Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-123)

1859-05-28 / nr. 122

Sanftag, 28. Mai, ir. 122. eft, 1859, endblatt a Pester Lloyd. Telegraph. Depeschen 0. „Peter Lloyd“. Triest, 27. Mai. Ein englisches Geschwader von acht Schiffen ist von Zante nach dem adriatischen Meere abgegangen, vierzehn englische Schiffe sind in Malta an­­gekommen. Marseille, 26. Mai. Der Dampfer aus N­e­a­­p­el bringt viele Passagiere mit, die Neapel aus Furcht verlassen haben; sie erzählen, das am Hofe sich zwei Parteien gebildet. Der König, sich auf die Armee flü­­bend, trifft Anstalten zur Unterbrücung der Bewegung; mehrere hochgestellte Personen sind bereits verhaftet. Paris, 27. Mai. Die Kaiserin hat das Dekret zur Organisation der O­­starme­e bereits unterzeichnet, dieselbe besteht aus acht Divis­ionen Infanterie; sehs an­­dere Divisionen sollen noch gebildet werden. Politische Rundschau, 28. Mai. Vom Krieg­s­­schauphase haben wir zunächst aus der „Wien, 3." den Schluß der, in unserem Morgenblatte abgebrochenen, aus Garlascon vom 26. datirten Depesche des Graz­fen Gyulai über das Gefecht vom 25. am Ufer der Sofia nachzutragen. Dieselbe lautet: „Das Feuer (unserer Batterien) wurde um 5 Uhr 10 Minuten eingestellt, worauf von feindlicher Seite sein Schuß mehr fiel. Unser Berlust befehränzt sich auf 1 Verwundeten, 1 todtes und 3 verwundete Pferde." Ueber Garibaldi liegt eine ganze Reihe neuerer Telegramme vor, die zwar zum Theil schon in unserem Morgenblatte mitgetheilt wurden , Die wir indem — Da sie dort nicht mehr in allen Exemplaren Aufnahme finden konnten — hier nochmals wiederholen und gegenseitig durch­einander ergänzen wollen . Nach einer Tefffiner Depesche steht Sartbaldi mit 10.000 Mann in Barese und hat seine Avantgarde noch­ eine halbe Meile weiter nach Como zu bis Malnate vorgeschoben. Der „Bar­­di Mil.“ zufolge hat der Steifh­aarenführer seinen Einfall in das Lombardisehe zu Wasser bemerkstelligt , denn es heißt in dem Berichte dieses Blattes: „In der Nacht vom 22. auf den 23, feten bewaffnete Banden in Sesto Calende und Angera gelandet. Dat Garibaldi ohne Reiterei und Gefchüs tft, bestätigt auch eine Berner Depesche vom 26., welche zugleich meldet, daß er eine namhafte Anzahl öster­­reichischer Beamten gemaltsam festgenommen. Eine bedeu­­tende Menge waiserlicher Truppen hatte in Camerlatta Porto genommen. Eine vom 27. datirte Berner Depesche endlich berichtet : „Die österreichischen Truppen haben Barefe angegriffen, worin Garibaldi verbarrifadirt, sich ver­­theidigt. Das Gefecht war noch nicht beendet. Zu Maga­­dind wurde Morgens in der Richtung von­­ Barese Kanonen­­donner und Sturmläuten gehört. In Chiaffo wurde das Standret proklamirt, Magading ist ein Schweizerdorf und eine Dampfschiff­­fahrtsstation am Ufer des Lago Maggiore ; Chiaffo mit sei­­nen 1500 Einwohnern der südlichste Ort des Canton Tessin, hart an der Grenze der Lombardei. Man sieht, Bontems macht Ernst, um die Tessiner, während der Kampf in der Delegation von Como entbrennt, mit Gewalt an allen Demonstrationen zu­ verhindern, welche die Neutralität der­ Schweiz gefährden könnten. Plant ist endlich noch folgendes Anekdotchen, das der „A. A. 3." aus­ Garlasco mitgetheilt wird. Bei Biella und Sattinara — schreibt ihr Korrespondent — fand man eine schöne