Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1860 (Jahrgang 7, nr. 226-252)

1860-10-20 / nr. 242

Samstag, 20. Oktober. Hr. 242 Pest, 1860. (Die einzelne Nummer Foflet 3 Er. 6, 48.) Beer zu III-—­ " Wie , dirnet" berichtet, Haben der am Montag sattgefundenen Berathung beim Ministerpräsidenten auch die Grafen Emil Deffenffy und Georg Andraffy, Freiherr Paul 9. Sennyey und Georg v. Majláth beigewohnt, und zwar sind dieselben einem Nufe des Grafen Szecsen folgend, zu Diesem werde Sonntag Abends von hier zu­­gleich mit dem Gr. Georg Apponyi nach Wien gereist, — Der Herr FZM, Ritter v. Benedett verläßt mor­­gen, Sonntag, Wien, Im gestirigen Abendblatt der Wiener „Prese" Telen wir an der Spibe : „In­folge von Mittheilungen, melde uns bei Schluß des Blattes zusamen, sehen mir uns genöthigt, einen Theil der politischen Revue zu beseitigen, und im In­­teresse der rechtzeitigen Ausgabe den dadurch verfügbar ge­­wordenen Raum mit Inseraten auszufüllen.‘ — Und giei darauf berichtet dasselbe Blatt: „Bon Koburg aus, treibt der Korrespondent der „A, A. Big. “sind der dfser­­veiägtschen Regierung seitens der englisgen Eröffnungen ge­­macht worden, welche auf die Entsich­erungen unseres Kabi­­nets vielleicht einen fordernden Einfluß ausüben können. Es is nämlich son dem­ Erscheinen einer starren englischen Flotte im adriatischen Meere zum eventuellen indirekten Schub der Österreichispen Häfen und Handelsinteressen die Rede, und dieses Erscheinen von geriissen Zugeständnissen abhängig ge­macht worden. So erfahre ich aus ganz zuverlässiger Quelle,’ Politische Rundschau, 20. Oktober. Wie aus Wien berichtet wird, fol­gert Richard Metter­­nich, welcher vorgestern von Dr. Maj, den Kaiser em­­pfangen wurde und gestern eine längere Besprechung mit dem Herrn Ministerpräsidenten Grafen von Reiberg hatte, wärften Dienstag auf seinen Posten nach Paris abreisen. Derselbe wird Deyerhen aus Barsdaung vor seiner Abreise erhalten. Die preusische Note nach Turin sol gleichfalls schon abgegangen sein. Es heißt, daß sie besonders Das sardinische Memorandum vom 12. September über das Einfügen in den Kirchen­­staat beantwortet, im Nedrigen aber selbstverständlich auch auf die jüngsten Vorgänge in Neapel Bezug nimmt. Der „El. 3." wird über diese Note mitgetheilt, das Preu­­fen, entfcgieben auf dem Boden des Völkerrechtes stehend, mit Nachdrud so gegen die Ausbeutung des Nationali­­tätsprinzips ausgesprochen habe, wie sie gegenwärtig durch­ Sardinien und dessen Förderer vor den Augen Europas vor sich geht. Im gleicher Weise soi Preußen fi­­es­gen den Grundfall der allgemeinen Bollsabstimmungen, durch welchen die Grundlagen des bestehenden öffentli­­chen Rechts Europas erschüttert werden, erklärt haben. Aus Italien liegen folgende Nachr­äten vor : Am 13. wurde, wie bereits in Kürze gemeldet, in Grottamare die neappolitanische Dep­u­­tattion von Biltor Emanuel empfangen. Herr Ruggieri Bonght, der an der Spige derselben fand, stellte sie dem Könige vor und überreichte die Adresse des Munizipiums. Hierauf sprach der Generalprokurator Bacca im Namen des Richterstandes. Der König un­­terhielt sich mit den Abgeordneten eine Stunde lang , und erklärte seinen unerfährterlicien Willen, die U Ungerechtigkeiten, welche das Gefähl und Europa bisher Italien angetban, gut zu machen und im Nothfalle bis zum Aeufersten zu kämpfen, um die Wünfige der Völker, die auf ihn vertrauten, zur Er­­füllung zu bringen. Er sagte, die Italiener hätten beriesen, hab