Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1860 (Jahrgang 7, nr. 226-252)

1860-10-23 / nr. 245

; Dientag, 23. Oktober. Kr. 246 Bett, 1860. (Die einzelne Kammer Eoftet 3 Er, 6, 3.) Abendblatt as Pester Lloyd.­ ­ Telegraphischen Meldungen zufolge sind Se. Ma­­jestät gestern um 2 Uhr Morgens in Oderberg, um 5 Uhr 27 M, in Szakrowa angekommen und haben in dem fertig gefämürten Bahnhofe einige Minuten verweilt ; son ©ranica reifte ©. Majeslät um 7 Uhr 22 Minuten weiter. Der kaiserliche Gesandte am russischen Hofe, Graf Thun, war mit dem Kralauer Bahnzuge in Oderberg an­gekommen, um Ge. Majeflät zu erwarten. " Die , Drtb. Holt" meldet : „Seitens des Gemeinderathes wurde ge­­fern (Sonnabend) den Hausbewohnern jener Straßen, welche Se. Majestät der Saifer bei feiner Abreise paffir­ren werde, eine allgemeine Beleuchtung angefagt." — Mit der interimistischen Leitung des Ministeriums für Kultus und Unterricht ist der Unterstaatssekretär, Freiherr 9. Helfer, betraut. Gestern Mittag traf der Furi-Primas in Gran ein; ein Korrespondent schreibt uns : Alles strömte zur Brüde hinaus, die Honoratioren in Sala, die Stubb­enden im Nationalfortüme, Fahnen aller Farben schmücten die Baillifa, die Brüde, die Höhen und die Passage. Um 11. Uhr fuhr der Kardinal, vom Bahnhof kommend , mit Barreitern und Suite über die Brüde, von tausendsimmigem Elfen empfangen, und flieg in die Residenz ab. Dort entblößte die bi@tgedrängte Menge das Haupt und sämmtliche Studirende stimmten im Chor die melancholisgen Töne des , Szózat" an. „SoldE Tanuja" will wissen, daß die den Landtag vorbereitenden Berathungen zu Gran im Dezember statt­­finden werden. — Nach demselben Blatte wurde an der Erlauer Erzbisgof, Bartatovics , im Aller­­blästen Auftrage nach Wien berufen, und reifte vorge­­fern Abends, nach einem kurzen Aufenthalte alhier, dahin ab. — Bischof Lononies Hat seine Titel und Orden zurückerhalten. — Wie es heißt, wird Graf Jo­­hann Ezk­ály zum Juber Curiae und Georg 9. Mailath jun. zum Tavernicus ernannt werden. Graf Edward Károlyi veröffentlicht im " B. N." folgende Zeilen : So protesste hiermit gegen jene, hauptsächlich in Wie­­ner Blättern veröffentlichte Behauptung, als hätte ich selbst um die Internirung Had Graz gebeten. Bei Gelegenheit meiner Gefangennahme in Salzburg wählte ich — ein länger­tes Untersuchungsverfahren befürchtend — mein Gut in Rad­­vány uld den Ort, wo ich die endgültige Schlichtung meiner Angelegenheit erwarten wollte. — Da ich aber dazu keine höhere Bewilligung erhielt, mir vielmehr als Ort der Inter­­nirung Graz oder Brünn bestimmt wurde, entschied ich mich für Crazy — doch nicht aus freiem Antriebe, sondern aus Amwang, da es mir nicht erlaubt war, einen anderen Aufent­­halteort zu wählen. Politische Rundschau, 22. Oktober. Eine Des­perdje aus Neapel meldet, das dort vorgestern die A B - Himmung wirklich begonnen hat. Das Resultat des Bo­­tam’s will Bittor Emanuel in Foggia, der Hauptstadt der Capitanata, wohin er­st aus Chieti bereits begeben, abwarten. Garibaldi hat sich, nach einem rechten Rüde falle, entfdsteven auf Die Seite der farbinischen Regierung ge­­­tellt und seiner Dik­atorialgewalt zu Gunsten Viktor Ema­­nuel’s entsagt. Dallavicino fann nun­ nach Gutvünfen fSalten, und Sarint wird bald Alles in ein regelmäßiges Geleife zu Bringen wirsen. Sonst beziehen si auf Die Vorgänge in Neapel folgende Nachrichten : Die Gartenldu­íden Positionen vor Capua, b. 1, Santa Marta und Sant’ Angelo sind selt dem legten Angriffe von Seiten der Neapolitaner auf eine formi­­dable Weise beteiligt worden, und es dürfte den bourboni­­schen Truppen nicht leicht gelingen diese Stellungen zu ber drohen. Beide Positionen sind nur nicht