Pester Lloyd - Abendblatt, April 1859 (Jahrgang 6, nr. 74-97)
1859-04-01 / nr. 74
bendblatt des Pester Lloyd. Sreitag, 1. April, Nr. 7Heft, 1859. —= Wien, 31. März, Heute um 10 Uhr Vormittags versammelte ich im Saale der FE, E. Handelsjammer das Gründungstomus der „Wien-Pester Zentralweinhandlungsgesellschaft.” Es waren gegenwärtig die Herren : U, Edler 9. Arthaber, 3. Bordhan, EC. Daumer, Baron A. Dobshoff-Dier, Dr. Gisfra, Ritter 9. Gyürky, der Vizepräsident des f. F. Landwirthschaftsvereines Baron 9. Hohenbruch, Karl v. Husar, Professor Kieczínffy , £, 9. Korrigmies, Hofrath Kajetan Ritter 9. Mayer, 3. Metara, Tiimaführer des Bankhauses Simon ©. Sina, Hofrath Noe », Nordberg, 3. ©. Scherzer, Abt Dr. Adam Schred, Alois Schwarger,, B. Stipperger I. 9, Szentivanyi, Soseph 9. Úerményi und der Vizepräsident der Handelskammer 3. Wertheim. Das Präfidptum führte Herr Soseph 9. Kerményi. Die auf Herrn Alois Schwarker’s Namen durch die hoheegierung unterm 20. März ertheilte Konzession wurde übergeben, und eine Kommission unter Vorsib des Herrn Baron v. Hohenbrus ernannt, um die weiteren Schritte zur Konstituerung einzuleiten. Politische Lundschau, 1. April. Die Hoffnungen auf den Kongreß haben eine neue Brede erfahren, seitdem wir den Wortlaut der Erklärung Lord Malmeshbury's vollständig vor uns haben; der Telegraph war, wie so oft, zu janguinisch und ließ die mindererfreunlichen Außerungen des englischen Ministers ganz unbeachtet. Die offizielle Erklärung lautete : „Eure Herrlichkeiten erinnern sich, daß Lord Compley im legten Monate Paris verließ, um sich nach Wien zu begeben. Er reifte mit unbedingter Zustimmung der französischen Negierung und in voller Kenntniß ihrer Ansichten bezüglich der italienischen Frage. Bei seiner Abreise kam er nach London, erhielt aber keine offiziellen Instruktionen von der Regierung Ihrer Majestät. Es handelte sichtos darum, die möglichen Grenzen festzustellen, bis zu welchen die Hilfe Englands vortheilhaft angewendet werden konnte, um Die zivischen den Regierungen Frankreichs und Oesterreichs schwebenden Differenzen zu schlichten und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen diesen beiden Mächten herzustellen. Am 18. 5. erhielten wir eine Mittheilung von der russischen Regierung, welche zur Regelung der italienischen Angelegenheit einen Kongreß der fünf Großmächte in Borsching brachte. Nach dem Empfange dieser Mittheilung bezeichnete die Regierung Ihrer Majestät die Bedingungen, unter welchen sie geneigt wäre, an dieser Konferenz Theil zu nehmen, und bald darauf erklärte sich. Rußland bereit, diese Bedingungen anzunehmen. Die fünf Mächte sind geneigt, an diesem Konsreffe Theil zu nehmen, aber Die Fragen sind noch nicht endgültig festgestellt, die daselbst zur Berghandlung kommen sollen Bei einer Motion, welche das Glück und den Wohlstand der italienischen Staaten so nahe angeht, wäre es, meiner Ansicht nach, wünschengwerth, wenn jeder Staat die Gelegenheit fände, seine Anschauungen üicher die Frage auszudrücken. Es wird ohne Zweifel dem Hause und dem Lande angenehm sein zu erfahren, daß Oesterreich und Piemont eine offizielle Erklärung abgegeben haben, in der sie sic verpflichteten, sich gegenseitig nicht anzugreifen, und ich glaube, das Land könne unter diesen Umständen versichert sein, das, falls nicht außerordentliche und unvorhergesehene Ereignisse eintreten, eine Störung des Friedens nicht wahrscheinlich sei; es ist im Gegentheile aller Wahrsceinlichkeit vorhanden, Daß die Konferenzen, welche demnächst eröffnet werden, eine rasche und befriedigende Lösung der Schwierigkeiten herbeiführen werden. Demnach hätten mir aus offiziellem Munde, da