einer sehr bedeutenden Zahl von Pferden, die man schon früher ge­meldet, dann aber geleugnet hatte, macht man sein Ge­heimniß mehr." Aus Mailand vom 11. wird der „Triest. 3." berichtet : Feldzeugmeister Graf © y­u La­ti hat hier sein Hauptquar­­tier aufgeschlagen. Am Sonntag Abend wurde ein Das Haus des Baumeisters R. am Carrobbin bewohnender alter Mann von mehreren übelberü­h­tigten Snptsiduen mit Dolchstichen ermordet. — In der Nacht vom 8. auf den 9. wurde hier im Hause Perego , das auf dem Terraggio dell’ Annun­­ciata liegt, das Ehepaar Otlardoni, bejahrte und vermögliche Leute, ermordet. Als verdächtig wurde der das Ereigniß an­zeigende Hausbediente eingezogen. Der Mord scheint ein Raubmord ge­wesen zu sein. — Das erste diesjährige Karnevalsfest hat im Theater Santa Radegonda am Sonntag stattgefunden. Es war Öffentlicher Ball ,­ der in der besten Ordnung verlief. Unter den in Neapel Begnadigten befindet sich ab Settembrini Alle Ammeftirten müssen das Land verlassen. Anlaßlich der bevorstehenden V­ermählung des Erbprinzen sieht man noch weiteren Gnadenarten entgegen. Ueber die am 12. d. stattgefundene Eröffnung der preußischen Kammern wird aus Berlin be­­richtet : Um halb 12 Uhr hatten sich die Mitglieder beider Häu­­ser des Landtages sämmtlich eingefunden, die Mehrzahl in Uniform, doc erblidte man heute den bürgerlichen Stad häu­­figer als in früheren Sessionen. Ein donnerndes, dreimaliges Ho, angeregt von dem Präsidenten des Herrenhauses, Bri­t­­zen Adolph zu Hohenlohe-Angelfingen, empfing den Prinz Regenten bei Höchst seinem Eintritt in den Saal. Der Prinz-Regent dankte mit freundlichem Grüßen, stieg die Stu­fen des Thrones hinan, stellte sich rechts neben den Thron­­feffel und verlas mit fester Stimme, den Selm in der Hand, die nachstehende Thronrede. Erlaußte,edle und liebe Herren von beiden Häusern des Landtages! Die Stunde, in welcher Sch Ste um den Thron verei­­nigt sehe und mit herzlichem Gruß willkommen heiße, erfüllt Mich mit tiefem Ernste. Die Ausü­bung dieses königlichen Rechts ruft noch lebhafter als sonst die schmerzvolle Erinne­­rung in Mir nach an das fehmwere Leiden, von welchem nach Gottes unerforschlichem Rathschlafe unser Allergnädigster Kö­­nig und Herr noch fortdauernd heimgesucht is. Mit Mir fen­­ung, und vor

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