Pester Lloyd - Abendblatt, September 1859 (Jahrgang 6, nr. 190-214)

1859-09-12 / nr. 198

Abel ‚dblatt as Pester 4 ovd. Montag, 12 Sept Nr. 198. PBest, 1859. (Die einzelne Nummer Toftet 3 Er, 5.%.) Politische Nundshaun, 12. September. Die zentralitalienischen „N­ationalver­­sammlungen” haben insgesamt Adressen an Kaiser Napoleon beschlossen, in den näch­­sten Tagen schon sollten die Deputationen nach Paris ab­­sehen, aus Toskana nennt man bereits Die Namen La­­jatico, Deruszi und Matteucci als­ die Träger der Adresse , werden sie auch nun noch abgehen, nachdem der „Moni­­teur“ ihre „reinen, partiellen Erfolge” ihnen zum Bors­wurfe anrechnet? Fort glauben wir, Die Männer der Be­­wegung werden sich eine Reife ersparen, Die, die Die Dinge heute siehen, nut den mindesten Erfolg verspricht. — Zur besseren Zeichnung der Situation wollen wir aus dem „Montiteur“-Artik­el, der uns soeben solls­­tändig zugelommen, Diejenigen Stellen wörtlich zitiren, welche der telegraphische Auszug nicht ganz wiedergege­­ben. Die offizielle Erklärung beginnt: „Wenn die Thatsachen von fi selber sprechen, so scheint es auf den ersten Bit unnöthig­ste zu erklären, wenn jedoch die Leidensaft und Die Intrigue die einfachsten Sachen verdrehen , wird es unumgänglich nöthig, ihren wahren Cha­­rakter herzustellen, damit Ledermann in Kenntnis von der Sade, den Gang der Ereignisse abflägen künne. Im Mor­nat Sult b. 9. , als die frankofardischen und österreichischen Heere zwischen Etfch und Mincio­fi gegenüber fanden, wa­­ren die Chancen von beiden Seiten beiläufig dieselben , denn wenn die franfofardische Armee für sich den moralischen Ein­­fluß der davongetragenen Erfolge hatte, war die österreichische Armee numerisch stärfer und fragte sich nicht nur auf furcht­­bare Festungen, sondern an noch auf ganz Deutschland, welches bereit war bei dem ersten Signale die Partei Oester­­reichs zu ergreifen. Falls diese Eventualität sich verwirklichte, wäre der Kaiser Napoleon gezwungen ge­wesen, seine Trup­­pen von den Ufern der Eifel zuri­zugtehen, um sie nach dem Rhein zu führen, und von diesem Augenblicke an hätte sich die italienische Sache, für welche der Krieg unternommen wor­­den war, wenn auch nicht verloren, so Doch mindestens schwer kompromittirt gesehen. Unter diesen ersten Umständen dachte der Kaiser , daß er zunä­chst für Frankreich , dann aber al für Italten fortheilhafter sei, frieden zu schließen, vorausge­­fegt, daß die Bedingungen dem Programme entsprechen, das er sich gestellt hatte, und sich der Sache nüglich erweisen, der er dienen wollte.” Nachdem hierauf der "Monttenr" erwähnt, daß „der Kaiser von Oesterreich ohne Widerrede das eroberte Land reicb­te, und bezüglich D­enetiens die­­ größten Konzessionen machte, indem er für die Organisation desselben die Po­­­sition Luxemburgs gegenüber dem deutschen Bunde zuließ. — Beides jedoch nur unter der conditio sine qua non, daß die Erzherzoge in ihre Staaten zurückehren,“ — schildert er die V­ortheile dieser österreichischen Konzessionen für Italten in der vom XTelegraphen berichteten Weise und fährt dann fort : „Das gibt es mnmoll Einfacheres und Patriotischeres, als Oesterreich zu sagen : Ihr wünschet die Nachfehr der Erz­­herzoge­ Cs sels; dann aber vollzieht auch Yoyal Euere Ver­­sprechungen bezüglich Venedigs : daß es sein eigenes Leben erhalte ; daß es eine italienische Armee und eine italienische Verwaltung habe; mit einem Worte, daß der Kaiser von Oesterreich Hiesfeld­ der Alpen nicht mehr sei als der Groß­herzog von Venetien, wie der König der Niederlande Deutschland nur der Großherzog von Luxemburg ist. Es ist sogar möglich, daß man durch freimüthige und freundschaftliche Verhandlungen den Kaiser von Oesterreich dahin gebracht hätte, Kombinationen anzunehmen, welche mit den ausgesprochenen Wünschen der Herzogthü­mer Modena und Parma noch ver­­träglicher sind. Der Kaiser Napoleon mußte nach dem, was vorge­­gangen, auf