Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1859 (Jahrgang 6, nr. 25-47)

1859-02-01 / nr. 25

2 Dienftag, 1. Februar. Jr. 23. Beft, 1859, ibendblatt as Pester Lloyd, Telegraph. Depefche b. „Peiter Lloyd“. Belgrad, 31. Jänner 11 Uhr 59 Min. Nachte. Die Skupfihtina entfegt sämmtliche Senatoren und Mi­­nister, und behält sich das Recht vor, auch andere Holfs­­gefährliche Individuen zu entfeben. Den Entfehungsast unterfertigen alle Stupfähtinaren. — Der Thronfolger it mit Milofih in Mlerinacs zusammengetroffen.­­­­ Von mehreren Blättern wurde erwähnt, die Stupfähtina in Belgrad habe an Ilia Bara Ihanin eine Dankadresse gerichtet. Dagegen schreibt ung unter Belgrader Korrespondent, dessen Brief mir im Morgenblatte abvunden werden: die Skupfehtina habe sich dieser von einigen Deputirten ausgesprocenen Ab­­sigt ni­ch­t angeschlossen, sie wollte „dem Seren Gara­­fhanin, für Thaten, die er seiner Pflicht genag thun mußte, nicht Danfen", das Verdienst um die Nichtanmen­­dung von Waffenge­walt sei den heldenmüthigen Belgra­­der Bürgern und nicht Herrn Garaschanin beizumessen. Politische Nundshan, 1. Seber. Wer sollte es meinen, Daß der Kaiser der Franzosen sie in Diesem Momente mit dem — Repertoire des Theatre Frangais beschäftigt! Nachdem er sich von dem geringen Werthe des jegigen Repertoire’s über­zeugt, Schreibt man dem „Nord“, und erfahren hatte, daß der Grund in der ungenügenden­­ Begünstigung der Dramenautoren liege, hat Der Staffer die Absicht ausge­­drüst, die betreffenden Reglements zu modifiziren. Gericht eine vortreffliche Maßregel, wird sie aber in Wirklichkeit, wie es Der Korrespondent des Brüsseler Blattes wohl ber­absichtigt, uns über die andern Absichten des Kaisers zu beruhigen im Stande sein! Wahrscheinlich um so weniger, als ja ein Collega desselben Blattes die enormen französischen Nüftungen keineswegs wegzuleug­­nen, sondern Dadurch zu erklären versucht, — daß sie die nothgedrungene Antwort wären auf die Nüftungen der anderen Mächte! Wem mollen die Herren Bericht­­erstatter Des französisch-russischen Blattes Land in Die Augen freuen ? Ein bedeutsames Licht auf die Lage Naypo- Teons wirft eine Korrespondenz im Frankfurter „Ak­­tionär” ; in Derselben Heißt es nämlich : „Schon früher ward auf die Verwandtschaft der Golgen des Attentates vom 14. Jänner v. 3. mit den Folgen der am Neujahrstage an den Österreichischen Botschafter gerichteten Aeußerung und dem gleichzeitigen Familienbünd­­ni zwischen den Höfen von Paris und Turin hingedeutet; die jeit Handgreiflich hervortretende italienische Politik der Zuflerten hat nämlich, wenn nicht ihre ausschließliche, doch ihre nächste und kräftigste Quelle in jenem Attentate. Es war das fü­nfte, welches aus italienischer Geheim­­bündferei der Carbonart hervorgegangen war. Die Anteze­­dentien Napoleon’s­, der in seiner Jugend­­ selber einer gehei­­men italienischen Gesellschaft angehörte, haben wohl keinen geringen Ant­eil an der Erfeichterung gehabt, welche die Be­­harrlichkeit und immer steigende Wuth jener Meuchelmörder­­hervorgebracht. Von diesem Augenblicke an glaubte Napoleon resolutionäre Partei Italiens auf ihn hoffen könnte. Eine erste Regierung dieser Art war die Beichtigkeit, mit welcher man das Manifest Orfint’s zur Oeffentlichkeit gelangen Melt. Eine zweite, noch entschiedenere Neuerung war im Som­­mer die Wiederaufnahme einer vor ungefähr zwei Jahren an­geregten Unterhandlung zum Behufe eines