Pester Lloyd - Abendblatt, April 1859 (Jahrgang 6, nr. 74-97)

1859-04-01 / nr. 74

Schnellpfeifendrud von Emil Müller, Dorotheagaffe Nr. 12, — Berlag der Pester Stoppgesellgaft, »hat das Recht(!),offiziös und offiziell den andern Mächten zu erklären,es sei nothwendig,daß der Kon­­greß Oesterreich zwinge(?!),die Lombardie und Venedig zu verlassen,weil er nur dadurch seinen Zweck erreichen könne.««Offenbar hat es die»Opinione«v­on Lagueronm'lee gelernt,in welcher Weise man»am Vorabende des Krieges«'die Wünsche des Gegners befriedigen müsse!! Daß man indeß in Wien all diese Rodomontaden zu würdigen versteht,zeigt die Haltung der,,WienerZ.«« Das offizielle Blatt bemerkt heute bezüglich der gestern von uns mitgetheilten Cavour’schen Depesche: Die Depesche dokumentirt auf’s Nette die Verworfen­­heit und Verächtlichkeit der Gesinnung,die,heute zu Turin an entscheidender Stelle die Oberhakxd hat.Wenn wir diese Ge­­sinnung mit vollem Nechte eine verworfene und verächtliche nennen, wer sind die, melde diese Gesinnung aufmuntern, nähren und unterflügen? Wir zweifeln oder vielmehr , wir sind dessen gewiß, die Geschichte unserer Tage wu­rde ein Affen­­ftnd, wie die Depetche des Grafen Cavour an den Marcefe d’Azeglio vom 17. b. M., in ihre Blätter nicht aufzunehmen gehabt haben, wenn die Männer, die heute Die öffentlichen Angelegenheiten Piemonts senfen, nicht einen sicheren Anhalt dort zu finden meinten, wo man „die Treue für Das gegebene Wort den Fanatismus des Ehrgefühls” nennt.” Und auf die französischen Rüstungen zurückpms­mend, bemerkt sie: a „Wir wollen auf die Rüstungen Stantreidhs in diesem Augenleide um so mehr aufmerksam machen, als, wie von mehreren Seiten versichert wird, die Einstellung der Rü­­stungen in Piemont einen Angelpunkt für die Frage, ob der Kongreß zusammentreten werde, bilden fort. Allerdings scheint Stanfreich in der Lage zu sein, von den militärischen Masregeln, die es sehr ergreift, zur Noth immer sagen zu können, daß sie nicht außerge­wöhnlich seien. Unsere Kefer werden sich erinnern, Daß besonders nach dem Ausbruche der montenegrinisien Angelegenheit, also seit fast einem Sabre schon, in unserer Rubrif x „Frankreich“, militärische Berieh­­tungen der französischen Regierung, wiewo­hl sie sonst großen­­theils unbeachtet blieben, ein stehender Artikel geworden sind.“ Zu den Detailberichten aus Ita­lien übergehend, führen mir folgende an : Billafraneca sol russischer­seite stark befestigt worden sein. Aus Turin meldet man­­: Während die „Untone“ Ge­waltmaßregeln gegen die konservative Presse ver­­langt, bedroht die „ Gazetta del Popolo“ mit morte improvvisa Gäplchem Todschlag­ alle diejenigen, welche falsche Nach­richten zu verbreiten wagen würden. Wenn man bedenkt, daß diese Leute unter fals­chen Nachrichten alle diejenigen Wahrheiten verstehen, welche sie nicht gern hören wollen, und unter morte improvvisa einen tüchtigen Dolchstoß in den Rü­­den meinen, so kann man sich leicht eine Idee von dem an­genehmen Zustand des h­iesigen Aufenthalts machen. — Die Lombarden werden durch Flugschriften zum Auswandern aufgefordert. Folgendes „rosenfarbene” Blatt Furfirt in Dem lombardisch venetianischen Königreich : „Die jungen Mailänder sammeln sich in Turin, wo sie Dienste in der Armee nehmen. Die Konskribirten,, die nicht die Uniform unserer Feinde tragen wollen, alle, welche das edle Kriegshandwerk leben, alle, die Luft haben, zu Fuß oder zu Pferde Waffen zu führen. Alle, Alle verlassen ihre Familie, ihre Mütter, um zu zeigen, daß die Lombardei sich mit festem Willen, mit großen Opfern und mit männlicher Entschlossenheit auf einen Kampf vorbereitet. Alle werden sie Soldaten, aber Soldaten Italiens und nicht der Fremden. Es ist Dies eine Ehrenschuld, die sie dem hochherzigen Piemont zahlen. Europa, das mit uns schmetterlich verbundene Stanfreich , werden für diese Manifestation der lombardischen Jugend nicht unempfäng­­lich sein, die sich unter den Fahnen Biltor Emmanuels sam­­melt, als sei sie bereits Die des ganzen Staltens. Sie werden in Sardinien wie Brüder aufgenommen, nehmen Dienste, und werden an der Eröffnung des Feldzuges unter Führung tüch­­tiger Offiziere t­eilnehmen. Junge Leute aus anderen Pro­­vinzen sind ebenso zahlreich vertreten. Nicht minder patrio­­­­tisch war Die Betheiligung beim Nationalanseher, jede Stadt, die ihre alten Traditionen bewahrte, machte es sie zur Ehre, vertreten zu sein; jede Provinz hat ihren Ruhm und muß zu dem großen Werte italienischer Einigkeit beisteuern.