Befisung Canour’s, von der ung das Landuoll der Umgegend erzählte, daß dort 500 Stud Hornvieh und Biktun­­len in Maffen zu haben seien. Kaum war diese Entdeckung im Hauptquartier bekannt geworden, so erging der strengste Befehl jene Befibung des Ministers unbelästigt zu Taffen, nicht zu recupiren und nichts zu requiriren. Der Ort wurde von seinem Mann betreten, Über das Gefecht von Montebello erfährt das Amtblatt aus einem zuverlässigen Telegramm, daß der Rittmeister PEHY des Graf Haller 12. Hußaren­­regiments irrig unter die am Schlachtfelde Gebliebenen gezählt wurde; er befindet sich — jedoch sc­mer vere­wundet — in Alexandria. — Weiter wird berichtet : Eine französische Fregatte hat im Hafen Horto-Dutety (Istrien, fünfich vom Umago) Sonde­­rungen vorgenommen. — Im Mittelmeere sowohl als in den Gewässern der Adria und der Levante sollen gegen 60 französische Kriegsschiffe kreuzen.­­ In Korfu liegt blos eine Kanonierskaluppe, zwei österreichische Schiffe sind aus England ungehindert dort angekommen. Eine in Turin erftenene Kundmachung gestattet öterreichischenl­nterthanen im Königreiche Sar­­dinien zu bleiben, so lange sie einen Grund zu Befchmwerden geben. Alle nicht eingereihhten Flüchtlinge werden internirt und streng überwacht, Eintritt neuer Ankömmlinge wird nur auf vorgängige ausdrückliche Erlaubnis gestattet. Der Fynig- Iden Marine wurde Befehl gegeben, die Fregatte , Novara" vorkommenden Balls ganz unbehelligt zu waffen. Wegen der mit Embargo belegten önt erreichischen Kauffahrer wurden wei­­tere Beschlüsse vorbehalten. Aus Llorenz vom 23. meldet der Telegraph : „Durch, heutigen Tagesbefehl im Namen Viktor Emanuel’3 sind die hiesigen toskanischen Truppen unter des Prinzen Napo­­leon Befehl gestellt worden.“ In Bologna befiehlt eine Kundmachung des Kar­­dinallegaten die Ablieferung der Waffen binnen 5 Tagen. In Rom haben die Franzosen für etwaige Eventuali­­täten Vorsorge getroffen; Monte Marie — Pietre Promontg­­rio, zwei Anhöhen, von denen aus Rom militärisch beherrscht werden kann, befest. Das auf legtgenannter Anhöhe gelegene Kloster erhielt die Wertung, für eine Kompagnie Plag bereit zu halten. Das Kastell S. Angelo wurde in legterer Zeit, na­­mentlich nach der tandfette Hin­dur Erdgeschosse und neue Batterien bedeutend befestigt. Aus Alexandriten vom 18. Mai wird gemeldet : Leffers hat den Dampfer „Byzantin” auf eigene Kosten gemiethet, um 200 italienische Freiwillige an Ort und Stelle zu befördern. In Frankfurter Börsenkreisen versichert man, am 5. Juni werde die preußische Mob­ilmachungsprobe erscheinen. — In Hamburg hat ein Komits, aus acht der angesehensten Kaufleute bestehend, darunter Merf, Godeffroy, Lieben und Königswarter, einen Aufruf erlassen, in welchem für die Wiener patriotischen Hilfsvereine um Geldbeiträge und Verbandmittel gebeten wird. Der Aufruf fordert zur Theil­­nahme für die kämpfenden deutschen Brüder auf. Die in Danzig vereinigten, so frommen ausgerüsteten preußischen Kriegsfähilfe werden, die verlautet, mit dem Seebattaillon an Bord, nächstens in­ See gehen. Die Be­­stimmung dieser Fahrzeuge sol sein, unweit Kopenhagen mit einem englischen Geschhwader zusammenzutreffen, um mit diesem für Die Dauer des gegenwärtigen Krieges vereinigt

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