Pester Lloyd - Abendblatt, September 1859 (Jahrgang 6, nr. 190-214)

1859-09-17 / nr. 203

s««v­...» . a. N Nr. 208. eft, 1859. (Die einzelne Nummer Fortet 3 Er. 5.18.) Politische N Rundschau, 17. September. Die Bevollmächtigten in Zu­ri Haben in Zolge des „Mo­­niteur“-Artikels die Konferenzen eingestelt . Bürst Richard Metternich is vorgestern nach Frankreich gereist und beabsichtigt noch im Laufe des September wieder nach Wien zurückzukehren; der Noministrator des GSchloffes auf Arenenberg stellt in Abrede, das vaselbst Vorbereitungen zum Empfange der beiden Kaiser getroffen werden; der sardinische Gesandte in Eng­land Hat, nach einer Besprechung mit Lord Palmerstion in Broadlands, die Reife nad Turin angetreten : dies find die wictigsten Thatsachen, melde Die Heutige Post uns meldet, — Ueber die Antwort, Die der König Bis­­ter Emanuel der monenesischen und parmesanischen Deputation, welche den Annexionsantrag Überbrachte, er­­t­eilt Hat, Tiegt­ung heute ein ausführlicheres Telegramm vor; diesem zufolge sagte der König im Wesentlichen : Er danke der Deputation für Die Bestätigung der ber­­eits seinem Vater dargebrachten Tűnfdje ; er genehmige diese Wünsche als eine erneuerte Kundgebung des nationalen Wil­­lens sich den verhängnißvollen Folgen der Fremdherrshaft zu entziehen und eine Schranke zu errichten, welche Italien den Resis feiner selbst sichere. Der König, das erlangte Recht fi zu Nugen machend, werde die Sache Italiens bei den Mäch­­ten, insbesondere bei dem Kaiser Napoleon vertreten, Europa habe auch anderen Völkern eine neue Regierung bewilligt, um ihre Freiheit zu vertheidigen, und es werde sich ebenfalls ge­­gen Die Provinzen Italiens gerecht und großmüthig gesinnt zeigen. Der König unwünscht sich Glüd , daß Ordnung und Mäßigung der betreffenden Bevölkerungen Europa beweisen, daß die Italiener sich selbst zu regieren verstehen und Die Bürger eines freien Landes zu sein würdig sind. Man sieht, der „Monitenr“-Artikel hat Die Sprache des Königs nicht im Geringsten modifizier­t; er w­ieder­­holte Diesmal genau, was er den toskanischen Deputir­­ten gesagt hatte. Auch das ministeriele Organ, die „Opinione", sieht, Der bereits einmal erwähnten Auffas­­sung getreu, in dem „Montteur”-Artikel nichts anderes als die offiziell abgegebene Erklärung der französischen Regierung : die Politik der Nichtintervention zu befole­gen. Er sei dies, meint Die „Opinione”, eine der wichtigsten Konzessionen für Italien, und Graf Cavour habe nichts anderes am Pariser Kongresse verlangt. — Den weiteren Berichten aus Italien entnehmen wir : . Die Turiner Bevölkerung hat am 14. b. ihrem Bürgermeister eine Ad­res­se Überreicht, mit der Erklärung, daß der Dant Italiens gegen Stantreid sich dur ein in Paris zu errichtendes Monument aussprechen müsse, Sie­­ bitten Daher den Voistand, für Die Ausführung des Wunsches, den alle Patrioten heilen, Die Initiative zu ergreifen ; sie verlangen , daß ein aus den Bürgermeistern und Landräthen der wichtigsten Städte des Königreichs bestehendes Komite mit der Ausführung beauftragt werde. Die „Gay, di Modena” vom 8. enthält folgendes Dekret: In Erwägung, Daß die übrlichen Tribunale und das Immunitäts- so­wie das Asylrecht Privilegien sind, welche mit den Fundamentalgrundlagen des Staates im Wider­­spruche stehen , wird defretirt: 1. Es wird befohlen, das sar­­dinische Gefeg vom­ 9. April 1850,­­welches jene Privilegien abschaffte, zu publiziren; 2. Alle Gefege, Bestimmungen, Neglements und Gewohnheiten, die mit besagtem Gefege in Widerspruch stehen, sind abgeschafft: 8. Tarink’ Bee | Fanntlih wurde aus Anlaß der Promulgirung dieses Gefeges und zum Andenken an dieselbe in Turin durch eine National­­subsik­ption eine Säule errichtet. In Liporno herrscht unter den Freiwilligen Erbit­­terung, denn die Munizipalität hat die verlangte Solder­­höhung verweigert. Man spricht von der Errichtung von Nationalwerkstätten, scheut aber Die ungeheuern Auslagen. Bezüglich des Kirchenstaates lauten die Berichte sehr ernst: England beharrt auf der Trennung der Lega­­tionen von dem Kirchenstaat und die Konstitutionalisirung des ganzen mittleren Staltens s; von Ftankreich, schreibt man der „Kreuzstg.