Pester Lloyd - Abendblatt, August 1860 (Jahrgang 7, nr. 176-200)

1860-08-04 / nr. 179

G Samstag, 4. August. PBest. 1860. Wr 479. (Die einzelne Nummer fostet 3 Br. ö. RB.) Abendblatt as Pester Lloyd. 4. Mothwendige Vorbesprechungen der Reich­s­­tűt bh­e des Einundzwanziger-Komite’3 waren, — nach einer Mittheilung der „Desterr. Big." , — Nrfache, daß die Sigungen­­ dieses Komite’s exist heute, Sonn­­abend, beginnen: Politische Rundschau , 4. August. Heute Abend wird uns wahrscheinlich der Wortlaut des Schrei­­bens Louis Napoleon’ an Palmeı­­fon zugehen ; aber jest Schon fehlt es nit an in­­teressanten­ Kommentaren zu diesem bedeutsamen, Die Ver fligung der westmächtlichen Allianz, auftrez­benden Aftenfunde. So s­reibt der Baruh­er Kor­­respondent der ministeriellen „Preuß. Ztg."­­ IS ande bag" die französische Negierung über­­zeugt ist: Lord Palmerston habe wesentlich zu den verschiedenen Kombinationen beigetragen, die sich auf dem Verslande vorbereiten. Als der erste Minister Englands vor Kurzem jene gewaltige Rede hielt, in welcher er Stanfield offen als den eventuellen Feind Englands darstellte, hatte man hier­ in offiziellen Kreisen den­ Eindruf , als ob, wenn Lord Palmerston keinen Anstand mehr nehme ‚so aufzutreten, die Dinge­ bereits weit vorgeschritten sein müßten. Man err­innert si, das Lord Sohn Ruffel vor mehreren Monaten in einer ähnlichen Rede von der Nothwendigkeit gesprochen hatte ,für England neue Alltirte zu finden. Der wichtigste Umstand in dieser­ Situation war aber. ber, daß Yord Balmerkon privatim, aber wahrseintih so , daß man es an offizieller Stelle wieder erfahren sole, hierher geschrieben hatte: . Der eigentliche Kommentar zu seiner Rede sei.ber, bag er, da er den Krieg mit dran rei für unvsermeidlich halte, das Parla­­ment nit habe wollen auseinandergehen lassen, ohne es auf Die Rache des Bruches vorzubereiten.” Nicht der Einzel­­fall der fortischen Angelegenheit , nicht die Rede Lord Pal­­merstons’s, nicht die­ neuen Berwiderungen in Italien haben jenen Brief erzeugt, sondern die Absicht, England von den kontinentalen Kombinationen ab­­zutremnen. Es ist dies namentlich ein Schachzug gegen Oesterreich , denn die Nichtintervention in Italien sol eine der Hauptbedingungen der neuen Allianz sein. Gleichfalls aus­ der französischen Hauptstadht wird­­ reit, daß und weshalb das e­sstii I sepksqkew .»wipvk.;f­­nglische Ka·bs-nchthtande de Königs, von Neapel zu thun. Der englische Mini­­ster ergriff aber Die Gelegenheit, um dem französlichen Bot­ee­derstoßen zu­ geben, daß er nicht minder als der Kaf­­fee Napoleon Vádli­­ sichgreifen, der revolutionären Bewegung in Starten fürchte, and daß er jedenfall für awedmä­­fig und fattpaft halte, gemeinschaftlich mit va HAL den Beftg von Benetten dem atfer von Oesterreich zu garantiren. Diese merkwürdige Eröffnung des Lord John dürfte den Rat­fer überraspt haben, welcher Herrn 9. Versigny mit der Rüd- Äußerung beauftragte, daß Frankreich zu einer solchen Sarantie­fin unter seiner Bedingung hergeben könne, daß sie Übrigens ganz Überflüssig werden würde, wenn Eng­­land an der­ Herstellung des Friedens im Königreich der bei­­den Sizilien mitwirken­ wollte. . . Louis Napoleon , fließt der Korrespondat , weiß sehr gut, daß ein Einverständnis zwischen den deutschen Großmächten ein Einver­­tändniß zwischen England und diesen zur Sorge haben wird, wenn er nit dazwischen trete. Daher »dieses unerwartete Entgegenkommen, dar das Schreiben an Palmerston. Sehr pisant ware ró, wenn er sich bestätigte , was uns gesagt