den gesunden Sinn und den Patriotismus von Italien rechnen, und glauben, es werde den Beweggrund seiner Politik verstehen , der sich in folgenden Worten zusammenfas­­sen lágt : „Anstatt einen europäischen Krieg zu wagen und folgerichtig auf die Unabhängigkeit seines Landes auf’s Spiel zu feßen, anstatt noch 300 Millionen auszugeben und das Blut von 50.000 seiner Soldaten zu vergießen, hat der Kaiser Napoleon einen Frieden angenommen, welcher seit Jahrhun­­derten zum ersten Male die Nationalität der Halbinsel sanf­­tionirt. Piemont, welches ganz besonders die Sache Italiens repräsentirt, findet seine Macht beträchtlich vergrößert, und wenn die Konföderation in’s Leben tritt, wird es daselbst Die Hauptrolle spielen; aber eine einzige Bedingung wurde für alle diese Vorzüge gestellt, es ist dies die Rückkehr der alten fouseratnen Häuser in ihre Staaten.” Der Wortlaut der Schlußfäde ist bekannt; der ganze Artikel wird in Italien das größte Aufsehen machen ! Aus London meldet bereits ein Telegramm som 9., Daß er daselbst einen „immensen Eindruck gemacht und D Besorgnisse gewect" habe. Bezeichnend ist zugleich, daß der „Moniteur" die Ermitterung des Königs PVistor Emanuel an die toskanische Deputation gänzlich mit Schweigen übergeht. — Dagegen erklärte das Organ Lord Palmerston’s, die „Morn. Poll“, noch am 8. b., daß, wenn auch die päpstlichen Truppen, von den Dester­­reichern unterstübt sich der Legationen bemächtigten, Europa die p­olitische und moralische Anarchie nicht dulden würde, welche die Folge Dieses Sieges wäre. Den Detailberichten aus Italien entnehmen wir: In Turin hat der Gemeinderath die Mitglieder der to8rantiohen Deputation, welche die Anschlußarte dem Könige überbrachten, zu Turiner Stadtbürgern ernannt. — Die Ner­gierung scheint entschlafen, He­tombarbet von einem Vizekönig regieren zu lasfen, welcher zwei Intendanten haben sol, einen administrativen und einen politischen. Bigliant wird seine Entlassung nehmen. In Toskana hat die Nachricht von der bedingungs­­weisen Antwort des Königs Biltor Emanuel an die tosia­­nischen Abgeordneten einen Steudesturm hervorgerufen. Gleich nach Ankunft der Antwort des Königs gab der Bürger­­me­ister von Florenz dieselbe durch folgendes Manifest fund: „Iosiana’s Wanfe ist erfüllt; Viktor Emanuel geneh­­migt unser Anerbieten der Bereinigung mit seinem Königőr ftante zur Bildung einer starren Monarchie, die auf immer Staltens Unabhängigkeit sicher­stellt. Diese glückliche Botschaft, Die unsere Seele mit Luft erfüllt, macht ein großes Ereigniß in der Geschichte unseres Landes aus. Sie sichert uns die baldige Erlangung der nationalen Einheit, das höchste Clüd, das wir anstreben. Mad den Aengsten und Befürchtungen der Vergangenheit bedarf unser Herz der freudigsten Hingebung. Das freundliche Florenz feiere dem­ morgen mit glängender Beleuchtung den Tag, an welchem neue unlösliche Bande es den übrigen Städten des subalpinischen Königreiches vereinigen, — Im Rathhause von Florenz, 5. Sept. 1859, Der Bürger­­meist­er, Bartolommei. Tages darauf brachte der „Monitore Toscano” folgende Proklamation des Ministeriums der Hrosiig­­zischen Regierungs „Zosfaner! Der König Viktor Emanuel hat unseren Beschluß angenommen, und stark in dem Rechte, für st Sai Sb das ihm Daraus erwächst, wird vertreten, vereinigt jordinischen Armee entlassen worden sind, mercantile" von Genua meint, Annahme deren die „die unmittelbaren Folgen der der Annexion dürften die Organisation der Li­ga- Armee unter den Generalen Kanti, Garibaldi und Azeglio, sowie Bereinigung mit der farbinischen Armee sein; ferner die Publikation der Berfaffung Karl Albert’s In Tos­­kana, die­­ Herstellung einer Zollinte für ganz Mittelitalien, Sardinien und die Lombardei, endlich die Bereinigung der Eisenbahnnete und Bost- wie Telegraphenlinien.” — Um vor Allem die mehr als je nothwendige Ruhe und Ordnung besser aufrecht zu erhalten, die Besorgnisse der