“ Aus Rom wird berichtet : Einigen jungen Leuten von Bork­, melche sich um Päffe nach Livorno bewarben, von wo sie sich nach Turin begeben mochten, wurde der Bescjeib er­­theilt, Daß man ihrer Abreise ein Hinderniß in den Weg legen, ihnen jedoch die N Rückkehr nicht gestatten werde. Bon Rom selbst sind bis fest blos zwei junge Leute aus Bíterbo, die an der hiesigen Universität immatrikulirt waren, nach Tu­rin abgegangen. Den Berichten aus Deutschland entleh­­nen wir: Nach einer amtlichen Bekanntmachung an die Bürger von Rastatt sollte in diesen Tagen der Murgfluß geschweift werden, um die Festungsgräben versuchsmette zu­ füllen. "In Freiburg befand si dieser Tage ein Schweizer Arzt, der im Auftrage der piemontesischen Regierung Aerzte für den Dienst in der sardinischen Armee anzumerken führte. Die Bedingungen sind jedoch nichts weniger als glänzend. Der­­selbe soll sich nach Tübingen und Würzburg begeben haben. — Aus Hannover wird geschrieben: „Mit Bezug auf die mehrfach behauptete Beschwerdeführung Der französischen Gee­sandtschaften über Die patriotiscen Kundgebungen der h­eut­­[den Presse wollen wir,­­ sowett unser Land babet in Vrage kommt, nicht unerwähnt lassen, daß unser König dem Grafen Platen, als derselbe von neuem einer solchen Ber­­öhnerberührung gedbngt, die Bemerkung gemacht hat, „er wolle ihh um dergleichen Zapalten nicht mehr befümmern; übri­­geng sei er nicht gefonnen, seine Pfeffe topf zu schlagen, son­dern dieselbe zu heben.“ In München Hat Freif. v. 9. Pfordten die Genehmigung seines Austritts bereits erhalten, und an seine wie an der übrigen Minister Stelle werden Ministervertrefer treten. Die Bildung eines neuen Mini­­steriums aber ist für eine spätere Zeit vorbehalten. * Wien, 31. März. Das Bekanntwerden des Wort­­lautes der sardinischen Note an die englische Regierung , der allerdings eine ganz andere Deutung zuläßt, als nach den Aeußerungen im englischen Parlamente zu erwarten war, hat heute sehr verstimmend auf die Börse gemirkt, Krebstaftten brachten sich bis auf 193­60, wogegen Nordbahn ziemlich fest blieben und zwischen 1694 und 1700 gehandelt wurden. Na­­tional und SpCt, Metalliques wurden um einige Zehntheile billiger offerirt, Grundentlastungen waren vernac­chlässigt und durchgängig Spät­ bil­iger, Wechsel stellten si etwas fester. ‚Die Nachbörse s r­tef fill und notirte schließlich : Kre­­dit 193,80, Nordbahn 1697, Staatsbahn 236.10, 5pCt. Mer talliques 74, National 74.40, ungar. Grundentlastungen 73, Kreditlose 100. Der neueste Ausweis der Nationalbank bringt fast ganz ähnliche Daten wie Der Hormonatliche, ge­ringe Vermehrung des Silberfhages, etwas größere Vermin­­derung der zirfüh­renden MNotenmenge, Kleine Zunahme des Portereutiles , erhebliche Verminderung der Borfhüte auf Staatspapiere, Abnahme Der verzinglichen und auf Die Dor­mänen hypothezírten Staatsschuld und endlich Verminderung der Devisen. Im Detail haben sich folgende­­ Veränderungen ergeben: Der Baarschat vermehrte sich um 325,371 fl. 20 fr.­­ Das Totale der k­reulirenden Notenmenge verminderte sich um 1.975,019 fl. 60 fr. Die Ausgabe der neuen Noten in ő, DW, nimmt rasch zu und beträgt in diesem Monate die Ver­­mehrung derselben circa 30 Millionen, während die alten No­­ten in EM. sich t­m gleichen Maße verminderten. Das Ge­­sammtportefeuille vermehrte sich um 1,890,213 fl. 22 Er. und kommt das Plus fast ausiälieglich dem Wiener Plage zu Gute. Die Vorschute auf Staatspapiere verminderten sich in Wien um 1,533,875 fl. und in den Propinzen um 769,055 fl. Die verzinsliche Staatsschuld nahm um 326,530 fl. und die auf die Domänen­hypothezerie um 200,000 fl. ab. Die „At­­tina” verminderten si unt circa 2.200.000 fl. Verantwortlicher Redakteur: Karl Weisskircher.­­­­ EEE ernennen TEEN

Next