wird, daß der Kaiserliche Brief das Datum von der Zusam­­menkunft von Teplig führe. Auch einer dritten Pariser Korrespondenz müssen wir. hier Erwähnung thun ; der Berliner „N. 3." wird nämlich zum mehrgenannten Briefe Napoleons folgender Kommentar geliefert : Die Allianz mitngland — betri­eg In der scheinbar gut unterrichteten Korrespondenz — fleht in des Kai­­sers Programm obenan, er flieht in ihr die sicherste Gewähr gegen jede europäische Koalition, und er will sicherlich jede Kollu­sion mit England so Lange vermeiden, als er die­­selbe ohne Das Opfer seiner großen politischen Pläne ver­­meiden läßt. Diese Pläne, welche einerseits auf das allmä­­lige Vorrüden bis an die sogenannten natürlichen Grenzen Frankreichs hinauslaufen, andererseits die Herr­­schaft im mittelländischen Meere bezwehen, müssen allerdings­ früher oder­ später zum Konflikte mit Eng­­land führen, nach des Kaisers Absicht aber möglichh spät. Daß er der englischen Allianz Opfer zu bringen be­reit ist, bemeist er in China und bewies er schon bei mehrere­ren anderen Gelegenheiten. Wo aber seine Prinzivien in’s Spiel kommen, wie beim marosfanischen Kriege, aus­ dem das­ Protekt, Spanien zur Großmacht­ zu­ erheben, hervor­­ging, da widersteht er mit Teftigkeit. In der französischen Politik it SGibraltar natürlich ein wichtigerer Punkt, als Konstantim­pel. Indessen ist die Frage noch nicht reif. Der Kaiser schwanzt so zwischen der rufsischen und der englischen Allianz. Wer bietet am meisten? Rußland fordert viel und leistet wenig, denn Rußlands Feindfaft wäre kaum zu fürch­­ten; auch geht die rufsische Diplomatie unbedingt auf Franke reichs Pläne ein, wenn sie auch manchmal, wie z. B. in Neapel, leife Widerstandsnelieitäten verräth,, um die endliche Zustimmung besser zu verwertben.­­ Begreifl­erweise warnt aber England die schwebenden Tragen der großen Politik nicht gerade in einem Momente zu lösen,­ in welchem Stant­­ze ihs Mebergemwicht. überall bestimmend eingreift. Dagegen ist Napoleon wiederum keineswegs mit der russischen Lösung der orientalischen Frage ganz einverstanden, da er vielmehr im Oriente Heine, unabhängige Staaten unter europäischer, beziehungsweise französischer Orrantier gegründet willen machte- Gerade darum aber kann sich Stanfreih momentan mit England gut über Italien einigen, da­ England, die unitartische Tendenz der Italienischen Revolution, unter­­fügt. — Das Alles ist keine hople Koniertnraipplitis, sondern auf eine Redhe bestimmter lieferungen und Tribatsachen begründet, Im, dasselbe System, welches fest im mitteländischen Meere rar wird, soll­au­ an den nördlichen Küsten Europa’s versucht werden, wo die, Allianz mit den fkandinanisch­en Staaten unaufhaltsam vere­folgt wird. Einstweilen wird alles aufgeboten, die englische Regierung auf­ dem­ Wege der­ Güte­nder des Zropes, durch Drohungen und Konzessionen zum Preisgeben Belgiens und der Rheinprovinz (welche ja für Frankreich unzertrennlich sind) zu bewegen, Ueber die­ Tragweite der Militärkonven­­tion zwischen Garibaldi , und­ ‚dem Grafen Clary in­­ ‚gang genommen hätten. Nun is die Mission der Herren Man h­o,nit Dt speare aderbings beendigt und sie werden, wiker­­tutionnel“ wissen will, Anfangs nächster Woche ihre Ri nac­h Neapel antreten , ,überschüttet mit N­achichten und Banketen , aber Absehpiedsbanketen.” Sie werden reifen, ohne etwas erlangt zu haben, sagt das offiziöse Partser Blatt und, der „„Espero‘ spricht ihren Bemühungen in einem Ar­­tikel, mit der Ueberschrift + , die Allianz is todt" , in noch bestimmterer Weise