“ aus Rom, hat der Papst nichts zu ge­wärti­­gen, was nach einer thatsächlichen Dirfung zur Wieder­­aufrichtung seiner Herrschaft in den Legationen ausfleht. Kar­­dinal Antonetti sagte den Verlauf der Intriguen voraus, und das hat auch im b. Kollegium sein warnendes Ansehen neu befestigt: Der Papst sagte einem fremden Gesandten vor wenigen Tagen: „ein großes Bolt wolle ein anderes zü­chtigen und fündiges. Doch werde es von einem andern gezü­chtigt wer­­den; die Zeiten züchtigen die Zeit, die Ewigkeit die Zeiten.” In diesem Wirssal von schwaben Hoffnungen und Befürchtun­­gen, berichtet der Korrespondent weiter, ist der Papst ertrankt. Sein erster Leibarzt sagt, sein Zustand könne theilmeise erleich­­tert, aber das­selben selber nicht ganz mehr gehoben werden. Es is eine allgemeine Synfraste stodender Säfte bei einem 6Tjährigen Greis. Doch wird versichert, daß er so recht aus vollem gepreßten Herzen dem Monsignore Stella, dem ältesten Freunde in seiner Umgebung , gesagt habe , es fehmterze tief, Daß es ihm aufbehalten sei, einen Stein wag dem andern aus dem Schlußbogen eines so ehrwürdigen Baues, wie das Hapitthum sei, fortnehmen zu sehen, um es ganz zum Einsturze zu bringen. Doch er erkenne auf darin das Walten der göttlichen Gnade. Aus Paris schreibt man einem Berliner Blatte: Man besorgt hier ernste Dinge im Kirchenstaat und Neapel, und hält es nit für unwahrscheinlich, Daß die Halbinsel ehestens von einem Ende bis zum andern in Feuer flehe. Der HDapft sol in ernstlicher Lebensgefahr schrieben; eine neue Mahl muß die heftigsten Kämpfe im Kardinalkollegium herr­vorrufen. Hier allein schon liegt ein Grund zum dauernden Antagonismus Frankreichs und Oesterreichs. Tritt nun dieser Todesfall ein, so möchte die Ruhe des Landes ernstlich ber­droht sein, vom Kirchenstaat nach Neapel ist nicht weit und nach den jüngsten Vorfällen mit den Schweizern bedarf es nur geringer Anstrengung , um die dortige Regierung zu brechen. Kurz Alles deutet darauf hin, daß der Friede von Billafranca nur den ersten Akt des Italienischen Dramas ab­­ge­hlossen hat. Im zweiten Akt dürften Indessen die handeln­­den Personen nicht ganz dieselben sein. In Ferrara ist ein „Aufrufe an die Ita­liener” erfchlenen, in welchem­ es unter Anderem heißt: „Italtener ! Es it nothwendig, sich einmal zu überzeugen, daß der Papst der mächtigste Herrscher der Welt is. Das Papstthum ist ein Amboß, der die Hämmer abnägt und zer­­trümmert, die darauffoslagen. Die Gewalt des Papstes kommt von Gott, und gegen Gott kann man wohl kämpfen, aber man ftegt nicht, Italtener, schmeichelt euch nicht, bag Napoleon TIL, ungerecht und gewaltthätig gegen den Papst werde vorgehen wollen. Pius VII. und Napoleon I. stehen zu lebendig vor seinem Geiste ; um eines Saufens ihörichter und ungerechter Italiener willen, will er seinen Namen nicht sept und in Zur Eunft verwänfigt und verfluct wissen. Seid daher einmal verständig und prüfet mit­ unparteitre gem Auge diejenigen, welche den Papst befliegen. Seht, es sind nichts als Un­­wissende und Leute von rotem Schlag. Durch Schulden­ sind sie im Osten und Westen bekannt­­; zu den Schulden nehmen noch eine Reihe von Berbrechen und­ namenlosen Ruchlosigkei­­ten hinzu. Diese Rotte von Elenden will weder Serum Ehri­­rum no Papste, wo Priesler, noch göttliches oder menseh­ & a DT BreeseB VST ET EEE EEE

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