Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-123)

1859-05-03 / nr. 100

Abendblatt as Pester Lloyd. Dienftag, 3. Mat. Nr. 100. pert, 1859, Z Ge. Tt. £ Apostolische Majestät haben aus beson­­derer Allerhöchter Gnade dem in contumatiam verur­­theilten flüchtigen Paul von Almas fy die straffreie Nüdflehe in seine Heimath zu bewilligen geruht. Politische Nundsc­hau, 3. Mai. Wenn mir die Blätter der österreichischen Kriegsgeschichte nachlesen, so finden wir, Dag­eg die Tapferkeit der ungarischen Waffen gewesen, welche den Annalen des Ruhmes und der kriegerischen Ehre die glänzendsten Blätter angeheftet. Se, Majsstät der Kaiser wendet sich Demnach auch jet, wo „der Ernst der Situation Die volle ausgedehnteste Machtentfaltung erheicht”, an den bemährten Waffenruhm der ungarischen Völker, und fordert Dieselben „zur Bil­­dung von freiwilligen Infanteriebataillonen und Hußa­­rendivisionen auf. Se. Faiferl. Hoheit der Herr Erzherzog General-Govouduverneur spricht in Folge des­­sen die Erwartung aus, „daß Ungarn dem Nufe des kaiserlichen Vertrauens freudigst entgegenkommen, und auch seht die altbekannte ritterliche Tapferkeit bewähren werde." — M Abgesehen von diesem Appell an die altbe­­währte­ Liebe des Ungarn „für Thron und Vaterland“ bringt ung Der heutige Tag noch andere Kundgebungen von hohem politischen Interesse. An Seine kaiserliche Hoheit Erzherzog Ferdinand Maximilian, Generalgouverneur des lombardisch venetianischen König­­reiches, haben Se. F. fr. Apostolische Majestät das nach­stehende Aller­gewhste H­andschreiben zu erlasfen geruht : ‚„SteberSHSerr dBruder@rzherzog P­erdinand Martmnilian! Die ruhige Haltung, melde die Bevölkerung Meines Lombardisch-Venetianischen Königreiches in Mitte der durch auswärtige Einflü­sse hervorgerufenen Aufregung an den Tag gelegt, und der gehorsame Eifer, mit welchem sie auch in neuester Zeit die geieslichhen Mairegeln Meiner Regierung befolgt und den Anforderungen, die Sch durch die Verhält­­nisse genöthigt an Meine Untert­anen stellen mußte, genügt hat, mit Mich zuversichtlich erwarten, daß sie auch­ unter den bevorstehenden ernsteren Ereignissen Gefeslichkeit und Ordnung bewahren und sich in der Treue gegen ihren legitimen Herrn durch die Aufreizungen und Vorspiegelungen der Unruhestifter nicht werde wartend machen lassen. Sch erkenne zugleich in dieser Haltung der Lombardisch-venetianischen Provinzen den Beweis, da Eure VMebden der Aufgabe, die Sch ihnen bei ihrer Berufung als General Gouverneur an die Seite der Verwaltung des Landes gestellt habe, zu seiner vollen Zu­­friedenheit entsprochen haben. Nachdem Mir aber die einge­­tretenen­­­erhältnisse die Pflicht auferlegen, außerordentliche Maßregeln zur Vertheidigung der Rechte seines Thrones und zur Aufrechthaltung der inneren Ruhe und Sicherheit zu err­greifen und zu diesem Zwecke die oberste Eistl- und Militär- Autorität im lombardisch - venezianischen Königreiche in Einer Hand zu vereinigen, sehe Sch­mich bestimmt, Euer Liebden bis auf Weiteres der von Schen bisher mit alter Hingebung und Umsicht befreideten Stelle als General-Gouverneur in Gnaden zu entheben und ebenso die Funktionen des General- Bour­neurs in Ansehung der Civil-Verwaltung des Landes dem Feldzeugmeister Grafen Gyulai als Chef des Landes- General­­kommando zu übertragen, Wien, am 