sie an Muth und Tapferkeit den Uehrigen nit nachjrie­­ben und spendete den Einen nach den Andern Rohsprüche, zuerst den Tombarben, die er Helden nannte, dann den Tos- Tanern, deren lepte Thaten im Feldzuge in den Marken er Hervorhob, sowie den Romagnolen. Er fügte bei, bag er von den Neapolitanern nicht weniger erwarte, indem er selbst sie bei Goito im Jahre 1848 an seiner Seite kämpfen gesehen habe. Man könne also nur einen glücklichen Ausgang hoffen, wenn das Unternehmen der Italiener auf Widerstand stofe. Was ihn betreffe , so werde er alle seine Kräfte aufbieten und auf seiner Politik fett beharren, die darin bestehe, das Bott zu lieben und der Wahrheit zu huldigen, indem er sich überzeugt habe, daß Wahrheit und Loyalität die beste Klug­­heit sei und­ daß der b­laueste Kunstgriff darin bestehe, nicht hinters­fiig zu sein. Der französisse Dampfer ,, Prottis‘, welcher 500 I. Soldaten von Auguste und Meslina nach Gaeta bringen sollte, wurde, wie von erwähnt, von den farbiniscchen Sátti fen angehalten und der Kommandant desselben mußte sich verpflichten, diese Mannschaft in Neapel ans Land zu fegen. Als er hier angekommen war, verbot der Kommandant des französischen Gesämwaders die Ausschiffung und verlangte Ge­nugthuung für die der französisgen Flagge angethane Belei­­­digung, indem er behauptete, die sardinischen Schiffe hätten sein Recht gehabt, das französische Schiff zu dburáfuhren , da die Binfade noch nicht in Kraft bestehlte. Der , Nord" be­hauptet, der Fall. Admiral Barbier de Tinan habe den Ka­pitän des ,,Protts‘ fon früher mehrmals gewarnt, seine „Kriegsfontrebande”’-Geschäfte aufzugeben. — Am 8. und 9. b. sind die sardinischen Fregatten ‚Adelaide‘, „Sarlo Alberto" und , Costituzione", so wie die Dampfer , Monzambano", „„Zanary‘ und , Dora" mit den General Gontaz und dessen Stabe, dem Garderegim­ent , einem Schüsenbataillon, mehreren Batterien mit Belagerungs­­parts und 200 Pferden und Maulthieren von Ancona nach Neapel abgegangen. — Die wieder eingefegten päpstlichen Behörden haben in Etterbo zahlreiche Beamte abgelöst. Die Emigration nimmt starf überhand. Der I. Kommissär in Perugia läst die Flüchtlinge in Kl öster unterbringen. Es haben sich zu deren Unterfragung Komite’s gebildet. An sünfigen Nagridten sind eingelaufen : Aus Paris vom 16. wird geschhrieben : , Die Ab­­reise des Migr. Saccont, der, wie der , Montteur" heute ankündigt, sich auf Urlaub nach Rom begibt, legt man hier so aus, daß der Papst nicht mehr lange in seiner Haupt­­stadt verweilen werde. Bestimmtes hierüber verlautet jedoch wo nicht, MWahr sehen un­d­ Ist es, daß der Papst bis zur Be­endigung der Warschauer Zusammenkunft seine Abreife bine anschieht. Graf Kiffeleff wird diesen Abend noch, nahe dem er eine Audienz bei dem Kaiser gehabt, nach War­­­au abreifen. Die Abreife des päpstlichen Legaten findet im­ Laufe der nächten Mode statt, Herr v. Grammont sol auch etwa für einen Monat auf Urlaub hieber kommen, General Lamporichiere, für den in Nom bereits eine Wohnung in Verein­egaft gelebt wird, sol nur etwa acht Tage dort zu verweilen gedenken und dann auf seine Gü­ter nach Frankreich zurückkehren. Der Kaiser von Rußland hat der Witwe des Generals Pimodan durch offizielle Ver­­mittlung der Gesandtschaft sein Beileid bezeigen lassen. Nach Berichten aus Algier hat der Generalrath der Provinz dieses Namens seine Entlassung in Maffe eingereicht. Der Generalrath entschloß d zu diesem Schritt in Folge eines ——— —— MB mee 7

Next