Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1860 (Jahrgang 7, nr. 2-24)

1860-01-14 / nr. 11

Schnellpfeifenbruch von Emil Müller, Dorotheagafse Nr. 12, — Verlag der Pester Lloydgesellschaft, versicht erwartenz auch für dieses Jahr war es möglich,den Voranschlag der Einnahmen uns­ Ausgaben so aufzustellen, daß neben den Anforderungen des öffentlichen Dienstes mit begonnenen Verbesserungen fortgefahren,­und neuen dringen­­den Bedürfnissen abgeholfen werden kann.Die nach Maß­­gabe ihrer Bewilligungen­ für·militärische Zwecke unter all­­gemeiner Bet­eiligung aufgenommene Staatsanleihe hat ohne Schwierigkeiten flüssig gemacht werden können.Das befriedigende Ergebniß dieser umfassenden Operation gibt Zeugniß sowohl von dem Patriotism­us des Landes,als von dem Vertrauen,dessen unsere Finanzen sich erfreuen.... Meine Fürsorge ist unausgesetzt der geistigen Bil­­dung der Nation zugewende­t.Auf die Gewinnung neuer Lehrkräfte und die Vervollständigung der­ wissenschaftlichen Institute der Universitäten wird nach Maßgabe der verfüg­­baren Mittel auch ferner eifrig Bedacht genommen werden. Neben den Gymnasien haben die Realschulen durch eine neue, ihren wissenschaftlichen Charakter, die ihren Noten für das Leben sicternde Lehrordnung ihre angemessene Stellung erhalten, Meine Herren! Eine Frage von tiefeingreifender Wichtigkeit erherrscht die Fürsorge Meiner Regierung und die Shrige. Als Sch im vergangenen Jahre genütdigt war, die Entfaltung unserer Kriegsmacht anzuordnen, eilten die her­­beigerufenen Mannschaften mit Eifer und Hingebung zu den Bahnen, und Ich bin stolz darauf, diesem sich nie verleug­­nenden Patriotismus Meine Anerkennung zu zollen. Wenn unsere Seeresverfassung dennoch einer Reform bedarf, so findet diese werner im Mangel an Opfer freudig fett noch an­muthiger Streitbarfett ihren Grund. Im Drange einer schweren Zeit wurde unsere Heeresverfassung geschaffen. Der damaligen Volkszahl und Finanzkraft des Staates ent­­sprechend, ist sie im Gefühl ruhmreicher Erfolge festgehalten worden. Die Erfahrungen der legten zehn Jahre, in denen die Wehrkraft des Volkes mehrfach aufgeboten werden mußte, haben jedoch­ verfehiedenartige, tiefempfundene Uebelstände im­­mer Flarer herausgestellt. Die Beseitigung derselben ist Meine Pflicht und Mein Recht, und Ich nehme Ihre vere­faffungsmäßige Mitwirkung für Maßregeln in Anspruc, welche die Wehrkraft steigern, der Zunahme der Bevölkerung entsprechen und der Entwickklung unserer indu­­striellen und wirthschaftlichen Verhältnisse gerecht werden. Zu Diesem Umwede wird Ihnen der Entwurf eines Gefeges über die allgemeine Wehrpflicht mit den nöthigen finanziellen Bor- Tagen zugeben. Es ist nicht die Absicht, mit dem Vermächniß einer großen Zeit zu brechen. Die preußische Armee wird auch in Zukunft das preußische Bolt in Waffen sein. Es ist die Auf­­gabe, innerhalb der durch die Finanzkräfte des Landes ge­­jogenen Grenzen die Überkommene­n Heeresverfassung Durch Verjüngung ihrer Formen mit neuer Lebenskraft zu erfüllen. Ge­währen Sie einer reiflichst erwogenen, die bürgerlichen wie die militärischen Gesammtinteressen gleichmäßig umfas­­senden Vorlage Ihre vorurtheilsfreie Prüfung und Bestim­­mung. Sie wird nach allen Seiten hin Zeugnis geben vor dem Vertrauen des Landes In Meine redlichen Absichten., Meine Herren! Der Vertretung des Landes ist eine Mairegel von solcher Bedeutung für den Schuh und den Schirm, für die Ordre und die Macht d­s Vaterlandes noch nicht vorge­­legt worden. Es gilt, die Geführde des Vaterlandes gegen die Wed­elfälle der Zukunft sicher zu stellen. Das malte Gott! Er segne den König, welchem dieses Werk am Herzen lag, und halte Seine Hand über den Tagen unseres Königs und Herrn­ ! An sünfigen Rachichhten sind uns zugegangen : Wie bekannt, hat das preußische Epythfopat vor Kurzem eine Adresse zu­gunften des­ Papstes an den Prinzregenten gerichtet. Set hört man, daß man, gegenüber der Haltung, welche die preußische Regierung in Bezug auf die Dinge in Mittelitalien einzunehmen begonnen hat, sehr wahrscheinlich demnächst eine weitere Kundgebung vorbereiten wird, welche, aus rechtlichen und politischen Gründen, mit der solcten Entschiedenheit