nicht nur „unerwartete, den Frieden flörende Ereignisse” im Bereiche der Möglichkeit, sondern daß die Grundlagen noch gar nit ferngestellt sind, von denen die Kongresverhandlungen ausgehen sollen. Ueber die bezüglichen Differenzen wird denn auch der „Deutsch. Allg. Jg." aus Wien geschrieben : Oesterreich verlangt die Entwaffnung Piemonts, Auslieferung der fahnenflüchtigen Soldaten, Veröffentlichung des zwischen Frankreich und Piemont abgeschlossenen Alianzvertrags, firtfte Aufrechthaltung der Verträge vom Jahre 1815 und der zwischen ihm und mehreren italienischen Staaten bestehenden Separatverträge. Die Entwaffnung Piemonts stößt jedoch bereits auf Hindernisse. Graf Cavour soll erklärt haben, daß es ungemeiß, ja sogar sehr zweifelhaft sei, ob durch einen Kongreß ein befriedigendes Resultat erreicht werden künne, ein Staat wie Piemont könne aber nicht im Safe, als die Entscheidung nod zulegt den Waffen anheimgestellt werden würde, seine dermalen fast vollendeten Nützungen wieder von vorne anfangen. Was den französisch-sardinischen Allianzvertrag betrifft, so beschränkt sich Alles , wozu ich Sranfred bis fest herbeilieb, auf einige Andeutungen, welche es in London hat machen lassen, die aber darum nicht genügen konnten, weil darin die Existenz eines geheimen Artikels für miich bestritten wurde, obwohl es evident it, daß ein solcher erzitirt. &3 ist aber sehr unwahrscheinlich, ob man sich in Paris oder in Turin zu weiteren Aufklärungen verstehen wird. Wie endlc Frankreich über die Verträge von 1815 denkt, ist genugsam bekannt. von einer firnften Festhaltung derselben will es nichts mwissen. Es sei dies eine Anomalie, da viele Bestimmungen derselben theils durch die Ereignisse aufgehoben seien, theils mit den Bedürfnissen und Speen der Gegenwart im Widerspruc stehen. Was endlich die österreichisch-traktenisschen Separatverträge betrifft, so weiß man, daß Brantreich sie durch das Gesammtprotektorat der fünf Großmächte erregen will, von welchem Borsdlage schon Desterreich nichts wissen will. Dean flieht demnach, daß die Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung durch Das Medium der Konferenz noch immer sehr verfrüht sind. Unter solchen Umständen ist es nur natürlich, dag sämmtliche Berichte aus Stanfreidh und Italien von Kriegsrüstungen Meldung bringen. So wird aus Paris geschrieben : General de Luzy hat Befehl bekommen, sich bereit zu halten, um nach der Grenze zu marschiren, und alle Vorbereitungen zu treffen, um den Berg Crnis ált übersteigen, Herr de £uzy kommandirt die erste Militärdivtsion und ist in diesem Augenblick in Lyon. Die Blotte von Toulon hat Anzeige erhalten, daß sie Truppen einschiffn werde. Ein wegen seines Bonapartismus sehr bekannter Schreiber von Paris, hat seit acht Tagen die Bestellung von Militärkfeidungen für eine große Armee. Dieter Schneider sfert Dufautoy und er hat sich einen andern Schneider, Minen- Gopiilot, beigesellt. Die Werkstätten sind in voller Tpittyfett , in drei Monaten werden die bestellten Gegenstände abgeliefert sein. An der Börse zirkulirte das Gerücht. Die nei FR Algerien befindlichen Bruasenregimenter seien schon eingesbtt, und eine Division der Armee voll Lyon habe Befehl spalten, eine Bewegung „vorwärts“ zu machen. Noch unte steinen sogar, man werde es für nöthig halten, zur Verwirflichung des Defensive Vertrages (2). 60,000 Man IR Sardinien einlűden so Taffen, IM Sardinien begitt Die „Opinione” bei der Behauptung, daß die Bertije von 1815 monifizirt werden müssen und daß Frankreic nir immer die Verpflichtung übernehmen darf, für die Krechthaftung derselben einzustehen. — „Stanfreih", lag das ministerielle Blatt, | ETTEN nee