Nengstlichen dur Einschlagen eines festen Weges zu bannen, It auch die Re­­gierung in Florenz entschlossen, wie Diktator Farini in Mo­­dena und Parma bereits gethan, das farbinische konstitutionelle Statut vom 4. März 1848 ren. — Wie einem Berliner Blatte geschrieben wird, werden die Öffentlichen Akte von nun an im Namen Viktor Emanuel’s ausgefertigt, und das fanoyische Wappen prangt auf den öf­­fentlichen Gebäuden. Ein Gleiches h­at man in Modena, auch die offizielle Zeitung wieder mit dem fanoyischen Kreuze erscheint, welches seit der Abberufung der sardinischen Kommissarien verschwunden war. Der versucht weichen Da ist Feine wünschen wir uns, so lange gelebt zu haben, endlichen Sieg zu sichern. Diktator Sartni seh zum dritten Mal das sardinische Statut verkündigen. Die Nationalversammlung in 95­a­r­m­a hat am 7. Sep­­tember ihre Berathungen begonnen . Diktator Farini hielt eine Rede, worin er ein in diesem italienischen entwarf und mit einem Lebehoch auf den König Viktor Emanuel schlof. — Bar­nt einen neuen Akt des Terrorismus gegen die der Herzogin-Negentin treugebliebenen Soldaten und Offiziere, welche bisher der revolutionären Sühne beizutreten sich weiger­­sten; dieselben sollen gerichtlich verfolgt und nach Beschaffen­­heit als Deserteure behandelt werden. Aus Bologna, dépendance" der Feindseligkeiten von Seiten der­­en päpstlichen Truppen Befehl zu gens näher der Grenze kamen­ vor Europa Italienisches Land ohne eine Spur von Fremdherrschaft, fn vielen Jahrhunderten und der Trennung und Entzweiung vere­­inigen sich die verschiedenen Landestheile der Halbinsel frei­­wilig um den hochherzigen Vertheidiger der italienischen Unab­­hängigkeit. Befreit, Iombardischen Brüder den Zoffanern die Sand, und alle benennen sie als Kinder eines und bessellten Baterlandes. Literarischer Ruf­fid mit der kriegerischen Kraft der Piemontesen­s feber italienische Stamm legt im gemeinsamen Schabte seine Kleinvbsen nieder, pro­vinzielle Basallenschaft, bag­ert eine wahrhafte Konstituirung einer Nation, um diesem er­­habenen Schauspiele der Eintracht beimohnen und die ersten Trachte desselben genießen zu können. Seien wir standhaft in unseren Bemühungen, und bereiten wir uns auf jede Siebe vor, um einer eben­so gerechten, als nerale glorreichen Sade den A. Sept. Berner hat das tastantische Gouvernement die Prägung zweier Medaillen betrloffen, die eine zur Erinnerung an die Thronentfegung des Hauses Lothringen, die andere zur Erinnerung an den Annerionsbefluß. — Der „Indipendenten meldet, daß durch künigliches Dekret vom 7. August der Ge­neralmajor Zapparelli D’Azeglio Maslimo, Ehrenadjutant des Königs von Sardinien, zur Disposition gestellt und die Ge­­Der „Corriere wo von der Herrschaft Lande Streitkräfte 30 Desertionen wieder Beglüd­­aus her zu erflä­­täglich sind etwas Gewöhnliches, und die am 31. Aug, unter den zahlreichen Ausreißern, den König­reichen. Die neusten Nachrichten die National-Versammlung Zeit den Anschluß der Romagna und der sol­len ihm Truppen zu Ihrem Präsidenten haben. — Nachden mit Einstimmig­ an Sardinien unter dem Szepter Viktor Emanuel’3 ausgespro­­chen hatte, ertheilte sie Bollmacht ar Viktor Emanuel eine gegen machen sie den gefehrteben, daß Hpääpstliche er unsere Sache Dank diesem großen Akte, Garibaldi und Santi auf die Romagna vorüber der Bourbonen und sich sogar nicht wurden die aber eine 12 weiter­epäpstlichen sind Unser die erhalten wird Toskana eintrafen, Antonelli uralter hätten,­­ Gegeben in Florenz am zum Staatsgrundgefege ihren Wunsch erhalten September. h­istorisches Gemälde abschlägige Antwort 2. September, auf toskanischem Gefahr Gebiete Dragoner, von Neapel gebeten haben, vom 7. Kaiser Napoleon und den König — wird der „Sa­­wegen Eröffnung päpstlichen Trup­­zu sein seheine, indem die in Ancona Halt bis Pesaro vorzugehen. Mehrt­­uschmwächer, Legationen je befan­­

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