Familienbindnisses z­wischen der Dynastie Savoyens mit den Napolemniden, ie dritte Neu­erung war die bekannte Anrede an den österrei­­chschen Botschafter, monarch man das Wiener Kabinet einzu­­schüchtern und Das Turnier fammt dessen revolutionärem An­­hang zu einem Streiche in Mailand aufmuntern, zugleich aber der europäischen Diplomatie auf den Zahn führen wollte. Von allen diesen Zwecken hat der Kaiser höchstens einen nach Wunsch und sollfommen erreicht — die revolutionäre Partei Italiens zählt auft ihn und er­st durch diese peremptorische Hoffnung auf unbestimmte Zeit gegen ihre Mordinstrumente gefeit. — Allein eben dadurch is Napoleon III. in eine offenbar falsche­­ Stellung gera­­then. Entweder o entsprich er den erregten Hoff­­nungen — und dann ist ein europäischer S­rieg unver­­meidlich; oder die revolutionäre Partei, das Turiner Kabinet an der Soige, hält sich getäuscht und Hinters Licht geführt — und dann beginnt wieder jene Reihe von Attentaten, die zu verhindern die italienische Politik der Tuile­rien gerade beabsichtigt hat. — Das ist die Lage, welche die Ereignisse und zum Theil and Die eigene Tendenz Napoleons hervorgebracht haben. Es scheint uns überflüssig des mweitern zu entwidkeln, daß in einer solchen Lage die Aufrechthaltung des­en eine schwierigere Aufgabe als je fett 1815 gemwor­­den ft. In gemwisfer Beziehung die Kehrseite zu Dieser An­­schauung bildet eine Venierung d­esfürsten Metternich, einem Journalartikel des Staatsmi­­nisters Dechamps in Belgien entnehmen wir nämlich, fol­gende interessante Stelle : Der Fürst Metternich, jener ruhige und Durchdringende B Verstand, sagte mir eines Tages während seines Eid­s in Brüs­­sel, im Anfange des Jahres 1850, bevor no Herr Täters das berühmte Wort : l’empire est fait! ausgesprochen hatte: Die Republik geht in Frankreich auf das Kaiferttum zu. Der künftige Kaiser hat schöne Karten in der Hand zer­spielt sein Spiel­gut; gläcliche Chancen eröffnen sich vor ihn; er ist gefdicht und er wird meit gelangen. Aber er hat eine Klippe zu vermeiden, an der er zerschellen konnte : ich fürchte, daß­ er als revolutionärer Kaiser untergeht. Ich unterbrach den Für­­sten, um im zu sagen : Aber Louis Napoleon scheint mir der Gegner der Revolution, die er auf dem Wege ist, mit Hilfe des allgemeinen Stimmrechts zu erfü­den. Der Fürst ern­iederte: Davon spreche ich nicht, ich denke an 1831 ; das­st eine sehlechte Cette in seiner Geschichte; wenn er als reglutionärer Kaiser untergeht, wird es in Italien sein, und an dem Tage, wo er seine Politik von der Politik Oesterreichs trennen wird. Diese Worte des Fürsten, fügt Herr Dechamps hinzu, focirten wir getreu von der Notiz, geschrieben an demselben Tage, wo­ sie gesprochen wurden. Wir begehen die Indiskretion, sie zu Ver­öffentlichen, damit sie als ein ernster Nath bis zu dem Kaiser gelangen, der besser wie jemand die Bedeutung und den Werth zu würdigen wissen wird. Den Verhandlungen der sarpinischen Des Butirtenkammer über die der Prinz­en­s fin Klotilde zu gewährende Mitgift entleh­­nen wir folgendes : · = Der der Kammer vorgelegte Gefekentwurf sagt : die zur Mitgift erforderliche Summe beträgt 500.000 Lire, W wie dies in Folge königl. Patente vom 12. Jänner 1816 und 16. September 1824 an für die Prinzessnen­ Etwas für Staltenthinzumifsen, wodurch Die­­ Töchter des Königs Victor Emanuel I. geschehen, — abge­­

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