20. April 1859. Srany MONTE B mp“ Bom 339. Grafen Gyulai is eine Pr­o­klamation an die Bewohner des lombardisch-ve­­netianischen Königreiches erlassen worden. Der wesent­­liche Inhalt derselben lautet: Hartnäcige Provokationen einer verwegenen Partei in Sardinien bestimmten Se, Majestät den Kaiser, für die ge­­rechte Sache die Waffen zu ergreifen. Für die Kriegsdauer ist die Bivil- und Militärgewalt in mir vereinigt. Der Eifer Eurer zu den Waffen gerufenen Jugend, Eure Bereit willig­­fert in Fürsorge für unser tapferes Heer, das allgemeine Pflichtgefühl sind mir Bürgen für die Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung. Zu Eurem Schuße verbleibt hinlänglich Macht, und strenge Strafe jedem Nähestörer, Gerechtigkett, Ehrfurcht vor dem Gefege und Gehorsam den Behörden war stets meine Devise. Gyulai. Gleichzeitig theilt die „Wien. 3." nach einem Tel­legramm des Grafen Gyulai mit, daß die österreichische Armee bei Bereguardo und Papia der am 29. April übergegangenen Avantgarde über den Ticino gefolgt ist; das Hauptquartier war am 30. April nach Garlasto verlegt worden. Den anderen Berichten aus Italien entneh­­men wir: In Turin wurde am 29. 9. M. das Gefeth zur Beschränkung der Presse veröffentlicht; die Proklamation des Königs an die Armee lautet: „Soldaten ! Oesterreich, welches seine Armeen an unse­­ren Drengen konzentrirt, droht unser Gebiet zu überschwemmen, weil daselbst die Freiheit mit der Ordnung herrscht, weil­­ nicht die Ge­walt, sondern die Eintracht und die Liebe des Bolfes für den Souverain sind, welche den Staat regieren, weil der Schmerzensschrei des unterbrücten Italiens hier sein Ede findet. Oesterreich wagt es, uns, Die wir Waffen zu un­­serer V­ertheidigung haben, den Befehl zu ertheilen, viefe Waf­­fen niederzulegen und uns feiner Gnade Preis zu geben. Eine so belehdigende Zumuthung verdiente nur Eine Antwort. Wir haben sie entrüstet zurücgewiesen. Soldaten ! Ich kündige Eu diese Thatfadhe an, überzeugt, daß Ihr die Euerem Könige und der Nation zugefügte Beleidigung als die Eure betrach­­ten werdet. Die Nachricht, die ich Euch zu geben habe, it eine Nachricht des Krieges, Zu den Waffen dem­ Solda­­ten! Shr werdet vor Euch einen Feind finden, der Euch nicht neu iít; aber wenn er tapfer und disziplinirt ist, so braucht Shr den Vergleich nicht zu fürchten, und Shr dürft Euch rühmen mit Goito , Pastrengo , Santa Lucta, Somma Campagna, und selbst mit Custozza, wo vier Briga­­den allein drei Tage gegen fünf Armeekorps gekämpft haben. Ich werde an Eurer Spige marschiren. Ich habe mich bereits mit einer großen Anzahl von Eu in Mitte der Kämpfe be­ funden, und k­­­onnte, an der Seite meines großherzigen Ba­­ters kämpfend, mit Stolz Eure Tapferfett bewundern. Auf dem Felde der Ehre und des Nuhmes werdet Ihr, ich bin desfen gewiß, den Ruf Eurer Tapferkeit zu­­ wahren und zu vermehren w­issen. Als Gefährten werdet Ihr haben jene un­­erschrochenen Soldaten Franfreichy, die Sieger in so vielen berühmten Schlachten, die mit Euch an der Tscherz­naja kämpften, und die Napoleon III., stets zur Hilfe bereit, wo es eine gerechte Sache zu vertheidigen, und die Sache der Zisiltration zur Geltung zu bringen gilt (!), großmüthig und in zahlreichen Schaaren zu unserem Beistande sendet. Dor-

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