weniger als vier­­zehn Redouten verfärkft worden, welche gegenseitig durch einen bedeckten Weg in Verbindung stiehen. Die Gesammtzahl der Geflüge beläuft sich in diesen Fortifika­tionen auf 21 Bela­­gerungs- und 30 Feldstücke. Das dem Feinde zugeführte Ter­­rain ist auf eine große Strecke mintrt und der Hauptkanal des Minensystems mit einem elektrischen Zündapparate versehen. Die Stärke der bourbontischen Armee beläuft sich nach den übereinstimmenden Aussagen­ gefangener Offiziere auf folgende Zahlen : Zwei Regimenter Grenadiere 4674 M., Gardejäger 2337 M., zehn Bat. Linienjäger 11,600 M., zweit Regimenter Gardehußaren 1500 M., zwei Regimenter ann rt 2250 M., Artillerie 1100 M., Summa 23,461 ann. Das Dekret G­aribaldi’s, fur welches der Mutter und Schwester des Königsmörders Milano eine Hension ausgefebt worden ist, hat zu einer Kommunikation Veranlassung gegeben, die allen beim Könige Franz II. acere­­chtesten fremden Sefandbten gemacht worden ist . Der Unterzeichnete glaubt, indem er Dieses Dekret (Bart­­haldi’e) zur Kenntniß Europa’s bringt, sich jedes Kommentars zu dieser unverantwortlichen Berfügung enthalten zu können. In seinem Lande war die Resolution bis zu diesem Grade der D­erberbtheit und Anarchie gediehen ; bis zu diesem Tage hat man wo nit erlebt, daß man den Königemörter wie ein heilig Ding ehrt, den Meuchelmörder öffentlich belohnt und so zum Morde der Souveraine auffordert. Die Dik­­tatur, welche im Königreic beider Götzisten herrscht , hat dieses betrübende Beispiel gegeben. Die V­erherrsichung des Meuchelmordes hat in einer von den piemontesischen Truppen befreten Stadt sie ereignet, durch einen Anführer (condot­­tiere), der im Namen des Königs von Sardinien han­delt, welcher ja seit vier Monaten jede Art von Verantwortlichkeit zurücweist, denn man lügt auf seine Fahre und auf seinen Namen, Der Mensch, der seines Gleichen zu ermorden trachtet, der Soldat, der aus der Reihe tritt, um seinen General zu errorteren, der Bürger, der mit dem Bajonnet sich auf seinen König stürzt, werden also von der Regierung Garibaldi’s als Märtyrer betrachtet, welche des Lobes, der Belohnung und der Trauer würdig sind. Diese Apotheose im amtlichen Journal von Neapel, diese im Namen des Königs Viktor Emanuel dem Königsmörder gegebene Belohnung sprechen lauter al jede Schilderung von der Anarchie und von dem befragenswerthen Zustande, in welchem das Land fest der In­­vasion seufzt, Sch Hproteflire nicht gegen den Skandal die­­ses Defrets, welches jedes moralische Gefühl empört, jeden Grundlag von Ehre und Meligion umfößt. Sch beschränke mir darauf, es bei Gerechtigkeit, Europa’s als einen der sahllosen Belege für Die politische Sittlichkelt gemwisfer Leute vorzulegen, welche, gefragt auf fremde Macht und zu unwür­­digem Berrath Hrownzirend, Die Autorität an­fi geriffen und den beträchtlichsten Theil der Halbinsel offupirt haben.“ Das Pariser „Siec­e“ sagt, Spanien habe diese Mitthei­­lung an die Gesandten gemacht, und fügt dann hinzu: Haben die Gesandten der Mächte auch einst proteslirt gegen die nach­folgende königliche Ordonnanzg vom 12. Oktober 1814? — „Ludwig, son Gottes Gnaden, König von Frankrei und Na­­varra, Gruß allen denen, die Gegenwärtiges Wesen werben, auf den Bericht unseres eben getreuen Kanzlers von Frank­rei, Herrn von Ambray, in der Abit, Die Tree und Er­­gebenheit an unsere Person des verstorbenen Georg Cadoudal zu belohnen, und seiner Familie ein Dauerndes Zeugniß un­­serer Gesinnung zu geben, haben erhoben und erheben in den Adelsstand, haben belehn und belehnen mit dem Titel und der Eigenschaft eines Adligen, für ewige Zeiten zu genießen, den Herrn Sofept Caboubal für sich und seine Nachkommen in direkter Linie