ein Eintreten auch Preußens für die ungeschmälerte Erhaltung der weltlichen Herrschaft des Dapstes in Anspruc­h nimmt. Isn Kopenhagen haben am 9. b. wieder tumul­­tuarische Auftritte stattgefunden; man über unterm­efahle­­nung des Genannten; das Gerücht falsch, und Fogh feretbt dar­­: Veranlassung. gab das Gerücht, dag der Kommissionär $­og bh, der das Sfan­­dalblatt „Sandhedsfaflen“ (die Wahrheitsfadel) herausgibt, eines Artikels wegen, in welchem u. A. gesagt war, bag der Kammerherr Berling im Saile seiner Rückkehr nach Kopen­­hagen eine besondere Erhöhung, nämlich an einem Laternen- und daß jeder anständige B­ürger ji­­gern das Vergnügen machen werde, bei dieser Erhöhung Hilfe zu leisten, verhaftet worden sei. In Folge dessen sam­­melten sich gegen 8 Uhr Abends Wolfshausen vor der Wop­­indessen als selbst hielt eine Anrede an die Menge, an­­Die Maffe 309 darauf, nach­­geblich, um dem 10 Uhr unter Heulen und Pfeifen Spottverse auf die Gräfin wieder nach der Ch­ri­­stianshburg, zu welcher indessen die Zugänge abgesperrt worden waren. Die Wolfshaufen trieben Abfingen des Liedes den Rouffianern !’” — die Danner, sich alsdann unter stundenlang nach , der tappte Landsoldat‘‘, so wie einiger den Straßen umher. Ab und zu ertönte auch der Ruf: „‚Perent Bliren-Friede!’” , Ned med Bouffianerne !” (,,Nieder Gräfin Danner heißt bekanntlich mit ihrem Vornamen Louise). Läh­erlich wurden wieder allerlei Exzesse verübt, na­­mentlich wurden die Polizisten, wo man ihrer vereinzelt an­­sichtig wurde, gemißhandelt. Heute ist endlich eine B­e­­kanntmachung der Polizei publizirt worden, in wel­­cher strenge Maßnahmen gegen die nächtlichen Außertörungen „eines Übelgesinnten Pöbels‘’ angekündigt und alle guten Bürger aufgefordert werden, die Polizei in ihren Bestrebun­­gen zu unterfrügen Auch die vornehmen Klassen machen ihre Demonstrationen gegen die Gräfin Danner.­ls dieselbe vor einigen Tagen im Theater in die kleinere Königliche Loge eintrat, erhoben sich sofort alle Damen, die in den gegen­­überliegenden Tagen Plan genommen hatten, und verließen, unter lauten Zeichen der Mißachtung gegen die Gräfin, das Theater. Die Gräfin scheute es trug dem nicht, am folgen­­den Abende wieder im Theater zu erscheinen, und die Da­­men im ersten Range machten wieder dieselbe Demonstration, obwohl die Gräfin sich in Begleitung des Königs, ihres „Bemahls’‘, befand. — In gut unterrichteten Kreisen er­­wartet man den baldigen Fall des Kabinets. Der Erminister Monrad, der den ganzen Winter in Paris verweilen wollte, ist von seinen Freunden ersucht worden, f­leunigst zurückzukehren. * Wien, 13. Jänner. In Folge auswärtiger Kauf­­ordres eröffnete die heutige Vorbörse in recht günstiger Stim­­mung. Namentlich zeigte sich für Kredit- und Norphahnar­­tien eine festere Tendenz; erstere Hartliten zwischen 201.10 und 201.80, fegtere svischen 1913 und 1909. Staatsbahn­­aktien wurden zu 271,50 und 272 in sehr unbedeutenden Be­­trägen umgelöst. Für Nationalanlehen war zu 78.80 bis 78.9) Begehr. Während an der Börse Fonds beliebt und höher begehrt waren, Banfaktien einen Aufschlag von 10 fl. per Stud erfuhren , gingen die Spekulationspapiere zur, steche das Geschäft in den meisten anderen Effekten, und 30- gen Devisen und Komptanten wieder merfiih an. Man be­­zahlte Nationalanlehen bis 79, 5pEt, Met, bis 72,25, 5pEt, Met. in ö. W. bis 68,25 und venetianissches Ansehen bis 80,25. Nordbahnaktien vartirten zwischen­­ 1910 und 1898, Kreditaktien zwischen 201.70 und 199.80, Banfaktien waren bis 875, Dampfschiffaktien bis 444, Essompteaktien bis 572, Westbahnaktien bis 173 und Parpubigerastien bis 136,50 t­m Verkehr. Nationalanlehenkoupons wurden bis 27 pCt. Agio bezahlt, Lose v. 3. 1854 und Kreditlose wurden et­was besser begeben, Schluß etwas flauer. Man notirte: Serebitastien 199,70, Nordbahn 1898, Staatsbahn 271,50, BpCt. Metall. 77,25, National 78,80, ung. Grundentlastungen 72,25, Augs­­burg 109,50, London 127,59, Verantwortlicher Redakteur : Karl Weisskircher. 10. d. der ‚Preuß. Ztg. zu erwarten habe, sie zu beruhigen, sie sich auf den Straßen gehörig verstärkt hatte, erwies sich in mit NTER

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