jeden­ Erfolg ab: „Jeder Berfudy einer Allianz zwischen Turin und Neapel ist unmöglich geworden, nicht allein, weil, nachd­em die Beindseligkeiten in Gizilien (bei Milaz 30) wieder aufgenommen wurden, in wenig Tagen das Schiäfal beider Theile des Königreichs das gleiche sein wird, sondern all weil die Ha­tung der Parteien auf dem neapolitanischen Kontinent jede Aussohnung unmöglich macht. Ein Brief aus Neapel vom 28. v. M. ber­ichtet, Lam­baldii habe in dem Ablehnungsschrei­­ben an Rittor Emanuel erklärt , er künne seinen Waf­­fenstillstand eingehen­­; er allein sei in der Lage die Mittel zu beurtheilen, welche die Verteidigung von Si­­zilien erfordert, und er werde nicht Halt machen, bevor er die italienische Einheit zum Siege geführt. — An Detailberichten aus Neapel und Sizilien hier gen uns vor : In Neapel hat der Polizeiprüfer Sarina be­kanntlich versucht, die Ausschreitungen der Straßenli­­teratur zu zügeln. Die betreffende Ordonnanz beginnt mit den Worten : „Elende Slugblätter ohne Speen, ohne An­­flug, eines, sodann ich sage nit Schulbank Die Grammatik Drudereien angeordnet wird, blos menschlichen Styles machen sich Minbrau­cher, In Italieniscjen, breit, Durch die Verfassung ganz Europa­ verantwortlich machen könnte. Diese Worte Federfuchfern bitter künfen, die befser thun die Bestimmungen, nein, eines seltsamen beunwilligten Preßfrei­­heit länger dulden, ohne Gegenmittel anzuwenden, welche dem Lande eine solche Schmach ersparen, wäre ein Bergehen, für das die öffentliche Meinung worin die Regierung werben armen würden, auf ber­ben Preßbengei mit zahllosen Mißgeburten ihrer ungeheuerlichen Einbildungs­­kraft zu plagen , da alle Gutgesinnten, d. b. die ungeheure Mehrheit der Nation, werben mit Beifall HMatiden, Es fol­­gen erscheinen der Inhalt der Broschüren für die­ Verbreiter derselben her­­vorruft, sei Dadurch nicht ausgeschloffen. — In_ den Pro­­vinzen schwannt das BZünglein der Wage fortwährend. In Taranto, Eboli, Bovino, Salmona, Sansevern, Gaeta fanden reaktionäre Bewegungen statt, in Reggio dagegen und in Averfa ließ man Biktor Emanuel und Garibaldi hod ben, fina. damez; ein Bataillon nifterpräfidenten, folgt, mußte er mweldem. legtern ner Gattin, Ducdeffa dt Mignano, organifirten und lange werte eines Hauses einquartieren, wo er zu Te­­Nach ersterer Stadt fdichte General Clary von Mef­­zur. Verstärkung der Garnison. Die „Raztone‘‘ veröffentlicht die Eingabe, worin Nunziante den König um seine Entlassung bittet, den zwischen demselben und dem Kriegsminister, Schriftenwechsel wie, dem Di­­­er seine Dekorationen au­­zürichtet, weil­ man ihm die nicht verlangte Entlassung die Pensionirung mit der Erlaubniß, ss ins Ausland zu begeben, gewährt; ferner die Verzichtleistung Zeit­kommandisten sei­­als­ Anf­­tagesbefehle desselben an die von ihm, Lagerbataillone, so­­wie an die mobile Division. — Es hieß, der nach Malta entfloßene Polizeikommissär Campagna sei dort ermordet worden. Dem ist nicht so, allerdings aber hat ihn eine eigen­­thümliche Art der Rache ereilt, Bon Hotel Hotel_ver­­zulege im höchsten Stod­­nicht ‚einmal die Senfter Öffnen durfte, sobald er dies nämlich that, hab, er aus den gegenüberliegenden Fenster Flinten auf sich gerichtet, 10 bad er vor Entgegen die Laden fárlok, In den Straßen geleitete in allgemeines Schreien und Pfeifen, so wie er sich aus­­ die weiteren willigt, sondern endlich zwei fi zu fluchren, in im Lavalette benen Einen als so, so die Schließung aller Schriften melde anonyme gerichtlichen Verfolgungen , auf ihre Stelle Ber

Next