mit allen Reiten, Ehren und Prärogationen, die an diesem Titel haften. Gegeben im Schlosse der Tui­­terien, den 12. Ort. im Sabre des Helles 1814, und des zwanzigsten unserer Regierung. Bado­ud­al war bekannt­ , der gegen den Konsul Napoleon am 2. Nivore gerichteten Höllenmaschinenanschlages und wurde am 10. Juni 1804 inne­gerichtet. Medrigens ist das Garibaldi’sche Dekret ein arger Skandal und kann durch seine Präzedentien entschuldigt werden. Aus dem Kirchenstaate wird gemeldet : Eine­r Verfügung des Generalkommiissärs der Marien vom 5. Oktober, im amtlichen Blatte von Ancona publizirt, hat vom 16. d. an Die Zolllinte für wohl gegen Sardinien, als auch gegen Neapel für aufgehoben er­lär. Dr sardinische Zollarif tritt 31 Tage nach seiner Bekanntmehung für die Marken in Kraft. Ein gleiches Der fret tít von der Brohistorialregierung in Neapel erlassen wor­­den. In Orsylieto zirkulirt eine Huld­igungs- und Ergebenhe­itsadresse an Bistor@manuel und eine zweite an den Kaiser Napoleon. Beide sind bereits mit mehreren Tausend Unterschriften bedeckt. Der fontgi, fardbinische Generalkom­­missär hat folgenden Protest gegen die Miederbefe­­sung Biterbo’s durch französische Truppen erlassen: , Art Herrn General EGnyon: Indem ich die Note im , Mor niteur‘ lese, bin ich geneigt zu glau­en, bag bi: Belebung Biterbo’s eine bunte mil­itärische Maßregel sei, megs halb ich hoffe, in diesen Provinzen auch­ fernerhin den Schuß im Namen des Königs Ritter Emanuel ausüben zu dürfen. Wenn bied aber Ihren Instruktionen zuwiiderlaufen sosite, so würde mir nichts anderes übrig bleiben, als Ihnen die Ber­echtigung dieser edlen Bevölkerung zu Übertragen, welche sich mit Einstimmigfett für ihre Nationalität und Freiheit erklärt hat, und Die sich somit ihr Recht, über ihr eigenes Schiefal zu bestimmen, für eine spätere Bett vorbehalten müßte. Wenn bie Unterbrücten und ig nur einen Augenblick an ihrem vollgiftigen Shug zweifeln könnten, dann würde ich, Herr General, an den Gefühlen der Todachtung und der Dankbarkeit fehlen, welche wir alle Frankreich und dem Kai­­ser schuldig sind. Im Auslande kann man die Wahrheit ver­­hűtlen, und die römische Frage würd den Parteigeist falsch darstellen, aber es würde schlimm sein, wenn man gegenüber dieser leitenden Bevölkerung behaupten mollte, daß die Fl­er ritale Serrshaft nit für Ale unmöglich geworden sei. In der Provinz Viterbo wie überall, würde man einstimmig optiren, auf welcher Seite das Stedt und die Gerechtigkeit sei, ob auf Seite des Bolfes oder auf der der sömischen Mer­sterung. Genehmigen Sie, Herr General u. f. w. BPerugia, 9. Oktober 1860, Der Königl, Kommitssär für die um­­brischen Provinzen (gez) GN Repoli“ Aus Biterbo, 13., wird gefärieben : Die Stadt bietet einen Höchst traurigen Anblick dar. In allen Straßen fießt man Wagen mit Möbeln und Hausgeräthe aller Art be­­laden, welche den auswandernden Familien an­gehören. Diese derselben missen nicht einmal, wohin sie sich wenden sollen, und sie rufen verzweifelt nur „‚fuori ! fuori !" um so bald als möglich aus dem Bereiche der Franzosen und der päpstlichen Gendarmen zu fommen, Sch werd nicht, wer hier mehr gehaßt is, erflere oder regiere, Man sagt, hat General Goyon den früheren tönigi, sardinischen Kommissären versprochen habe, fir 1A Tage nach der Begehung Diterbo’ für Die Unverlegbark­eit der Bersonen und des Eigent­um ós einzuflehen. Nach diesem Termine konnte er (Doyon) keinerlet DBerant­­­wortlichkeit mehr Übernehmen, denn das Land würde dann sö­llig den prägstligen Behörden übergeben werden. Selbst der in Biterbo Kommandirende französische Oberst rieb­ den Einwohnern auszumand­ern, da er „für die Folge für nichts gutsiegen könne" Zugleich mit

Next